Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 117 – Peter Fankhauser : Greenkeeper in Peterborough / Michael Tenzer mixt Glanz mit Günstig / Sören Hartmann: nach der digitalen die emotionale Revolution / REWE lässt es in Salzburg krachen / Valamar Hotels Platzhirsch in Kroatien

Das Reiseradio befindet sich, wie die meisten Reisejournalisten, gerade in der Karawane der Programm-Pressekonferenzen. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Der Sommer 2013 wird vorgestellt und beworben. Ohne echte Neuigkeiten, so scheint es bisher, aber mit durchaus gelungenem Feintuning am bestehenden Produkt. Nach all der Technik-Diskussion rücken wieder die Urbedürfnisse des so individuellen Reisenden in den Fokus. „Mix and Match“ für Zielgruppen-Wünsche scheint die neue touristische Weltordnung zu sein – oder zumindest die im Produktportfolio. Maßgeschneiderte Produkte für jede Gefühlslage und Befindlichkeit.

Vor allem die Etablierten rücken da unbewusst zusammen. An Stelle des Kampfpreises zählen wieder weichere Werte, wie Exklusivität, Service, Verantwortung und Komfort. Angesichts der günstigen Prognosen zum weltweiten Tourismus für die kommenden Monate – und die deutschen Reise-Weltmeister werden sich dem nach heutigem Wissensstand auch nicht verschließen – darf es also durchaus wieder etwas Mehr sein. Vor allem mehr von dem, was die reine Internet-Konkurrenz schwer bieten kann.

In Oberursel spielten sie vergangene Woche die Reise nach Jerusalem in sehr humaner Form. Am Ende waren nämlich genug Stühle für alle da. Michael Tenzer übernimmt ein Stück weit die Rolle von Peter Fankhauser und ist nun verantwortlich für alle deutschsprachigen Märkte von Thomas Cook und Neckermann. Zusammen mit Carsten Seeliger für Service und Qualität und Georg Welbers für Marketing und Vertrieb wird er 2013, wenn „50 Jahre Neckermann Reisen“ zu feiern sind, ein Reiseprogramm verantworten, das, so deutlich wie lange schon nicht mehr, nicht mehr nur auf günstige Preiskalkulationen setzt, sondern auf Mehrwert für individuelle Kundenwünsche. Mehr dazu gleich im Gespräch mit Michael Tenzer.

Die britische Zentrale von Thomas Cook sitzt in Peterborough. Wie passend für Peter Fankhauser, den neuen CEO für Großbritannien und Kontinentaleuropa und damit starker Mann neben Harriet Green. Der Schweizer zog vor den Journalisten in Dubrovnik durchaus kritisch Bilanz seiner elfjährigen Amtszeit, die mehr als turbulente Jahre für den Tourismus beinhaltete. Dass die deutsche Thomas Cook Zentrale im Konzern gerade so glänzend dasteht, ist nicht zuletzt sein Verdienst. Im Reiseradio erzählt er gleich, warum er sich gerne als Rasenmäher sieht, und den grünen Rasen kurz hält. Frau Green wird sich freuen.

Die Kölner Touristiker der REWE-Gruppe lassen es einmal im Jahr so richtig krachen für den Vertrieb. Da werden etwa 1500 Expedienten und Partner eingeladen zu einer Hausmesse und einem Gala-Abend, der in seiner dramaturgischen Wucht einmalig ist in der Branche. Dieses Jahr fand der Event in Salzburg statt, in der altehrwürdigen Felsenreitschule – sonst das Epizentrum der Festspiele. Der Protzfaktor, auf der streng limitierten Einladungsliste zu stehen, ist hoch. Der Neidfaktor bei denen, die draußen bleiben müssen, mindestens ebenso. In der Felsenreitschule gab es für die perfekte Rundum-Inszenierung jedenfalls wieder Applaus-Orgien, wie sie der Salzburger Bürgermeister selbst in der sommerlichen Kultur-Hoch-Zeit nach eigenem Bekunden noch nie erlebt hat. Die Macherin des Spektakels, Vertriebs- und Marketingchefin Svenja Bielinski, gleich im Gespräch.

