Wer heute an Kreuzfahrt denkt, hat beim deutschen Volumenmarkt vor allem zwei Schiffsfamilien im Kopf: AIDA und TUI Mein Schiff. Beide stehen für die neue Lust am Urlaub auf dem Meer. Beide sprechen den Mainstream an und finden ihr Publikum. Aber reden wir hier wirklich über Seereisen? Im Endeffekt geht es doch mehr um Hotelaufenthalte auf dem Wasser, um Annehmlichkeiten eines reichhaltigen Urlaubs-Resorts mit der Besonderheit, dass die Welt draußen sich quasi über Nacht verändert, falls man sein schwimmendes Zuhause mal verlassen möchte.
Bei Entdecker-, oder Expeditionsreisen liegt der Schwerpunkt schon anders. Aber auch hier, beim Cruisen abseits der klassischen Routen, wurde die Komfortzone in den letzten Jahren mächtig ausgeweitet. (mehr …)
Seitdem wir fliegen, vertrauen wir unser Gepäck einer kleinen Banderole aus Papier an. Darauf stehen alle Informationen, die hoffentlich dazu führen, dass Gepäck und Inhaber gemeinsam reisen und am Ziel auch wieder zueinander finden. Praktisch, billig, gut. Auch wenn man manchmal verzweifeln möchte, die fest verklebten Papierstreifen am Griff wieder auseinander zuseln zu müssen ohne Schere. (mehr …)
Es geht heute um nörgelige Urlauber. Der Deutsche hat ja so einen gewissen Ruf in der Welt, selbst in den Ferien nicht loslassen zu können und leicht rechthaberisch auf seine Reklamationsgründe fixiert zu sein. Da soll es Exemplare geben, die den ersten Ferientag fast schon akribisch nutzen für die Beweissicherung selbst der kleinsten Abweichungen vom Glücksversprechen in den Katalogen. Die Veranstalter, sehr in der Haftung durch das deutsche Reiserecht, können ein trauriges Lied davon singen. Trotzdem gelingt es ihnen immer besser, Mängel schon vor Ort zu kompensieren. Einfach aus der Erfahrung heraus, dass ein besänftigter Urlauber, so sehr man seine Korinthenkackerei auch verachtet, für das Unternehmen viel billiger ist, als ein Rechtsstreit daheim. Von schlechter Mund-zu-Mund-Propaganda noch gar nicht zu reden. Aber ein Teil der Reklamationen landet dann trotzdem vor dem Kadi. Mein Kollege Michael Schweizer von der touristischen Presse-Agentur tdt hat Reisestreitigkeiten vor Gericht gesammelt und daraus ein Kompendium gemacht, wie heute Urlaubsmängel juristisch bewertet werden. „Wenn Sterne lügen“, heisst sein Buch, und Urlaubsärger vor dem Richter ist gleich auch unser Gesprächsthema.
Seit dem Sommer ist nun das dritte neue Schiff der TUI-Flotte unterwegs. Die Mein Schiff 5. Von außen identisch zur 3 und 4, innen aber mit der schon gewohnten Evolution weiterentwickelt. Innenarchitektonisch wird es immer besser, das muss man wirklich anerkennen. Das Team um Wybcke Meier beobachtet genau, welche Bereiche von den Gästen wie gut angenommen werden und optimiert permanent das Erlebnis auf See. (mehr …)
Urlaubs-Streitfälle vor Gericht haben manchmal eine unfreiwillige Komik für das juristische Personal. Wenn darüber verhandelt wird, ob in islamischen Ländern morgens ein Muezzin rufen darf, ob Flugangst Grund genug für einen Reiserücktritt ist, ob es bei einer Notlandung Schmerzensgeld gibt für die Angst, ob man eigenen Schnaps an Bord eines Schiffes mitbringen darf – es gibt keine menschlichen Ferien-Dramen, die nicht verhandelt werden. Flug weg. Pool verdreckt. Essen mies. Ferien, bei denen sich Menschen hinterher urlaubsreif fühlen. Da staut sich so mancher Reiseärger. (mehr …)
Der Unterschied ist mir gerade vor wenigen Wochen bewußt geworden. Bei der MS Nordstjernen vor der Küste Spitzbergens reichte für den Landgang das persönliche Abmelden bei der Stewardess an der Gangway, die eine Strichliste führte. Auf dem Motorsegler MS Columbo vor der kroatischen Küste brauchte man noch nicht einmal das. Einfach raus und rein – so, wie das auch früher auf den Großen Kreuzfahrtschiffen üblich war mit off-board-Kärtchen am Schlüsselbrett. Heute gleichen Ozeanriesen in dieser Hinsicht einem Hochsicherheitstrakt ähnlich einem Flughafen. My ship is my castle – auch wenn im Inneren im Regelfall die pure Harmonie herrscht und die weltweite Besatzung in ihrem aggressionsfreien Miteinander einem Friedenscorp der Vereinten Nationen gleicht. (mehr …)
Lautsprecher 214 – der „Was mit Reisen“-Standpunkt
Es ist in dieser Woche in Touristiker-Kreisen viel diskutiert worden über eine neue Unwägbarkeit, die die Tourismus-Planung nachhaltig beeinflussen könnte. Nicht nur wie bisher die Terrorgefahr oder Unglücke werden Reiseströme neu lenken – immer mehr werden es auch die politischen Verhältnisse vor Ort sein. Der Reisende fängt vielleicht an, darüber nachzudenken, ob ihm auch das gesellschaftliche Umfeld behagt, wo sein Urlaubsdomizil angesiedelt ist.
