Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

Touristik Talk

Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Antonia Rados: Offen sein!

Reiseradio-Gespräch mit Dr. Antonia Rados

Antonia Rados kenne ich noch aus meinen Zeiten als Moderator des ARD Morgenmagazins. Die Schalten in die Krisengebiete der 90er. Und da gab es genug zu berichten für die erfahrene Auslandsreporterin. Ihre Reisen waren naturgemäß diametral anders gegenüber den Landverschickungen, um die die touristische Industrie sich kümmert. Und auch die Auswahl der Orte für die Ferne von der Heimat hätte keinen Urlaubscheck bestanden. (mehr …)

DRV-Tagung: Der Ball tanzt nicht

Lautsprecher 217 – der „Was mit Reisen“-Standpunkt

cropped-drensek_kommentar.jpgNun ist auch der quasi DRV-Tag in Berlin überstanden. Tourismusgipfel reloaded sozusagen. Doch während der BTW sich vor Wochen lieber im kristall-lüsternen Ballsaal des Adlons ein bisschen selbst zelebrierte und sich deshalb auch leicht masochistisch von einer unvorbereitet durch die Themen irrlichternden Kanzlerin sedieren ließ, musste der arbeitende Teil der Branche sich zuhörend im Tiefgeschoss einer ehemaligen Bauruine eines geplanten Einkaufszentrums im grauen Berlin Lichtenberg durch die profanen Bedrohungen des touristischen Alltagsgeschäfts kämpfen.

Emotionaler Tiefpunkt: das halbstündige, feinziselierte  Unsicherheitsszenario der terroristischen Weltlage durch Ex-BKA-Chef Jörg Ziercke, dessen Conclusio, die Reisebranche würde ziemlich sicher auch weiter oder sogar mehr durch Anschläge erschüttert, genauso wenig Optimismus versprühte, wie die nachfolgende von Sachkenntnis ungetrübte, verschwurbelte Handlungsanweisung an die Reiseindustrie, sehr offen kommunikativ damit umzugehen. Vorgenuschelt von einem als Kanzlerin-Berater vorgestellten Menschen, dessen Name mir aus Rest-Respekt entfallen ist.

Wenn auf so einer Tagung das Kurz-Referat des politischen Staatssekretärs aus dem Justizministerium, Gerd Billen, schon als Silberstreif am Horizont der Auseinandersetzung wegen der EU-Pauschalreise-Richtlinie interpretiert wird – dass man also dankbar ist, dass die politisch so gewollten Fesseln im Geschäft vor allem der Reisebüros jetzt wenigstens mit nachhaltig gewonnener Lammwolle weicher gemacht werden sollen – dann ahnt man, dass dieses Mal der Ball nicht tanzte auf der Ersatzveranstaltung für Kusadasi. (mehr …)

Sicherheit kein Reise-Motiv

Reiseradio-Gespräch mit Prof. Martin Lohmann

Die Vergleichsportale im Internet haben es deutlich gemacht: vieles von dem, was in Reisekatalogen angeboten wird von den Veranstaltern, ist „me too“-Geschäft.  Im Prinzip austauschbar. Dasselbe Hotel, wahrscheinlich auch derselbe Flug. Wo liegt da die Motivation für den Reisenden, sich für einen Veranstalter zu entscheiden? Weil er so eine tolle App hat vor Ort als Ergänzung zum Reiseleiter? Weil er die vielleicht besseren Zimmer hat? Weil das Sicherheitsmanagement besser ist, als das von Mitwettbewerbern?

All das scheint bei der Entscheidung des Urlaubers eher eine sekundäre Rolle zu spielen, wenn überhaupt. (mehr …)

Tourismus als Lebens-Chance

Reiseradio-Gespräch mit Prof. Harald Zeiss

Für die fundamentale Tourismuskritik sind Veranstalter so etwas wie Heuschrecken, die über schöne Orte herfallen, unreflektiert möglichst viele Urlaubssuchende abladen, möglichst wenig von dem in Anspruch nehmen, was aus der Region geliefert werden könnte – bis auf ein paar billige Arbeitskräfte, und einfach weiter ziehen, wenn die Hotels verwohnt sind und eine neue Urbanisation darauf wartet, erobert zu werden.

