Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 109 – Mit den Wiener Philharmonikern auf „Mein Schiff 1“ / Herbert Blomstedt und die Klassik-Groupies / Rock, Symphonien, Heavy Metal – Kreuzfahrten für Fortgeschrittene / Umweltschutz bei TUI Cruises

Ihr Reiseradio hat jetzt eine Woche die volle musikalische Klassikdröhnung auf einem Ententeich genossen. Übersetzt: ich war auf der Mein Schiff 1 von TUI Cruises zusammen mit den Wiener Philharmonikern unterwegs im östlichen Mittelmeer. 40 Grad, spiegelglatte See, tonale Events ohne Ende. Gut 80 Prozent der freien Kabinen waren über den österreichischen Spezialveranstalter MS6 an Klassik-Beseelte verkauft worden – auch für ganz sportliche Preise angesichts der hochkarätigen Künstlerschar an Bord. Und da gab es noch einige Last-Minute Kreuzfahrer, die für Schnäppchen-Geld zwar auch prinzipiell das Premium All Inclusive an Bord genießen durften, aber wegen ihres fehlenden silbernen Streifens auf der Bordkarte von den kulturellen Hochgenüssen ausgeschlossen waren und sich stattdessen mit der Würstchenparty am Pool oder dem Disco-Fox in der Abtanzbar bescheiden mussten.

Eine überwiegend illustre Reise also zwischen Malta, Istanbul, Ephesos und Athen – von der Stimmung völlig anders, als reguläre Trips auf der Mein Schiff, aber dennoch passend zur generellen Atmosphäre des Cruise Liners. Die beiden „Mein Schiffe“ von TUI Cruises sind ja eh ein Zwitter zwischen der AIDA Klasse und den mittelgroßen Dampfern der Easy-Going-Leger-Familie. Eher gediegene Räumlichkeiten, weil ja auch ursprünglich als klassische Kreuzfahrtschiffe gebaut, aber trotzdem locker genug, dass nie die verschnörkelt-betuliche Atmosphäre eines TV-Traumschiffs die Lust an der Urlaubsfreude sediert.

Fast genau ein halbes Jahr nach dem Unfall der Costa Concordia nutzte ich diese sich bietende Gelegenheit für einen kleinen Blick hinter die Kulissen der Kreuzfahrt. Manche Reedereien schwächeln ja immer noch unter der Buchungszurückhaltung von Erst-Seefahrern, das Thema Sicherheit bleibt virulent und die schmucke weiße Weste der Kreuzfahrt-Industrie hat durch die bewusste Provokation des Naturschutzbundes bezüglich Schweröl und Abgasreinigung etliche Rußflecken bekommen.

Obendrauf merken die Veranstalter, dass es angesichts der vielen Schiffe, aber begrenzten Überraschungen beim Bordalltag eine erste Wiederholer-Müdigkeit gibt. Neue Erlebnis-Konzepte müssen also her in Form von Sonderkreuzfahrten, wie dieser. Zeitgleich zu den Philharmonikern an Bord gab TUI Cruises übrigens passend  bekannt, dass nächstes Jahr statt Klassik Heavy Metal angesagt ist. Einen größeren Kontrast kann man sich kaum vorstellen.

In diesem Reiseradio hören Sie also unter anderem Michael Baden, den Vertriebschef von TUI Cruises über die Herausforderung, sich immer wieder Neues einfallen lassen zu müssen, wie man die Bühnen auf See bespielen kann. Kreuzfahrt-Direktorin Doreen Kuempel spricht über den Spagat zwischen Entertainment und Sicherheit. Ihre Landausflugs-Chefin Wiebke Busch will nicht nur öde Bustouren verkaufen, sondern Experiences once in a lifetime und die Umweltmanagerin Lucienne Damm schlägt sich tapfer an der rußigen Schornstein-Front.

Und natürlich sind auch die wunderbaren Wiener Philharmoniker Thema in der Sendung. Maestro Herbert Blomstedt philosophiert über ein Schiff voller Klassik-Groupies, die auch stundenlang Musiker in Badelatschen anhimmeln und Michael Springer, der Patron des organisierenden Familienunternehmens MS6 verrät, was man so investieren muss, wenn die Philharmoniker eine Woche lang zum Tee aufspielen sollen.

Reiseradio 108 – Aldiana punktet mit VIP und Würze / Alltours rekordet im Brot und Butter Markt / FTI will mit Ägypten durchstarten / Robinson bespasst die Alpen

Im Reiseradio-Studio herrscht während dieser Produktion eine leicht nostalgische Stimmung… Vor genau zwanzig Jahren saß ich auch in der Nacht vor dem Computer und bastelte an meinen Moderationen, denn vor 20 Jahren durfte/musste  ich als erster Moderator der ARD die Premierensendung des Frühstücksfernsehens eröffnen. „Hier stehen wir uns können nicht anders“ waren, glaube ich, meine ersten Worte zu Sonnenaufgang. Himmel, die Zeit verrennt. War eigentlich schon toll damals – bis auf das Nachts arbeiten und um 6 Uhr morgens verknautscht vor der Kamera stehen. Trotzdem: die Reisethemen heute in meinen Filmproduktionen oder hier im Reiseradio machen eindeutig mehr Lust…

Selbst in dieser Ausgabe, die uns weniger in Urlaubsträume entführt, sondern mehr in den Maschinenraum der Touristik. Wie wird Reise verkauft im kommenden Winter, wie lief es bisher im Sommer, und welche Neuigkeiten sind zu erwarten, wenn denn überhaupt?