Die Wahl in Mecklenburg Vorpommern mit dem erschreckend starken Abschneiden der rechtsradikalen AFD vor allem im Osten des Landes – und da vor allem auf der Ferieninsel Usedom – war der Katalysator. Klar, aus dem Bauch heraus möchte man ein schnelles Urteil fällen. Nein! zum Urlaub in einer Region, in der fast die Hälfte der Wähler Nazis sind, oder Rassisten, oder zumindest unterbelichtete Schwachköpfe, die für Verantwortung in der Demokratie zu blöd sind. Schublade zu. Es gibt schließlich noch andere schöne Gegenden in Deutschland.
Selbst schuld, wenn das Wahlvieh es übersieht, dass seine einzige Überlebenschance im Fremdenverkehr steckt. Ich nutze jetzt bewusst das antiquierte Wort. 18.000 Übernachtungen je 1000 Einwohner. Die Region hatte bisher die mit Abstand höchste Tourismus-Intensität bundesweit. 5,1 Milliarden Euro beträgt der Bruttoumsatz der Tourismus-Wirtschaft in Mecklenburg Vorpommern. Das sind 10 Prozent am Primäreinkommen in diesem strukturschwachen Bundesland. Und wichtiger: 173.000 Menschen leben vom Tourismus; davon, dass Fremde in ihre Heimat kommen. Auf Usedom sind es 85 Prozent der Einwohner. Und wenige hundert Kriegsflüchtlinge dort in östlichen Ecke Deutschlands reichten aus, dass die völkischen Parolen der rechten Hetzer zu so einer geistigen Besoffenheit am Wahltag führten. (mehr …)
Ich habe mal bei einem Gastrokritiker gelesen, dass man in Berlin, selbst wenn man qualitativ schon Hürden vor die Würden setzt, fünf Jahre lang jeden Tag essen gehen müsste, um sich nicht nur durch die kulinarischen Verlockungen, sondern auch die ansehnliche Weltküche der Stadt zu futtern. Eine Herausforderung nicht nur für Gourmands, sondern auch für Gourmets. Klar gibt es immer noch die Berlin-typische Plumpsküche, die bis Ende der 80er Jahre den Westteil dominierte – vom damals ungenießbaren Frass in Ostberlin gar nicht zu reden. Aber mittlerweile glänzen 25 Michelinsterne über der Hauptstadt, analog Feinschmecker Effs und Gault Millau Punkte – und unzählige schräge Geheimtipps, für die allein sich schon eine Reise nach Berlin lohnen würde. (mehr …)
Hörstück von Rolf Nöckel, Sprecher Marcus Hoffmann
Junge Reisende heute werden die frühere Faszination am Weltentdecken kaum noch nachvollziehen können. Wenn man heute irgendwo hin will, ist jedes noch so exotische Urlaubsziele nur wenige Klicks entfernt im Internet. Mit Streetview und Earth kann man virtuell schon das kleinste Detail erkundigen und das Buchen ist auch kein Problem mehr. Egal, ob man selbst im Web auf Jagd nach dem besten Preis geht, oder sich in die bewährten Hände des Computer-unterstützten Stationären Vertriebs begibt, vulgo, ins Reisebüro geht. Aber früher, so erinnert sich Rolf Nöckel, gab es ganz andere emotionale Trigger, um sich in Urlaubslaune zu versetzen.
