Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 164 – Nachhaltigkeit statt Greenwashing / Mein Auto, mein Boot, mein Camper – TUI mischt mit / Tod am Nil – ohne Gäste kein Geld /

Das Reiseradio ist gerade zurück aus Ägypten vom Nil, was nicht nur in dieser Sendung von „Was mit Reisen“, ein Thema ist, sondern auch zu einem schönen Film geführt hat, den Sie auf der Website sehen können. Bei der Rückkehr hatte ich Glück und erreichte mit hängender Zunge noch den Lufthansa-Anschlussflug von Frankfurt nach Berlin. Die letzte Maschine vor dem Streik. Wie schön, so war ich also nicht selbst vom egoistischen Ausstand der Piloten betroffen; so wie tausende unmittelbar und noch mehr mittelbar, weil sie in Sippenhaft genommen wurden – man braucht sie jetzt hier nicht aufzählen…
Man fragt sich wirklich, und jetzt schlüpfe ich mal in die Rolle des Gernot Hassknecht von der heute-Show, in welcher abgehobenen Glaskugel die Piloten ihren arroganten Dünkel ausleben, sie seien etwas Besseres, als die Millionen Arbeiter am Boden. Da wird das Image der tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten mit Lust am Klischee gepflegt, wo mir ein hochdekorierter Lufthansa-Pilot schon vor Jahren sagte, die stressigste und gefährlichste Phase sei für alle Flugzeugführer der Weg von der Landebahn auf einem Großflughafen unfallfrei zum Standplatz. Mit welcher Begründung denken die Herrschaften eigentlich, sie hätten das ewige Recht, sich bereits mit 55 golden alimentiert zur Ruhe zu setzen? Um natürlich als Privatpiloten munter weiterzufliegen. Was soll da zum Beispiel ein Busfahrer denken, der jeden Tag auch die Verantwortung für viele Menschen übernimmt und mit ungleich mehr spontanen Gefahrensituationen konfrontiert ist. Versagen bedeutet Tod. Und für die Angehörigen ist es kein Unterschied, ob der Tote vom Himmel gefallen ist oder im Straßengraben verreckte. Sorry, dass ich es so brutal beschreibe. Es mag ja wirklich in den früheren Jahren mit viel Grundrisiko und der Anforderung, vielleicht permanent technisch improvisieren zu müssen, ein Stresspotential gegeben haben, dass es angeraten schien, mit 55 bereits den wohlverdienten Ruhestand antreten zu dürfen. Da gibt es auch andere Berufe mit ähnlichen harten Belastungen. Aber die Vereinigung Cockpit ignoriert beharrlich, dass die Technik heute die Kunst des Fliegens weitgehend entzaubert hat und auch, dass Menschen mit 55 leistungsfähiger sind als noch vor 40 Jahren. Keine Frage, der Besitzstand soll nicht angetastet werden bei den Altpiloten. Aber das Beharren darauf, die Regelung plus fette Gehaltszulage in alle Ewigkeiten fortzuschreiben, wirkt von außen nur noch als verzweifelte Bissigkeit einer Splitter-Gewerkschaft, die weiss, dass ihre Tage vom Gesetzgeber angezählt worden sind. Mal schauen, ob die Lufthansa bei einem zweiten drohenden Streik dann auch ihr Restpersonal – weil es ja nichts zu tun gibt – in den unbezahlten Ausstand schickt. Dann dürften die Piloten in ihrer schmucken Uniform schnell merken, wie ihr Ansehen tatsächlich ist bei der Belegschaft. Eine solche Demontage ist ihnen nicht zu wünschen. Aber Verständnis für die Forderungen kann es nicht geben.
