Reiseradio 167 – Ägyptens Tourismusminister sieht 2014 noch 20 Prozent Plus / Kitesurf Worldcup in Soma Bay – wie sehen Jugendliche das Land? / Palm Royale Küchenchef: wie essen die Nationen?
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Das Reiseradio ist gerade wieder zurück aus Ägypten, wo zum ersten Mal in Soma Bay der Kitesurf-Worldcup Station machte. Und zumindest für ein paar Tage zeigte sich die Red Sea Riviera so, wie man sich allzu gerne im Marketing positionieren möchte: als Spielwiese für die Jungen und Hippen, für die lässigen Sportler, für die nur der Himmel die Grenze ist. Kein Lamentieren über internationale rülpsende Billigtouristen an den All Inklusive Büffets, die zwangsläufig viele Hotels bevölkern, weil die klassische Klientel immer noch etwas mit Ägypten fremdelt wegen eines unsicheren Bauchgefühls. Sicherheit? Unsichtbar und effektiv. Wetter? Traumhaft. Windbedingungen? Perfekt. Ich muss zugeben: neben den üblichen sportlichen Ämusemangs an den Warmbadezonen dieser Welt fiel mir bei Rotem Meer spontan bisher nur das Tauchen ein. Das allerdings als eine mindestens „One time in your life“-Experience wegen der grandiosen Unterwasserwelt. Dass Soma Bay einer der weltweit besten Hotspots für Kitesurfer ist, habe ich erst bei diesem Worldcup gelernt.
Über den Wettkampf als solchen kann ich ehrlicherweise bis heute nichts Substantielles beitragen. Außer, dass es faszinierend anzuschauen ist, wie die jungen Kiter sich an den Schirmen auf ihren Brettern über den Wellen durch die Luft wirbeln lassen. Aber fragen Sie mich bitte nicht, was der Unterschied ist zwischen einem KGB, einem Low Front Mobe, einem Slim Chance oder einem Railey to Wrapped ist. Es sieht einfach geil aus. Und als jemand, der sich wahrscheinlich noch nicht mal auf dem Strand einigermaßen elegant auf einem normalen Surfbrett bewegen kann, hab ich auch absolut Hochachtung vor dererlei Körperbeherrschung und Wagemut.
Aber wir sind ja hier auch nicht das Sport- sondern das Reiseradio. Und es war faszinierend anzuschauen, wie das ehrwürdige, leicht verkitschte früher Interconti und jetzige Palm Royale in diesen Tagen wahrscheinlich das coolste Hotel am Roten Meer wurde. Nicht einmal die extrem bemühten Gastgeber, die schließlich die gesamte Tour einluden, hatten offenbar diese Metamorphose von der gediegenen Strandadresse zur exklusivsten Kitesurfer-Herberge der Welt so richtig verinnerlicht. Die Website des bei Thomas Cook buchbaren Luxushotels hat die Kiter als Zielgruppe jedenfalls noch nicht so wirklich entdeckt. Dabei gäbe es auf der weitläufigen Anlage mehr als genug Platz für diesen USP – liegt man doch schließlich perfekt an der Winddüse; so wie kein anderes Hotel; höchstens der Robinson Club auf der anderen Seite der Bucht. Aber den Wind hatte man bisher – wie man so hören konnte – eher als Bürde gesehen. So angenehm er dieser Tage bei über 40 Grad auch war.. in den kühleren Monaten kann er so manchen Strand-, und Pool-Enthusiasten auch etwas frösteln lassen.
Der Kitesurf-Worldcup wäre sicher nicht so möglich gewesen, wenn die verrückte Idee vom griechisch-stämmigen Hotelinhaber und dem Hamburger Veranstalter nicht die Begeisterung von Ägyptens Tourismus-Minister Hisham Zaazou geweckt hätte. Das war so ganz nach dem Geschmack des polyglotten Promoters, der schon etliche Regierungen überstanden hat. Schließlich bot dieser Event genau die Bilder, die er so gerne haben möchte in den Internationalen Medien: Ägypten als Bühne für einen jungen, sexy, fashionablen Sport. Huckepack-Marketing sozusagen. Am Rande der Veranstaltung hatte ich Gelegenheit zu einem intensiven Gespräch mit Hisahm Zaazou, wo er so offen wie selten über die Herausforderungen redet, die noch auf ihn warten.
Wenn man in einem der Resorts oder Gated Communities am Roten Meer ist, hat man ja auch bisher immer den Eindruck, das eigentliche Ägypten befindet sich außerhalb einer Käseglocke. Dieses Mal war es eine doppelte. Denn die Kiter sind eine Truppe für sich, die noch autistischer fokussiert ist auf Wasser, Wellen und Wind. Egal, was drumherum zu entdecken wäre. Deshalb hat es mich gejuckt, mich mit zwei jungen Menschen, beide sind 17, über das Gastgeberland zu unterhalten. Für Noussa Denkler ist es sogar ihre Heimat. Noch, denn in den nächsten Wochen siedelt sie um nach Damp. Und für den Gymnasiasten Linus Erdmann aus Hamburg ist Ägypten als Land der Pharaonen noch ziemliche Terra Incognita. Das vergnügliche Gespräch gleich gibt interessante Einblicke in die Erlebniswelt einer jungen Zielgruppe.
Und immer wieder versuche ich ja unterwegs Menschen zu treffen, die sich und ihr Leben dem Tourismus verschrieben haben fern der Heimat. Dieses Mal ist es der Deutsche Armin Lang, der mit seiner Kochjacke seit Jahrzehnten durch die Welt tingelt, bis hin zur zweiten Heimat Neuseeland, und den es jetzt im fortgeschrittenen Alter noch mal an die Küste des Roten Meers gespült hat, wo er als Küchenchef des Palm Royale alle Restaurants leitet. Über die Herausforderung, den täglichen Spagat zwischen authentischem Kochen und Büffet-Völlerei zu schaffen, unterhalte ich mich gleich mit dem Auswanderer von der Schwäbischen Alp.