Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

Touristik Talk

Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 159 – Jugendreisen ohne Käseglocke / Sprache und Kultur lernen auf Malta / Iran überrascht Reisende

Ihr Reiseradio heute wirklich mit einem großen Themenspektrum in der Ausgabe 159 von „Was mit Reisen“. Wir kümmern uns zunächst um das Segment der Kinder- und Jugendreisen; sozusagen um die organisierte Einstiegsdroge für die Lust am Unterwegs-sein. Für Touristikprofis nicht gerade ein Traumprodukt. Schließlich sind die finanziellen Spielräume äußerst beschränkt, die selbstbewusste junge Klientel von heute dabei sehr herausfordernd und die Erwartungen und Vorstellungen der Eltern fast grenzenlos. Mehr noch: wenn irgendwas schief läuft, ist das mediale Echo unvermeidlich und kann den ganzen Geschäftsbetrieb in Schieflage bringen.
Dabei stehen alle Organisatoren von solchen Ferienangeboten vor denselben Herausforderungen. Vom Kleinstbetrieb aus dem halbprofessionellen Umfeld, bis zu den Dickschiffen der Branche wie RUF. Da ist man gemeinsam stärker, wenn man sich bei Qualitätskriterien, Ausbildung und Standards zusammenschließt. Das Bündnis heisst Reisenetz und arbeitet grenzüberschreitend. Im Gespräch mit Bernd Seidl, der zum Broterwerb auch noch Geschäftsführer von Young Austria ist, den Erlebnisgästehäusern in Österreich, werden wir gleich erfahren, worauf man achten soll, bevor  man sich einem Spezialveranstalter anvertraut, und wie sinnlos es ist, zu glauben, man könne eine Käseglocke über eine Horde pubertierender Jugendlicher stülpen mit hundertprozentiger Kontrolle.
Auch das zweite Thema hat in gewisser Weise etwas mit Jugendlichen unterwegs zu tun. Es geht um Sprachreisen. Genauer gesagt, um die Destination, in die die meisten Sprachreisen gehen; zumindest, wenn es um den Englisch-Unterricht ist. Das ist nämlich schon lange nicht mehr die Südküste Großbritanniens, was ja naheliegend wäre, sondern die Insel Malta. Nicht, weil man dort besseres Englisch sprechen würde, als bei den Muttersprachlern, aber die touristische Industrie sorgt sich eben auch um das Seelenheil ihrer Kunden. Und Malta ist halt vom Wetter doch etwas mehr verwöhnt, und hat strandtechnisch sicher auch die Nase vorn. Warum Malta bei Sprachschülern, auch Erwachsenen, so erfolgreich ist, und was die Insel mit dem geschichtsträchtigen Namen sonst noch bereit hält, darüber unterhalte ich mich gleich mit all meinen zusammengekratzten Schulenglisch-Kenntnissen mit Joseph Galea vom Maltesischen Fremdenverkehrsamt, den ich in Valetta traf.
Und nun machen wir ein wirkliches Kontrastprogramm, obschon das Thema auch in die Rubrik fällt „Reisen bildet“. Es geht um die Destination Iran. Derzeit der stille Geheimtipp bei den Studienreise-Veranstaltern. Studiosus zum Beispiel hat momentan viel mehr Gäste, die das alte Persien kennenlernen wollen, als beispielsweise Ägypten. Das klingt im ersten Moment absurd. Denn für die Zuschauer der Nachrichtensendungen hat das Land, das die Amerikaner immer noch der Achse des Bösen zuordnen, nicht gerade eine beruhigende, gastfreundliche Attitüde. Das was in Ägypten derzeit zur lokalen Unruhe führt, der Widerstand der demokratischen Mittelschicht und der Intellektuellen gegen den Islamismus, ist im Iran schließlich schon im, aus unserer Sicht, mittelalterlichen Endstadium der Bevormundung durch die Religion angekommen. Und trotzdem: auch hier lohnt der zweite Blick. Und die meisten Besucher schwärmen hinterher über ein neues Iranbild mit freundlichen aufgeschlossenen Menschen, das sie vorher nie vermutet hätten. Deshalb heute ein Gespräch mit einem deutschen Kenner des Landes, der viele Jahre dort gelebt hat, und praktischerweise einen Reiseführer über den Iran geschrieben hat: Peter Kerber. Sein Fazit: verglichen mit Indien ist es ein traumhaftes Reiseziel für Frauen, und man könne sogar allein durch das Land kommen. Das macht doch neugierig.