Einen Kessel Buntes haben wir heute für die Sommerausgabe des Reiseradios zusammengerührt zwischen Old School und Vision – und dabei starten wir quasi virtuell mit einem Thema, das man irgendwie als Gegenentwurf senden möchte zur schillernden Schieflage bei Unister. Diese ist nach dem dramatischen Absturz-Tod von Thomas Wagner und Oliver Schilling schneller Realität geworden, als selbst skeptische Branchenkenner orakeln konnten.
Das Geschäft von Unister und Urlaubsguru hat durchaus Parallelen. Man lockt den Kunden auf die eigene Seite und bekommt bei Vertragsabschluss Provision. So weit, so vermeintlich einfach, und doch so aufwändig. Während Unister astronomische Summen in Werbung und Google Platzierung investierte, bindet Urlaubsguru seine Millionen Fans durch die Suche nach redaktionell verifizierten Schnäppchen und einem geschickt platzierten, search-engine optimierten Lese-Content. Natürlich unterscheiden sich die Umsatzzahlen. Aber wenn man den beiden Gründern Daniel Marx und Daniel Kühn gegenübersitzt, könnte der Kontrast nicht größer sein zum flamboyanten und stets etwas halbseidenen Gehabe des Leipziger Enfant terrible des Reisevertriebs. Mit den beiden Junx aus dem Ruhrpott traf ich mich zum Gespräch in Berlin.
Der Gegenentwurf zum Modell Urlaubsguru ist sicher der Stationäre Vertrieb. Vor allem die vielen eher kleineren unabhängigen Reisebüros, die allenfalls Werbematerial von den touristischen Partnern bekommen für das Schaufenster und in alter Denke warten, bis ein Kunde durch die Tür kommt, den sie dann – hoffentlich fachkundig – beraten können. Was vor 20 Jahren vielleicht noch funktionierte, geht heute gar nicht mehr. Einzelkämpfer mit Ladenlokal sind vom Aussterben bedroht, sofern sie sich nicht in einer kleinen Produktnische perfekt eingerichtet haben. Ohne Kooperation geht es kaum noch. Der Deutsche Reisering ist eine von diesen. Kein Big Player, aber durch seine Struktur eben doch besonders. Es ist ein eingetragener Verein und damit von der Struktur her vergleichbar mit jedem Taubenzüchter-Club e.V. Der eher familiär-hemdsärmelige Umgang der Mitglieder, also der Touristiker, untereinander macht den Charme aus und ließ sich diese Woche wieder beim Sommerfest spüren. Ein sonniger Abend, aber dennoch mit Regenwolken im Kopf, wie der Leiter der Geschäftsstelle des Deutschen Reiserings, Andreas Quenstedt, gleich im Reiseradio zugibt.
Für alteingesessene Hamburger ist Wilhemsburg das, was der Berliner als JWD bezeichnen würde, janz weit draußen. Nicht unbedingt die beste Wohngegend und nach hanseatischer Betrachtung auf der falschen Seite der Elbe. Trotzdem gab es in Wilhelmsburg einen städtebaulichen Schub durch die Internationale Bau und Gartenausstellung. Und in diesem Aufbruch zu neuen Ufern entstand auch das Wälderhaus. Ein Signaturprojekt der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, um die Bedeutung eines intakten Waldes für unser Wohlbefinden pädagogisch zu vermitteln. Ein Teil des Wälderhauses ist Hotel, aber eben nicht irgend eines. Hier bot sich die Gelegenheit, Umwelt-politisch best practise zu praktizieren. Welche Chancen sich dadurch für eine wirtschaftliche Hotelführung ergeben, darüber unterhalte ich mich mit dem Direktor des Wälderhauses, Marc Dechow.
Oberstaufen. Jüngere Hörer verbinden mit dem Kurort, der sich aus Marketinggründen gar nicht als Bad bezeichnet, obwohl er es dürfte, eher die Google Streetview Aktion vor einigen Jahren: Als erster Ort, den man komplett virtuell mit dem Mauszeiger bereisen konnte in Deutschland. Medical Wellness Freunden fällt zu Oberstaufen Schroth ein, den etwas Lebenslustigeren der Kurschatten, der irgendwie seine Blütezeit dort im Allgäu gehabt haben soll. Es fällt auf jeden Fall nicht schwer, sich vorzustellen, dass bei der momentanen Deutschland-Euphorie im Reisesommer 2016 einfach ganz normale Erholungs-Suchende und Naturliebhaber Oberstaufen entdeckt haben. Und genau diese Zielgruppe möchte Heidi Thaumiller, die Chefin des Tourismusverbandes , auch gerne in der Zukunft haben, wie sie mir bei einem Treffen in Berlin versicherte.