Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 156 – Heike Brehmer, Vorsitzende Tourismus-Ausschuss: 1. Interview / Philippinen: Asien light / Paradise Island mit deutschem Besitzer / Weltbeste Tauch-Spots

Aktueller Auftakt im Reiseradio: vor wenigen Tagen wurde Heike Brehmer von der CDU zur neuen Vorsitzenden des Tourismus-Ausschusses des Deutschen Bundestages gewählt. Ihr erstes Interview gibt die Abgeordnete aus dem Harz dem Reiseradio. Es ist, zugegeben, noch nicht gespickt mit klaren Visionen und Projekten, wie sie den quasi parlamentarischen Ansprechpartner der Touristischen Industrie mit Bedeutung aufladen möchte. Noch ist ja auch nicht klar, wer Tourismusbeauftragter im Wirtschaftsministerium wird, und welchen Stellenwert die Reisebranche bei der neuen Regierung genießen könnte. Aber eines scheint  jetzt schon spürbar: nach den vielen atmosphärischen Kontroversen zwischen Brehmers Vorgänger Brähmig und den Touristik-Profis stehen jetzt die Signale auf Neuanfang. Und da ist es vielleicht auch kein Unfall, dass die Vorsitzende des Ausschusses bis auf ihre Lehre zur Kellnerin in der DDR nur noch marginal Berührung hatte mit Gastgewerbe und Tourismus. Gute Chance für unverbildetes Zuhören.
Der Schwerpunkt in dieser Ausgabe 156 von „Was mit Reisen“ mag etwas überraschen: die Philippinen. Ausgerechnet. Eine Region, die zwar in der letzten Zeit keine politisch-unruhigen Schlagzeilen machte, aber im klimatisch unruhigen Spätherbst vor allem im Süden des riesigen Inselreichs nicht nur ein Erdbeben, sondern auch verheerende Wirbelstürme zu erleiden hatte. Das prädestiniert nicht gerade zu einem Spitzenplatz auf der Liste der Fernreise-Traumziele der Deutschen.
Die Interviews fanden zwar vor den Unwettern statt – deshalb ist das Leid der Menschen in den betroffenen südlichen Regionen auch kein Thema. Sie lagen auch ein wenig im Stehsatz sozusagen, weil es mir unpassend schien, mit einem touristischen Fokus über ein Zielgebiet zu sprechen, das mit ganz anderen Bildern in den Nachrichten bedrückte. Aber nun denke ich, es ist Zeit, auch wieder nach vorn zu schauen.
Interessant, beim Wissen um die jüngsten Wetterkatastrophen auf den Philippinen ist, wie so oft bei entfernten Zielen, der Grad der Unschärfe enorm. Die Philippinen bestehen aus vielen tausend Inseln auf einer geografischen Länge, in die Deutschland bequem zweimal hineinpasst. Und würde schon ein schlimmes Unwetter in den Alpen Menschen davon abhalten, an die Ostseeküste zu fahren? Natürlich nicht.
Wer auf Google Maps die Inselgruppe Palawan eingibt und dann langsam die Karte zurückzoomt, sieht, wie weit eines der schönsten touristischen Ziele der Philippinen von den wirklich gebeutelten Inseln südlich von Mindanao entfernt ist. Wer sich für die eher westlichen und nördlichen Inseln entscheidet, muss also keine Sorge haben, da Urlaub zu machen, wo immer noch Zerstörung und Leid herrschen. Auf der anderen Seite brauchen viele tausend Philippiner dringend die Gäste, um wirtschaftlich zu überleben.
In diesem Reiseradio wollen wir ein bisschen Hintergrund liefern, für welche Zielgruppen sich die Philippinen eignen als Fernreiseziel.  Schließlich gibt es auf dem Weg dahin schon so attraktive Urlaubsländer, dass es auf den Mehrwert oder die Andersartigkeit ankommt, diese Anreise in Kauf zu nehmen.
Für Tauchbegeisterte ist das eh keine Frage. Die Unterwasserwelt der Philippinen gehört zu den großartigsten Tauchgründen, die unser Globus zu bieten hat. Deshalb sind wir als Basis auch im Club Paradise auf der winzigen Insel Dimakya nördlich von Palawan.
Die Tauchschule wird vom Deutschen Dirk Fahrenbach geführt, der hier sein Glück unter Wasser gefunden hat und auch gleich im Reiseradio darüber erzählt. Aber mehr noch: die Insel selbst „gehört“ einem Deutschen: dem Kaufmann Jürgen Warnke aus dem Emsland, der eigentlich nach Asien ging, um sein Geschäft zu machen in der Bekleidungsindustrie. Die eigene Insel war irgendwann eine Schnapsidee im Freundeskreis. Nun hat er ein Hotel an der Backe und muss versuchen, irgendwie im Wust der Trauminsel-Angebote entdeckt zu werden. Denn schön ist es an so vielen Orten auf der Welt, so dass seine abgeschiedene Lage von der Welt nicht nur Segen, sondern durchaus auch Fluch sein kann. Jürgen Warnke plaudert gleich über die Höhen und Tiefen eines Inselherrn.
Im relevanten organisierten Reisen wird ein weißer Fleck auf der Weltkarte nur bunt, wenn ein Veranstalter sagt, ok, da machen wir mit. Bei den Philippinen war es Meiers Weltreisen, der Marktführer, wenn es ums Ferne geht für deutsche Urlauber. Ich habe mich mit dem Asien-Chef Sedat Tatli unterhalten, warum er trotz allem Hoffnung auf die Philippinen setzt.

