Das Thema Krise und Sicherheit und Verunsicherung durchströmt auch dieses Reiseradio. Zum Beispiel im Gespräch mit René Herzog, dem CEO der DERTouristik. Es ist nicht mehr weg zu interpretieren: die Buchungslage aller Veranstalter ist mau derzeit. Nicht, dass die Deutschen auf einmal reisemüde geworden wären. Die Lust am Urlaub-machen ist ungebrochen. Auch das Geld ist vorhanden. Vor allem auch die Bereitschaft, es auszugeben, da auf der Bank fast keine Zinsen mehr gegeben werden. Aber da frisst sich seit Paris und Istanbul eine diffuse Angst in den emotionalen Teil des Gehirns.
Vor allem bei Eltern. Wo kann man heute hinfahren? Sollte man vielleicht noch etwas warten mit der Entscheidung, und schauen, wie die Weltlage sich entwickelt? Nüchtern betrachtet sind es natürlich irrationale Überlegungen. Aber was nützt schon die Stimme der Vernunft, wenn es um so gefühlige Entscheidungen geht, wie eine unbeschwerte Ferienzeit? Folge: die Veranstalter arbeiten derzeit zweigleisig. Einmal mit extremer Flexibilität, was eventuelle Umbuchungswünsche angeht, aber auch mit dem Herausstellen der hauseigenen Krisenkompetenz. Helfend da sein, wenn wider Erwarten doch etwas passieren sollte. Das kann kein Internet-Anbieter in diesem Maße, und das erinnert etwas an die alte Kümmerer-Kampagne des DRV. (mehr …)
Allein die Lage ist schon eine Wucht: Inmitten des Parks der Lichtentaler Allee in Baden-Baden, sagen wir mal, einer Wohngegend der Besserverdienenden in Deutschland. Hier thront direkt am Ufer der Oos das höchstbewertete Luxushotel der Republik, das Brenners Parkhotel. Wenn einem so viel Schönes wird geboten, ist das natürlich nicht nur eine Frage der Hardware, sondern auch des perfekten Service. (mehr …)
Das Reiseradio ist heute ein wirkliches akustisches Füllhorn für diejenigen Zuhörer, die sich für Hoteliers und ihre Geschichten interessieren. Zum einen spreche ich mit Rolf Seelige-Steinhoff, dem Chef der Seetel-Hotelgruppe. Er wurde unlängst auf dem Deutschen Hotelkongress geehrt mit dem Titel „Hotelier des Jahres“. Bergfans werden mit der Seetel-Gruppe vielleicht nicht so viel anfangen können, aber auf Usedom kommt man an seinen Häusern fast nicht vorbei. Rolf Seelige-Steinhoff ist ein Hotelier der neuen Generation: vielseitig, auch fachfremd, gebildet und vor allem mit einem psychologischen Führungsstil der Motivation. Liebe, nicht nur für den Beruf, ist für ihn der stärkste Motor, Mitarbeiter zu begeistern. Über seine Herausforderung, fast im östlichsten Teil Deutschlands eine Top-Hotellerie zu etablieren, berichtet er gleich im Gespräch mit mir.
Wenn es seit Jahrzehnten einen Menschen gibt, der als Symbol für perfekten Service und gute Gastlichkeit steht, dann ist es der Deutsche Horst Schulze, der die amerikanische Ritz Carlton Kette aufbaute und unter seiner Führung zu einer der besten Hotel-Companies der Welt formte. Sei legendäres Motto „Ladies and gentlemen, serving ladies and gentlemen“ wurde DAS Bonmot-beflügelte Selbstverständnis der Top-Player im internationalen Beherbergungswesen. Ritz Carlton ist seit 13 Jahren Geschichte für den Perfektionisten – leider für die Gruppe, möchte man hinzufügen – aber mit Capella will er noch eine Hand Feenstaub oben drauf legen. Darüber und über die Hingabe für einen der schönsten Berufe der Welt sinniert gleich Horst Schulze, der ebenfalls auf dem Kongress vom Deutschen Fachverlag für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
Last, but not least eine Einzelbetrachtung eines Hotels, an dem man vielleicht einfach so vorbeiläuft auf der Strandpromenade in Warnemünde. Nicht ahnend, dass es die Neuinszenierung eines der ältesten herrschaftlichen Hotels an der Deutschen Küste ist: Es geht um das Strandhotel Hübner. Bereits 1853 empfing der Namensgeber dort seine ersten Badegäste. Zu einer Zeit, als Komfort noch etwas Besonderes war. Heute ist das Hübner von der Hardware vielleicht nicht die Topadresse an der Ostsee, aber über 160 Jahre Hoteltradition bergen einen Erfahrungsschatz, von dem andere nur träumen können. Eine der höchsten Bettenbelegungen im ganzen Bundesland belegen dies. Ich spreche gleich mit dem Direktor Dietmar Karl.
