Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

Touristik Talk

Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio Sendung 188

  • Slum-Tourismus Für und Wider
  • Dresden sympathisch machen
  • Schweiz siegt in der Krise
  • Noble ist beste PR-Agentur

In dieser Ausgabe 188 von „Was mit Reisen“ geht es in vielen Beiträgen um Qualifikation und Krise. Zum Beispiel, was man tun muss, wenn man als Marketingmensch zwar ein Produkt mit exzellenter Hardware hat, aber zur Zeit mit großen Bereichen der Software hadern muss. Runtergebrochen auf den praktischen Tourismus: Dresden als Stadt mit seinen prachtvollen, restaurierten Bauten, seinem Kulturangebot und der sächsischen Lebensart wäre eigentlich ein Selbstläufer. Dummerweise gibt es da aber auch die seit Monaten unerwünschte Garnierung namens Pegida, durchseucht von Ekel-Nazis, die viele wohlmeinende Dresden-Liebhaber zweifeln lässt, ob man es sich als Besucher antun soll, solchen Menschen zu begegnen; natürlich übersehend, dass hunderttausende anständiger Dresdner von diesen Krakeelern in Sippenhaft genommen werden. Da sind Gefühle leider nicht filigran, sondern Holzschnitt-artig. Wie kommt man als Stadtmarketing dagegen an? Augen zu und durch? Dr. Bettina Bunge, die Leiterin von Dresden Marketing, erläutert gleich im Gespräch, dass genau das Gegenteil passieren muss, wenn man bei so einer Ausgangslage nicht untergehen will.
Jedes Jahr wählen Reisejournalisten, wen sie von den Akteuren auf „der anderen Seite des Schreibtischs“ am professionellsten empfinden. Da werden die PR-Agenturen bewertet, aber auch die offiziellen Landes-Tourismus-Vertretungen. Und bei den Fragebögen des ausrichtenden SRT-Verlages geht es nicht um Nettigkeit. Die ist eh system-immanent auf der PR-Seite. Es geht um Qualifikation, Ortskenntnis, Beantwortung von Anfragen, Organisation von Recherchen, Prägnanz von Pressemitteilungen und um Flexibilität, die Wünsche der Medien professionell zu unterstützen. Mit den beiden Siegern des Jahres 2014 spreche ich gleich im Reiseradio: Es ist Marina Noble mit ihrem Team von Noble Kommunikation und Jörg Krebs, der das Deutschland-Büro von Schweiz Tourismus leitet.
Beide versuchen, ihr Erfolgsrezept zu erläutern. Und beide müssen gerade flexibel auf Störungen im gewohnten Arbeitsablauf reagieren. Die PR-Agenturen haben durch die Blogger-Szene, die neue Wichtigkeit von Social Media und die Verschiebung und Neu-Behandlung von Kommunikationskanälen ganz neue Herausforderungen, die auch den Kunden vermittelt werden müssen. Und Schweiz Tourismus muss mit unermüdlichem Optimismus die Sehnsucht nach einem Urlaubsland wachhalten, das durch die Franken-Aufwertung für viele potentielle Urlauber schlicht nicht mehr finanzierbar ist.
Doch beginnen werden wir gleich nach der Musik mit einem Thema, das zugegeben immer noch ein Nischenprodukt beim Thema Ausflüge ist, aber sozialen und soziologischen Sprengsatz enthält: die zunehmende Lust an der geführten Tour durch Slums. Zwei Stunden kalkuliertes Risiko, verbunden mit dem vordergründig authentischen Gruseln über Lebensumstände, die sich die wohlhabenden Reisenden in ihren schlimmsten Alpträumen nicht ausmalen wollen. Dabei kommen die meisten sicher in der guten Absicht, mit offenen Augen ihren eigenen Horizont zu erweitern. Aber wie weit kann der Tourismus da gehen, der gerne in konfektionierbaren Produkten denkt? Kann man Kurzzeit-Besucher die pure Armut zumuten, oder muss es eine disneyfizierte folkloristische Form sein? Und was haben diese Trips für Auswirkungen? Nicht immer ist gut gemeint schließlich gut gemacht. Darüber unterhalte ich mich gleich mit Dr. Malte Steinbrink von der Uni Osnabrück, dem Dr. Slum sozusagen.