Aber vorher natürlich Sören Hartmann, der REWE-Touristiker. Stabiles Gästeaufkommen, leichtes Umsatzplus und Rückjustierung der touristischen Landschaft nach dem Umrouten im Krisenjahr 2011 bildeten für ihn ein stabiles Fundament, neben der Pflicht auch ein wenig in Kür zu machen. Im ersten Moment klingt das vielleicht ein wenig komisch, wenn der traditionelle Familienreiseveranstalter ITS nun auch zusätzlich einen Familienkatalog herausgibt, aber, wie schon gesagt, die passgenaue Zielgruppenansprache ist das neue Credo der Branche. Und dass der Ex-Robinsonchef nun auch seinen Calimera-Katalog präsentieren kann, dürfte Sören Hartmann trotz aller Dementis auch auf der Meta-Ebene glücklich gemacht haben. Dies und mehr gleich im ausführlichen Interview.

Und noch Wissenswertes zu Kroatien erfahren Sie in dieser Ausgabe von „Was mit Reisen“. Das Land meldet sich kraftvoll zurück im Tourismus. Die Landschaft ist ja auch einmalig am Mittelmeer. Der Service macht Fortschritte, und bei den Hotels läuft es nach jahrelanger Investitions-Zurückhaltung wieder erfreulich rund. Größter Platzhirsch ist die Valamar-Gruppe, deren Führung aus Deutschland kommt. Ich sprach mit Vorstand und   Geschäftsführerin Sandra Enders über Hotelstandards, Preise und Pläne.

Reiseradio 095 – Brähmigs Büro beschimpft die Branche: „Sonnenbank-gebräunte Drückerkolonne“ / Holiday Check und die Fakes / Senator Rahes neue Schnäpchen-Wellness / Südtirol ganz energetisch / Das Lebensfeuer im Kleinwalsertal

Das Reiseradio war eigentlich in wunderbarer Stimmung. Das Wetter noch bis zum Mittag frühlingshaft in Berlin, ein toller neuer Bundespräsident, der auch die Begriffe Freiheit und Reisen vielleicht irgendwann in einer schönen Rede verknüpft; aber anders als sein Vorgänger…, ja, aber dann mussten Karl Born und ich uns in die Niederungen des deutschen Abgeordneten-Wesens begeben. Brähmig und kein Ende.

Nach dem gezielten, provokanten Ägypten-Bashing kurz vor der ITB, bei dem er die volle Breitseite der Ablehnung nicht nur der touristischen Branche, sondern auch des Wirtschaftsministers zu spüren bekam, hätte man doch vermuten können, jetzt setzt beim sächsischen Elektromeister und Hobby-Tourismus-Experten ein zaghafter Denkprozess ein.

Aber mitnichten. Professor Born und ich bekamen noch tief in der Nacht eine unglaubliche Rechtfertigungsmail seines Büroleiters Strabel, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eng mit Brähmig abgestimmt war. Kernaussage: für ihn sind die Touristiker, die ihn kritisieren, lediglich „sonnenbankgebräunte Drückerkolonnen im Einreiher, die nur Reisen verkaufen wollen“. Er spricht ihnen wegen des Gewinnstrebens jede Ethik ab und rückt sie in die Nähe von Alkoholikern, weil die ITB ja bekanntlich eher eine Internationale Trinkerbörse sei.

So weit das Büro des obersten Abgeordneten-Repräsentanten dieses Landes, der den Wirtschaftszweig Tourismus fördern soll. Aber damit nicht genug. Jetzt fingen wir an, ein wenig zu recherchieren, was aus dem Hause Brähmig denn sonst noch herausgekübelt wird. Und das ist bemerkenswert. Denn neben Ägypten hatte er sich auch die Malediven vorgeknöpft. Eigentlich noch haarsträubender. Ging nur unter in dem einen Aufreger-Thema.

