Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 132 – Deutsche erfindet die Schweiz neu… / Bedienen bald Griechen in MeckPomm? / Südtirol hat alles bis zum Wurm gezählt / Im Fichtelgebirge lässt’s sich gut wichteln

„Was mit Reisen“ kann es gar nicht fassen… Endlich mal wieder Sonne in Berlin. Da fällt es natürlich doppelt schwer, den, jetzt passt es ja, Sonntag in der Reiseradio-Produktionskammer zu verbringen. Wobei ich zugeben muss, diese Woche schon mal von blauem Himmel verwöhnt worden zu sein. Zwar mit Eiseskalte und Wind, aber schön am Ostseestrand in Warnemünde. Dieses Wetter hätten sich die Hoteliers und Gastronomen eine Woche früher gewünscht. Denn das Gruselwetter zu Ostern hat die bisherige Bilanz des Jahres 2013 ziemlich verhagelt.
Trotzdem, alles noch kein Grund zur Sorge, beruhigt da Guido Zöllick, der Präsident des Mecklenburg-Vorpommerschen DeHoGa, gleich im Reiseradio-Gespräch. Dieses Jahr möchte man Rekordwerte knacken. Und das dürfte auch klappen, wenn das Wetter einigermaßen mitspielt. Denn das ist immer die Risikokarte im Deutschland-Tourismus.
Sein viel größeres Problem sind die fehlenden Fachkräfte. Es gibt kaum noch junge Leute im Land, die sich für wenig Geld und lange Arbeitszeiten in Hotel oder Gastronomie verdingen wollen. Die Politik hat da eine putzige Lösung: Her mit den Spaniern, Griechen oder Portugiesen. Bei deren Arbeitslosenquote müssten die doch dankbar sein, im deutschen Land hinter der Küste zu arbeiten. Ob das funktionieren kann?
Auch die Schweiz hofft auf ein glückliches 2013. In den letzten Jahren hatten die Eidgenossen trotz eines guten Produkts ziemlich zu kämpfen auf dem deutschen Markt. Vor allem die Abwertung des Euro gegenüber dem Franken machte die ohnehin nicht so günstige Schweiz für viele zum kaum noch bezahlbaren Luxusziel
Dabei hat man beim Nachbarn schon längst umgesteuert auch mit günstigen Angeboten für junge, sportliche Zielgruppen. Das Online-Marketing im Social-Media-Bereich ist wahrscheinlich das Beste – zumindest in Europa. Und das Image ist – allen kleinen politischen Scharmützeln zum Trotz – nach wie vor sehr positiv. Auf beiden Seiten.
Nun wagen die Schweizer eine kleine mentale Revolution. Ausgerechnet eine Deutsche ist seit diesem Monat verantwortlich für die Lust auf die Schweiz in der gesamten Welt. Christina Marzluff, lange Jahre verantwortlich in Frankfurt für Schweiz-Tourismus definiert nun den touristischen rot-weißen Markenkern für den Globus. Ich spreche mit ihr – und ihrem Nachfolger für den deutschen Markt, Jörg Peter Krebs, über die Herausforderungen, die Schweiz zu positionieren.
Da hat es Christoph Engl besser. Der langjährige Markenchef von Südtirol brauchte sich die letzten Jahre weder über Image noch Gästezahlen den Kopf zu zerbrechen. Das ist immer eine gute Voraussetzung für Kreativität ohne Zwang. Herausgekommen ist eine vor allem ökologische Bilanz der ganz besonderen Art. Für die Hände ein Buch „Total alles über Südtirol“ mit Antworten auf Fragen, die man noch nicht mal gedacht hat. Und für den Kopf das Gedankenfutter, was für ein Preisschild würde eigentlich heute auf Südtirol kleben, wenn Ökonomen die italienische Provinz in Euro und Cent bewerten müssten. Das Ergebnis ähnelt ein bisschen dem Werbespot einer Kreditkarten-Company: unbezahlbar. Wie er sich errechnen lässt, dazu gleich mehr im Reiseradio-Gespräch.
Mit viel moderateren Bergen beschäftigt sich unser letzter Beitrag für heute, nämlich dem Fichtelgebirge. Das hört sich nach Märchen an, nach irgendwo in der Ecke von „weiß nicht genau, wo“, und nach einer Region, die für das deutsche Tourismusmarketing nicht so den Sexappeal hat, den man sich für schmissige Werbekampagnen wünscht. Mein Kollege Andreas Jacobsen ist trotzdem dort wandernd unterwegs gewesen, und kam mit interessanten Geschichten und Anekdoten zurück aus der nordbayrischen gar nicht Einöde.