Reiseradio 095 – Brähmigs Büro beschimpft die Branche: „Sonnenbank-gebräunte Drückerkolonne“ / Holiday Check und die Fakes / Senator Rahes neue Schnäpchen-Wellness / Südtirol ganz energetisch / Das Lebensfeuer im Kleinwalsertal

Das Reiseradio war eigentlich in wunderbarer Stimmung. Das Wetter noch bis zum Mittag frühlingshaft in Berlin, ein toller neuer Bundespräsident, der auch die Begriffe Freiheit und Reisen vielleicht irgendwann in einer schönen Rede verknüpft; aber anders als sein Vorgänger…, ja, aber dann mussten Karl Born und ich uns in die Niederungen des deutschen Abgeordneten-Wesens begeben. Brähmig und kein Ende.

Nach dem gezielten, provokanten Ägypten-Bashing kurz vor der ITB, bei dem er die volle Breitseite der Ablehnung nicht nur der touristischen Branche, sondern auch des Wirtschaftsministers zu spüren bekam, hätte man doch vermuten können, jetzt setzt beim sächsischen Elektromeister und Hobby-Tourismus-Experten ein zaghafter Denkprozess ein.

Aber mitnichten. Professor Born und ich bekamen noch tief in der Nacht eine unglaubliche Rechtfertigungsmail seines Büroleiters Strabel, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eng mit Brähmig abgestimmt war. Kernaussage: für ihn sind die Touristiker, die ihn kritisieren, lediglich „sonnenbankgebräunte Drückerkolonnen im Einreiher, die nur Reisen verkaufen wollen“. Er spricht ihnen wegen des Gewinnstrebens jede Ethik ab und rückt sie in die Nähe von Alkoholikern, weil die ITB ja bekanntlich eher eine Internationale Trinkerbörse sei.

So weit das Büro des obersten Abgeordneten-Repräsentanten dieses Landes, der den Wirtschaftszweig Tourismus fördern soll. Aber damit nicht genug. Jetzt fingen wir an, ein wenig zu recherchieren, was aus dem Hause Brähmig denn sonst noch herausgekübelt wird. Und das ist bemerkenswert. Denn neben Ägypten hatte er sich auch die Malediven vorgeknöpft. Eigentlich noch haarsträubender. Ging nur unter in dem einen Aufreger-Thema.

Und es geht noch weiter… Aber ich will jetzt zu Beginn nicht zu viel verraten. Gleich nach der Musik folgen statt des üblichen Topthemas wieder die Bissigen Bemerkungen. Danach klingen Ihnen die Ohren… Und so manche Touristiker werden laut rufen: Büchy und Laepple – übernehmen Sie!