So kurz, so komisch, so klischeehaft. Verantwortlich handelnde Veranstalter, und das sind in Deutschland die überwiegende Mehrheit, kümmern sich immer mehr um die Nachhaltigkeit ihres Tuns. (mehr …)

Reiseradio – Sendung 216

  • Tipps für bessere Reise-Schreibe
  • Wörishofen – nicht nur Kneipp
  • Luther in Baden-Württemberg

Hauptversammlung der VDRJ in Bad Wörishofen – quasi mit 3D Kneipp-Demonstration. Passender weise regnete es auch oft kühl von oben. Wasser ist ja das Kernthema der Kneipp’schen Gesundheitsphilosophie. Oft etwas unzulänglich verkürzt auf den Begriff „kaltes Wasser“. Denn kaum jemand der heutigen Erwachsenen konnte sich in Kindheitstagen dem drohenden Naturheil-Dogma entziehen, nachdem kalte Güsse, kalte Armbecken und Storchenstapfen in kaltem Wasser nicht gruselig, sondern gesund sein sollen. In jedem noch so verranzten Ferienort gab es in einer Kurparkecke ein Kneippsches Tretbecken. Kein Wunder, dass Kneipp und Kur fast siamesische Wortzwillinge wurden. Und deren Epizentrum liegt nun mal JWD in Bad Wörishofen im Allgäu, fast neun Stunden Zugfahrt von Berlin entfernt. Nun ist Bad Wörishofen längst nicht mehr nur Kneipp Country. Seitdem das Kurwesen politisch gewollt nahezu pulverisiert wurde, muss der Ferienort auch andere Gäste anlocken. Wie das funktioniert, darüber unterhalte ich mich mit Kurdirektor Horst Graf.

Gewohnt habe ich übrigens passenderweise im Kneippianum. Das von Sebastian Kneipp noch selbst gegründete Haus atmet seine Lehren natürlich aus jeder Wandritze. Neben Wasser, Ernährung, Heilkräutern und gutem Essen ist auch die spirituelle Erbauung Bestandteil der fünf Säulen. Neutraler nennt man es heute Ordnungstherapie. Aber da der Kettenrauchende, fettleibige Sebastian Kneipp nun mal zu allererst Priester war, huschen auch heute noch die Mallersdorfer Schwestern durch die Gänge des Kneippianums. Nachdem der Orden der Barmherzigen Brüder ihnen im Jahr 2002 das Kneippianum abgekauft hat, dürfen sie sich zwar ein bisschen aus dem Alltagsgeschäft zurückziehen, aber 120 Jahre Dienst für Kneipp’sche Prinzipien lassen sich eben nicht berenten. Deshalb traf ich die Mutter Oberin, Schwester Waldefried auch gerne zu einem Gespräch zwischen Kontemplation und kaltem Guss.

Etwa 500 Menschen, wahrscheinlich ganz überwiegend Touristiker, hören täglich in diesen Profi-Podcast. Also gut 3.000 in einer Woche. (mehr …)

Tipps für bessere Reise-Schreibe

Reiseradio-Gespräch mit Peter Linden

Wie erreiche ich bloß meinen Leser? Wahlweise natürlich auch Zuhörer oder Zuschauer. Das ist die Frage, die sich Journalisten immer drängender stellen.. müssen. Die Konkurrenz der unterschiedlichen Medien wird stärker, das Buhlen um die immer kürzere Aufmerksamkeit der Adressaten immer lauter. Es gibt ein großes mediales Grundrauschen. Und wenn man hier das Bild eines journalistischen Flusses bemüht, dann wird er aktuell durch immer mehr Zuflüsse aus dem Internet fast schon unbezähmbar.

