Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 143 – Ägypten-Warnung nur Wahlkampf-Taktik? Gründe für FTIs Sonderweg / Holiday Taxis: Transfer in der Ferne vorab buchen / Österreich Werbung: mehr Marketing trotz weniger Büros

Das Reiseradio zurück nach der kleinen Sommerpause, leider nicht für mich, weil ich die ganzen Wochen für ein – zugegeben schönes – Filmprojekt unterwegs war. Während ich gerade an meiner Moderation arbeite, schiele ich immer mit einem Auge auf den Fernseher, auf das so genannte Spitzen-Duell in diesem müden Wahlkampf. Ist ja, denkt man, weit entfernt von unserem Thema Reise.

(Wenn ich nicht gerade gesehen hätte, dass l’tur auf seiner Website die Partei BFLMU, mit Pünktchen dazwischen, gegründet hat. Das „Bündnis für Last Minute Urlaub“ mit so tollen Slogans wie „Urlaubsgeld statt Herdprämie“, „Fernblick statt Weitsicht“, „Sonnenbrand statt ausgebrannt“, „Deutsche raus aus Deutschland“, „Schluss mit der Einheitsblässe“ – und noch einigen nicht unsympathischen Forderungen mehr. Trotzdem können Reise-affine Menschen leider für das BFLMU nicht am Wahltag ihr Kreuzchen in den Sand machen. Angesichts der oft nicht minder platten Argumente der anderen Parteien, eigentlich ein bisschen schade..)

Aber auch, wenn wir seriös bleiben, ist Tourismus und Wahl gerade eng verknüpft. Und ich meine damit gar nicht die vielen offenen Baustellen, wo es ja in den vergangenen Wochen hörbare Kritik aus der Branche gab, vom Fußvolk sozusagen, dass die Interessensverbände wieder mal eine Gelegenheit in Harmoniesucht verstreichen ließen, anstatt für die Probleme im Tourismus lautstark ein politisches Engagement zu fordern.

Es geht vor allem um Ägypten – und dass sich bei den politischen Beobachtern in Berlin immer mehr aufdrängt, dass das Auswärtige Amt bei seinem dringenden Abraten von Reisen ans Rote Meer sich mehr an den politischen Wahlkampfinteressen einer ebenfalls Pünktchenpartei orientiert, als an objektiven Fakten. Die FDP des Außen- und Wirtschaftsministers will nicht als Partei an den Wahlkampfpranger gestellt werden, wenn politische Gegner ihr bei dem kleinsten Vorkommnis in Ägypten unfair unterstellen würden, sie kümmere sich wie gewohnt eher um das Wohlergehen von Wirtschaftsunternehmen und Hoteliers, statt um die Unversehrtheit des kleinen, urlaubenden Bürgers.

Kaum anders lassen sich die fast schon absurden Argumentationen verstehen des Auswärtigen Amtes im Veranstalter-Krisenstab unter dem Dach des DRV. Es gibt zwar keine konkrete Gefahrenlage, man bestätigt die Einschätzung der Situation vor Ort der Touristikprofis, aber man will zumindest bis zur Wahl möglichst alle Urlauber raus haben. Ein für das Zielgebiet wesentlicher Veranstalter, der Marktführer in Ägypten, FTI, ließ sich vom „zuständigen Beamten des Außenministeriums“, wie es immer so kryptisch heißt, nicht einschüchtern, und verweigerte sich dem fast schon offensichtlichen Wahlkampfwunsch. Er hat dafür viel verbale Prügel eingesteckt von Mitbewerbern und Politik. Aber es braucht nicht viel Phantasie, dass nach der DERTouristik schon bald auch die anderen Veranstalter Ägypten wieder buchbar machen für die Region Rotes Meer. Den Menschen dort wäre es zu wünschen. Mehr über die Hintergründe gleich im exklusiven O-Ton von Ralph Schiller, dem Geschäftsführer von FTI.