Aber es gibt auch klassische Reisethemen in dieser Ausgabe. Zum Beispiel das Dauerthema Hotelbewertungen. Die manchmal ulkigen Ergebnisse, die bei Tests von Holiday-Check und Co auftreten. Sind sie der Beweis, dass man diese Portale nicht so ernst nehmen kann – oder nur Skurrilitäten, die sich nicht vermeiden lassen, die aber an der Wertigkeit der Aussagen nichts ändern. Ich sprach darüber mit Ulrich Cramer von Holiday-Check – gerade wieder vorgeführt von einer Verbraucher-Sendung im Fernsehen.

In den Städten sind sie quasi zum Begriff geworden für eine ganze Hotelgattung: die Motel Ones. In gewisser Weise schnörkellos gut und günstig. Aber niemand sucht so eine Herberge in einer idyllischen Ferienumgebung. Das ist eine Lücke, dachte sich Senator Horst Rahe, der bereits mit der AIDA, den Arosa-Flussschiffen und den feinen Arosa Resorts Tourismus-Geschichte geschrieben hat. Er entwickelt gerade eine neue Hotelkette namens aja. Kuschelige Wellness ab 39 Euro die Nacht. Alles nicht inklusive. Ob so ein Modulkonzept bei Ferienbuchungen aufgehen kann, darüber unterhielt ich mich mit dem Visionär und hanseatischen Kaufmann.

Nachhaltigkeit war eines der großen Themen auf der ITB. Und nun sagt sich eine ganze Region, bei der Energie und dem CO2 Stempel müssen wir in vorderster Reihe mitmarschieren. Und wir reden jetzt nicht etwa von einer kleinen Insel, wie dem Futouris-Projekt Juist. Es geht um Südtirol. Da hat man zum Glück Sonnenenergie und Wasserkraft en masse. Jetzt geht es darum, die Ressourcenschonung dem Urlauber schmackhaft zu machen, ohne ihn in seiner allzu bekannten Sorglosigkeit zu nerven. Oberster Punkt auf der Prioritätenliste ist ein ökologisches Verkehrskonzept. Ich sprach darüber mit Christoph Engel, dem Chefvermarkter des Landes.

Beim letzten Thema muss ich zugeben, dass ich vor der ITB etwas skeptisch war, als ich zur Präsentation einer Weltneuheit eingeladen war: Lebensfeuer. Und das Kleinwalsertal, allen gut bekannt, wird die erste Region weltweit, die damit dem Urlauber ungeahnte Kraftaufladung anbieten möchte. Das klang für mich leicht esoterisch, wie man das bei den naturnahen Bergbewohnern ja häufig anfindet. Aber lassen Sie sich überraschen: in diesem Konzept steckt viel medizinisch-technisches Know How und vor allem touristisches Potenzial. Der begleitende Arzt und Spiritus Rector Dr. Alfred Lohninger klärt uns auf.

Brähmigs Büro beschimpft Branche

Direktlink: Borns Bissige Bemerkungen zu Brähmig

Kommen die Branchen-Beschimpfungen nun von Brähmig selbst, oder von seinem Haussklaven Dobby (aka Gregor Strabel)…?

Karl Born und das politische Abklingbecken

Was hat die Wahlentscheidung des Sonntags für Auswirkungen auf den Tourismus? Warum werden im politischen Abklingbecken Wahlverlierer immer gerne mit tollen Posten in der Wirtschaft oder bei Lobbyverbanden belohnt? Warum fällt die Schadenfreude schwer angesichts der prognostizierten Mini-Einnahmen bei der Flugsteuer? Warum ängstigt sich kein Verantwortlicher um die Gefahr, die von unterbesetzten und müden Fluglotsen ausgeht, aber sehr wohl von unschuldigen Passagieren? Warum ist es für die Türkei ein Glück, dass sie für den Sommer jetzt schon fast ausgebucht ist, angesichts einer SAT1 Dramolette dieser Woche? Warum wollen wir nicht über unsinnige Casino-Projekte im fernen Sibirien oder Bettwanzen in Londoner Nobelherbergen sprechen. Ach, es gibt wie jede Woche so viele Fragen an meinen Lieblingsprofessor Karl Born.