Slum-Tourismus Für und Wider

Reiseradio-Gespräch mit Dr. Malte Steinbrink

Wer schon mal als letztendlich touristischer Besucher durch einen Slum ging und nicht die Unsensibilität eines mentalen Bulldozers hat , kennt das beklemmende Gefühl: auf jedem Schritt merkt man, dass man eigentlich nicht hier hin gehört und irgendwie stört. Das ist schlimmer, als bei den Abstechern in Dörfer von Einheimischen in der Dritten Welt, die oft touristisch die Erste Welt ist, und wo die objektive Armut oft etwas geradezu gruselig Fotogenes bekommt. (mehr …)

Reiseradio Sendung 176

  • Studiosus 60 Jahre Studienreise
  • FTI: größtes Ägypten-Angebot
  • Kiel: Schönheit auf 2. Blick
  • Oldenburg: Führung auf Platt

In unserer Sendung heute beginnen wir mit der touristischen Weltsicht von gleich zwei Veranstaltern: Studiosus und FTI. Zwar beide in München beheimatet, aber sonst mit diametral unterschiedlichen Zielgruppen. Während Studiosus den aufgeklärten Reisenden im Sinn hat, der tiefschürfend, aber mittlerweile auch unterhaltsam, Land und Leute erleben möchte, agiert FTI erfolgreich im bezahlbaren Sun & Fun Tourismus. Manchmal ungeniert auf das Limbische System setzend, also das Schnäppchen-Gier-Gen, das durch Hardcore-Selling auf Sonnenklar-TV animiert wird, aber immer nach dem Motto: wo wir günstig einkaufen können, da lassen wir uns für die kommende Saison nieder. Interessant: beide haben mit ihrem Grundkonzept im abgelaufenen Geschäftsjahr im Umsatz zweistellig zugelegt und sehen sich auf ihrem Weg bestätigt. Im Reiseradio geben gleich Peter Mario Kubsch für Studiosus und Ralph Schiller für FTI ihre Prognosen für das kommende Urlaubsjahr. Und wen wundert es: bei beiden spielt Ägypten eine Rolle.
Der zweite Schwerpunkt in der 176. Ausgabe von „Was mit Reisen“ liegt im Norden Deutschlands. Von der ganz großen Landverschickung hin zum erlebten Kleinen. Ich bin in zwei Städten unterwegs gewesen, die nicht in irgendeiner Top-Ten-Liste zu finden sind der Must-Sees für Kurzreisen: Oldenburg und Kiel. Muss man ja auch nicht unbedingt hin, mögen Sie jetzt spontan denken. Aber gerade das ist ja reizvoll, sich mal auf Orte einzulassen, für die es kaum Reiseführer gibt, weil sich die Auflage scheinbar nicht lohnt. Während ich in Kiel dank Eva Maria Zeiske herausfinde, dass die Stadt am Wasser durchaus auch außerhalb der Kieler Woche ein lohnenswertes Ziel sein kann, erwartete mich in Oldenburg mit Helga Diers eine Überraschung. Sie führte mich in friesischem Platt. Und das ist akustisch ein absolut vergnügliches Hörstück geworden.

Studiosus 60 Jahre Studienreise

Reiseradio-Gespräch mit Peter-Mario Kubsch

Seit 60 Jahren nun versucht Studiosus, Urlauber zu Reisenden zu formen. Denn zunächst sind das ja nun mal nur hohle Phrasen aus dem Bausatz für Festreden, wenn man konstatiert, dass Reisen bilde, oder der Tourismus die beste Völkerverständigung sei, die man sich denken könne. (mehr …)

Reiseradio 171 – Neuer Claim DERTouristik: „So mache ich Urlaub“ / FTI: wer Ägypten schafft, kann auch Kreuzfahrt / Studiosus: Iran als Megatrend