Und es geht noch weiter… Aber ich will jetzt zu Beginn nicht zu viel verraten. Gleich nach der Musik folgen statt des üblichen Topthemas wieder die Bissigen Bemerkungen. Danach klingen Ihnen die Ohren… Und so manche Touristiker werden laut rufen: Büchy und Laepple – übernehmen Sie!

Aber es gibt auch klassische Reisethemen in dieser Ausgabe. Zum Beispiel das Dauerthema Hotelbewertungen. Die manchmal ulkigen Ergebnisse, die bei Tests von Holiday-Check und Co auftreten. Sind sie der Beweis, dass man diese Portale nicht so ernst nehmen kann – oder nur Skurrilitäten, die sich nicht vermeiden lassen, die aber an der Wertigkeit der Aussagen nichts ändern. Ich sprach darüber mit Ulrich Cramer von Holiday-Check – gerade wieder vorgeführt von einer Verbraucher-Sendung im Fernsehen.

In den Städten sind sie quasi zum Begriff geworden für eine ganze Hotelgattung: die Motel Ones. In gewisser Weise schnörkellos gut und günstig. Aber niemand sucht so eine Herberge in einer idyllischen Ferienumgebung. Das ist eine Lücke, dachte sich Senator Horst Rahe, der bereits mit der AIDA, den Arosa-Flussschiffen und den feinen Arosa Resorts Tourismus-Geschichte geschrieben hat. Er entwickelt gerade eine neue Hotelkette namens aja. Kuschelige Wellness ab 39 Euro die Nacht. Alles nicht inklusive. Ob so ein Modulkonzept bei Ferienbuchungen aufgehen kann, darüber unterhielt ich mich mit dem Visionär und hanseatischen Kaufmann.

Nachhaltigkeit war eines der großen Themen auf der ITB. Und nun sagt sich eine ganze Region, bei der Energie und dem CO2 Stempel müssen wir in vorderster Reihe mitmarschieren. Und wir reden jetzt nicht etwa von einer kleinen Insel, wie dem Futouris-Projekt Juist. Es geht um Südtirol. Da hat man zum Glück Sonnenenergie und Wasserkraft en masse. Jetzt geht es darum, die Ressourcenschonung dem Urlauber schmackhaft zu machen, ohne ihn in seiner allzu bekannten Sorglosigkeit zu nerven. Oberster Punkt auf der Prioritätenliste ist ein ökologisches Verkehrskonzept. Ich sprach darüber mit Christoph Engel, dem Chefvermarkter des Landes.

Beim letzten Thema muss ich zugeben, dass ich vor der ITB etwas skeptisch war, als ich zur Präsentation einer Weltneuheit eingeladen war: Lebensfeuer. Und das Kleinwalsertal, allen gut bekannt, wird die erste Region weltweit, die damit dem Urlauber ungeahnte Kraftaufladung anbieten möchte. Das klang für mich leicht esoterisch, wie man das bei den naturnahen Bergbewohnern ja häufig anfindet. Aber lassen Sie sich überraschen: in diesem Konzept steckt viel medizinisch-technisches Know How und vor allem touristisches Potenzial. Der begleitende Arzt und Spiritus Rector Dr. Alfred Lohninger klärt uns auf.

Brähmigs Büro beschimpft Branche

Direktlink: Borns Bissige Bemerkungen zu Brähmig

Kommen die Branchen-Beschimpfungen nun von Brähmig selbst, oder von seinem Haussklaven Dobby (aka Gregor Strabel)…?

Reiseradio 084 – Sondersendung DRV Südkorea / Jürgen Büchy, und wie er den Verband reformieren möchte / Charm Lee über sein fernes Juwel / Gastgeber Montenegro 2012 will auf Landkarte zurück

