Reiseradio – Sendung 217
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- Präsident in schweren Zeiten
- Antonia Rados: Offen sein!
- Sicherheit kein Reise-Motiv
- Tourismus als Chance
Was ein Ort doch für eine magische Wirkung entfachen kann… Die DRV Wahlen in dem Teil Berlins, das noch bis zur Wiedervereinigung Hauptstadt der DDR spielen durfte, brachten sozialistisch angemessene Ergebnisse. So wurde Norbert Fiebig für drei Jahre im Amt des Präsidenten bestätigt mit 99,88 Prozent der abgegebenen Stimmen. Ein schöner Vertrauensbeweis in durchaus unruhigen Tourismus-politischen Zeiten. Zum ersten Mal gibt es keine steigenden Umsatzzahlen beim Vertrieb und den klassischen Veranstaltern, das immer attraktiver werdende Segment der Erdgebundenen Reisen geht zunehmend am organisierten Tourismus vorbei, und das diffuse Unsicherheitsempfinden hat zwar noch nicht zu einem Abflauen der Reiselust geführt – aber positive Zukunftsprognosen möchte da derzeit niemand wagen.
Dazu kommt die immer noch als größte Bedrohung empfundene EU Pauschalreise-Richtlinie, die gerade in deutsches Recht umgesetzt werden muss. Große Aufgaben für Norbert Fiebig – und über die unterhalte ich mich gleich mit ihm
Meine Kollegin Antonia Rados geht als Journalistin und Auslandskorrespondentin dahin, wo es weh tut. Und das sind im Regelfall nicht die Regionen, die man in den Katalogen der Reiseveranstalter findet. In ihrer preisgekrönten journalistischen Arbeit – momentan arbeitet sie immer noch als Chefreporterin für RTL – ist sie näher dran an Konflikten und Gewalt, als sich das auch nur irgendein Tourist ansatzweise ausmalen könnte. Und trotzdem ist reisen für sie nach wie vor etwas Wundervolles; ebenso, wie die Lust am Entdecken fremder Kulturen. In meinem Gespräch mit ihr plädiert sie für etwas mehr Gelassenheit und weniger Alarmismus – und für ein offenes Herz und etwas mehr Verständnis gegenüber den Bereisten.
In diesen Wochen wird bei der Analyse des Reiseverhaltens sehr oft das Wort Motivation benutzt, wenn man zu erklären versucht, warum die Reiseströme sich dieses Jahr so sehr verändert haben. Warum auch viele Menschen gar nicht organisiert verreist sind, sondern sich lieber selbst eine Bleibe im erdgebundenen Nahbereich suchten. Die angebliche Motivation Angst. Oder zumindest das Unwohlsein. Gleich im Gespräch mit Martin Lohmann, einem der Wissenschaftler der alljährlichen Reiseanalyse, wird deutlich, dass Sicherheitsempfinden überhaupt keine Motivation ist für Urlaub. Eher eine selbstverständliche Voraussetzung. Zur Motivation taugen ganz andere Wünsche. Und die sind erstaunlich stabil.
Bereits zum 30. Mal hat der DRV die Eco Trophea verliehen. Damit soll auf Initiativen und Projekte aufmerksam gemacht werden, die mithelfen, Umwelt und Natur in Reiseländern zu schützen, die sich aber auch um die sozialen Belange vor Ort kümmern. Gewonnen hat dieses Jahr TourCert Andina. Das in Europa bereits erfolgreiche Zertifizierungssystem wird auf die Anden übertragen, um dort auch nachhaltige Angebote für Natur-, Öko- und auch Abenteuertourismus zu entwickeln. Ein schönes Projekt. Für das Reiseradio-Gespräch habe ich allerdings einen anderen Finalisten vor das Mikrophon gebeten: ein Hotelfachschul-Projekt in Kambodscha, das von Don Bosco Mondo vor Ort organisiert wird und sowohl logistische, aber auch große finanzielle Unterstützung seitens der TUI erfährt. Kambodscha ist ebensowenig eine touristische Rennstrecke für uns, wie die Anden. Was mir an dem Projekt aber gefällt, ist der unmittelbare Einfluss auf die Jugendlichen, die dort von der Pieke auf eine qualifizierte Ausbildung bekommen, die sie in einem angeschlossenen Hotel gleich umsetzen können. Wenn Touristiker aus unserer Welt sich da einbringen, brauchen sie starke Nerven. Denn schließlich soll es ja mehr sein, als eine Beschäftigungstherapie vor Ort. Und es ist etwas völlig anderes, jungen Menschen aus Bildungsfernen Schichten eine erfolgsversprechende Arbeit näher zu bringen, als mal eben in schöner Gegend ein kleines Konzepthotel zu eröffnen und irgendwie Mitarbeiter zu rekrutieren. Harald Zeiss, der Nachhaltigkeits-Beauftragte der TUI, erzählt uns gleich, welche Herausforderungen sich da ergeben.