Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 115 – BTW Tourismusgipfel: Klaus Laepple, nicht geschüttelt, aber gerührt / Michael Frenzels erstes Interview als oberster Lobbyist / Jürgen Trittins „Nein“ zu Branchenwünschen / Ernst Burgbachers Optimismus / die guten Zahlen von GFK-Chef Matthias Hartmann / weiche Tourismuskritik: Michael Müller und Harald Zeiss üben Kontroverse

Das Reiseradio gibt heute mal dem Tourismusgipfel des BTW eine eigene Sendung. Großer Abschied für Klaus Laepple, der ja bereits vor über einem Jahr den Vorsitz im Deutschen Reiseverband aufgab. Und damals hatte man das Gefühl, es knirschte gehörig im Präsidium – eben auch wegen der Kampfkandidatur der beiden Nachfolge-Aspiranten – so dass der letzte DRV-Auftritt des über ein Jahrzehnt omnipräsenten Funktionärs in Marokko leicht unharmonisch über die Festbühne ging. Davon unter den Kronleuchtern des Berliner Adlon-Hotels keine Spur. Es war eine würdige, berührende und schöne Verabschiedung des bekanntesten Glatzkopfs der touristischen Industrie. Und ein sanfter Übergang auf noch TUI-Boss Dr. Michael Frenzel, der sich ja als WTTC Präsident schon international etwas warmlaufen konnte. Beide sind natürlich in diesem Reiseradio vor dem Mikrophon: das letzte Interview von Klaus Laepple als BTW Präsident, das erste Interview von Michael Frenzel noch unmittelbar vor seiner Wahl.

Traditionell ist dieses jährliche Branchentreffen der Touristiker neben dem Kongressprogramm eine Art Schaulaufen der Mover und Shaker im dunkeln Anzug oder dem Business-Kostüm. Interessanterweise konnte man den Anteil der Frauen als fast schon homöopathische Dosis bezeichnen – ganz im Gegensatz zur weiblichen Präsenz an der touristischen Front…

Traditionell ist auch der fachliche Erkenntnisgewinn der Vorträge und Diskussionen, sagen wir mal, überschaubar. Der Gipfel sieht seine Daseinsberechtigung vor allem im Druck auf das politische Berlin, einem wichtigen Industriezweig seine Referenz zu erweisen.

Dieses Jahr war als ein Leitthema Nachhaltigkeit und Umwelt gesetzt, was dann auch den beiden Politikern Jürgen Trittin auf dem Weg zur Spitzenkandidatur bei den Grünen und Umweltminister Peter Altmeier mit seinem Schwerpunkt Energiewende es leichter machte beim Abschnurren ihrer nur bedingt Tourismus-relevanten Reden. Natürlich sprechen auch immer die üblichen Verdächtigen, wie der Gute-Laune-Bär Ernst Burgbacher als Tourismus-Staatssekretär und schaffen es, wenigstens für die Halbwertzeit der nächsten Kaffeepause das wohlige Gefühl zu verbreiten, der Tourismus werde ja doch endlich ernster genommen in Berlin.

Wie sich die Konfrontationslinien über die Jahre doch verändern, demonstrierten am Rande des Gipfels für das Reiseradio der Umweltbeauftrage der TUI, Professor Dr. Harald Zeiss und der Tourismuskritiker Michael Müller von der SPD, Naturfreund und ehemaliger Umwelt-Staatssekretär. Respekt und Verständnis füreinander – das wäre in den 80ern auf der ITB noch undenkbar gewesen. Eine hoffnungsvolle Entwicklung.

Und es gab Balsam für die Seele der Branche. Matthias Hartmann von der GFK prognostizierte glänzende Aussichten. Stabile Wirtschaft, keine Lust zu sparen und große Lust auf emotionale, sinnliche Erlebnisse an Stelle von Konsumgütern – das ist doch der Stoff, aus dem die Träume der Reise-Manager sind.

Zwei Tage Kongress – die wichtigsten Aussagen und amüsantesten Bonmots im Originalton für Sie komprimiert in einer Stunde Reiseradio

Diskurs zwischen Müller und Zeiss

Tourismus-Kritik und Industrie miteinander, statt gegeneinander. Der Verusch eines Disputs zwischen Michael Müller (SPD) und Dr. Harald Zeiss (TUI) Teil 1

Tourismus-Kritik sanfter geworden

Tourismus-Kritik und Industrie miteinander, statt gegeneinander. Der Verusch eines Disputs zwischen Michael Müller (SPD) und Dr. Harald Zeiss (TUI) Teil 2

Reiseradio 070 – DERTour und die neue Lust am Luxus / Erdgebundene Ziele: vom Kellerkind zum Umsatzbringer / Fischland-Darß-Zingst: eine Naturschönheit wird zu Tode geliebt? / Arbeiten an der Küste: wohnst du schon, oder haust du noch? / Opernfestspiele Savonlinna – Inszenierung mit Aussicht

Nordafrika zum Beispiel hat den Bausteinveranstaltern der REWE das Geschäft nicht schwer gemacht. Kein Wunder: diese Ziele gehören auch nicht zur Kernkompetenz. Eher Japan. Und wenn man Michael Frese zuhört, wie er kopfschüttelnd von Urlaubern berichtet, die ihren Strandurlaub auf Phuket wegen Japan storniert haben, dann ahnt man, dass auch Menschen, die sich teure Reisen leisten können, nicht intelligenter reagieren als ganz herkömmliche Pauschalis. Die Frankfurter Bausteinler haben trotzdem gute Geschäfte gemacht. Dazu gleich mehr in unserem letzten Gespräch aus der Runde der Programm-Präsentationen.