Reiseradio 155 – So funktioniert der Krisenstab / Äthiopien zwischen Hexen und Schamanen / Durch Ägypten mit dem Arme-Leute-Bus

Krise ist das Kernthema der letzten Ausgabe von „Was mit Reisen“ für 2013. Aber keine Sorge, es geht eher um Krisenbewältigung, und um spannende Aufenthalte in Regionen, die touristisch eher in die Kategorie Krisengebiet passen.
Melanie Gerhardt ist nicht nur für ihren Arbeitgeber, die DERTouristik, die personifizierte Feuerwehr, wenn es ungemütlich wird an Urlaubsorten. Sie leitet auch den Krisenstab des DRV. Ihre und die Arbeit ihres Teams beginnt immer dann, wenn der Traum vom Urlaub droht, zum Alptraum zu werden. Und zumindest im Bauchgefühl hat man den Eindruck, dass das organisierte Reisen in den letzten Jahren viel häufiger durch Naturkatastrophen oder politisches Unbill auf die Probe gestellt wurde, als früher. Durchschnittlich einmal pro Woche, erzählte mir Melanie Gerhardt bei unserem Gespräch, verwandelt sich ein grüner Fleck auf ihrer Krisenweltkarte in etwas farblich Bedrohlicheres. Vielleicht wäre das mal eine dankbare Aufgabe für ein studentisches Seminar, in der Historie zu forschen, wie scheinbar robust das Urlaub machen in den Anfängen von Neckermann und Co war; ob es tatsächlich weniger Störungen gab, oder man früher einfach leidensfähiger und schicksalsergebener war.
Heute jedoch gilt die Maxime, zwei Stunden nach Meldung eines Vorfalls muss die Krisenmaschinerie angelaufen sein. Zumindest bei den Qualitäts-Reiseveranstaltern, die gelernt haben, dass auch in jeder Krise die Chance steckt, sich von den Billigheimern und Portal-Krautern abzusetzen, die bei Krisen nicht mehr oder nur geradezu ärmlich erreichbar sind. Wie der Ablauf einer Krisenbewältigung dann ausschaut, das versuche ich gleich im Reiseradio-Gespräch mit Melanie Gerhardt herauszufinden.
Äthiopien ist ein Land, das wahrscheinlich nur in den wenigsten Reisekatalogen auftaucht. Eine Region allenfalls für Spezialisten. Es gibt zwar keine Reisewarnung, aber der quasi Kriegszustand mit dem Nachbar Sudan und die Nähe zum Fail-State Somalia dürften auch bei den meisten Studienreise-Willigen – denn andere Urlaubsgründe kann es nicht geben – kein beruhigendes Gefühl auslösen. Und es gibt Addis Abeba, die schnell wachsende, chaotische Metropole, die ebenfalls nicht gerade eine Perle des afrikanischen Kontinents ist. Warum also kümmert sich das Reiseradio ausgerechnet um Äthiopien?
Ein Buch ist schuld. Philipp Hedemann, einer der jungen Autoren in Deutschland, die wunderbare Reiseberichte schreiben, ohne selbst Reisejournalist sein zu wollen – genau wie Gerald Drissner, auf den ich gleich noch zu sprechen komme – hat über drei Jahre als freier Korrespondent in Äthiopien gelebt und versucht, das Land wenigstens ansatzweise zu begreifen. Herausgekommen ist ein Büchlein der hervorragenden Dumont Reiseabenteuer-Reihe mit dem Titel „Der Mann, der den Tod auslacht“. Welche Story sich dahinter verbirgt, und noch mehr erfahren Sie gleich im Gespräch mit Philipp Hedemann.
Gerald Drissner, auch gerade mal Mitte 30, geboren in einem Bergdorf in Vorarlberg, ist ebenfalls ein junger Autor mit Hummeln im Po. Ihn trieb es nicht ganz so weit südlich, aber immerhin nach Ägypten. Auch er richtete sich in diesem Land, das wie kaum ein zweites die Touristiker in Atem hält und zu einem dauernden Wechselbad der Gefühle führt in diesen Monaten, für über fünf Jahre ein. Genug Zeit, um sehr intensiv hinter die Kulissen der heilen Urlaubswelt zu schauen und ein Ägypten beschreiben zu können, das eine absolute Parallelwelt darstellt zu dem Dreiklang Gizeh, Luxor und Rotes Meer. Gerald spricht zwar fließend Arabisch, was erst die Expeditionen per Bus überhaupt möglich machte. Aber der Autor machte sich als weißer Europäer dadurch auch mehr als verdächtig. Weshalb sein Büchlein in der Dumont-reihe auch sinnigerweise heisst „Als Spion am Nil“. Spannendes abseits der Sonnenziele und prächtigen Altertümer erfahren Sie gleich im Skype Gespräch mit Gerald Drissner, der sich schon wieder entfernt der Heimat eingenistet hat – dieses Mal in der Türkei.
Zwei Kollegen-Gespräche über Bücher in einer Sendung… Aber wenn nicht vor Weihnachten, wann dann? Endlich mal Zeit, zu lesen.