In den letzten Tagen ging es Schlag auf Schlag. Deshalb WAS MIT REISEN Nummer 108 ausnahmsweise mal am Ende der Woche, kurz bevor ich an Bord der TUI Mein Schiff 1 gehe, damit Sie auf die Originaltöne der Mover und Shaker nicht zu lange warten müssen.

Um uns in keinen diplomatischen Fallstricken zu verheddern, berichten wir in dieser Ausgabe streng alphabetisch – und so hat der Kleinste die Gnade des ersten Interviews. Aldiana, der zweite urdeutsche (also vom Publikum her) Premiumanbieter für Cluburlaub, ist wieder auf Erfolgskurs. Mit Robinson liefert man sich ja seit Anbeginn an ein munteres Scharmützel, wer denn nun schöner sei im Land. Ja, selbst bei den Fans mutet die Treue manchmal so an, wie bei den Apple Jüngern gegen die Windows Welt. Robinson ist allein schon wegen der Größe der Platzhirsch. Ansonsten hinkt der Vergleich natürlich. In Hannover ist alles trotz der Größe noch ein bisschen teurer, exklusiver, versnobter. Aber Fremdgeher, und die soll es durchaus geben, berichten Erstaunliches: der gefühlte Abstand wird immer kleiner. Vor allem kulinarisch punktet Aldiana. Nun hat Chef-Manager Peter Wennel auch dem Katalog-Image eine Frischzellenkur verpasst. Klar, alles schon mal gesehen, mosert der verwöhnte Reisejournalist in seligem Andenken an die „Zeit für Gefühle“ Geburt. Den Urlauber stört’s nicht. Er bekommt fast Robinson-Feeling, aber gut 50 Euro günstiger am Tag. Und das zählt heute auch in Premiumkreisen.

Weit vom Aldiana-Durchschnittspreis entfernt macht der Alltours-Kunde seinen Badeurlaub. Und ist am Ende anscheinend auch nicht unglücklicher. Denn sonst könnte Willi Verhuven nicht Jahr für Jahr Rekordzahlen melden. Er steht für das Brot-und-Butter-Geschäft im Tourismus; für den Volumen-Markt, wie es so schön heißt. Gar nicht so unsmart in Zeiten, wo man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, die Großen setzen nur noch auf konzern-exklusive Konzepthotels. Exklusives gibt es zwar auch bei Alltours, aber eben mehr in der Hinsicht, dass keine andere deutsche Reiseleitermappe am Servicetisch in der Lobby ausliegt. Bei feinem Sandsturm auf Gran Canaria durfte der „dienstälteste Geschäftsführer“ – nämlich Dieter Zümpel – die positiven Zahlen verkünden.  Kleine Metapher für die stark wehenden Schlagzeilen, die mit Unterhaltungswert immer wieder, auch aktuell, in Duisburg produziert werden.

Fast schon stürmische See in manchen Geschäftsfeldern musste auch der Dritte im Bunde erleiden: so hatten die ersten Kreuzfahrten mit der FTI Berlin, dem alten und mehr als verstaubten Traumschiff, anscheinend nur einen begrenzten Unterhaltungswert. Das war eine ungewohnte Erfahrung für die Erfolgstouristiker um Dietmar Gunz. Zu allem Überfluss moserten auch die Reisebüros vernehmlich über schlecht erreichbare Service-Mitarbeiter in der FTI Zentrale. Dem Wachstum hat es zwar bisher nicht geschadet, aber Ralph Schiller, der neue Marketing- und Vertriebschef in München, findet erstaunlich ehrliche Worte im Kommentieren der PK-Jubelmeldungen.

Aldiana hat in der Pressekonferenz die Vorlage geliefert, Robinson kann es bestätigen: die Clubs in den Alpen laufen mehr als gut. Und wer sich im Sommer einmal in so einer Anlage umgeschaut hat, der bekommt ein ganz neues Clubfeeling, das Lichtjahre entfernt ist vom unkaputtbaren Kasperle-Klischee der Gründerzeit. Ich habe deshalb den neuen, alten Club Landskron besucht mit seiner genialen Lage direkt am Ufer des Ossiacher Sees in Kärnten und mich mit den Robinsöhnen Toni Weibel, dem zuständigen Regional-Manager, und Pepi Krempl, dem neuen Robinson-Herbergsvater am See, über diesen Trend zu den erdgebundenen Zielen unterhalten.