Reiseradio 105 – Behindertengerecht wird Barrierefrei: Tourismus soll Chancen erkennen / Von der Transsib zum Orient-Express – Lernidee Erlebnisreisen / Wie trocken ist eine Linzer-Torte? / Jazzfestival Bozen

Manchmal sind es ja Kunstformulierungen, die haarscharf am Label „Bösdeutsch“ vorbeischrammen, weil sie bewusst vernebeln, anstatt klar zu benennen. „Freisetzen“ statt „Entlassen“ ist so ein Beispiel. Aber auch im Reisebereich zum Beispiel die Schwurbelwörter Klimaneutral oder Luftverschmutzungsrechte suggerieren Gutes, wo schlechte Verursachung getarnt wird. Das ZDF hat vor Jahren die leicht angestaubte und fragwürdige Etikettierung ihrer Sozial-Lotterie „Aktion Sorgenkind“ aufgehübscht durch „Aktion Mensch“. Freigiebig sein durch verbalen Wohlfühlfaktor.

Ein ähnliches Phänomen beobachten wir gerade bei einem anderen, sehr wichtigen Aspekt von Reisen: dem Behinderten-gerechten Tourismus. Die Sorglos-Branche hat nämlich leichte Berührungsängste gegenüber allem, was Wohlgefälligkeit stören könnte. Im Anglo-Amerikanischen Raum wird deshalb vermeintlich politisch korrekt gleich ganz glattgebügelt. Es geht nur noch bei der Zielgruppe um Menschen mit „special needs“. Und bei uns wird das Problem jetzt auch geweitet, um es schöner benennen zu können: aus Behinderten-gerecht wird Barriere-frei. Und schon gibt es keinen Widerhaken mehr im Kopf.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat jetzt ein Projekt angeschoben, Barrierefreiheit zum Markenzeichen des Deutschland-Tourismus zu machen. Das hört sich erstmal wunderbar an, aber ist natürlich – wenn schon keine Mogelpackung, dann doch erst ein bescheidener Anfang. Denn in Schritt 1 geht es nur um Papier und Standards und Label. Bis Ende 2013 sollen das „Deutsche Seminar für Tourismus“ in Kooperation mit der „Nationalen Koordinationsstelle Tourismus für Alle“ (auch wieder so eine freundliche Vernebelung) erst mal einen Wissenspool aufbauen. Dann waren ja Wahlen, und dann sieht man weiter. Oder auch nicht. Ich sprach mit Staatssekretär Ernst Burgbacher und DSFT Geschäftsführer Rolf Schrader über diesen Versuch der Sensibilisierung und Qualifizierung. Und dann noch mit einem Praktiker eines Unternehmens, wo Barrierefreiheit schon längst praktiziert wird: Heiko Kain, dem Direktor Sales und Marketing des Berliner Scandic Hotels. Wirtschaftlich sehr erfolgreich übrigens – womit es für die Reisebranche noch interessanter wird.

Am Samstag war Showtime auf Gleis 11 des Berliner Hauptbahnhofs. Seit Ewigkeiten zum ersten Mal stand der legendäre Orient Express wieder in der Hauptstadt – bereit zur Fahrt nach Venedig mit dem kleinen Umweg über Hamburg. Die beiden Veranstalter Windrose und Lernidee hatten zahlungskräftige Reisende für diesen Nostalgietraum begeistern können. Bis Hamburg fuhr ich mit, als halbblinder Passagier in der Wurzelholz-Kabine von Lernidee-Geschäftsführer Thorsten Haferkamp. Und nutzte direkt mal die Gelegenheit für ein Gespräch über 25 Jahre Spezialistentum vorwiegend auf der Schiene.

In der letzten Sendung gab es viel schmunzelndes Feedback über die Nippelstory der Original Mozartkugel und die geschmacklich interessante Bosnia Wurst aus Salzburg. Heute lege ich noch eins nach: die Linzer Torte. Angeblich die älteste Torte der Welt. Verteufelt von den Liebhabern der Cremeschnitten und Sahnebomben, aber fast so erfolgreich, wie die Sachertorte. Und weil so robust, auch perfekt für den Versand geeignet. Der originale Linzer Konditor Leo Jindrak lüftet das süße Geheimnis.

Ende des Monats klingt es ganz anders im Südtiroler Bozen: Dann ist nämlich Jazzfestival, und kitschige Heimatkapellen haben Spielverbot auf den Musikbrettern und in den Clubs der Stadt. Wir haben schon einmal Klaus Widmann getroffen, den unermüdlichen Spiritus Rector der musikalisch so anspruchsvollen Veranstaltung, und mit ihm ein bisschen philosophiert, wie viel schräge Töne das aufgeräumte Südtirol so verträgt.

