Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio Sendung 178

  • TUI garantiert Büros Kundendaten
  • Minister Zaazou: 2015 endet Krise
  • TUI Inside: Sause in Ägypten
  • DERTouristik motivt mit Cooee

Das Reiseradio versucht,  in dieser Sendung zwischen Konzept, Krise, Kommunikation und Kundendaten zu jonglieren. Ganz unterschiedliche Themen, denkt man, die aber alle miteinander verwoben sind.
Mit Christian Clemens, dem CEO der TUI Deutschland, unterhalte ich mich gleich über die Customer Experience; die Herausforderung, im Volumen-Geschäft möglichst individuelle Reiseansprüche zu befriedigen, und gleichzeitig so nah und unmittelbar wie noch nie Urlauber-Wünsche mit elektronischer Kommunikation vor Ort abzufragen. Und Reisebüro-Inhaber sollten genau hinhören: Christian Clemens gibt im Interview eine Garantie, dass mit den Kundendaten nichts am Stationären Vertrieb vorbei passiert. So klar wurde das noch nie versprochen.
Ich traf den TUI-Chef in Luxor, das in diesen Wochen irgendwie zum touristischen Nabel der deutschen Reiseprofis geworden ist. Eine Großtagung Touristiker gibt der anderen quasi die Klinke in die Hand. Die Ägypter sind perfekte Gastgeber und bemühen sich redlich, das vom Inhalt her Top-Produkt Nil und Kreuzfahrt wieder ins Bewusstsein zu rücken. Und was ich so mitbekam: die Begeisterung zündet. Nach vier Jahren Durststrecke wäre es dem Land und den Menschen dort zu wünschen. Dies ist auch das Thema meines Gesprächs mit dem ägyptischen Tourismusminister Hisham Zaazou, der einfach eine professionelle Perle ist seiner Zunft, wenn man sich andere politische Verantwortliche in Top-Zielgebieten daneben vergleicht. Er ist überzeugt: spätestens nächsten Winter wird Ägypten wieder Topzahlen liefern. Wenn nichts passiert. Inshallah.
Auch die TUI war bei meinem Besuch mit ihren Expedienten auf Sause in Ägypten. TUI Inside. 750 Reiseverkäufer, die in einem Wettbewerb sich als Kenner und Topverkäufer des Gastlandes qualifizierten, werden für vier Tage eingeladen. Eine Aktion, um den Kontakt zum Stationären Vertrieb zu festigen, wie mir Michael Knapp, der Vertriebsleiter der TUI, im Reiseradio-Gespräch erklärte.
Und dann sprach ich in der Einleitung noch vom Konzept, dem wir uns in dieser 178. Ausgabe von „Was mit Reisen“ widmen. Dem Hotelkonzept. Das aber eigentlich kein solches sein will. Sondern nur ein Motiv. Himbeerfarben und Mint und mit einem Namen, bei dem nicht nur die Chantal aus Köln Kalk erst mal schluckt, wenn sie ihn geschrieben sieht: Cooee. Gesprochen Kuuii. Ein neues Hotelbranding der DERTouristik. Seien Sie gespannt auf das erste Reiseradio-Interview mit dem neuen CEO der Kölner Abteilung, René Herzog.

TUI garantiert Büros Kundendaten

Reiseradio-Gespräch mit Christian Clemens

Vor einigen Jahren bat mich die TUI, das Trainingshandbuch für ihre Reiseleiter zu schreiben. Also die Bibel, die jeder im Außendienst quasi auswendig lernen muss, und die ihm helfen soll, in jeder Situation die richtigen Worte und Taten abrufen zu können. Bei der Recherche hatte ich auch viele Unterlagen aus England – und staunte nicht schlecht.. (mehr …)