So, und jetzt durchgeatmet und wieder die viel entspannteren Themen unserer Ausgabe 164. Ich habe es schon am Anfang gesagt, Ägypten ist heute eines der Themen. Ganz kurzfristig hatte ich mich entschlossen, auf eines der Nilschiffe zu gehen, die momentan vor allem von FTI mit ihrem Reiseverkaufssender Sonnenklar dem deutschen Teleshopping-Publikum ans sparsame Schnäppchen-Herz gelegt werden. Objektiv bewertet gibt es zwar keinen Grund, den Fluss derzeit zu meiden. Es ist eher das Bauchgefühl, wenn ich das heute so sage, was die Urlauber unruhig werden lässt in Bezug auf Ägypten. Und selbst Kollegen waren skeptisch, ob es ein guter Zeitpunkt sei, da jetzt hinzufahren.  Zusammengefasst: es war eine wunderbare Woche mit traumhaftem Wetter, leeren Tempeln und liebenswürdigen, bemühten Gastgebern. Kein Gefühl von Unsicherheit, zu keinem Zeitpunkt. Ich weiss, dass das nicht aussagekräftig ist, aber es ist eben eine Momentaufnahme. Was das Ausbleiben der Urlauber aber für die Menschen vor Ort bedeutet, darüber unterhalte ich mich mit dem langjährigen Reiseleiter Mohamed Hamza Amin nachher in der Sendung.
Man muss wirklich kein Gutmensch sein, um Nachhaltigkeit toll zu finden. Und man muss nicht überrascht sein, wenn es Umfragen gibt, die die diesbezügliche Stimmungslage erkundigen, dass die Zustimmungswerte enorm sind. Das sind minimale Prozentzahlen von Ignoranten oder lustvollen Provokateuren, die behaupten Umwelt und Nachhaltigkeit sei ihnen schnuppe. Hauptsache Preis und Vergnügen stimmen. Auch in der Touristik hat es in den letzten Jahren einen  klaren Umdenkprozess gegeben. Je hochwertiger ein Veranstalter sich selbst sieht, desto mehr kümmert er sich um diesen Aspekt bei der Reiseplanung; selbst, wenn die Kosten nicht eins zu eins umlegbar sind auf den auch in diesem Segment preissensensiblen Kunden. Doch sind alle grün-nachhaltigen Aktionen auch sinnvoll? Bei machen Aktivitäten sieht es nämlich mehr nach Marketing-Gag, denn gutem, verantwortungsvollen Wirken aus. Das böse Wort des Greenwashings macht auch im Tourismus die Runde. Darüber unterhalte ich mich gleich mit Peter Mario Kubsch vom Veranstalter Studiosus.
Da passt es doch wunderbar zum Thema, dass die TUI all ihre Mietwagen mit CO2 Kompensation vermietet. Sogar angeblich ohne Aufpreis für den Kunden. Die Nummer Eins auf dem Markt leistet sich gerne Nischen. Machen zwar mehr Arbeit, sind vom Ertrag aber auch ungleich höher, als das Butter und Brot Geschäft. Mietwagen sind so ein Segment, Camper oder auch Hausboote. Das so etwas trotzdem sehr sexy sein kann im Verkauf für den Stationären Vertrieb, darüber unterhalte ich mich gleich mit Ilka Lauenroth, die für diese Mobilität bei der TUI verantwortlich ist.