Reiseradio 098 – Südtirol von Kloatzenravioli, Kellermeistern und Querdenkern / Unter den Lauben von Bozen / Die Mentalität des sympathischen Bergvolks / Der neue Wein / Sterne-Köche bodenständig

Das Reiseradio hofft, dass Sie ein schönes Osterfest haben oder hatten – je nachdem, wann Sie Lust bekommen auf diese Sendung. Das Wetter zum Fest war ja – wie ich gerade auf der Wetterkarte sehe – an vielen Orten eher bescheiden. Und da dachte ich mir bei der Planung, machen wir doch einfach mal eine etwas zeitlosere Ausgabe von „wasmitreisen“. Etwas Neues. Ein monothematisches Reiseradio. Sozusagen eine Sendung zum akustischen Schmökern, weil vielleicht ein bisschen mehr Zeit da ist. Die aktuellen Themen behalten wir natürlich im Kopf für baldigen Hintergrund und Gespräche mit den Verantwortlichen – so, wie Sie das hier gewohnt sind.

Bei dieser Destinations-Premiere geht es um eine Urlaubsregion mit einem tollen Image. Italienische Lebensart gepaart mit Deutschsprachigkeit und alpenländischer Gemütlichkeit. Sonnenverwöhnt sowieso, leckere Küche, guter Wein und Bergkulissen, wie gemalt. Das ist Südtirol. Italien für Anfänger sozusagen. Ein Manko gibt es allerdings doch bei aller Lobhudelei: verkehrstechnisch sind da erhebliche Hürden vor den Würden zu überwinden. Per Flug ist Südtirol quasi kaum erreichbar, und ansonsten ist der Brenner das Nadelöhr. Also einen genussvollen Wochenendtrip von Berlin nach Bozen kann man sich abschminken.

Aber bei diesem Ziel lohnt es sich ja auch vielleicht, gleich ein paar Tage länger dazubleiben. Spätestens im Mai, wenn wieder das Genussfestival auf dem Programm steht, und Essen und Trinken einen noch höheren Stellenwert bekommen, als eh schon.

Wir wollen uns in dieser Sendung Südtirol zumindest ein wenig annähern. Mehr ist ja auch gar nicht möglich. Das Reiseradio nimmt Sie mit auf eine interessante akustische Stadtführung durch Bozen. Natürlich ist auch der Ötzi dabei.

Aber ansonsten kommen Südtiroler zu Wort, die ganz persönlich erzählen, was ihrer Meinung nach diese Region so auszeichnet. Hansjörg Mair zum Beispiel, der seit vielen Jahren touristisch ein Gebiet betreut, dass sich etwas verwirrend nennt „Südtirols Süden“. Als ob der gesamte Einflussbereich des roten Adlers so groß wäre, dass er noch Parzellierung benötige bei der Vermarktung. Hansjörg Mair ist ein Wanderer zwischen den Mentalitäten und ein exzellenter Kenner der Befindlichkeiten.

Ein ebensolcher ist der Autor Herbert Rosendorfer. Millionenfach werden seine Bücher gedruckt. Am bekanntesten sind sicher die „Briefe in die chinesische Vergangenheit“. Er ist gebürtiger Bozener, auch wenn er als Autor und Jurist vor allem in Bayern wirkte. So behält er sich bis heute eine gewisse Außensicht und kann Südtirol befreiter analysieren, als es sich viele trauen würden.

Auch in Südtirol gibt es magische Hotelorte. Nicht, weil sie besonders luxuriös wären, sondern weil sie eine sehr individuelle Geschichte atmen. Eine solche Herberge steht oben auf dem Ritten, dem Hausberg Bozens: das Holzner. Trotz Modernisierung immer noch wunderbar schrullig. Und für alte Stammgäste heute so etwas wie die Elmau früher – dieses legendäre Schlosshotel bei Garmisch, dass vor dem Großbrand und seiner luxuriösen Neuerstehung einen ähnlich antroprosophisch-künstlerischen Ansatz hatte. Hans Holzner erzählt uns, wie es oben auf dem Ritten zugeht.

Südtirol und Wein, das passt automatisch zusammen. Auch wenn manche intellektuell noch deutlich den Kopfschmerz spüren, den früher einmal die gepanschten italienischen Tropfen rund um den Kalterer See verursachten. Heute wird Spitzenlese gekeltert. Und welche Überraschung gab es für die italienischen Winzer, als ausgerechnet ein Kellermeister aus Südtirol einmal zum Besten des Jahres gewählt wurde. Freuen Sie sich auf Willi Stürz und seine akustische Weinverkostung.

Und natürlich ist das Reiseradio heute kulinarisch. Von wegen Speckknödel und Schluss. Der Michelin hat Südtirol entdeckt. Und gleich zwei Sterne leuchten in dieser Sendung. Herbert Hintner von der Rose in Eppan und Anna Matscher vom Löwen in Tisens. Kleiner Tipp: essen Sie noch schnell ein Schoko-Ei, bevor Sie die Sendung hören – sonst knurrt am Schluss bestimmt der Magen…