Phobie um Kundendaten

Lautsprecher 178 – der „Was mit Reisen“-Standpunkt

cropped-drensek_kommentar.jpgKommunikation ist momentan das Zauberwort bei den großen Veranstaltern. Einmal als profanes Angebot an die Gäste, denn Internet zählt mittlerweile zu den wichtigsten Goodies, die ein Urlaubsgast erwartet. WiFi überall, und natürlich gratis, damit man mit seinen Freunden nahtlos kommunizieren kann per Facebook und Konsorten, Selfies verschickt, bis die Smartphone Kamera glüht und auch fern der Heimat nicht abgeschnitten ist vom Datenstrom, der unser Leben immer mehr bestimmt.
Das ist eine riesige technische Herausforderung für die Hoteliers, denn man kann sich ausmalen, was einige hundert, vor allem junge, Gäste für einen permanenten Megabyte Verkehr erzeugen. Da reicht keine Fritz Box mit DSL.
Für die Veranstalter ist es ein Geschenk. Denn die Urlauber, ergo Kunden,  sind auf einmal auch willige Empfänger für das, was man mit CX umschwurbelt. Customer Experience. Will heissen: das nette Frollein von der Reiseleitung wird immer mehr ergänzt durch direkten Kontakt via App oder sms. Mit ganz smarten Service-Ideen, aber eben auch neuen Verkaufsmöglichkeiten für Extras vor Ort. Ganz barrierefrei möchte man den modernen Urlauber auf der Liege erreichen und ihn sanft verführen für Wellness-Treatments, Dinner-Arrangements oder Land und Leute Touren.
Vom Ansatz her finde ich das gar nicht schlecht. Warum soll man Technik nicht nutzen, um schon im Wifi-Transferbus im Hotel einchecken zu können? Warum nicht gemütlich unterm Sonnenschirm auf dem iPad in meiner Veranstalter-App durch die multimedialen Ausflugstipps stöbern und sie mit einem Klick buchen, anstatt in einer Sprechstunde in einem muffeligen Eck der Lobby zu warten, bis man an die Reihe kommt? Warum nicht per Smartphone fragen, ob man Late Check-Out buchen könnte und per sms bequem die Info bekommen, wann der Transferbus einen abholt zum Flughafen am letzten Tag..?
Traditionell denkende Gäste fühlen sich bei diesem Szenario leicht überfordert. Diese Art von Reiseleiter-Kontakt menschelt ihnen zu wenig. Und man muss natürlich aufpassen, dass die schöne neue Welt nicht die Seele und den Markenkern eines Qualitätsveranstalters angreift. Callcenter und Warteschleifen nerven uns schon daheim genug.
Aber zwei Voraussetzungen für CX sind es, die Sprengstoff beinhalten. Um so kommunizieren zu können, brauchen die Veranstalter logischerweise Handynummer und Mailadresse. Und spätestens hier bekommen die strammen Lobbyisten des Stationären Vertriebs Schnappatmung. Wenn man die Aufgeregtheit der letzten Wochen betrachtet, hat man das Gefühl, Reisebüro-Inhaber verorten ihre Veranstalter-Partner irgendwo im Reich des Bösen. Am besten sollen sie vom eigenen wertvollen Kunden gar nichts wissen, außer der Buchungsnummer und vielleicht gerade noch der Heimadresse, um die Unterlagen per Snail-Mail mit der Christel von der Post zu verschicken. Es herrscht geradezu eine Phobie, dass die etablierten Veranstalter nur deshalb mit ihrem Service-Gesülze kommen, um das höchste Gut des Reisebüros zu klauen; nämlich Telefon und E-Mail der Kunden. Und das Ganze, um gleich nach dem Urlaub Powerselling über das Internet zu betreiben und das Reisebüro auszubooten.
Dass man selbst mit denselben Tools auch eine Kundenbindung aufbauen könnte, scheint wohl ein exotischer Gedanke… Proaktiv die Kundendatei mit passgenauen Newslettern versorgen oder individuellen Angeboten; maßgeschneidert auf die Vorlieben, die man ja eigentlich kennen müsste.
Mir als Betrachter von außen ist da eindeutig zu viel Ideologie in der Diskussion. Sie offenbart auch ein ungutes Klima in der Touristik. Denn wenn so wenig Vertrauen ist, dass beide nur das Beste wollen für den Urlauber, dann reduziert sich eine Geschäftsbeziehung auf Provisions-Feilscherei. Und der Kunde wird eh machen, was ihm persönlich am besten passt.

Reiseradio 170 – Mit der TUI-App wird Urlaub peppiger / Magalog: Hybrid zwischen Papier und Netz / Neuer Airtours-Luxus: Gefühl statt Immobilie / Kroatien: endlich durchstarten