Reiseradio 048 – Club und Kuckucksuhr – warum uns die Ausländer lieben: Wirtschaftsminister Brüderle und DZT Chefin Hedorfer zum Rekord im Deutschlandtourismus / Ackern im Urlaub: STA-Travel will jungen Menschen Ferien mit Verantwortung bieten / TUI Murmeltiertag: Karl Born aus der Höhle des Löwen

Das Reiseradio ist auch ziemlich erleichtert, dass die Dinge in Ägypten sich anscheinend zum Guten wenden. Wobei „gut“ natürlich eine etwas hilflose Formulierung ist und den im Tourismus Beschäftigten vor allem am Roten Meer, aber auch entlang des Nils, die Sorge nicht wegnimmt, von was sie in den kommenden Wochen oder Monaten leben sollen. Ein Problem, das ähnlich auch in Tunesien akut bleibt. Nun hat die Reiseindustrie erst einmal schnell umgebucht, das musste sie auch, aber es wäre zu wünschen, dass die beiden Länder schnell wieder eine Chance bekommen. Auch dafür wird die ITB gut sein Anfang März – sofern bis dahin überhaupt wieder jemand das Sagen hat im Tourismus bei den beiden Ländern.

Vielleicht noch ein Satz dazu, wie Marktwirtschaft funktioniert: Die Ausweich-Zielgebiete, glücklich überrascht von den Umbuchungen, entdeckten auch schnell die Notlage und drehten an der Preisschraube. So kann man auch weit entfernt von Revolutionen profitieren

Zum Thema Ägypten und einer, nennen wie es mal vorsichtig „merkwürdigen“, Stellungnahme des Tourismus-Ausschuss-Vorsitzenden Brähmig unterhalte ich mich gleich noch mit Klaus Laepple, dem Boss des Bundesverbandes der Tourismus-Industrie. He was not amused. So viel sei schon gesagt.

Topthema in diesem Reiseradio ist der Deutschland-Tourismus. Denn das alte Schnarchziel ist munterer als je zuvor. Gerade die ausländischen Gäste lieben uns – Rekord 20 Jahre nach der Wiedervereinigung: über 60 Millionen Übernachtungen von Menschen ohne deutschen Personalausweis. Was sie hier suchen, die Kuckucksuhren oder die Clubszene von Berlin – darüber spreche ich mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle – dem obersten Touristiker in der Regierung. Und mit der DZT-Chefin Petra Hedorfer wollen wir das auch erkunden. Sie verantwortet ja die tägliche Arbeit, Deutschland sexy zu machen für den Urlaub. Mit Themen, die für manchen manchmal leicht unsexy wirken.

In den letzten Ausgaben des Reiseradios haben wir uns intensiv mit dem Familienurlaub beschäftigt und auch mit den Reisewünschen von Jugendlichen, die irgendwann mal keinen Bock mehr darauf haben, gemeinsam mit den Eltern unterwegs zu sein, sondern lieber mit Gleichaltrigen – Stichwort RUF Jugendreisen als Beispiel für darauf spezialisierte Veranstalter. In dieser Sendung wird unsere Zielgruppe etwas älter: Schule vorbei, volljährig, Student, wenig Geld, große Neugierde und auch große Ideale. Da bucht man vielleicht nicht unbedingt bei den großen Veranstaltern, sondern will individuell unterwegs sein. Und da holt sie STA-Travel ab. Was aus dem Selbsthilfeprojekt australischer Studenten geworden ist, erfahren Sie im Gespräch mit dem Geschäftsführer Andreas Siegmann.

Karl Born, mein Lieblingsprofessor und ehemaliger TUI-Vorstand, ist auch TUI-Kleinaktionär. Deshalb war er für das Reiseradio auf der Hauptversammlung und wird mir am Ende der Sendung, und Ihnen natürlich auch, Insiderinformationen anvertrauen, was der touristische Murmeltier-Tag in Hannover an Erkenntnissen brachte. Über Ägypten reden wir natürlich auch, über Mallorca als Sexfalle und über die schnöde Abkehr der Urlauber von Nachhaltigkeit, sobald sie Geld dafür ausgeben müssen.