Was zeichnet einen „Hotelier des Jahres“ aus? Dass er gute Gewinne erwirtschaftet? Ein prachtvolles Haus als Bühne nutzen kann? Dass er illustre Gäste beherbergt und auf dem gesellschaftlichen Parkett trittsicher unterwegs ist? Es sind zumindest keine Hinderungsgründe. (mehr …)
Das Reiseradio hat sich diese Woche mal den sonderbaren Luxus gegönnt, in der eigenen Stadt in einem Hotel zu übernachten. Ich war vor der Eröffnung probeschlafen im 25hours Hotel in Berlin. Noch ein Hotel mehr in Deutschlands wichtigstem Reiseziel; das würde normalerweise untergehen im Grundrauschen der Touristik-PR. Aber die – mittlerweile – Marke 25hours hat für die Hoteliers wegen ihrer Radikalität immer noch ein gewisses Sex-Appeal. Eine durchaus erfolgreiche Mischung aus Wohlfühl-Herberge mit Anspruch, kreativ-schräger Designer-Bude und aufgemotztem Hostel ist bei all der Einheitskost aus der Bettenbranche ziemlich erfrischend. Das Rezept zeigt auch, wie man heute noch seine Nische finden kann. Zwischen den wirklich guten, preiswerten Motel Ones dieser Welt und den unzähligen austauschbaren Vier-Sterne-Adressen, die für Übernachtungsraten zwischen 100 und 200 Euro nur eines sicherstellen: gepflegte Langeweile. Da hilft es auch nicht, mit in der Regel missglückter Kunstauswahl das Mäntelchen Arthouse überzustreifen oder sich wegen einer Philippe-Starck-Lampe im Foyer das Etikett Designhotel zu verleihen.
25hours dagegen ist elitär im positiven Sinn. Neben den üblichen Verdächtigen, die grundsätzlich da absteigen, wo Lifestyle-Blätter einen Hippness-Faktor entdeckt haben, werden auch die Gäste freundlich aufgenommen, die einfach mal nippen wollen am vermeintlich coolen Zeitgeist einer Stadt. Im 25hours wird Hotelkomfort sehr eigenwillig definiert. Aber wer offen ist für ein bisschen „Alice in Wonderland“, der kann lustvollen Übernachtungsspass bekommen. Deshalb zur Eröffnung ein Interview quasi mit dem Camp-Leiter einer Hotel-Location, die sich in Berlin dem Motto verschreibt: Urban Jungle. Was das zu bedeuten hat, erzählt uns gleich Michael Wünsch.
Überhaupt ist diese Ausgabe 158 von „Was mit Reisen“ geprägt vom Thema Hotel. Diese Woche kamen in Berlin hunderte Besitzer, Manager, General Manager oder auch schlicht Direktoren von deutschen Hotels zu einem Kongress zusammen, der alljährlich vom Deutschen Fachverlag und seinem – für dieses Segment – Leitmedium, der „Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung“, kurz AHGZ, veranstaltet wird. Und an einem Abend tanzt der Kongress im Interconti und kürt den Hotelier des Jahres. Das ist eine Auszeichnung, auf die sich der Geehrte wirklich was einbilden kann. Schließlich wird er von den notorisch dezent missgünstigen Branchenkollegen selbst verliehen. Gewonnen hat dieses Jahr Ingo Peters, der General Manager des Vier Jahreszeiten in Hamburg. Ein Haus mit einem mittlerweile wieder hervorragenden Klang. Amüsantes Detail am Rande: Ingo Peters hat nach dem Abitur ebendort seine Karriere als Page begonnen und wurde etliche Auslandsjahre später als Chef zurückgeholt, um den schlingernden Hoteldampfer wieder sicher an der Hamburger Binnenalster zu vertäuen. Peters ist ein Hotelier, wie er im Buche steht und sicher eine Leitfigur für junge Menschen, die heute noch zögern, ob sie sich ihr Berufsleben in der Hotelbranche vorstellen könnten. Seine Philosophie ist bemerkenswert, und seine Ansichten, die er gleich im Reiseradio-Gespräch über Konzept und Karriere vertritt, haben Potential zum Pflichthören für Berufseinsteiger und etwas ausgebrannte Profis.
Drittes Thema in der heutigen Sendung ist der Flugverkehr. Besser gesagt, der Teil davon, der noch auf dem Boden stattfindet. Nämlich auf den Flughäfen. Im subjektiven Empfinden vieler Reisender sind sie schon lange nicht mehr Kathedralen der großen weiten Welt, sondern viel zu häufig Frustorte wegen Verspätungen, Verboten und Verdruss zwischen Check-In, Sicherheits-Terror und Wartehallen-Charme. Das sieht der Flughafenverband ADV naturgemäß ganz anders und verweist nicht ganz falsch auf den Trend zum Gastronomie- und Shoppingerlebnis mit angeschlossener Landebahn. Aber die Probleme, mit denen die Flughafen-Lobbyisten derzeit konfrontiert sind, gehen auch viel tiefer: Auseinandersetzungen mit Anwohnern beim Ausbau, Nachtflugregelungen, Lärmschutz, Wirtschaftlichkeit von Regional-Airports, Abwanderung von Fluggästen durch die Luftverkehrssteuer. Ein ganzes Klagepaket, das die Flughafen-Betreiber bei ihrem traditionellen Neujahrsempfang dem neuen Verkehrsminister Dobrindt Champagner-verpackt unterjubeln wollten. Der lächelte professionell alles weg, sprach von der Notwendigkeit der Mobilität und versprach, sich vehement für alles einzusetzen, sofern es die Kassenlage erlaube.Ein bisschen tiefer ins Detail gehen wir gleich im Gespräch mit Ralph Beisel, dem Hauptgeschäftsführer der ADV.