Das Reiseradio gratuliert den deutschen Weltmeistern. Auch wenn wir uns jetzt hier „nur“ entsprechend des Themas der Sendung um den Reise-Weltmeister kümmern wollen. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit dieser China-Schnurre, weil die Commerzbank-Hanseln sich bei der Zählung der Auslandsausgaben von den Chinesen durch die Besuche in der eigenen Enklave Hongkong oder den Wettausflügen nach Macau hinters Statistik-Licht führen ließen. Der goldene WM-Pott für die Verprasserei von über 80 Milliarden im richtigen Urlaubs-Ausland gehört nach wie vor in deutsche Hand. Basta. Und ab heute lockt er auch wieder glänzend für den Reisevertrieb, der gerade nach der Kundenflaute der letzten Monate so tut, als würde Wohl und Wehe des Reisesommers 2014 nur davon abhängen, dass die Deutschen, befreit von der Last Fussball-Weltmeisterschaft, nun wie wild in die Reisebüros ihres Vertrauens oder analog auf die Internetseiten stürmen.
Das ist schon einigermaßen putzig und erinnert ein wenig an den professionellen Lobbyisten-Pessimismus des Bauernverbandes, der es ja auch jedes Jahr fertig bringt, irgendeinen Grund zu finden, warum die Lage auf dem Acker und im Stall hoffnungslos ist, und nicht mehr nur ernst.
Als Vertrieb und Veranstalter sich zu Beginn des Jahres fast schon besoffen euphorisiert haben über ein Super 2014, da setzte wohl  bis zur ITB das kritische Denken aus. Als ob der Reisemarkt auf einmal explodiert wäre, und alle Buchungen im Computer aus dem Nichts neu angelockte Urlaubswillige seien. Beim täglichen Blick auf die Excel-Tabellen um die Jahreswende herum dürfte so mancher Testosteron-gesteuerte Manager sich einem angenehmen Ziehen in der Lendengegend hingegeben haben; als ob durch seine geniale Strategie auf einmal Marktanteile ins unendliche Füllhorn seines Auftragseingangs-Körbchen purzeln würden.
Nun wissen wir es: er war nicht attraktiver als andere, vielleicht nur einen Tacken billiger bei der Frühbucher-Rabattschlacht. Diese Geister, die die Reiseindustrie seit Jahren ruft, haben nun ihre unangenehme Seite gezeigt. Ein Großteil der Leistung musste zu Preisen verkauft werden, bei denen zwar die cleveren Kunden nicht mehr nein sagen wollten, die aber durch die rattenscharfe Kalkulation Gift für die Umsatzentwicklung waren. Kein Wunder, dass man jetzt zu Beginn der Hauptreisezeit kleinlaut von Umsatzzuwächsen im ganz niedrigen einstelligen Bereich redet und das auf exogene Einflüsse schiebt. Dieses Mal keine Krise, sondern ein runder Ball. Wobei mir bis heute niemand logisch erklären konnte, warum eine Fußballweltmeisterschaft vor den Sommerferien Menschen angeblich dermaßen paralysiert, dass sie bezüglich Urlaubsbuchung für danach eine Schockstarre entwickeln würden.
Nun sind die Kaffeesatzlesereien der Programm-Pressekonferenzen vorbei. TUI konnte sich wegen des auf den Punkt gebrachten Merging-Verfahrens in taktisches Schweigen hüllen, bei Thomas Cook heute wandeln sie weiter auf hauchdünnem Eis und werden schon deshalb besonders lauf im Wald am Tegernsee singen. Dazwischen gibt es viel Normales, hübsch mit Girlanden geschmückt. Klar, ist ja auch ein normales Reisejahr, dieses 2014. Wie schon seit so vielen Jahren.
Der Ägypten-Versteher aus München, FTI, hofft, endlich die Marktführerschaft am Nil, die man sich schmerzlich erkauft hat, nun auch durch normale Buchungen genießen zu dürfen. Das kleine Geschenk des Auswärtigen Amtes, Sharm el Scheikh, nicht mehr zu bannen, wird da gerne als Aufbruchsignal interpretiert. Ansonsten soll das Traumschiff edlen Markenglanz verstrahlen. Da wird es interessant sein, inwieweit der bodenständige FTI Gast glaubt, sich auf diesem selbst so positionierten Grand-Hotel auf See heimisch zu fühlen und bucht. Denn auf Goofy’s Reise-Drückerkolonne auf Sonnenklar-TV wird die MS Deutschland verzichten müssen. Der hohe Preis soll sakrosant bleiben. Wie man sich das alles so denkt, erläutert uns gleich FTI-Geschäftsführer Ralph Schiller.
Michael Frese von DERTouristik hat jetzt nicht nur einen roten Koffergriff, sondern auch einen neuen Slogan: „So mach ich Urlaub“. Wer hätte das gedacht? Aber natürlich kann man vier Wörter emotional unheimlich aufladen. Das ist sogar ganz vergnüglich, wie sie gleich im Interview mit ihm hören.
Ja, und Peter Strub von Studiosus justiert gerade mal die Achse des Bösen neu. Entgegen amerikanischer Freund/Feind-Einschätzung, schiitisch-sunnitischer unübersichtlicher Gemengelage, und einer Vorurteilsliste, die endlos scheint, haben die bewusst reisenden Entdecker in Kleingruppenhaltung das Land, das früher mal als Persien eher Traumklischees aus 1001 Nacht bediente, zum Studienreise-Hit erwählt. Das freut doch vor dem Hintergrund, dass Reisen die beste Diplomatie ist. Und die touristischen Verkäufer dürften nicht unfroh sein, dass auch die letzte Bastion der Hardcore-Studienreise ins Wanken gerät: München bietet immer mehr Programme an, wo das unverbildete Erlebnis stärker hineingewebt wird. So etwas lässt sich natürlich leichter verkaufen in Zeiten, immer weiter schwindender „Span of Attention“.

