Von wegen Neuschwanstein… Die DZT hat die ausländischen Gäste befragt, welches denn für sie die größte Attraktion Deutschlands sei. „Zum Glück“ hat es wenigstens noch das Heidelberger Schloss und die Altstadt unter die Top 3 geschafft. Aber die Bronzemedaille hat eine Rummel…, der Europa-Park in Rust – und die Top-Attraktion unseres Landes befindet sich in der Speicherstadt Hamburg. Nein, nicht DIE Speicherstadt, sondern das Miniatur Wunderland, die größte Spielzeug-Eisenbahn der Welt. Jetzt auch mit Italien. Wie praktisch. Europe in 2 hours.
Einen Kessel Buntes haben wir heute für die Sommerausgabe des Reiseradios zusammengerührt zwischen Old School und Vision – und dabei starten wir quasi virtuell mit einem Thema, das man irgendwie als Gegenentwurf senden möchte zur schillernden Schieflage bei Unister. Diese ist nach dem dramatischen Absturz-Tod von Thomas Wagner und Oliver Schilling schneller Realität geworden, als selbst skeptische Branchenkenner orakeln konnten.
Das Geschäft von Unister und Urlaubsguru hat durchaus Parallelen. Man lockt den Kunden auf die eigene Seite und bekommt bei Vertragsabschluss Provision. So weit, so vermeintlich einfach, und doch so aufwändig. Während Unister astronomische Summen in Werbung und Google Platzierung investierte, bindet Urlaubsguru seine Millionen Fans durch die Suche nach redaktionell verifizierten Schnäppchen und einem geschickt platzierten, search-engine optimierten Lese-Content. Natürlich unterscheiden sich die Umsatzzahlen. Aber wenn man den beiden Gründern Daniel Marx und Daniel Kühn gegenübersitzt, könnte der Kontrast nicht größer sein zum flamboyanten und stets etwas halbseidenen Gehabe des Leipziger Enfant terrible des Reisevertriebs. Mit den beiden Junx aus dem Ruhrpott traf ich mich zum Gespräch in Berlin.
Der Gegenentwurf zum Modell Urlaubsguru ist sicher der Stationäre Vertrieb. Vor allem die vielen eher kleineren unabhängigen Reisebüros, die allenfalls Werbematerial von den touristischen Partnern bekommen für das Schaufenster und in alter Denke warten, bis ein Kunde durch die Tür kommt, den sie dann – hoffentlich fachkundig – beraten können. Was vor 20 Jahren vielleicht noch funktionierte, geht heute gar nicht mehr. Einzelkämpfer mit Ladenlokal sind vom Aussterben bedroht, sofern sie sich nicht in einer kleinen Produktnische perfekt eingerichtet haben. Ohne Kooperation geht es kaum noch. Der Deutsche Reisering ist eine von diesen. Kein Big Player, aber durch seine Struktur eben doch besonders. Es ist ein eingetragener Verein und damit von der Struktur her vergleichbar mit jedem Taubenzüchter-Club e.V. Der eher familiär-hemdsärmelige Umgang der Mitglieder, also der Touristiker, untereinander macht den Charme aus und ließ sich diese Woche wieder beim Sommerfest spüren. Ein sonniger Abend, aber dennoch mit Regenwolken im Kopf, wie der Leiter der Geschäftsstelle des Deutschen Reiserings, Andreas Quenstedt, gleich im Reiseradio zugibt.
Für alteingesessene Hamburger ist Wilhemsburg das, was der Berliner als JWD bezeichnen würde, janz weit draußen. Nicht unbedingt die beste Wohngegend und nach hanseatischer Betrachtung auf der falschen Seite der Elbe. Trotzdem gab es in Wilhelmsburg einen städtebaulichen Schub durch die Internationale Bau und Gartenausstellung. Und in diesem Aufbruch zu neuen Ufern entstand auch das Wälderhaus. Ein Signaturprojekt der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, um die Bedeutung eines intakten Waldes für unser Wohlbefinden pädagogisch zu vermitteln. Ein Teil des Wälderhauses ist Hotel, aber eben nicht irgend eines. Hier bot sich die Gelegenheit, Umwelt-politisch best practise zu praktizieren. Welche Chancen sich dadurch für eine wirtschaftliche Hotelführung ergeben, darüber unterhalte ich mich mit dem Direktor des Wälderhauses, Marc Dechow.
