Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 153 – BTW setzt weiter auf politischen Dialog / Bentour serviert Türkei à la carte / Weisses Rössl in der PR-Falle / Am Ursprung eines Weihnachts-Hits

Das Reiseradio fängt auch langsam an, im heimischen Berlin die Adventszeit zu genießen. Mit großem Bogen um die gleichnamigen Märkte, von denen es hier in der vorweihnachtlichen Hauptstadt gefühlt 50 gibt. Und natürlich hat auch jeder seinen Favoriten. Vom rustikalen Ambiente mit Riesenrad und Oktoberfest-ähnlicher Glühwein-Trinkkultur, bis zum etwas Feineren auf dem Gendarmenmarkt, der bei manchen als etwas versnobt gilt, weil mein einen kleinen Eintritt zahlen muss. Anyway. Vor einigen Wochen haben Sie hier im Reiseradio schon ein Gespräch mit Hans Wieser, dem Kurdirektor von St. Wolfgang am Wolfgangsee im schönen Salzkammergut gehört. Da hat er von einem einzigartigen Adventmarkt eben dort geschwärmt, zu dem man per Schiff fährt.  Das habe ich mittlerweile getan, und das filmische Ergebnis – das ist natürlich etwas ungewöhnlich, im Radio ein Video anzukündigen – finden Sie ab heute auf der Internetseite des Reiseradios. www.Reiseradio.org  So viel Eigenwerbung darf sein. Aber der Film lohnt sich, sage ich mal ganz unbescheiden. Denn an diesem Alpensee gibt es einen der nettesten Adventmärkte, die ich bisher kennengelernt habe.
Die Website lohnt sich überhaupt. Denn dort finden Sie zu dieser Sendung auch den Originalfilm vom Weissen Rössl. Sie wissen schon, den mit Peter Alexander. Und den Trailer zum ziemlich duchgeknallten Remake, das gerade neu in den Kinos läuft. Echtes Kontrastprogramm. Und hier im Reiseradio, und da schließt sich der Kreis, endlich mal was, was Sie in dieser Sendung hören können, habe ich ein Interview mit der gerade amtierenden Rössl-Wirtin. Denn das gleichnamige Hotel, Touristiker wissen das, gibt es tatsächlich. Und ähnlich, wie bei der Schwarzwaldklinik, ist es Segen und Fluch zugleich, wenn man einen filmischen Sehnsuchtsort dann im realen Leben bespielen muss. Ich unterhalte mich mit Gudrun Peter also über Film-PR und die Herausforderung, den Gästen trotzdem ein hochwertiges Hotel-Produkt liefern zu müssen.
Und wenn wir schon mal in Feststimmung sind in dieser Sendung: Es gib ein sehr liebenswertes Gespräch mit der Gralshüterin des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes der Welt. Nee, nicht White Christmas. Es geht um ein echtes Weihnachtslied. Eines der wirklich Stimmungsvollsten: Stille Nacht, Heilige Nacht. In einem kleinen Ort bei Salzburg erblickte es das Licht der Welt. Und die Geschichte der Entstehung ist so rührend, dass man sie konservieren muss. Das tut Brigitte Gstöttner im Heimatmuseum von Oberndorf. Und mir und Ihnen erzählt sie gleich, wie es zu der Stillen Nacht kam, die heute in zig Sprachen gesungen wird.
Aber natürlich haben wir auch ganz fachtouristische Themen in dieser 153. Ausgabe von „Was mit Reisen“. Vorigen Montag gab es traditionell im Berliner Adlon den Tourismusgipfel. Dieses Jahr extrem spät, weil man vom BTW, also dem Bundesverband der Deutschen Tourismus-Wirtschaft, irgendwie noch hoffte, den künftigen, verantwortlichen Wirtschaftsminister präsentieren zu können. Tja, war wohl nix. Stattdessen hatte man 185 Seiten Koalitionsvertrag mit 14, darüber hinaus völlig nichts sagenden, Zeilen Tourismus. BTW-Chef Michael Frenzel war, wie seine Kollegen von den Fachverbänden, not amused, um es diplomatisch auszudrücken. Aber da er ja der geborene Diplomat ist, nimmt er den schwurbeligen Vertrag als Auftrag, hinten den Kulissen weiter Überzeugungsarbeit zu leisten. Wie er das versteht, verrät er vor den Kulissen dem Reiseradio.
Und es gibt noch ein Gespräch mit einem bemerkenswerten Chef eines Reiseveranstalters. Ein feiner Mann, der schon seit Jahrzehnten im Tourismusgeschäft ist, quasi den Vorgänger von Öger leitete und jetzt von der Schweiz aus mit Bentour der Türkei-Liebling der Reisebüros ist. Kein Wunder. Das Programm ist wirklich gut – vor allem abseits der üblichen All-Inclusive Bettenburgen – es wird anständige Provision gezahlt, und die sprichwörtliche Schweizer Exaktheit bürgt auch für eine Qualität, die nach den jüngsten Türkei-Pleiten gerne gesehen wird. Wie man aus einem Volumenziel Türkei die Perlen herausfischt und als Nischenprodukt mit ungeheuren Zuwachsraten in Deutschland verkauft, erzählt uns gleich Kadir Ugur.