Reiseradio 148 – Marco Polos junge Entdecker / Traumberuf Studienreiseleiter? / Mecklenburg Vorpommern mit Familien-Siegel / Hiddensee: alles für Kinder

Ihr Reiseradio steckt quasi in den Startlöchern für die Herbsttournee der Veranstalter-Pressekonferenzen, die diese Woche losgehen, und wo uns die organisierten Reiseströme des kommenden Sommers aus Firmensicht erklärt werden. Dabei ist die deutsche Reisewirklichkeit ja eher nicht fremd-bestimmt-pauschal. Die meisten Urlauber werden ganz individuell selbst überlegen, wohin es geht in den Ferien – vorwiegend, wie wir wissen, bleiben sie da im eigenen schönen Land.

Und selbst die Familie, diese sakrosankte Kern-Zielgruppe, die für Wohl und Wehe der meisten Veranstalter-Bilanzen sorgt, entdeckt neben den Verlockungen der All-Inclusive-Anlagen rund ums Mittelmeer zunehmend den Reiz der deutschen Gestade. So kommt es, dass sich Mecklenburg Vorpommern still und heimlich – aber mit guter Planung – als deutsches Ferienziel Nummer Eins für die Familien etabliert hat. Und selbst international gesehen direkt hinter Türkei, Spanien und Italien auf dem etwas undankbaren Platz vier neben dem Treppchen.

In dieser Sendung wollen wir deshalb der Frage nachgehen, wie Mecklenburg Vorpommern das organisiert hat, dass die sehr kritischen und anspruchsvollen Familienurlauber ausgerechnet die Seen und Küsten der ostdeutschen Ferienregion so ins Herz geschlossen haben. Sand, Wasser und freundliche Gastgeber allein können es kaum sein.  Auch, wenn das eine gute Grundlage ist. Der Tourismusverband hat mit viel Expertenwissen ein Prädikatssiegel entwickelt für familienfreundlichen Urlaub. Und das ist mehr, als nur ein weiteres Siegel. Es ist die Bestätigung für ein vernetztes Denken vieler Leistungsträger, die vorher gezwungen wurden, aus der Sicht dieser Zielgruppe ihr Angebot zu hinterfragen und miteinander abzustimmen. Hört sich typisch deutsch und wissenschaftlich an, aber wenn es hilft…? Tobias Woitendorf vom Tourismusverband Mecklenburg Vorpommern erläutert uns gleich, was hinter der geprüften Qualität steckt.

Getroffen habe ich ihn übrigens auf der Insel Hiddensee, die ja in der Wahrnehmung eher so das ruhige, verträumte Künstler-Image pflegt. Die Hektik-freie Schwester vor Rügen. Und das ist anscheinend kein Widerspruch zum neuesten Prädikatssiegel: Erste familienfreundliche Insel in Deutschland. Am Beispiel eines Heimatmuseums – also einem Ort, vor dem Kinder in der Regel Reißaus nehmen, weil Vitrinen, verstaubte Exponate, Trachten und Hausrat aus ihrer Sicht keinen sonderlich hohen Coolness-Faktor haben – erläutert uns gleich die Führerin Jana Leistner, wie familienfreundliche Vernetzung funktioniert.