Reiseradio 153 – BTW setzt weiter auf politischen Dialog / Bentour serviert Türkei à la carte / Weisses Rössl in der PR-Falle / Am Ursprung eines Weihnachts-Hits

Das Reiseradio fängt auch langsam an, im heimischen Berlin die Adventszeit zu genießen. Mit großem Bogen um die gleichnamigen Märkte, von denen es hier in der vorweihnachtlichen Hauptstadt gefühlt 50 gibt. Und natürlich hat auch jeder seinen Favoriten. Vom rustikalen Ambiente mit Riesenrad und Oktoberfest-ähnlicher Glühwein-Trinkkultur, bis zum etwas Feineren auf dem Gendarmenmarkt, der bei manchen als etwas versnobt gilt, weil mein einen kleinen Eintritt zahlen muss. Anyway. Vor einigen Wochen haben Sie hier im Reiseradio schon ein Gespräch mit Hans Wieser, dem Kurdirektor von St. Wolfgang am Wolfgangsee im schönen Salzkammergut gehört. Da hat er von einem einzigartigen Adventmarkt eben dort geschwärmt, zu dem man per Schiff fährt.  Das habe ich mittlerweile getan, und das filmische Ergebnis – das ist natürlich etwas ungewöhnlich, im Radio ein Video anzukündigen – finden Sie ab heute auf der Internetseite des Reiseradios. www.Reiseradio.org  So viel Eigenwerbung darf sein. Aber der Film lohnt sich, sage ich mal ganz unbescheiden. Denn an diesem Alpensee gibt es einen der nettesten Adventmärkte, die ich bisher kennengelernt habe.
Die Website lohnt sich überhaupt. Denn dort finden Sie zu dieser Sendung auch den Originalfilm vom Weissen Rössl. Sie wissen schon, den mit Peter Alexander. Und den Trailer zum ziemlich duchgeknallten Remake, das gerade neu in den Kinos läuft. Echtes Kontrastprogramm. Und hier im Reiseradio, und da schließt sich der Kreis, endlich mal was, was Sie in dieser Sendung hören können, habe ich ein Interview mit der gerade amtierenden Rössl-Wirtin. Denn das gleichnamige Hotel, Touristiker wissen das, gibt es tatsächlich. Und ähnlich, wie bei der Schwarzwaldklinik, ist es Segen und Fluch zugleich, wenn man einen filmischen Sehnsuchtsort dann im realen Leben bespielen muss. Ich unterhalte mich mit Gudrun Peter also über Film-PR und die Herausforderung, den Gästen trotzdem ein hochwertiges Hotel-Produkt liefern zu müssen.
Und wenn wir schon mal in Feststimmung sind in dieser Sendung: Es gib ein sehr liebenswertes Gespräch mit der Gralshüterin des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes der Welt. Nee, nicht White Christmas. Es geht um ein echtes Weihnachtslied. Eines der wirklich Stimmungsvollsten: Stille Nacht, Heilige Nacht. In einem kleinen Ort bei Salzburg erblickte es das Licht der Welt. Und die Geschichte der Entstehung ist so rührend, dass man sie konservieren muss. Das tut Brigitte Gstöttner im Heimatmuseum von Oberndorf. Und mir und Ihnen erzählt sie gleich, wie es zu der Stillen Nacht kam, die heute in zig Sprachen gesungen wird.
Aber natürlich haben wir auch ganz fachtouristische Themen in dieser 153. Ausgabe von „Was mit Reisen“. Vorigen Montag gab es traditionell im Berliner Adlon den Tourismusgipfel. Dieses Jahr extrem spät, weil man vom BTW, also dem Bundesverband der Deutschen Tourismus-Wirtschaft, irgendwie noch hoffte, den künftigen, verantwortlichen Wirtschaftsminister präsentieren zu können. Tja, war wohl nix. Stattdessen hatte man 185 Seiten Koalitionsvertrag mit 14, darüber hinaus völlig nichts sagenden, Zeilen Tourismus. BTW-Chef Michael Frenzel war, wie seine Kollegen von den Fachverbänden, not amused, um es diplomatisch auszudrücken. Aber da er ja der geborene Diplomat ist, nimmt er den schwurbeligen Vertrag als Auftrag, hinten den Kulissen weiter Überzeugungsarbeit zu leisten. Wie er das versteht, verrät er vor den Kulissen dem Reiseradio.
Und es gibt noch ein Gespräch mit einem bemerkenswerten Chef eines Reiseveranstalters. Ein feiner Mann, der schon seit Jahrzehnten im Tourismusgeschäft ist, quasi den Vorgänger von Öger leitete und jetzt von der Schweiz aus mit Bentour der Türkei-Liebling der Reisebüros ist. Kein Wunder. Das Programm ist wirklich gut – vor allem abseits der üblichen All-Inclusive Bettenburgen – es wird anständige Provision gezahlt, und die sprichwörtliche Schweizer Exaktheit bürgt auch für eine Qualität, die nach den jüngsten Türkei-Pleiten gerne gesehen wird. Wie man aus einem Volumenziel Türkei die Perlen herausfischt und als Nischenprodukt mit ungeheuren Zuwachsraten in Deutschland verkauft, erzählt uns gleich Kadir Ugur.