Im Weissen Rössl am Wolfgangsee – das Remake

Nach über fünfzig Jahren kehrt die legendäre Romantic-Comedy IM WEISSEN RÖSSL über den Zusammenprall verschlissener Großstadtherzen mit alpinen Gefühlsbergen in einer mitreißenden Neuinterpretation auf die große Leinwand zurück. Der Blockbuster der 30er Jahre gilt als das erfolgreichste deutsche Stück seines Genres und trat als ein Welterfolg Berliner Humorkunst seinen Siegeszug durch ganz Europa und bis zum Broadway an. Die satirische Überzeichnung, in der die heile Bergwelt des Heimatfilms auf die Auswüchse des Massentourismus trifft, hat schon damals den Humor-Nerv der Zeit getroffen. Nach der berühmten Verfilmung aus dem Jahre 1960 gibt es hier ein remake, das nur noch bedingt etwas mit der Originalvorlage zu tun hat. Rössl reloaded sozusagen 🙂

Im Weissen Rössl am Wolfgangsee – das Original

So herzig kann Heimatfilm sein. Die Kino-Kitschpostkarte mit Peter Alexander als singendem Oberkellner Leopold aus dem Jahr 1960 war in der Wirtschaftswunder-Reisezeit die beste PR, die sich ein touristisches Zielgebiet wünschen konnte. Kein Wunder, dass man am Wolfgangsee über viele Jahre hinweg die Gästezimmer mehr oder weniger zuteilen konnte. Und jeder wollte wenigstens einmal nur auf der Terrasse des Weissen Rössl sitzen, dem legendären Hotel am See.

Wolfgangsee: einer der schönsten Alpen-Adventmärkte

Es ist der einzige Adventmarkt der Welt, der aus drei Teilen besteht, die durch eine Schifffahrt miteinander verbunden sind. Sein Wahrzeichen ist die größte Laterne Österreichs auf dem Wasser. Er ist hoffnungslos romantisch, sagt man, sehr authentisch, ohne Schnickschnack aus der Massenproduktion von Fernost, mit gutem Punsch, großem Rahmenprogramm, mit lebenden Krippentieren und viel weihnachtlicher Dekoration. Vor allem: er ist Weihnachtsmann-frei. Keine roten Zipfelmützen, kein Ho! Ho! Ho! „Was mit Reisen“ ist an den Wolfgangsee gefahren ins Salzkammergut, wo man diesen Adventmarkt aus der guten alten Zeit finden soll. Hier der filmische Erfahrungsbericht von Jürgen Drensek.

Reiseradio 145 – Aldiana flirtet mit Ü18 Gästen / tui.com will virtuelles Reisebüro Nummer Eins werden / Weihnachtsmann-freier Advent am Wolfgangsee / Ski für Ski-Muffel im Salzburger Land

Beim Produzieren dieser Ausgabe 145 von „Was mit Reisen“ tat ich das, was die meisten Deutschen an diesem Sonntagabend machten: ein Blick galt immer den Wahlstudios von ARD und ZDF. Und was dort an Zahlen und Prognosen sich langsam, sehr langsam, entwickelte bis zu einer Sicherheit, hat vielleicht auch spürbare Auswirkungen für die touristische Industrie.

Es wird, und das sage ich jetzt vor dem Wissen des Amtlichen Endergebnisses, wohl einen neuen Wirtschaftsminister und auch Beauftragten der Regierung für die Reisebranche geben. Dass der geschätzte Ernst Burgbacher sich in die Rente verabschieden würde, war ja schon klar, aber manche Touristiker mögen aufgeatmet haben, dass auch Hausherr Rösler geht, der ja kaum ein Hehl daraus machte, dass Tourismus ihn mehr als Synonym für den persönlichen Urlaub interessierte.

Die touristischen Transporteure werden dagegen wahrscheinlich ihren Ansprechpartner im Verkehrsministerium behalten: Peter Ramsauer, den Kämpfer für Bahnhofstoiletten im eigenen Wahlkreis und ansonsten etwas indifferenten Fachpolitiker für alles, was irgendwie unterwegs ist…

Und in Ägypten, bei den Beschäftigten in den Urlaubsregionen zumindest, dürfte sicher bei einem Pfefferminztee die Hoffnung wachsen, dass die erzwungene Wahlkampf-Unterstützung des Auswärtigen Amtes in den nächsten Tagen – natürlich mit seriös klingender, hauptamtlicher Begründung – wieder zurückgenommen wird; sprich, die Reisebedenken gegenüber Urlaubern am Roten Meer dürften wieder der Realität vor Ort angepasst werden.