Das Reiseradio meldet sich immer noch aus Kroatien, von der Winterprogramm-Präsentation der TUI. Nun bekam das Drehbuch, wie Sie als Touristiker natürlich schon wissen, am Freitag seinen unerwartet ersten Plotpoint. Zur Erklärung: In einem Movie-Skript ist das die Stelle, nach Hollywood-Regeln meistens nach einem Drittel der Filmzeit, wo etwas Dramatisches passiert, das der gesamten Handlung eine völlig neue Wendung gibt. In diesem touristischen Dramolette hieß die Textzeile „TUI is coming home“, oder, etwas pointierter formuliert und auf der Insel sicher für Zornesfalten gut: Die AG schluckt wieder die plc. Das bedeutete für die Pressestelle der GmbH, erst mal Teile der Medien-Unterlagen schreddern und alles entfernen, was irgendwie nach Zahlen, Prognosen oder Pegelständen aussah. Präsentationen umbasteln, und das aus den Reden zu eliminieren, was Journalisten dummerweise interessiert, und was schon in den letzten Jahren eh – angeblich wegen des britischen Aktienrechts – nur noch in homöopathischen Dosen vermittelt wurde: Fakten, Fakten, Fakten, und immer an den Leser denken. London wäre es sogar am liebsten gewesen, die deutschen Journalisten hätten sich verpflichten lassen, sich wegen des sensiblen Merging-Verfahrens jeglichen Kommentars und Prognose zu enthalten. Ätsch, machen wir aber nicht. Also hier meine Einschätzung als langjähriger Beobachter: Der größte Fehler der deutschen TUI, sich 2007 nach dem Kauf der kleinen First Choice davon überzeugen zu lassen, dass es sinnvoller sei, wenn der Schwanz künftig mit dem Hund wedelt, und nicht umgekehrt, wird nun endlich rückabgewickelt. Die Aktionäre der deutschen AG hat es viel Geld gekostet, die Mitarbeiter in Hannover, deren Erfolg im Markt den Laden jahrelang zusammengehalten hat, viel Nerven. Das britische Pokern ging dabei nach EU-Vorbild übrigens bis zur letzten Minute weiter. Peter Long, der sich selbst so fühlende Fritz Joussen der Insel, ließ sich die finale Zustimmung royal vergolden. Gleichberechtigter Vorstandsvorsitzender und ab 2016 dann Aufsichtsratschef. Also Boss von Fritz Joussen und damit derjenige, der maßgeblichen Einfluss hat, ob dessen Vertrag verlängert wird. Diese Kröte muss man erst mal schlucken. Die Börsen waren jedenfalls entzückt. Kursprünge bis über 5 Prozent. Und das trotz Zahlen für die laufende Saison, die, wenn sie denn erzählt hätten werden dürfen (müssen) hier in Kroatien, das wahrscheinlich nicht ausgelöst hätten. Deshalb sahen die Journalisten denn auch überwiegend entspannte TUI-Manager beim abendlichen Empfang auf dem Rasen des Falkensteiner Hotels. Und nicht nur der perfekte Sonnenuntergang tauchte alles in ein goldenes Licht. Just zur selben Zeit dürften viel mehr Londoner Touristiker etwas trübe in ihr schales After Work Beer geschaut haben. Denn analog zu Thomas Cook, wo Peter Fankhauser in den letzten Monaten konsequent Sachverstand vom Kontinent in die marode Londoner Konzernzentrale geholt hat, wird es voraussichtlich auch bei der TUI nun ein Roll-Back der Kompetenz nach Hannover geben. Ein Beispiel, und eines der wenigen Dinge, die noch auf der Pressekonferenz vermittelt wurden, ist die wiederentdeckte Tugend „Service, Service, Service – und immer an den Kunden denken“. Eine internationale Task Force unter der Leitung des Hannoveraner COO Dr. Oliver Dörschuck soll die Customer-Journey optimieren. Zu Deutsch: der Gast soll mehr Wohlfühlmomente bekommen von der Buchung bis zur Heimkehr. Und Dienste genießen, die früher in der analogen, vor-Cloud und Vor-App-Welt kaum realisierbar gewesen wären. Was man sich darunter vorstellen kann, dazu erste Hinweise gleich von Oliver Dörschuck. Apropos Internet und Kunden-Ansprache. Auch da will TUI zusammenführen, was mittlerweile im Lifestyle vieler zusammengehört: gedrucktes Katalogpapier und multimediale Website. Geredet wird schon seit langem darüber, nun gibt es erste Beispiele für Magaloge, die emotional mehr sind, als Immobilienkataloge mit gruseligem Design, und die parallel im Netz mit visuellen Inspirationen noch weiter aufgeladen werden können. Im Butter-und-Brot-Geschäft versucht sich die TUI mit den Beach-Welten und den exotischen Rundreisen als gefühliger Verführer. Bei Airtours muss es natürlich luxuriöser sein: da darf man im Top-Produkt für die Viel-Besser-Verdienenden, dem neuen „Finest“ Coffetable-Reisebuch, auch mal die Internet-Dimension genießen. Stefanie Schulze zur Wiesch und Stefan Krämer sind gleich unsere akustischen Reiseführer in digitale Welten. Und in die ganz stoffliche kroatische Ferienwelt versucht uns gleich zu entführen der Mitgastgeber der Veranstaltung, Mato Radic von der Kroatischen Zentrale für Tourismus. Die dalmatische Küste mit ihrem beeindruckenden Hinterland hat das Zeug, zum neuen Trendziel des Mittelmeers zu werden. Wenn es denn jetzt endlich losgeht mit dem schon Jahre erhofften Ausbau der Infrastruktur. Mehr dazu gleich im Gespräch.