Das Thema Krise und Sicherheit und Verunsicherung durchströmt auch dieses Reiseradio. Zum Beispiel im Gespräch mit René Herzog, dem CEO der DERTouristik. Es ist nicht mehr weg zu interpretieren: die Buchungslage aller Veranstalter ist mau derzeit. Nicht, dass die Deutschen auf einmal reisemüde geworden wären. Die Lust am Urlaub-machen ist ungebrochen. Auch das Geld ist vorhanden. Vor allem auch die Bereitschaft, es auszugeben, da auf der Bank fast keine Zinsen mehr gegeben werden. Aber da frisst sich seit Paris und Istanbul eine diffuse Angst in den emotionalen Teil des Gehirns.
Vor allem bei Eltern. Wo kann man heute hinfahren? Sollte man vielleicht noch etwas warten mit der Entscheidung, und schauen, wie die Weltlage sich entwickelt? Nüchtern betrachtet sind es natürlich irrationale Überlegungen. Aber was nützt schon die Stimme der Vernunft, wenn es um so gefühlige Entscheidungen geht, wie eine unbeschwerte Ferienzeit? Folge: die Veranstalter arbeiten derzeit zweigleisig. Einmal mit extremer Flexibilität, was eventuelle Umbuchungswünsche angeht, aber auch mit dem Herausstellen der hauseigenen Krisenkompetenz. Helfend da sein, wenn wider Erwarten doch etwas passieren sollte. Das kann kein Internet-Anbieter in diesem Maße, und das erinnert etwas an die alte Kümmerer-Kampagne des DRV. (mehr …)
Objektiv wird man sagen müssen, Paris ist so sicher, wie eh und je. Oder eben auch so unsicher, wie eine so große Metropole nun mal von Natur aus ist. Es ist die subjektive Befindlichkeit, gegen die man auch mit besten Argumenten so wenig ausrichten kann. Das diffuse Unwohlsein, das ja derzeit die gesamte Industrie erfasst und viele Gäste von den ansonsten üblichen frühen Buchungen abhält. Für die französischen Tourismuswerber ist es eine unangenehme Situation. (mehr …)
Es ist sicher keine große Überraschung, dass das Auswärtige Amt nun vor Reisen nach Libyen warnt – was zumindest die touristische Industrie nicht besonders berühren dürfte. Schon mehr die Diskrepanz zwischen der offiziell vom AA bestätigten Ruhe an den touristischen Orten in Tunesien und Ägypten und der quer durch die Parteien im Tourismusausschuss des Deutschen Bundestages geäußerten Meinung, auf keinen Fall jetzt nach Ägypten fahren zu wollen. Liebe Fachpolitiker, wenn ihr als privater Hans Fliegenschiss gefragt werdet, dann könnt Ihr Unsinn reden, so viel Ihr wollt. Aber die touristische Industrie hat schon einen Anspruch darauf, dass das höchste für sie zuständige politische Gremium nicht seit Wochen nur durch Dumpfbacken-Gequatsche auf sich aufmerksam macht. So, musste ich auch mal loswerden.
Diese Woche im Reiseradio geht es vordergründig um zwei touristische Produkte. Ein großes, nämlich das Urlaubsland Frankreich, und ein kleines, spezielles, die Fluglinie Air New Zealand. Nicht wirklich vergleichbar. Aber wir kümmern uns auch weniger um das Produkt, ob es schön, günstig, lohnenswert oder was auch immer ist, sondern um die Art, wie es werbend nach außen angepriesen wird.
Auf der einen Seite haben wir die klassische Sisyphos-Arbeit eines klassischen Fremdenverkehrsamtes. Und da haben es die Franzosen ähnlich schwer, wie ihre Kolleginnen und Kollegen von der DZT. Sie müssen ein ganzes Land mit zig Regionen und zigzig kleinen Highlights werbend präsentieren. Natürlich absolut neutral und gleichberechtigt, da wachen die Kleinst-Fürsten schon sehr eifersüchtig drauf. Das Ergebnis: leider ziemlich langweilig, wenn man es sehr höflich formulieren möchte. In dieser Situation befindet sich seit Jahren Thomas Schmidt, der Frankreichs PR für Deutschland verantwortet. Da braucht man unerschütterliche Zuversicht, die er im Gespräch mit dem Reiseradio auch tapfer beibehielt.
Auf der anderen Seite gibt es so eine neue Art von Guerilla-PR auch im Tourismus. Aktionen, die sich nicht mehr in Prospekten und wohl formulierten Pressemeldungen erschöpfen. Da werden Aktionen entwickelt und Events, die quasi über die Hintertür für ein Urlaubsprodukt werben. Über manches hatten wir im Reiseradio schon berichtet, wie die Frikandeljagd der Holländer, oder den Ein-Jahres-Traumjob der Queenslander. Diese Woche gibt es Sand satt in Frankfurt und Düsseldorf. Mollig warm temperiert und mit allerlei Schabbernack dekoriert im Zeichen Neuseelands. Da herrscht nämlich jetzt kuscheliger Sommer. Marina Noble muss nun mit ihrer Agentur dieses eigentliche Nicht-Ereignis zum Entertainment erklären und in die Medien bringen – auf dass auch ein Brosamen Werbung für den Initiator Air New Zealand abfällt. Das geht nicht mehr allein über klassische Kanäle, sondern nur noch zusammen mit Neuen Medien. Über die Strategie mit einem Glascontainer voller Sand gleich mehr im Gespräch.
Karl Born erholt sich gerade auf Lanzarote. Was natürlich kein Grund ist, dass wir uns nicht am Sonntagabend über die touristische Welt lästernd austauschen. Vom Tourismusausschuss mit seiner beeindruckenden Intellektualität in Punkto Ägypten, über Reiseveranstalter in absolute Krisengebiete bis hin zu Mäusen in der Flugsicherheit reicht das Spektrum. So unkonventionell, wie Sie es jede Woche erwarten können. Schön, dass Sie wieder dabei sind.