So weit der Blick für heute auf die neuen Rahmenbedingungen. Die Themen der Sendung sind jetzt eher konkret an touristischen Produkten orientiert.

Erster im Reigen in der Präsentation der neuen Sommerkataloge war eher ein Spezialveranstalter diese Woche: Robinsons kleiner Bruder Aldiana. So viel schon an Ergebnis: der Clubanbieter wird nun doch nicht weitere Orte anbieten, an denen, so die Aldiana Übersetzung aus dem Senegalesischen, sich die Glücklichen aufhalten. Es gibt, trotz Rückzugs aus Ägypten keine Expansion. Und damit steckt der zweite Premiumanbieter in diesem Segment in einer Zwickmühle. Mit gerade mal zehn Anlagen ist man zu klein, um das Risiko Zielgruppen-Segmentierung einzugehen. Alle Clubs müssen prinzipiell jeden ansprechen. Das ist natürlich, da sind sich langjährige Kenner dieser legeren Urlaubsform einig, eine Gefahr, Profil zu verlieren – wenn man es jedem recht machen muss: dem nachtaktiven Kiddie, aber auch den Wellness-Suchenden oder Gourmetaffinen Silberlocken. Peter Wennel, der Aldiana Geschäftsführer, scheint das zu ahnen. Vor allem vor dem Hintergrund der sich etablierten hohen Preise. Es muss eine Frischzellenkur her. Wie die aussehen könnte, verrät er gleich im Gespräch mit dem Reiseradio.

Vor einem guten Jahr wollte die TUI das Internet zwar nicht neu erfinden, aber doch runderneuert und frisch und frech und innovativ für sich zurückerobern, nachdem die unter Marketingaspekten Wahnsinnsadresse tui.com jahrelang ein unaufgeräumtes Klitschendasein repräsentierte. Natürlich geschuldet den hysterisch-eifersüchtigen Augen des Stationären Vertriebs, dem es am liebsten wäre, die TUI würde im Internet allenfalls reiselustige Atmosphäre verbreiten. Zum Naschen ok, aber gegessen wird gefälligst daheim im Reisebüro des Vertrauens. Dass diese naive Front zunehmend absurd wirkt, ist die Außensicht des Verbrauchers. Aber trotzdem gibt es Konzernintern immer noch viele Scheren im Kopf bei diesem Thema. Wie man trotzdem versucht, diese stumpf zu machen, schildert uns gleich Dirk Tietz, der verantwortliche für TUI.com

Momentan bin ich im Schwarzwald. Heute wunderbares Wetter vom Typ Goldener Herbst. Da mag man wirklich noch nicht an Punsch, dicke Mäntel, Schneetreiben und Weihnachtsmarkt-Rummel oder meinethalben Romantik denken. Touristiker müssen es. Denn alles braucht seine lange Vorbereitung. Schließlich lohnt es sich ja auch, dieses Segment zu pflegen. Denn im Gegensatz zu früher, wo die Wochen vor Weihnachten touristisch tote Hose waren, wird jetzt mit Shoppingerlebnis und Adventsgedusel richtig Kasse gemacht – von der Metropole bis zum kleinen, romantisch aufgehübschten Tannenbaum-Paradies. Und dass es dabei richtig qualitätsvolle Inszenierungen gibt, das erfahren Sie gleich im Gespräch mit Hans Wieser, dem Touristikchef vom Wolfgangsee. Dort gibt es nicht nur das Weisse Rössl, sondern auch eine Weihnachtsmann-freie Zone.

Und weil wir schon mal gedanklich und stimmungsmäßig in der Nähe von  Salzburg sind, ist es beim Thema Winter nicht mehr weit zum Skifahren. Auch da haben sie im Salzburger Land, dem österreichischen Epizentrum des Skisports, eine charmante Idee: Ein zentrales Thema dieses Jahr sind die potentiellen Gäste, die zwar Skifahren können, weil sie es irgendwann mal gelernt haben, die sich aber eigentlich nicht mehr so recht auf die Bretter und in den Zirkus trauen. Mit welchen Angeboten sie zurück auf die bestens präparierten Pisten gelockt werden sollen, verrät uns gleich Touristik-Chef Leo Bauernberger.

Und ewig beschwingt das Weiße Rössl am Wolfgangsee

Es ist nicht nur die meistgespielte Operette der Welt, sondern in der Verfilmung mit Peter Alexander in der Rolle des Zahlkellners Leopold auch der am häufigsten gesendete Singfilm im deutschen Fernsehen. Ein Denkmal des sympathischen Flachsinns in hübscher Kulisse. Und dieses Denkmal droht einzustürzen. Am 4. November wird in Berlin die Neuverfilmung uraufgeführt. Und die ist gar nicht mehr süsslich