Reiseradio 152 – Norbert Fiebig: Veranstalter verkaufen Vertrauen / Nachhaltig: Almsommer und Bauernherbst / Häusel: Emotionen als Kaufanreiz / TourKon: Studenten lernen auf Schiff

Das Reiseradio hat sich ja auch in den letzten Tagen das zweifelhafte Vergnügen gegönnt, beim Suchen in der Koalitionsvereinbarung irgendwas zu finden, das zumindest die Hoffnung nährt, der Tourismus würde in den kommenden vier Jahren ernster genommen in der Politik. Und eigentlich wollte ich meinen ganzen Ärger in die Anmoderation zu dieser 152. Ausgabe von „Was mit Reisen“ packen. Logisch. Aber dann dachte ich mir, warum etwas wiederholen, was mein lieber Kollege Karl Born in seinen „Bissigen Bemerkungen“ – wenn Sie sie noch nicht gelesen haben: auf meiner Website gibt es einen Link dahin – schon wunderbar auf den Punkt gebracht hat? Ich kann die Philippika nur uneingeschränkt unterstützen. Es ist eine Frechheit, und ich hoffe, dass es heute am Erscheinungstag dieses Reiseradios, beim Tourismusgipfel im Adlon auch vom BTW deutliche Worte gibt und kein weichgespültes Anzugträger-Gesäusel. Na ja, wünschen darf man sich ja viel..
In diesem Magazin betreiben wir daher lieber zum einen ein bisschen Nachlese von der DRV Tagung und werfen aber auch einen Blick auf die Touristiker von morgen.
Norbert Fiebig, der CEO der DER Touristik, war ja eingeladen in Salzburg, den Branchentreff mit einer Keynote zu beginnen. Wohin muss der Veranstalter-Tourismus sich bewegen, wo seine Kunden finden in Zukunft, und mit welchen Argumenten werben um Vertrauen und Mehrwert? Da gab es viele bemerkenswerte und selbstkritische Ansätze. Mehr als einen Grund zumindest für ein nachfassendes Gespräch mit dem REWE Manager über gute Kaufmanns-Sitten, Vertrauen, Sicherheit und den sich ändernden Vertrieb, der die Reisebüros zwingen wird, ihre Rolle völlig neu zu definieren. Das Interview mit Norbert Fiebig gleich im Reiseradio.
Wir wollen an dieser Stelle jetzt auch nicht weiter Salz in die DRV-Wunden streuen, warum rückblickend die Programmplanung von Salzburg etwas gewöhnungsbedürftig war und aus welchem Etat – nämlich nicht dem Salzburger – die Einladung schliesslich finanziert werden musste. Konzentrieren wir uns lieber auf den gar nicht so schlechten Nebeneffekt: wenn schon die Umweltpolitik alimentieren musste, dann sollte auch das Thema Nachhaltigkeit einen Schwerpunkt bilden beim Treff der Urlaubsmacher. Im Reiseradio deshalb gleich ein Interview mit Leo Bauernberger, dem Chef vom Salzburger Land Tourismus, darüber, wie man Nachhaltigkeit zu einer Win-Win-Situation für die Heile-Welt-suchenden Gäste, die die Region beherrschenden Bauern und die bereiste Bevölkerung ausgestalten kann.