Oberstaufen. Jüngere Hörer verbinden mit dem Kurort, der sich aus Marketinggründen gar nicht als Bad bezeichnet, obwohl er es dürfte, eher die Google Streetview Aktion vor einigen Jahren: Als erster Ort, den man komplett virtuell mit dem Mauszeiger bereisen konnte in Deutschland. Medical Wellness Freunden fällt zu Oberstaufen Schroth ein, den etwas Lebenslustigeren der Kurschatten, der irgendwie seine Blütezeit dort im Allgäu gehabt haben soll. Es fällt auf jeden Fall nicht schwer, sich vorzustellen, dass bei der momentanen Deutschland-Euphorie im Reisesommer 2016 einfach ganz normale Erholungs-Suchende und Naturliebhaber Oberstaufen entdeckt haben. Und genau diese Zielgruppe möchte Heidi Thaumiller, die Chefin des Tourismusverbandes , auch gerne in der Zukunft haben, wie sie mir bei einem Treffen in Berlin versicherte.
Der Kölner sagt „Schäl Sik“, wenn er auf den Stadtteil Deutz schaut. Und das können jetzt nur Rheinländer verstehen, was es damit auf sich hat. Es ist die falsche Seite vom Rhein, da, wo man nicht sein möchte, weil von Osten her die bösen Reiterhorden kamen. In Hamburg waren es vielleicht nicht dieselben Reiterhorden, aber auch hier gilt der südliche Teil unterhalb der Elbe nicht gerade als gute Adresse. Und weil im Tourismus das gleiche Gesetz gilt, wie in der Maklerbranche: Lage, Lage, Lage, mutet es auf den ersten Blick schon seltsam an, dass die privat erfolgreich geführte Raphael Hotelgruppe ausgerechnet dort ihr Vorzeigeprojekt betreibt: Das Wälderhaus in Wilhelmsburg. (mehr …)
Das Welterbekomitee der UNESCO hat dem Hamburger Antrag auf Aufnahme der „Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus“ in die UNESCO-Welterbeliste zugestimmt. Das Gremium aus 21 Mitgliedsstaaten erkannte den außergewöhnlichen universellen Wert des innerstädtischen Ensembles aus maritimen Lagerhauskomplexen und Bürogebäuden aus dem frühen 20. Jahrhundert an. Hamburg hat damit sein erstes Weltkulturerbe. Mittendrin ist eine der großen Attraktionen Deutschlands von heute: das Miniatur-Wunderland. Die Macher der Modellbahn haben über Monate Grußbotschaften gesammelt. Es hat sich gelohnt.
Dieses Reiseradio ist das letzte.. für das Jahr 2014. Da liegt es nahe, einen Jahresrückblick zu machen. Passiert ist schließlich genug, und das Personal-Karussell drehte sich so schnell, dass einem ganz schwindelig wurde. Und mit wem könnte man so ein Gespräch am besten führen? Na logisch, mit meinem Lieblings-Ex-Professor und Ex-Veranstalter-Boss Karl Born. Freuen Sie sich auf eine bissige Tour d’Horizon nach der nächsten Musik.
Die Türkei ist immer noch eines der beliebtesten Urlaubsländer am Mittelmeer. All inclusive, praktisch, gut. Doch spätestens seit den Studentenprotesten und den immer schrilleren Tönen des frömmelnden, nationalistischen Autokraten Erdogan beschleicht auch Touristiker die Sorge, es könnte hakelig werden bei der pauschalen Landverschickung. Mein Kollege Gerald Drißner ist in die Türkei gezogen, hat versucht, die Sprache zu lernen, um sich im Land umzuschauen. Daraus ist ein tolles Buch geworden im Dumont Verlag: „ Schwarzer Tee und Blaue Augen“. Er ist bei mir im Studio und erzählt, wie die Gemütslage tatsächlich ist zwischen Bosporus, Anatolien und Ostgrenze – da, wo kein Tourist sich hin verirrt.