Auch unsere beiden anderen Themen heute haben etwas mit jüngeren Reisenden zu tun. Allerdings sind sie schon in einem Alter, in dem sie sich in der Regel abgenabelt haben von daheim.  Zunächst geht es um die vielleicht etwas elitär erscheinende Gruppe der jungen Studienreisenden, die man nicht so nennt, um gar nicht erst den Hauch von Trümmer-Tourismus aufkommen zu lassen. Es geht um junge Erlebnisreisende, die allerdings nicht so wagemutig sind, dass sie einfach den Rucksack packen, ein Flugtickt kaufen und sich dann ins Abenteuer stürzen. Sie entdecken lieber organisiert. Und jetzt kommt der Veranstalter Marco Polo ins Spiel mit seinem Programm Young Line Travel. Wer sind diese jungen Menschen, die irgendwo zwischen Globetrotter und pauschaler Partymaus mäandrieren? Und was erwarten sie von einer auf sie abgestimmten Studienreise Light?

Aber vor allem: wie muss ein Veranstalter sie ansprechen? Eine Generation, die ja angeblich überwiegend noch nie ein Reisebüro von innen gesehen hat…? Holger Baldus von Marco Polo, klärt uns gleich auf, wie wichtig Facebook im Marketing geworden ist. Nach RUF, dem Jugendreise-Veranstalter, wo das schon Tagesgeschäft ist, ein weiteres Best Practice Beispiel für die organisierte Reisewelt.

Auch bei Marco Polo hängt natürlich der Erfolg unterwegs überwiegend an der Qualität des Reiseleiters, der alles sein muss: gruppendynamischer Freund bzw. Freundin, perfekter Organisator, allwissender, charmanter, unterhaltsamer Welterklärer und Party-Animal in einer Person. Und jung möglichst auch noch, damit es zur Zielgruppe passt. Sollte es jemand unter den Reiseradio-Hörern geben, der jetzt denkt, hey, das ist ja perfekt für mich, dann unbedingt weiterhören: denn Peter-Mario Kubsch vom Marktführer Studiosus erzählt gleich, was man drauf haben muss, um Studienreiseleiter zu werden. Ein Beruf mit langer Perspektive übrigens. Denn wenn man älter wird, ändern sich höchstens die Gruppen, denen man voranschreitet..

Reiseradio 147 – Krisen erreichen auch Studiosus / next topic: Menschenrechte im Tourismus / Bad Kissingen im Wandel / Kur mit Emotionen aufpeppen

Das Reiseradio ist gerade zurück von einigen entspannten Tagen auf Hiddensee, der kleineren, ruhigen Schwester von Rügen. Was es von dort „Neues“ zu berichten gibt, darüber mehr in der nächsten Sendung. Aber der Besuch dieses nahen, unkomplizierten Ziels passt ganz gut als gefühlter Kontrapunkt zu den Schwerpunkten dieses Reiseradios: Menschenrechte im Tourismus, Krise beim größten deutschen Studienreise-Veranstalter, Innovationsdruck bei Kurorten, Wandel einer Strategie bei Gesundheitsreisen. Von all dem scheint Hiddensee weit entfernt. Obwohl so weit im Norden, passt ausgerechnet ein bayerischer Spruch perfekt zur Gefühlslage in der Ostsee: Mir san mir. Noch ist das größte Problem die Verteilung der Zimmer in der Saison und das Bewältigen der Tagesgäste, die auf das scheinbar Sorgen-, und Autofreie Eiland wollen – und das in großer Zahl. Natürlich braucht es auch hier neuer Strategien – darüber, wie schon gesagt, mehr in der nächsten Sendung. Aber verglichen  mit den Herausforderungen, über die wir heute berichten, ist Hiddensee immer noch eine Insel der Seligen…