Krisen sind, etwas zynisch gesprochen, gut für die Veranstalter, die die gute alte Pauschalreise anbieten, mit allen Komponenten aus einer Hand. Das habe ich gerade erst vor kurzem wieder auf den Malediven gemerkt, wo heftige Regenfälle einen Transfer zwischen Inseln und Flughafen per Wasserflugzeug unmöglich machten über Tage hinweg. Trotz des Gruselwetters einigermaßen glücklich die, die pauschal gebucht hatten und wo sich die Veranstalter um Unterkunft, Transfers und Flugumbuchungen kümmerte. Am Rande des Nervenzusammenbruchs die, die vorgeblich so schlau waren, Hotel, Transfer und Flug vermeintlich supergünstig selbst zusammenzustellen und nun strandeten ohne Trauminseleffekt…

Das wäre nun nicht die passende Werbegeschichte für das Internetunternehmen Holiday Taxis, das äußerst erfolgreich mittlerweile die Komfortlücke der Individualbucher schließt zwischen Ankunft am fremden Flughafen und gebuchtem Hotel. Aber es gibt auch Positives über die Geschäftsidee und die Welt des Urlaubstransfers gleich mit Carsten Seelmeyer von Holiday Taxis.

Krisen sind, genauso zynisch gesprochen, auch gut für vertraute, nahe Ziele. Die so genannten erdgebundenen Reisen. Bevorzugtes Urlaubsland für die Deutschen – neben dem Daheimbleiben – ist da Österreich. Und dank des doch guten Sommers ist man in Wien auch ganz zufrieden mit den Zahlen des wichtigsten Auslandsmarktes. Trotzdem wurden gerade drei von vier Standorten der Österreich Werbung in Deutschland geschlossen. Das hat in der Branche irritiert. Ausführliche Hintergründe dazu und zum Tourismus-Marketing von morgen vom Deutschland-Chef der ÖW, Oskar Hinteregger.

Reiseradio 108 – Aldiana punktet mit VIP und Würze / Alltours rekordet im Brot und Butter Markt / FTI will mit Ägypten durchstarten / Robinson bespasst die Alpen

Im Reiseradio-Studio herrscht während dieser Produktion eine leicht nostalgische Stimmung… Vor genau zwanzig Jahren saß ich auch in der Nacht vor dem Computer und bastelte an meinen Moderationen, denn vor 20 Jahren durfte/musste  ich als erster Moderator der ARD die Premierensendung des Frühstücksfernsehens eröffnen. „Hier stehen wir uns können nicht anders“ waren, glaube ich, meine ersten Worte zu Sonnenaufgang. Himmel, die Zeit verrennt. War eigentlich schon toll damals – bis auf das Nachts arbeiten und um 6 Uhr morgens verknautscht vor der Kamera stehen. Trotzdem: die Reisethemen heute in meinen Filmproduktionen oder hier im Reiseradio machen eindeutig mehr Lust…

Selbst in dieser Ausgabe, die uns weniger in Urlaubsträume entführt, sondern mehr in den Maschinenraum der Touristik. Wie wird Reise verkauft im kommenden Winter, wie lief es bisher im Sommer, und welche Neuigkeiten sind zu erwarten, wenn denn überhaupt?

In den letzten Tagen ging es Schlag auf Schlag. Deshalb WAS MIT REISEN Nummer 108 ausnahmsweise mal am Ende der Woche, kurz bevor ich an Bord der TUI Mein Schiff 1 gehe, damit Sie auf die Originaltöne der Mover und Shaker nicht zu lange warten müssen.