Eigentlich ist die touristische Branche ja ein Selbstläufer. Mal abgesehen von regionalen oder temporären Krisen verkauft sie etwas, das zumindest theoretisch nur positiv belegt ist: die angeblich „schönsten Tage des Jahres“… Ein sinnliches Produkt, bei dem man denken könnte, das sei doch einigermaßen immun gegen die Grabbeltisch-Mentalität. Mitnichten, wie wir alle wissen. Dafür verantwortlich ist ein kleines Stückchen Gehirn, das sich Limbisches System nennt. Billig gleich Kaufanreiz. Wie man es nun schaffen könnte, das „billig“ durch „attraktiv“ zu ersetzen, das verriet auf der DRV-Tagung und uns gleich im Reiseradio Dr. Hans-Geog Häusel von der Gruppe Nymphenburg Consult.
Weit entfernt von den Niederungen einer Branchenpolitik dümpelten am vergangenen Wochenende etwa 170 Touristik-Studenten auf der Arsoa über den Rhein. Aber nicht auf PEP-Fahrt oder als vor-adventliche Sause, sondern quasi ohne Fluchtmöglichkeit auf schwimmenden Seminarräumen. TourKon nennt sich das Ganze. Die Studenten und vielleicht Manager von morgen, sollen an konkreten Projekten aus der touristischen Industrie Praxisorientiertes Denken lernen. Ich habe mir das mal angeschaut und mir hinterher zwei Fragen gestellt: warum schicken eigentlich die Big Player keine Headhunter auf so ein Schiff voll engagierter Studenten? Alle schon im Weihnachtsplätzchen-Delirium? Und warum hatte ich das Gefühl, die Studenten argumentierten  schon wie Klone aus dem Management; ohne jede revolutionäre Aufmüpfigkeit? Bologna lässt grüßen? Mehr dazu im Gespräch mit der betreuenden Dozentin Nele Marisa von Bergner von der Leuphana Universität in Lüneburg.

Reiseradio 143 – Ägypten-Warnung nur Wahlkampf-Taktik? Gründe für FTIs Sonderweg / Holiday Taxis: Transfer in der Ferne vorab buchen / Österreich Werbung: mehr Marketing trotz weniger Büros

Das Reiseradio zurück nach der kleinen Sommerpause, leider nicht für mich, weil ich die ganzen Wochen für ein – zugegeben schönes – Filmprojekt unterwegs war. Während ich gerade an meiner Moderation arbeite, schiele ich immer mit einem Auge auf den Fernseher, auf das so genannte Spitzen-Duell in diesem müden Wahlkampf. Ist ja, denkt man, weit entfernt von unserem Thema Reise.

(Wenn ich nicht gerade gesehen hätte, dass l’tur auf seiner Website die Partei BFLMU, mit Pünktchen dazwischen, gegründet hat. Das „Bündnis für Last Minute Urlaub“ mit so tollen Slogans wie „Urlaubsgeld statt Herdprämie“, „Fernblick statt Weitsicht“, „Sonnenbrand statt ausgebrannt“, „Deutsche raus aus Deutschland“, „Schluss mit der Einheitsblässe“ – und noch einigen nicht unsympathischen Forderungen mehr. Trotzdem können Reise-affine Menschen leider für das BFLMU nicht am Wahltag ihr Kreuzchen in den Sand machen. Angesichts der oft nicht minder platten Argumente der anderen Parteien, eigentlich ein bisschen schade..)