Reiseradio 096 – Steuerbonus, Matratzen-Maut und HRS: Hotelverband zeigt die manikürten Krallen / Mario Adorf auf Reisen – der Schauspieler erzählt / Trends im Wellness-Wunderland / Spirit-Hotel: Ungarn lockt mit einem Europäischen Super-Spa

Jetzt im Moment der Moderation weiß ich noch gar nicht so recht, wann Sie dieses Programm hören können. Seit Samstagnacht ist die Gegend rund ums Studio in Berlin vom Internet abgeschnitten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, aber dem IPhone sei Dank – irgendwie werden wir die Sendung und die Mailgruppe übers Handy schon raufbekommen auf den Server.

Technisch fiel dem warum-auch-immer-Totalausfall aber leider auch das angedachte Skype-Gespräch zum Opfer, wo Karl Born und ich noch einmal munter Resümee ziehen wollten zum Solariums-Gate des edlen Büros Brähmig. Zunächst einmal müssen wir dem Herrn Tourismus-Ausschuss-Vorsitzenden und seinem eloquenten Büroleiter Strabel natürlich herzlich danken. Die Schmäh-Mail über die ethische Qualifikation der Reisebranche bescherte Karl und mir absolute Traumquoten für die letzten Montagsausgabe. Der Server brach regelrecht zusammen angesichts tausender Anfragen, um das Reiseradio zu hören. Von daher freuen wir uns natürlich schon auf die nächste wortgewaltige Sottise von Brähmigs Wissenschaftlichem Mitarbeiter, der erkennbar nicht den Tourismus wissenschaftlich erfasst hat.

Die Branche darf sich freuen über einen Kotau von Brähmig gegenüber Büchy. Der DRV hat, nett, wie er nun mal ist, das Ganze diplomatisch liebevoller umschrieben, aber Brähmig musste erstens seinen Strabel öffentlich ohrfeigen und dann der Industrie gegenüber zu Kreuze kriechen und geloben, künftig vielleicht doch eher denken zu lassen, bevor verlautbart wird.

Also hat der verbale Ausrutscher letztendlich vielleicht doch Gutes bewirkt. Wobei ich mein Mailprogramm schon angewiesen habe, E-Mails aus dem Hause Brähmig künftig knallrot zu markieren. Man weiß ja nie, ob nicht eine schöne neue Geschichte wartet…

Heute gibt es mal ein Reiseradio zum Entspannen. Die Kuschelindustrie Hotelwesen hat Bilanz gezogen ihrer Bemühungen an der politischen Lobby-Linie. Da gibt es zwar immer noch etliche Baustellen – ich sag mal nur die Stichworte Mehrwert- oder Bettensteuer, Internet-Ärger mit Buchungsportalen oder Konkurrenz durch Privat-Apartments – aber Fritz Dreesen vom Hotelverband hatte beim Gespräch fast schon wieder seinen rheinisch-gemütlichen Normalzustand angesichts sehr guter Wirtschaftszahlen im Reiseboomland Deutschland.

Filmfans unter den Touristikern werden entzückt sein über meinen nächsten Gesprächspartner: Mario Adorf, einen der immer noch besten deutschen Schauspieler, traf ich in Berlin am Rande der Zeit-Konferenz. Ein Mann wie er, der international vor den Kamera steht, ist ja auch ein ganz besonderer Geschäfts-Reisender. Nur, dass er keine Konferenzräume sieht, sondern Filmsets. Und trotz der Käseglocke, unter der Stars normalerweise abgeschirmt gehalten werden von den zahllosen Produktions- Aufnahme oder sonstigen Assistenz-Assistenten auf einem Set, gelingt ihm immer wieder, die Seele anderer Mentalitäten zu erspüren. Ein schönes Gespräch zum Thema Reisen und Sehen.

Es gibt da ein kleines ungarisches Dörfchen unweit der Österreichischen Grenze mit dem Namen Bad Sárvár. das dürfte – abgesehen von einer blutigen Splatter-Orgie im späten Mittelalter – nur sehr spezialisierten Touristikern ein Begriff sein. Und das liegt dann an einem Hotel im selbigen Ort namens Spirit. Ein Wellnesshotel. Aber nicht irgendeines. Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen liegt eines der angeblich besten Wellnesshotels Europas. Gerade eben wieder mal ausgezeichnet mit dem Travellers’ Choice Award von TripAdvisor. Warum es so etwas Besonderes ist, seine siechen Knochen ausgerechnet dort in den warmen Thermalquellen zu pflegen, verrät uns gleich der Generaldirektor des Spirit, Alfred Hackl.