Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio Sendung 174

  • Ski Amadé: Mit Datenbrille auf die Skipiste
  • 5 Tiroler Gletscher: Das ganze Jahr dem Himmel so nah
  • Sacher-Torte: Der Wert einer Marke

In dieser Ausgabe von „Was mit reisen“ geht es um Marken. Ob es die Sachertorte ist, die, obwohl tausendfach kopiert, im Original aus dem gleichnamigen Hotel kommend eben doch mehr ist als ein Schokokuchen. Selbst, wenn es nur die geschmackliche Einbildung ist der Kaffeehausbesucher in Wien. Mit konsequenter Qualität in 34 Arbeitsgängen lassen sich trotzdem 360.000 Torten pro Jahr verkaufen; auch wenn sie sehr viel teurer sind als ihre braunen Kalorien-Plagiate. Mit der Sacher-Grand-Dame Elisabeth Gürtler unterhalte ich mich gleich über die Konsequenzen aus der Erwartung an eine Marke, damit sie nicht mit der Zeit museal verstaubt.
Und auch die beiden Wintersport-Themen, die uns in Österreich verbleiben lassen, drehen sich in erster Linie um Marken-Positionierungen. Kaum ein Skigebiet kann es sich heute noch leisten, für sich selbst zu werben. Da helfen Verbünde, sich zu positionieren im für den Verbraucher undurchschaubaren Dickicht der alpinen Pisten. Ski Amadé ist so ein Verbund bei Salzburg mit 760 Pistenkilometern, und Tirol wirbt mit seinen 5 Gletschern. Gerade im Winter ist es wichtig geworden, den schneebedeckten Bergen, die eben einfach nur schneebedeckte Berge sind ohne scharfes Profil, eine Markenaufladung zu verpassen. Ski Amadé ist da vielleicht am konsequentesten, jede Saison einen neuen Werbe-Yeti durchs mediale Dorf zu treiben. Dieses Jahr ist es eine Ski-Datenbrille, die die Digitalisierung auf Brettern in neue Dimensionen bringt, wie uns Dr. Christoph Eisinger gleich erläutert. Und die 5 Tiroler Gletscher werben durch ihre Schneesicherheit für Skivergnügen pur mit Genuss-Girlanden. Sarah Moser versucht im Reiseradio-Gespräch gleich, die Klammer zwischen 365 Tagen Gletscher-Skivergnügen und der thailändischen Prinzessin als Testimonial zu spannen. Denn auch, wo man den Hang hinunterrutscht, sagt etwas über unseren natürlichen Hang aus, sich der Marke zu bedienen für die eigene Persönlichkeits-Profilierung.

Sacher-Torte nur mit Schlagobers

Reiseradio-Gespräch mit Elisabeth Gürtler

Eigentlich ist es ja „nur“ eine Schokoladentorte – aber dennoch wurde sie zu einem weltweiten Gattungsbegriff und einem der bekanntesten kulinarischen Markenzeichen von Wien – direkt nach dem Wiener Schnitzel: die legendäre Sachertorte aus dem gleichnamigen Hotel direkt an der Oper.   (mehr …)

Reiseradio 074 – Ist „All Inclusive“ doch ein Segen für das Urlaubsland? / Mandarin Oriental will außerhalb Asiens wachsen / Aufwachsen in Hotellegenden: Elisabeth Gürtler vom Sacher und Andrea Kracht vom Baur Au Lac erzählen / Warum Venedig trotz Bettensteuer magisch bleibt

Das Reiseradio mag sich nach den Fernsehbildern von Irene auf einmal gar nicht mehr so echauffieren über die gelegentlichen Regengüsse der letzten Tage. Bei solchen Wettergewalten sind wir ja doch noch in unseren Breitengeraden quasi auf einer Insel der Seeligen. Flugstreichungen an die Ostküste der Vereinigten Staaten, Kreuzfahrtschiffe, die panikartig verfrüht aus den Häfen flüchteten und lieber hunderte Passagiere an Land zurückließen, als sich auf das Wagnis „Sturm am Kai“ einzulassen. Und was geschieht eigentlich mit all den Flugzeugen, die auf den Rollfeldern herumstehen? Angesichts herumfliegender Hausteile keine sehr beruhigende Vorstellung, nach Abzug der Sturmwolken so einen durchgerüttelten Flieger einzusteigen…

Wir bleiben heute lieber ganz fest auf dem Boden. Es geht um Menschen und Hotels im weiteren Sinne. Erstes Thema wird sein „All Inclusive“. Für manche Tourismuskritiker stellen diese Anlagen ja das Übel schlechthin dar des modernen Volumen-Tourismus. Doch wenn man die Argumente gegen diese Urlaubsform mal genau hinterfragt und konsequent weiterdenkt, dann entpuppt sich so manches als sozialromantischer Kitsch – wie die Mär vom armen Strandbarbetreiber Juan, der wegen All Inclusive seine Existenz verliert. Über die Wertschöpfung der All-Inclusive-Hotels unterhalte ich mich mit Professor Harald Zeiss von der Hochschule Harz, dem Leiter Nachhaltigkeitsmanagement der TUI.

Luxusherbergen der Fünf-Sterne-Plus-Klasse sind so der gefühlte Gegenentwurf zu den All-you-can-eat-Büffets und der Pinacolada aus dem Plastikbecher. Eine asiatische Kette mischt da ganz oben mit: Mandarin-Oriental. Und wie ein Bestandteil des Doppelnamens schon vermuten lässt: Mit dem Stammhaus in Bangkok, eben dem Oriental, hat man das schon zigfach als bestes Hotel der Welt ausgezeichnete Haus im Portfolio. Nun will sich die Gruppe stark auf dem nicht-asiatischen Markt ausdehnen. Ob das klappen kann, darüber unterhielt ich mich beim Frühstück mit dem Verkaufsdirektor Joachim Weber in Barcelona.

Wie ist es eigentlich, wenn man in Luxushotels quasi aufwächst, weil das Haus mit der Familie so eng verknüpft ist? Zum Beispiel in den beiden Signaturhotels in Österreich und der Schweiz? Die Rede ist vom legendären Sacher in Wien und dem schönen Baur Au Lac in Zürich. Ich hatte die Chance, Elisabeth Gürtler und Andrea Kracht gemeinsam zu sprechen. Eine kleine Philosophie auch über den Begriff Luxus.

Gerade erst hat Venedig beschlossen, auch eine Bettensteuer einzuführen. So Pi mal Daumen einen Euro pro Tag und Hotelstern. Kleine Prognose: das wird die Menschen nicht davon abhalten, die magische Lagunenstadt weiter tot zu lieben. Gloria Beggiato ist auch Tochter einer Hoteliersfamilie, nämlich die des Metropole. Sie würde lieber eine Eintrittsgebühr für Tagesgäste sehen. Denn die vor allem sind es, die entlang der Kanäle und Brücken das Schauen und Verweilen fast unmöglich machen. Trotzdem ist es eine Liebeserklärung an ihre Geburtsstadt.