Bei der Hotellerie gibt es vor allem in einem Segment ein starkes Wachstum: der günstigen Herberge, die trotzdem alles hat, was man braucht. Dazu noch ein modernes Design und natürlich kostenfreies WLan. Motel One ist ein Synonym dafür. Sie spriessen gerade , wie Pilze auf schattigem Waldboden. Daneben gibt es den Markt für diejenigen, die etwas länger vor Ort bleiben müssen in einer Stadt. Die brauchen zumindest eine Küchenzeile, also ein kleines Apartment. Diesen Wunsch will zum Beispiel Citadines erfüllen. Was hinter der Idee Aparthotel steckt, darüber unterhalte ich mich mit Josiane Kuehn-Trost, der Deutschland-Chefin von Citadines.
Wenn ich mal privat unterwegs bin, gibt es für mich eigentlich nur zwei Sorten Unterkunft: entweder ganz persönlich à la Airbnb und Co, um direkt in die Atmosphäre eines fremden Ortes einzusteigen, oder ebenfalls auf der Budgetlinie, wenn man weiss, dass das Zimmer eh nur zum sauberen Schlafen genutzt wird, eine Unterkunft vorzugshalber bei Motel One mit dem bekannt guten Preis-Leistungsverhältnis. (mehr …)
Seit 2001 werden alle Shows, die an Bord der Aida Schiffe aufgeführt werden, in Hamburg erdacht. Dort auf St Pauli steht die Kreativzentrale von Aida Entertainment. Auf fast 4.400 Quadratmeter über 7 Etagen verteilt kann jede Produktion bis zum I-Tüpfelchen vorbereitet werden. Hier proben die Artisten, hier entstehen die Kostüme und das Look & Feel der Inszenierung. Jüngste Produktion ist die Signaturshow für die Aida Stella: „Utopia“. Hier ein Blick hinter die Kulissen.
Das Reiseradio ist wieder zurück von der Taufe der TUI Mein Schiff 3 in Hamburg. Eine gelungene Veranstaltung mit einem wirklich spektakulär-akrobatischen Taufakt durch die Entertainerin Helene Fischer für einen, auch das sollte man sagen, wirklich gelungenen Schiffsneubau, der in der Realität viel schöner wirkte, als in der visuellen Berichterstattung im Vorfeld. Nun wäre es sicher vermessen, zu behaupten, Platzhirsch AIDA müsse sich wegen der wachsenden TUI-Wohlfühlschiff-Flotte nun sorgenvolle Gedanken machen. TUI erreicht gerade mal ein Drittel der Kapazität. Aber eines wurde sehr deutlich spürbar beim Erfühlen des neuen Spirits dieses ersten maßgeschneiderten TUI-Schiffs: die fröhlich verspielte Alleinstellung der AIDA für den Begriff modern-legere deutschsprachige Kreuzfahrt hat nun ein Ende. Das Segment wird sich künftig auf zwei wichtige Player aufteilen – je nach Geschmack der Kreuzfahrtgäste, ob sie es etwas gefühlt-edler oder gelebt-fröhlicher bevorzugen. Mein Schiff oder meine AIDA. Mittelfristig bedeutungslos für den deutschen Markt im gehobenen Mainstream-Segment dürften die Me-too-Flotten von Costa oder MSC oder wem auch immer werden. Ihnen, und das wurde bei der Taufe diese Woche klar, fehlt der nationale Markenkern für den heimischen Wohlfühleffekt. Und der ist bei Schiffen für den Volumenmarkt noch wichtiger vielleicht, als für Urlaubshotels.