„Menschenrechte im Tourismus“! Diese zu wahren, ist ein Riesenanspruch, der vor allem die großen Veranstalter mit ihrem Volumengeschäft grübeln lässt. Hat man sich gerade erst doch mit dem dicken Brocken Umwelt im Bereich Nachhaltigkeit arrangiert, warten nun Herausforderungen auf eine Geschäftsführung, die noch schwerer zu bewältigen sind; die aber bei Ignoranz mit einem kaum noch kontrollierbaren Krisen-Pendel zurückschwingen. Marktführer TUI hat es unsanft erleben müssen, als der ARD-Markencheck die Arbeitsbedingungen in der Türkei anprangerte. Durchaus zu Recht, wie man auch im Konzern einräumen musste; stellvertretend für die gesamte Branche. Beim Thema Menschenrechte geht es nicht mehr „nur“ um Müllvermeidung, Energiesparen und einige Ökogirlanden für das gute Gewissen. Vor allem die Arbeitsbedingungen in den Zielländern, die oft an rechtlose Situationen in der Dritten Welt erinnern, lassen sich schlecht mit dem unbeschwerten Sonnenschein-Image der Reiseindustrie verbinden. Problem erkannt, aber noch lange nicht gebannt. Denn hier müssen wirklich alle an einen Tisch. Auch die Umwelt-Ignoranten bei den Veranstaltern, die es durchaus auch heute noch gibt, und die billig im Windschatten der anderen mitsegeln. Erste Leitlinien sind das Ergebnis eines Runden Tischs. Welche Schwierigkeiten es gibt, diese überhaupt zu erkennen und zu formulieren, darüber spreche ich gleich mit Matthias Leisinger, der sich beim Schweizer Veranstalter Kuoni um Nachhaltigkeit kümmert.

Übrigens: wer mehr über die Problematik Menschenrechte im Tourismus, und was sie für die Industrie bedeuten, wissen möchte…: auf der Reiseradio-Webseite finden Sie auch im original die Keynote, die ich vor den Initiatoren des Runden Tischs gehalten habe.

Einer der Unterzeichner der Leitlinien ist Peter Mario Kubsch von Studiosus. Klar,  seine Klientel dürfte sehr affin zu diesem Thema sein. Wer ein Land intensiv kennenlernen und begreifen will, der macht vor den real existierenden Problemen nicht die Augen zu. Und würde auch kritisch nachfragen, wenn der Veranstalter seines Vertrauens da nicht vorbildlich agiert. Studienreisen sind eine exklusive Nische. Da würde man meinen, sie ist auch immuner gegen Krisen im Tagesgeschäft. Weit gefehlt: der schwache Euro Mitte 2012, als man die Reisen für dieses Jahr einkaufen musste, und die negativen Schlagzeilen gerade über die Länder, die Stammziele für wissbegierige Entdeckergruppen sind, machten Studiosus im langsam zu Ende gehenden Geschäftsjahr richtig Sorgen. Der Umsatz konnte zwar gehalten werden; aber nur, weil die Reisen massiv verteuert waren. Ob die rückläufigen Teilnehmerzahlen 2013 ein düsterer Vorbote sind für eine generelle Krise bei hochwertigen und gar nicht preiswerten Studienreisen, darüber unterhalte ich mich gleich mit Peter-Mario Kubsch.

Letzte Woche tagte mein Berufsverband, die Vereinigung Deutscher Reisejournalisten, in Bad Kissingen. Ein hübsches, kleines Städtchen mit großer Vergangenheit, immer noch angeblich der bekannteste Kurort der Republik, aber trotzdem in die Jahre gekommen. Nicht baulich. Das meiste in den Kuranlagen ist wunderbar gepflegt. Aber inhaltlich. Wie lange kann man noch mit der Kur Kasse machen? Und was muss man konkret tun, um andere Gäste zu interessieren für seine Angebote? Das Trinkwasser aus den berühmten Quellen ist zwar nach wie vor so gut wie zu Kaisers Zeiten, aber läuft Gefahr, marketingmäßig zu versickern, wenn man die Nostalgie nicht mit frischen Ideen aufpeppt. Frank Oette ist der neue Kurdirektor von Bad Kissingen. Mit ihm sprach ich über sein Konzept.

Natürlich muss man sich im Reiseradio für die Touristik-Profis auch über das Große, Ganze, unterhalten. Dafür ist Georg Overs vom Bayerischen Heilbäderverband zuständig. Denn Bad Kissingen ist fast überall, wo der Zusatz Bad den Ortsnamen schmückt. Die Kur ist zwar nicht so tot, wie ihr fälschlicherweise oft angedichtet wird, aber sie muss mit neuer Emotionalität aufgeladen werden. Aber bitteschön mit medizinischem Sachverstand und ohne Wellness-Chi-Chi. Welche Herausforderungen das sind, berichtet uns gleich Georg Overs als Funktionär und Praktiker.