Bei allen Veranstaltern hat seit einigen Jahren ein Segment starke Zuwächse, das früher immer so ein wenig hausintern belächelt wurde, weil es so gar nicht passen wollte zum Image der großen weiten Welt, der man sich professionell verbunden fühlte. Die so genannten erdgebundenen Reisen. Sprich, all das, was man erreicht, ohne sich ins Flugzeug zu setzen. Der Run auf die nahen Ziele ist allerdings Fluch und Segen zugleich für die Veranstalter. Die Klientel neigt zur Kontinuität, wenn es ihnen irgendwo gut gefällt. Übersetzt heißt das, wenn man sich beim Seppelwirt wohlgefühlt hat, kommt so mancher auf die Idee, den nächsten Urlaub ohne zwischengeschalteten Veranstalter zu buchen. Kundenbindung im Bereich der Eigenanreise ist mehr als schwer. Wie es trotzdem funktionieren kann, wird uns gleich einer der Branchen-Experten aus diesem Bereich erläutern: Udo Schröder von Rewe Pauschal.

Bleiben wir bei der erdgebundenen Ostseeküste. Sie ist eine der Boomregionen für den Deutschland-Urlaub. Der Renner im Norden ist die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Wirklich wunderschön. Auch, wenn das Wetter in den letzten Tagen die Begeisterung etwas durchnässte. Trotzdem wird der Naturpark fast totgeliebt von den Urlaubern mit ihren Autos. Und während etwas zweifelhaft Milliarden für einen Bahnhof im Süden vergraben werden, hält die Bahn sich an der Küste vornehm zurück. Dabei würde eine schnelle Bahnanbindung allen helfen. Dazu gleich mehr mit dem Bürgermeister von Ahrenshoop, Hans Götze.

Und noch ein zweites Problem ist greifbar. So toll es die Gäste an der Küste finden, junge Leute für die Jobs im Tourismus muss man suchen. Nicht, weil sie es dort langweilig fänden: sie können sich bei den kleinen Gehältern das Wohnen dort schlicht nicht leisten. Einer der Top-Hoteliers hat das erkannt: Roland Fischer von der Fischerwiege lockt mit Vergünstigungen, die in keinem Tarifvertrag stehen. Im Reiseradio erzählt er gleich, was man heute tun muss, um in solchen Ferienregionen qualifizierten Nachwuchs zu bekommen.

Noch ein Trendthema in den Sommermonaten sind Kultur-Events. Gerade im Klassikbereich. Und da gehen wir in dieser Sendung noch ein wenig nördlicher als zu unseren Musikfestivals im eigenen Land. Mein Kollege Andreas Jacobsen war bei den Opernfestspielen im finnischen Savonlinna, die in diesen Tagen zu Ende gehen. Wettermäßig auch etwas gebeutelt, aber mit ungebrochener Begeisterung der Zuschauer.

Mein Kollege Rolf Nöckel erinnert sich an seine schöne Zeit auf Teneriffa und Karl Born ist bissig, wie wir ihn so lieben. Na ja, der Tourismus-Ausschuss-Vorsitzende Brähmig und die SPD als Traumschiff-Reeder liefern ja auch die steilsten aller Vorlagen. Und einiges andere kommt noch dazu.

Karl Born und Politikgeschwafel

Wochenlang Programm-Pressekonferenzen, und was bleibt im Gedächtnis hängen? Das haben Karl Born und ich uns auch gefragt. Es war zugegeben nicht so wahnsinnig viel. Warum sind die Veranstalter so austauschbar geworden? Warum werden, wie das Beispiel Griechenland zeigt, Prognosen nach Kaffeesatzlesen-Qualität abgegeben? Welche Auswirkungen hatte denn nun die Luftverkehrsabgabe auf den Tourismus – und warum nicht? Warum glauben Politiker im Sommer immer, mit verbalem Dünnpfiff Schlagzeilen produzieren zu müssen? Warum verursachen Stresstests eigentlich nur Stress? Wieso versucht sich die SPD an Traumschiffen, wenn sie noch nicht mal schmucke Kapitäne hat? Was unterscheidet eine geprüfte von einer echten Gästemeinung, und eine TV-Dokumentation von einer Dokusoap? Viele Fragen an Karl Born. Viele zugespitzte Antworten für Sie.