Das Reiseradio, immer noch fern der Heimat, in Südkorea, bei der Jahrestagung des DRV. Es ist eine, gemessen am sonstigen Herdentrieb des Verbandes, relativ kleine Gruppe, die den Weg nach Daegu gefunden hat; perfekt umsorgt von den immer freundlichen und sich permanent verbeugenden Gastgebern. Es ist eine, gemessen an der sonstigen Streitlust des Verbandes, relativ gelassene Zusammenkunft. Man scheint sich daran gewöhnt zu haben, dass es eben nicht mehr die heile Urlaubswelt der Anfangsjahre gibt, und dass die Herausforderungen von allen Seiten ungerührt auf den heterogenen Branchenclub einprasseln – egal, ob man nun den Kopf in den Sand steckt und Veränderungen einfach nicht, oder, alternativ, auch wutschnaubend, zur Kenntnis nimmt. Natürlich war am Dienstag eigentlich nur ein Thema beherrschend auf den Flügen; spätestens, nachdem man merkte, dass Peter Fankhauser nicht eingecheckt hatte: die finanziell bedrohliche Situation der britischen Mutter von Thomas Cook und Neckermann. Da spürte man schon echte Anteilnahme der Konkurrenten, dass die Nachrichten aus London sich nicht negativ auf das deutsche Geschäft auswirken mögen. Denn das würde einen Strudel erzeugen, der das prognostizierte weitere Wachstum nach dem sehr guten Jahr 2011 wohl zur Makulatur werden ließe. Es reicht ja schon, dass Ägyptern auf der Straße gerade dabei ist, das optimistische Pflänzchen Wintergeschäft niederzutrampeln. Nun scheint zumindest das Thema Thomas Cook bei der Produktion dieses Reiseradios vom Tisch zu sein, nachdem die Banken die Kreditlinie doch erweitert haben… aber dennoch: es würde den Rahmen dieser Begrüßung bei weitem sprengen, wenn man alle dunklen Wolken am Reisehimmel benennt, die in den kommenden Monaten noch für kalte Duschen sorgen könnten.

Zum Glück für die Branche hat ihr neuer Präsident ein eher sonniges Gemüt. In der Ruhe liegt die Kraft. Und gefühlt ist er an der Spitze des Verbandes angekommen – auch bei denen, die letztes Jahr in Agadir eher den alternativen Jürgen auf den Thron hieven wollten. Jürgen Büchy macht nun ernst mit der Vielstimmigkeit; wohl wissend, dass es eh fast nie mehr eine Stimme des DRV geben wird. Breit diskutieren und dann kommunizieren ist seine Strategie. Früher war das ja eigentlich komplett andersherum. Und deshalb landeten erst mal alle Streitthemen in Fachrunden. Wie schon gesagt: selten so eine harmonische Jahrestagung erlebt.

Aber trotzdem wird man sich intern die Frage stellen müssen beim DRV, ob es noch so weitergehen kann mit den Meetings. Zwar hat Charm Lee als Gastgeber strahlend geglänzt, wie man das von ihm erwartet hatte – mehr dazu gleich im Gespräch mit ihm – aber der Sinn einer eher unwichtigen Tagung ohne prickelnde Inhalte so entfernt von Deutschland muss erst einmal neu definiert werden. Auch vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit. Nächstes Jahr lädt Montenegro ein. Das ist ja fast schon vor der Haustür, und Karlo Petelin, Montenegros Cheftouristiker in Frankfurt, wird gleich im Reiseradio-Gespräch deutlich machen, welche großen Erwartungen man an der Adria hat in Bezug auf diese Initialzündung für den deutschen Markt.

Aber Jürgen Büchy wird sicher im Jahr Zwei seines Amtes den Verbandstag brutal auf den Prüfstand stellen müssen mit der Vorgabe: alles kann wegfallen, alles darf neu gedacht werden. Denn offen gesagt: mit dieser traditionellen, gepflegten Langeweile des ritualisierten Treffens wird man es sehr schwer haben, für künftige Jahrestreffen Touristiker zu begeistern, sich mit Zeit und Geld zu engagieren.

Jürgen Büchy ist übrigens fast der Alleinunterhalter in dieser Ausgabe des Reiseradios: 30 Minuten spannendes und vergnügliches Kamingespräch – vor allem auch für all die, die nicht dabei waren und trotzdem aus allererster Hand erfahren wollen, wo der Verband heute steht.