Um uns in keinen diplomatischen Fallstricken zu verheddern, berichten wir in dieser Ausgabe streng alphabetisch – und so hat der Kleinste die Gnade des ersten Interviews. Aldiana, der zweite urdeutsche (also vom Publikum her) Premiumanbieter für Cluburlaub, ist wieder auf Erfolgskurs. Mit Robinson liefert man sich ja seit Anbeginn an ein munteres Scharmützel, wer denn nun schöner sei im Land. Ja, selbst bei den Fans mutet die Treue manchmal so an, wie bei den Apple Jüngern gegen die Windows Welt. Robinson ist allein schon wegen der Größe der Platzhirsch. Ansonsten hinkt der Vergleich natürlich. In Hannover ist alles trotz der Größe noch ein bisschen teurer, exklusiver, versnobter. Aber Fremdgeher, und die soll es durchaus geben, berichten Erstaunliches: der gefühlte Abstand wird immer kleiner. Vor allem kulinarisch punktet Aldiana. Nun hat Chef-Manager Peter Wennel auch dem Katalog-Image eine Frischzellenkur verpasst. Klar, alles schon mal gesehen, mosert der verwöhnte Reisejournalist in seligem Andenken an die „Zeit für Gefühle“ Geburt. Den Urlauber stört’s nicht. Er bekommt fast Robinson-Feeling, aber gut 50 Euro günstiger am Tag. Und das zählt heute auch in Premiumkreisen.

Weit vom Aldiana-Durchschnittspreis entfernt macht der Alltours-Kunde seinen Badeurlaub. Und ist am Ende anscheinend auch nicht unglücklicher. Denn sonst könnte Willi Verhuven nicht Jahr für Jahr Rekordzahlen melden. Er steht für das Brot-und-Butter-Geschäft im Tourismus; für den Volumen-Markt, wie es so schön heißt. Gar nicht so unsmart in Zeiten, wo man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, die Großen setzen nur noch auf konzern-exklusive Konzepthotels. Exklusives gibt es zwar auch bei Alltours, aber eben mehr in der Hinsicht, dass keine andere deutsche Reiseleitermappe am Servicetisch in der Lobby ausliegt. Bei feinem Sandsturm auf Gran Canaria durfte der „dienstälteste Geschäftsführer“ – nämlich Dieter Zümpel – die positiven Zahlen verkünden.  Kleine Metapher für die stark wehenden Schlagzeilen, die mit Unterhaltungswert immer wieder, auch aktuell, in Duisburg produziert werden.

Fast schon stürmische See in manchen Geschäftsfeldern musste auch der Dritte im Bunde erleiden: so hatten die ersten Kreuzfahrten mit der FTI Berlin, dem alten und mehr als verstaubten Traumschiff, anscheinend nur einen begrenzten Unterhaltungswert. Das war eine ungewohnte Erfahrung für die Erfolgstouristiker um Dietmar Gunz. Zu allem Überfluss moserten auch die Reisebüros vernehmlich über schlecht erreichbare Service-Mitarbeiter in der FTI Zentrale. Dem Wachstum hat es zwar bisher nicht geschadet, aber Ralph Schiller, der neue Marketing- und Vertriebschef in München, findet erstaunlich ehrliche Worte im Kommentieren der PK-Jubelmeldungen.

Aldiana hat in der Pressekonferenz die Vorlage geliefert, Robinson kann es bestätigen: die Clubs in den Alpen laufen mehr als gut. Und wer sich im Sommer einmal in so einer Anlage umgeschaut hat, der bekommt ein ganz neues Clubfeeling, das Lichtjahre entfernt ist vom unkaputtbaren Kasperle-Klischee der Gründerzeit. Ich habe deshalb den neuen, alten Club Landskron besucht mit seiner genialen Lage direkt am Ufer des Ossiacher Sees in Kärnten und mich mit den Robinsöhnen Toni Weibel, dem zuständigen Regional-Manager, und Pepi Krempl, dem neuen Robinson-Herbergsvater am See, über diesen Trend zu den erdgebundenen Zielen unterhalten.