Spannend war die Taufe aber auch wegen der sie umrankenden Personalia. Richard Vogel, the brain behind the brand, wird TUI Cruises jetzt verlassen. Ein Umstand, der seit etwa einem halben Jahr feststeht, aber der wegen der durchgesickerten Information ausgerechnet zur Taufe bekannt gegeben werden musste (natürlich gab es auch süffisante Champagner-Kommentare, dass Richard Vogel, der alte Show-Fuchs, vielleicht selbst am Indiskretions-Drehbuch nicht ganz unbeteiligt war – bekam er doch so den fulminantesten Rote-Teppich-Abschied, den sich ein Manager wünschen kann…). Und sein Nachfolger wird eine Nachfolgerin, grub die gut vernetzte fvw aus: Wybcke Meier, unter anderem als Chefin des Luxusreiseveranstalters Windrose zwar schon nomen est omen Kompass-erprobt, wenn auch sonst ohne explizite Kreuzfahrt-Erfahrung, soll vor allem als Vertriebs- und Marketingexpertin den Wohlfühl-Spirit in die Reisebüros tragen. Das macht Sinn, denn beim TUI Cruises Management sind in den nächsten Jahren vor allem Soft Skills gefragt, um die Marke in den Herzen der Verbraucher zu etablieren. An Bord hatte ich natürlich Gelegenheit, mit Richard Vogel ein letztes Reiseradio-Gespräch zu führen. Ein letztes in seiner Funktion als CEO.
Am Abend der Taufe gab es das Eröffnungsspiel in Brasilien. Und in der Halbzeit flimmerte das Heute Journal über die Großbild-Leinwand. Mit der Meldung der Einigung der Kultusminister zum Thema Verlängerung des Sommerferien-Korridors. Sogar die bemerkenswerte Begründung schaffte es in die TV-Nachrichten: Unterstützung der touristischen Industrie für zusätzliche Umsatzmilliarden. Entsprechend plumpsten auch die Jubel-Eigen-PR-Mails am Folgetag ins Journalisten-Postfach: von Regierungsfraktionen, über DRV bis Dehoga. Alles fein. Bis Zwanzig vor Drei: da entlud sich die Wut des Deutschen Tourismusverbandes über diese „Schönfärberei“. Oha! Die Meldung entlarvte die üblichen Taschenspieler-Tricks der Politiker, die einfach die bayerischen und baden-württembergischen Pfingstferien als gefühlte Pre-Sommerferien hinzuaddierten, um eine gefällige Durchschnitts-Tage-Zahl künstlich hochzuhübschen. Das klingt hart nach Betrug. Und alle anderen Lobbyisten sind drauf reingefallen? Das Reiseradio hätte heute gern zur Aufklärung beigetragen, ob eine vermeintliche Erfolgsmeldung bei professioneller Betrachtung nicht doch eher ein Rohrkrepierer ist. Aber leider hatte sich der DTV zum Zeitpunkt der Pressemeldung schon ins Wochenende verabschiedet. Mit Ruhetagen nimmt man es sehr genau bei den Kümmerern um das Wohl des Deutschland-Tourismus. Wir bleiben dran.
Ein Unternehmen freut sich naturgemäß über Entzerrung von Ferienzeiten: L’Tur, der Spezialist für kurzfristige Buchung. Je weniger zwangsweise Nachfrage zu einem bestimmten Ferien-Termin, desto größer die Chance für die Experten im Last Minute Packetierens, noch eine leicht verderbliche Urlaubsware zu finden, die man spontan verkaufen kann. Dieses Jahr scheint das wider Erwarten sogar ganz gut zu funktionieren. Trotz Versicherung der Veranstalter, dass nur das frühzeitige Buchen Geld sparen soll, und der Warnung, man werde keine Überkapazitäten haben, glaubt L’Tur, dass 2014 ein richtiges Last-Minute-Jahr werden wird. Warum, das versucht mir gleich Markus Orth im Reiseradio-Gespräch zu erklären.
Weit entfernt vom beschaulichen Aufenthalten auf einem Schiff mit Landexkursionen, die allenfalls Erkenntnisse in homöopathischen Dosen ermöglichen, und auch weit entfernt von kurzfristigen Spontanplanungen für Auslandsaufenthalte reist mein dritter Gesprächspartner heute, Norman Bücher. Wenn er unterwegs ist, dann wird es extrem und immer sehr weit weg von touristischen Trampelpfaden. Das jüngste Projekt des unruhigen Schwarzwälders: mit dem Kinderwagen zu Fuß durch Feuerland. Das ist nirgendwo buchbar. Aber ich vermute auch, die Nachfrage dürfte relativ bescheiden sein. Vor allem, wenn Sie gleich hören, mit welchen Widrigkeiten so wahrhaft Reisende wie Norman Bücher zu kämpfen haben.