Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 113 – „Meine TUI“ – die virtuelle Grabbelkiste für die Urlaubs-Vorfreude / Mein VIP-Service – der entspannte Weg durch den Flughafen FRA / Mein Bett – der Erfolg des Luftmatratzen-Startups Airbnb / Meine Schneeflocke – der entschleunigte Schweizer Winter

Ich möchte nach der unfreiwilligen, aber durchaus nicht unentspannten Zwangspause wegen einiger Krankenhaus-Wochen den Peter-Maffei-Hit von den sieben Brücken, über die man angeblich gehen muss, etwas umdichten: auch mit neun Zehen kannst du durchs Leben gehen… Ja, hat alles nichts genützt – letztendlich musste doch das Chirurgenmesser ran. Das Bakterium, das ich mir bei Auslands-Dreharbeiten in eine Fußwunde eingeladen hatte, ließ sich aus dem Knochen einfach nicht vertreiben. Moral der Geschichte, speziell für Reiseprofis: versuchen Sie nicht, Held zu spielen und Miniwunden gegenüber den Ärzten zu ignorieren. Sie ahnen nicht, wie schnell sich aus einer vermeintlichen Bagatelle ein kapitaler Ärger entwickeln kann.
Anyway. Ab heute gibt es wieder das Reiseradio. Mit immer noch bandagiertem Fuß, aber hoffentlich klarem Kopf und wieder sehr informativen, und dabei doch vergnüglichen Interviews.
„Meine TUI“ ist unser erstes Thema. Das neue Portal, das der Reisekonzern extra für seine Kunden eingerichtet hat, und in das auch nur sie mit Passwort hineinkommen. Es ist sozusagen die virtuelle Grabbelkiste mit allen möglichen Informationen für die gerade gebuchte Urlaubsreise. Das Konzept klingt geradezu bestechend – zumindest für den Teil der Bevölkerung, der keine Berührungsangst vor dem Computer hat. Und es hat Potential. Einmal für den Inhalt, der fast unbegrenzt erweiterbar ist, stets topaktuell, aber auch für die Marketingexperten, denen langsam schwant, wie viel Zusatzgeschäft man noch mit Menschen machen kann, die sich bereits auf ihren gebuchten Urlaub vorfreuen. Was „meine TUI“ schon kann, und was sie einmal können soll, darüber sprach ich mit Andreas Casdorff, dem Leiter des operativen Marketings.
Wer einmal am Terminal 2 des Frankfurter Flughafens einschwebte und einen Lufthansa-Anschlussflug im Terminal 1, Gate A70 oder so erreichen musste, der weiß, dass man danach nicht nur am Rande des Nervenzusammenbruchs, sondern, je nach Handgepäck, auch der Erschöpfung sein kann. Wie schön wäre es da doch, mit einer Luxuslimousine direkt am Flugzeug abgeholt zu werden, sanft einen Zwischenstopp an der VIP-Schampus-Tanke einlegen zu können, und trotzdem individuell eskortiert noch vor dem Öffnen des Gates bereits in den Flugsitz des Anschluss-Fluges zu sinken. Dass es so eine Sonderbehandlung nicht nur für die ganz Wichtigen, oder zumindest Berühmten und Reichen gibt, wissen die wenigsten. Jeder, na ja, fast jeder kann es sich leisten und buchen. Ich sprach darüber mit der Leiterin des VIP-Service, Bärbel Storch.
Aller Voraussicht nach ist auch dieses Jahr wieder ein Rekord für Berlin. Weit über 20 Millionen Übernachtungen dürften es schon werden. Das ist mehr, als manche Urlaubsländer verzeichnen an deutschen Gästen. Und dabei repräsentiert diese Zahl nur einen Teil der Berlin-Besucher. Viele werden nämlich gar nicht erfasst, weil sie nicht in offiziellen Hotels oder Pensionen absteigen, sondern in Privatunterkünften nächtigen. Das kleine Apartment, oder sogar das eigene Zimmer in einer großen Wohnung ist vor allem bei jungen Leuten der Megatrend. Preiswert, individuell, mitten drin und oft sogar mit persönlichen Erlebnis-Tipps vom Gastgeber. Der internationale Big Player bei den Privatunterkünften ist Airbnb. Was hinter der erfolgreichen Plattform steckt, darüber sprach ich mit Lena Sönnichsen, der Öffentlichkeitsarbeiterin des ehemaligen Luftmatratzen-Startups.
Egal, wie man es dreht und wendet: die Sommersaison ist eine, die man in der Schweiz möglichst schnell zu den Akten legen möchte. Da gab es wegen Franken (teuer) und Wetter (gruselig) schmerzhafte Einbrüche in den letzten Monaten. Die Hoffnung liegt also ganz klar auf dem Winter, der zumindest aus Skifahrer-Sicht wegen der Höhenlage und Schneesicherheit relativ konkurrenzlos ist in Europa. Und da wundert man sich etwas über den Mut der Schweizer Marketingprofis, ab nächster Woche mit einer Kampagne an die Öffentlichkeit zu gehen, die eben nicht den Skifahrer ansprechen soll, sondern den Genuss-Winterurlauber. Der einfach nur sitzen will, ein wenig wandern, Jagertee trinken und dem Rieseln des Schnees zuschauen. Exklusiv vor Start der Werbeaktion sprach ich mit Thomas Vetsch von Schweiz Tourismus über die Beweggründe zur Entschleunigung.