Die Preisträger der Wahl zum Hotelier des Jahres 2014: Ingo Peters vom Vier-Jahreszeiten in Hamburg (links) und Karl Nüser vom Nassauer Hof, der den Spezialpreis für sein Lebenswerk erhielt.
In Berlin gab es diese Woche eine Veranstaltung, die man vielleicht als Epizentrum deutschen Gastgebertums definieren könnte. Fast 1000 Hoteliers kommen immer zusammen, wenn die AHGZ, also die Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, sozusagen das Börsenblatt der Beherberger und Bekocher in Berlin zum Gala-Abend für den Hotelier des Jahres einlädt. Und beim Interconti herrscht hinter den Kulissen Hochalarm. Denn wer will schon gerne kritische Blicke riskieren, wenn so viele Mitwettbewerber im Hause sind..? Kurz, die Veranstaltung war auch wieder wunderbar. Aber vor allem wegen des Ergebnisses. Die Jury bewies Mut, ein gerade mal 40-Zimmer-Haus aus dem südlichen Essen auszuzeichnen: Das ganz schön antike Schlosshotel Hugenpoet unter der Leitung von Michael und Petra Lübbert. Und auch der Sonderpreis für die beste Hotelvereinigung überraschte: es sind 2013 die Design-Hotels; dieses wunderbare Konglomerat etwas spinöser Hotelideen für Lifestyle-affine Nomaden, die nach dem Motto leben „design oder nicht sein“. Preisträger jedenfalls abseits des Mainstreams. Freuen Sie sich auf Gespräche mit den beiden Ausgezeichneten Michael Lübbert und Claus Sendlinger.
Es gibt politische Besuche in Berlin, da ahnt man, dass im Heimatland eher die Vorstellung einer fröhlichen Sause die Reiselust beflügelte. Als Alibi ein paar politische Treffen, deren Relevanz nur peripher messbar ist, ansonsten viel freundlich umschriebene Kontaktpflege: Der Besuch diese Woche von Ägyptens Präsident Mursi samt Gefolge gehört sicher nicht in diese Kategorie. Angesichts der unübersichtlichen Lage daheim und der langsam in Panik geratenen Tourismus-Industrie galt es, Vertrauen vor allem bei den Reiseveranstaltern zurückzugewinnen. Deren Vertreter, also eigentlich die A-Promis bei diesem Besuch, waren allerdings auf der Gästeliste des Rösler-Ministeriums (zuständig für Tourismus) schlicht vergessen und standen erst mal draußen beim Berliner Wachmann vor der Tür. Zusammengefasst: Mursi bekennt sich zum Tourismus; wenn auch etwas verschwurbelt und angesichts seiner Nähe zur Muslim-Bruderschaft ohne knallhartes Ja zu Bikini und Bier. Den Part überlässt er dem einzigen Tourismus-Profi im Kabinett, dem zuständigen Minister Hisham Zaazou. Und deshalb habe ich auch lieber mit ihm das Reiseradio-Gespräch geführt.
Klein und fein: so könnte man den Berliner Veranstalter Windrose beschreiben, der sich mit seinen Reisen eher an die Gruppe der Besserverdienenden richtet. Etwa fünfeinhalb tausend Gäste pro Jahr – das wäre bei einem der Großen höchstens eine Supernische. Allerdings geben die Luxus-nahen Erlebnis-Sucher auch jeweils fast 6000 Euro Durchschnittspreis aus. Und da wird die Sache auch für Rechner wieder interessant. Die Reise-Manufaktur feiert 2013 vierzig Jahre im Zeichen der Windrose. Und zu diesem Anlass unterhalte ich mich gleich mit Geschäftsführerin Wybcke Meier.
Früher gab es in der Heftgestaltung von Reisemagazinen ein Marketinggesetz: auf den Titel muss entweder die schräge Palme über dem pudrigen Luxusstrand oder ein Bild aus New Yorks Straßenschluchten. Mit solchen Aufmachern verkaufen sich Hefte erheblich leichter. Beim monothematischen Merian-Reisemagazin ist es stattdessen ein Berlin-Titel. Bereits elf Mal wurde versucht, die deutsche Metropole mit viel Hintergrund zu beschreiben. Alle Hefte sind immer relativ schnell vergriffen. Diese Woche kam nun das aktuelle Berlin-Cover auf den Markt. Ich sprach mit dem Wahl-Hamburger und Chefredakteur Andreas Hallaschka über seine nicht nur heimliche Liebe zu Berlin.