Auch die Zeit, wo es mehr oder weniger ein Medienmenü gab, das die journalistischen Köche anrichteten und das allen mehr oder weniger schmeckte, ist vorbei. Heute ist das wie bei einer Bestellung in einem Szenerestaurant in Berlin. Die Extrawünsche und angeblichen Unverträglichkeiten werden schon fast zur Farce. Jeder will seins. (mehr …)

Essen an Bord der TUI Mein Schiff 5

Sie ist mittlerweile das dritte Schiff der neuen „Mein Schiff“-Flotte  der TUI – die Nummer 5. Baugleich mit der 3 und 4, aber in der Inneneinrichtung und vor allem beim Restaurant-Konzept evolutionär weiterentwickelt.

In diesem Film dreht sich alles um das Essen an Bord. 12 Restaurants warten auf die Gäste. Die Köche müssen pro Tag an die 15.000 Portionen herstellen. Der Film von Jürgen Drensek gibt kulinarisch einen Einblick in das dafür notwendige präzise Räderwerk von Küche und Lager.

Wörishofen – nicht nur Kneipp

Reiseradio-Gespräch mit Horst Graf

Selbst heute noch fristet es in vielen Kurparks ein etwas trauriges Dasein als Relikt einer der ältesten Gesundheitsbehandlungen für Jedermann: das Kneipp’sche Wassertretbecken. Zugegeben, nicht sehr sexy. Und doch hat die Therapie des Pfarrers von Wörishofen enormes Potential, nach über 160 Jahren wieder eine Renaissance zu erleben. Einmal, weil jeder interessierte Kurort oder jedes Gesundheitshotel die meisten der nötigen Ressourcen eh schon hätte. Aber auch, weil die fünf Säulen der Therapie – Wasser, Kräuter, Bewegung, Ernährung und Meditation – geradezu danach schreien, hip marketingmäßig aufgeladen zu werden. (mehr …)

Kalter Guss mit Mutter Oberin

Reiseradio-Gespräch mit Mutter Oberin Waldefried Gail

Im Kneippianum, einer Walhalla der Kneipp Anwendungen in Bad Wörishofen, habe ich eine Hausordnung entdeckt: Da kann man unter anderem lesen: „In der 3. Klasse stehen nicht bettlägrige Kranke im Sommer gewöhnlich um 6 Uhr auf“. Oder, „Lärmen, überflüssiges Umhergehen in den Gängen, besonders nach Eintritt der Dämmerung, ist verboten“, oder auch „achttägige Kündigung ist sehr erwünscht, viertägige notwendig“.

Ja, so war das früher im fidelen Kurleben… Von wegen mal ein verlängertes Wochenende Wellness. (mehr …)

Ein kleines Zeichen gegen Rassismus

Lautsprecher 216 – der „Was mit Reisen“-Standpunkt

cropped-drensek_kommentar.jpgIst Reisejournalismus politisch? Muss er es sein? Oder sollte er sich besser mit Meinung und Standpunkt vornehm zurückhalten und sich auf die Rolle des Chronisten und Welterzählers reduzieren? Diese Frage stellt sich für die Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (VDRJ) seit ihrer Hauptversammlung in Bad Wörishofen. Es gibt die Causa Dresden. Als Ehrenpräsident bin ich da durchaus involviert, auch als Vertreter eines meinungsstarken Reisejournalismus. Was ist passiert? Die Mitglieder haben sich mit knapper Mehrheit für einen Tagungsort 2017 entschieden. Einen netten Ort, Papenburg, ganz in der Nähe der touristisch mittlerweile so bedeutsamen Meyer Werft. Interessant ist aber mehr, gegen welchen Ort sie sich entschieden haben: Dresden, die Reiseperle von Sachsen. Und das nicht, weil Dresden touristisch uninteressanter wäre als Papenburg. Ich glaube, das würden noch nicht mal die Papenburger behaupten.

Vorangegangen war eine durchaus emotionale Debatte. Darf man angesichts der fortdauernden Pöbeleien von Pegida mit ihrem traurigen Höhepunkt am Tag der Deutschen Einheit, angesichts von schon zum Alltag gewordener, mindestens verbaler, Angriffe gegen fremd aussehende Menschen, und angesichts einer gespenstig anmutenden Gelassenheit bis Lethargie der Bürgergesellschaft gegenüber diesen Unappetitlichkeiten dort hinreisen und tagen – als sei das alles nicht existent in der heilen Blase des Tourismus? (mehr …)