Reiseradio 089 – Schöner Wohnen ohne Hotel : Housetrip, der neue Trend Ferienapartment / Ankommen und Aufleben – die Wiederentdeckung der „baumelnden Seele“ in Österreich / Klage der Donau: der ganze Tourismus bleibt am Fluss

Das Reiseradio war diese Woche in Wien bei der österreichischen Tourismusmesse ACTB. Verglichen mit der ITB natürlich eine niedliche Veranstaltung – aber deshalb auch entspannt mit mehr Zeit für Gespräche. Nach wie vor ist es ja so, dass die österreichische Tourismuswirtschaft Fieberschübe bekommt, wenn der deutsche Urlauber hüstelt. Doch der mag unsere Nachbarn derzeit wieder ganz gerne – vielleicht auch, weil das andere Bergvolk im Süden preislich gerade etwas unattraktiv ist. Oberschwester Petra Stolba von der Österreich Werbung hatte jedenfalls nach den schon chronisch anmutenden Schwächephasen der letzten Jahre wieder ein Patientenblatt der Rekonvaleszenz vorzuweisen. Mit ihr sprach ich auch über das Ankommen und Aufleben – den neuen Slogan der Österreicher, der mit Wellness fürs Gemüt begeistern möchte.

Nicht nur Wien liegt an der Donau – die touristische Mutter aller europäischen Flüsse ist nach wie vor eines der attraktivsten Ziele für die boomende Fluss-Schifffahrt. Passau – Budapest ist der klassische Renner. Vielleicht mittlerweile ein bisschen zu klassisch, denn die Mini-Trampelpfade, die die Gäste auf ihren Landausflügen rechts und links weg vom Ufer wagen, lassen ein Großteil des landschaftlichen und kulturellen Potentials der Region völlig ungenutzt. Da möchte man jetzt gerne mit neuen Programmen ein bisschen mehr Donau erschließen. Ein schweres Geschäft, wie Professor Gerhard Skoff mir gleich im Gespräch verrät. Denn der Präsident der Donau Tourist Commission weiß, wie träge Hafen-Agenturen sein können, wenn eingespielte Abläufe durchbrochen werden sollen.

Was vor Jahren noch eine Domäne des Landurlaubs war – das Ferienapartment – ist seit dem unglaublichen Erfolg des Städtetourismus nun ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor geworden, der der angestammten Hotellerie richtig Sorgen bereitet. Vor allem der im mittleren und Niedrigpreissegment. Kaum ein Ritz Carlton Kunde wird seinen Luxus und Service eintauschen wollen gegen ein noch so nettes Apartment in einer Szene-Gegend. Aber die Motel Ones dieser Welt, oder noch mehr die in die Jahre gekommenen Schrubbelabsteigen der drei und vier Sterne Klasse haben nun eine Konkurrenz, gegen die sie in der Regel unmöglich bestehen können. Für weniger Geld bekommen die Kunden eine viel schönere und größere Herberge. Wen kümmert es da schon am Wochenende, dass kein Zimmermädchen mal eben zehn Minuten durchfeudelt? Und das langweilige Frühstücksbüffet hat eh keine Chance gegen all die leckeren Kaffee und Croissant Angebote, die eine Stadt mal eben so bereithält. Kein Wunder, dass Vermittlungsplattformen im Internet gerade den Nerv der Zeit treffen und bereits ein Drittel der Hotelkapazität durch private Apartments ersetzt wurden. Über diesen Megatrend sprach ich mit Stephan Wiesener, einen der Gründer der Internetseite Housetrip – einen Alptraum für gestandene Hoteliers…

Und weil ich ja in Wien war, gibt es in diesem Reiseradio und auf der Website auch natürlich einige Wienimpressionen. Mein Kollege Rolf Nöckel hat zwei wunderbar gegensätzliche Eindrücke in dieser tollen Stadt gehabt.