Reiseradio 057 – Deutschlandtourismus boomt, aber: Warum meiden Ausländer den Osten? / 60 Jahre immer den Gleisen nach: Ameropa / Nicht nur für Leseratten: Dublin ist Literatur-Weltstadt

„Was mit Reisen“ mit dem touristischen Geheimtipp der Woche: Skifahren in Afghanistan. Ja, tatsächlich. Ein italienischer Alpinist will Bamian – etwa 250 Kilometer nordwestlich von Kabul gelegen – zum Wintersport-Reiseziel machen. Das war es nämlich schon mal, bevor die Taliban anfingen, ihr Unwesen zu treiben. Feinster Pulverschnee, unberührte Hänge. Nun ja, die Sicherheitslage ist noch ein kleines Problem, dass es keine Skilifte gibt oder keine Hotels oder Après Ski Kneipen – aber wer Tourismus macht, muss eben Visionen haben. Und noch gibt es wahrscheinlich günstige Investments. Wir werden an der Sache dran bleiben.

Ansonsten kümmern wir uns in dieser Sendung mehr um Naheliegendes. Den Deutschlandtourismus, der im vergangenen Jahr Rekorde feierte mit 380 Millionen Übernachtungen. Wie sind da die Trends für dieses Jahr, und woher kommen neben den Inlandsgästen denn die ausländischen Besucher – und was suchen sie?

Vor allem fragen wir uns auch, wohin gehen die ausländischen Deutschland-Touristen? Eines wissen wir sicher: sie gehen nicht nach Ostdeutschland. Das muss doch Gründe haben. Die Erklärungen liefert Professor Mathias Feige vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr an der Uni München.

Deutschlandtourismus und Ameropa, das war in den Wirtschaftswunderzeiten eine feste Kombination. Ferien mit Bahnanreise. Sonderzüge, Blaskapelle am Bahnsteigrand. 60 Jahre alt wird Ameropa in diesem Jahr. Eine Firmengeschichte mit Höhen und Tiefen – und mit der Notwendigkeit, sich in Zeiten billiger Charterziele immer neu zu erfinden.

Literatur und Reisen – das bedeutet für viele, sich vor der Abfahrt noch schnell einen Reiseführer zu besorgen, oder ein spannendes Hörbuch für die Anfahrt oder einen Schmöker für den Strand. Man kann aber auch literarisch auf Reisen gehen. Und welche Stadt böte sich dazu mehr an, als die, die gerade von der UNESCO zur Welt-Literaturstadt erklärt wurde: Dublin. Was dieser Titel bedeutet, und was der geneigte, des Lesens kundige Besucher in Dublin erleben kann, dazu mehr in dieser Sendung.

Und natürlich werde ich mich nach der Lektüre der merkwürdigsten Meldungen der Woche wieder ganz prosaisch mit meinem Lieblingsprofessor auseinandersetzen, was wir vom Kinderbegrabschen auf Flughäfen, vom durchgeknallten Sicherheitswahn des Innenministers, von Richard Branson als Stewardess, von waffenschmuggelnden Lufthansa-Piloten, nicht richtig handfesten Lockerungen des Flüssigkeits-Verbotes, von Marbachs Scheitern und Schillers Wechsel zu halten haben…

Karl Born und der Kampf um die Liege

Warum lassen Richter arme Liegestuhl-geschädigte Urlauber im Regen stehen? Warum ist es nur ein zweifelhaftes Vergnügen, von Richard Branson mit Lippenstift bedient zu werden? Warum werden jetzt kleine Kinder schon in der Security begrabscht? Warum ist die neue Flüssigkeits-Verordnung konfuser als die alte? Warum hat Innenminister Friedrich den sexuellen Fetisch Datensammelwut? Warum flieht Ralph Schiller zu FTI? Sollte er Karnevals-Jungfrau werden bei REWE? Warum gibt die Bahn 5 Milliarden für Züge aus, die wir wahrscheinlich nie erleben werden? Warum gehen uns bloß nie die Themen aus für die akustischen Bissigen Bemerkungen mit Karl Born?