Aber auch, wenn wir seriös bleiben, ist Tourismus und Wahl gerade eng verknüpft. Und ich meine damit gar nicht die vielen offenen Baustellen, wo es ja in den vergangenen Wochen hörbare Kritik aus der Branche gab, vom Fußvolk sozusagen, dass die Interessensverbände wieder mal eine Gelegenheit in Harmoniesucht verstreichen ließen, anstatt für die Probleme im Tourismus lautstark ein politisches Engagement zu fordern.

Es geht vor allem um Ägypten – und dass sich bei den politischen Beobachtern in Berlin immer mehr aufdrängt, dass das Auswärtige Amt bei seinem dringenden Abraten von Reisen ans Rote Meer sich mehr an den politischen Wahlkampfinteressen einer ebenfalls Pünktchenpartei orientiert, als an objektiven Fakten. Die FDP des Außen- und Wirtschaftsministers will nicht als Partei an den Wahlkampfpranger gestellt werden, wenn politische Gegner ihr bei dem kleinsten Vorkommnis in Ägypten unfair unterstellen würden, sie kümmere sich wie gewohnt eher um das Wohlergehen von Wirtschaftsunternehmen und Hoteliers, statt um die Unversehrtheit des kleinen, urlaubenden Bürgers.

Kaum anders lassen sich die fast schon absurden Argumentationen verstehen des Auswärtigen Amtes im Veranstalter-Krisenstab unter dem Dach des DRV. Es gibt zwar keine konkrete Gefahrenlage, man bestätigt die Einschätzung der Situation vor Ort der Touristikprofis, aber man will zumindest bis zur Wahl möglichst alle Urlauber raus haben. Ein für das Zielgebiet wesentlicher Veranstalter, der Marktführer in Ägypten, FTI, ließ sich vom „zuständigen Beamten des Außenministeriums“, wie es immer so kryptisch heißt, nicht einschüchtern, und verweigerte sich dem fast schon offensichtlichen Wahlkampfwunsch. Er hat dafür viel verbale Prügel eingesteckt von Mitbewerbern und Politik. Aber es braucht nicht viel Phantasie, dass nach der DERTouristik schon bald auch die anderen Veranstalter Ägypten wieder buchbar machen für die Region Rotes Meer. Den Menschen dort wäre es zu wünschen. Mehr über die Hintergründe gleich im exklusiven O-Ton von Ralph Schiller, dem Geschäftsführer von FTI.

Krisen sind, etwas zynisch gesprochen, gut für die Veranstalter, die die gute alte Pauschalreise anbieten, mit allen Komponenten aus einer Hand. Das habe ich gerade erst vor kurzem wieder auf den Malediven gemerkt, wo heftige Regenfälle einen Transfer zwischen Inseln und Flughafen per Wasserflugzeug unmöglich machten über Tage hinweg. Trotz des Gruselwetters einigermaßen glücklich die, die pauschal gebucht hatten und wo sich die Veranstalter um Unterkunft, Transfers und Flugumbuchungen kümmerte. Am Rande des Nervenzusammenbruchs die, die vorgeblich so schlau waren, Hotel, Transfer und Flug vermeintlich supergünstig selbst zusammenzustellen und nun strandeten ohne Trauminseleffekt…

Das wäre nun nicht die passende Werbegeschichte für das Internetunternehmen Holiday Taxis, das äußerst erfolgreich mittlerweile die Komfortlücke der Individualbucher schließt zwischen Ankunft am fremden Flughafen und gebuchtem Hotel. Aber es gibt auch Positives über die Geschäftsidee und die Welt des Urlaubstransfers gleich mit Carsten Seelmeyer von Holiday Taxis.

Krisen sind, genauso zynisch gesprochen, auch gut für vertraute, nahe Ziele. Die so genannten erdgebundenen Reisen. Bevorzugtes Urlaubsland für die Deutschen – neben dem Daheimbleiben – ist da Österreich. Und dank des doch guten Sommers ist man in Wien auch ganz zufrieden mit den Zahlen des wichtigsten Auslandsmarktes. Trotzdem wurden gerade drei von vier Standorten der Österreich Werbung in Deutschland geschlossen. Das hat in der Branche irritiert. Ausführliche Hintergründe dazu und zum Tourismus-Marketing von morgen vom Deutschland-Chef der ÖW, Oskar Hinteregger.