Reiseradio 064 – Die Almhütte als Sehnsuchtsort für die Seele: drei Sennerinnen erzählen Heidi-Romantik aus anderer Sicht / Mit oder ohne Fass: der Bernhardiner als Symbol für die Schweiz / Der Fischer vom Zürichsee: ganz weit weg von den Millionärsvillen / Bitte ohne Fleisch: Hiltl – das älteste vegetarische Restaurant Europas

Reiseradio mal nicht produziert auf dem Schoß – irgendwo auf der Welt, sondern aus dem Berliner Studio. Mit gutem Internet-Anschluss. Und da kommen wir sofort zum Schwerpunkt-Thema dieser Ausgabe. Die neue Social Web Kampagne von Schweiz Tourismus mit der sinnigen Internet-Adresse www.urlaubohneinternet.de hat mich auf die Idee gebracht. Wir alle haben mittlerweile so viele Devices, mit denen wir permanent online sind, dass wir es uns auch im Urlaub gar nicht vorstellen können, wie es in der Zeit davor war. Als selbst ein Telefonanruf aus dem Ausland genau überlegt wurde, weil erstens kompliziert und zweitens schweineteuer. Wäre es nicht mal total verlockend, davon eine Auszeit zu nehmen? Kein Bimmeln, keine sms, kein News-Update, keine E-Mail? Die Almhütte steht eigentlich etwas klischeebehaftet für so einen Sehnsuchtsort – ähnlich, wie die einsame Insel. Weil ich aber auf der einsamen Insel wenig Interviewpartner finden würde, habe ich mich aufgemacht in die Alpen und spreche gleich mit drei Menschen, die diese Erfahrung der Stille weit oben schon viele Jahre lang machen. Eine junge Akademikerin, die sonst psychologisches Coaching in der Stadt macht, aber trotzdem gerne den Almsommer auf der steirischen Ritzinger-Hütte ihrer Mutter verbringt. Die 82jährige Seniorchefin des Hotels Theresia in Hinterglemm, die schon als junges Mädchen hart arbeitend auf die Alm musste und die Wirtin der Cristallina Hütte im Tessin, eine der modernsten Hütten der Schweiz. Drei Alm-Idyllen aus einer etwas anderen Sichtweise.

Wenn Sie über ein Symbol für die Schweiz nachdenken, dann kommt sehr schnell neben der stylischen Flagge mit dem weißen Kreuz auf rotem Grund und der Schokolade der treue Bernhardiner Hund in den Sinn. In diesen Tagen sind die Hunde gerade auf den Pass gebracht worden zum Kloster auf dem St. Bernhard. Ich habe sie noch vor ihrer Abreise angetroffen in Martigny im Wallis, wo sich auch das bemerkenswerte Bernhardiner Hundemuseum und die Zucht befinden.

Zum Glück fahren die Fischer vom Zürichsee zweimal am Tag aufs Wasser. So musste ich nicht den Drei-Uhr-früh-Termin wählen, um mit dem 22jährigen Stefan Zehnder mit einem kleinen Boot abzulegen. Am Ufer befindet sich eine der teuersten Wohngegenden der Welt – aber mitten auf dem See kann man davon Universen entfernt sein.

Es gibt ein Restaurant in Zürich, das brummt stärker, als alle anderen. 2000 Menschen wollen da jeden Tag bedient werden. Die integrierte Bar und der Nachtklub sind Hotspots. Das Wunderlichste aber: die Küche ist komplett fleisch- und fischfrei. Ich traf Rolf Hiltl, der hier das älteste vegetarische Restaurant Europas leitet. Einen der neuen In-Plätze der gefühlten Schweizer Hauptstadt.

Heute ist das Reiseradio mal ohne den bissigen Abschluss mit meinem Lieblingsprofessor Karl Born. Aber nach den Feiertagen sind wir ja auch so mit dem Heiligen Geist durchweht, dass es mal gut ist, nicht bösartig zu sein.