Die Schweizer sind berühmt dafür, die mit Abstand originellsten viralen touristischen Kampagnen zu starten. Jüngster Coup: eine Aktion der Agentur Jung von Matt / Limmat: Im Züricher Hauptbahnhof werden Passanten live von einem Alm-Öhi aus dem Bergdorf Vrin in Graubünden auf einer Videowand angesprochen – und gleichzeitig zu einem spontanen Besuch eingeladen. Bahnticket inklusive. Wer kann da noch Nein sagen..?
Winter in den Alpen war vor 150 Jahren noch eine äußerst ruhige Angelegenheit. Touristisch gesehen. Es gab nämlich keine Reisenden. Spätestens bei den ersten Herbststürmen machten sich alle Sommerfrischler schnell wieder auf den Weg ins Flachland. Bis ein Hotelier in St. Moritz seine englischen Gäste mit einem Trick köderte: die Garantie, bei Nichtgefallen Geld zurück. Die Engländer blieben – und seitdem gibt es Winterurlaub in der Schweiz
Das Reiseradio fängt auch langsam an, im heimischen Berlin die Adventszeit zu genießen. Mit großem Bogen um die gleichnamigen Märkte, von denen es hier in der vorweihnachtlichen Hauptstadt gefühlt 50 gibt. Und natürlich hat auch jeder seinen Favoriten. Vom rustikalen Ambiente mit Riesenrad und Oktoberfest-ähnlicher Glühwein-Trinkkultur, bis zum etwas Feineren auf dem Gendarmenmarkt, der bei manchen als etwas versnobt gilt, weil mein einen kleinen Eintritt zahlen muss. Anyway. Vor einigen Wochen haben Sie hier im Reiseradio schon ein Gespräch mit Hans Wieser, dem Kurdirektor von St. Wolfgang am Wolfgangsee im schönen Salzkammergut gehört. Da hat er von einem einzigartigen Adventmarkt eben dort geschwärmt, zu dem man per Schiff fährt. Das habe ich mittlerweile getan, und das filmische Ergebnis – das ist natürlich etwas ungewöhnlich, im Radio ein Video anzukündigen – finden Sie ab heute auf der Internetseite des Reiseradios. www.Reiseradio.org So viel Eigenwerbung darf sein. Aber der Film lohnt sich, sage ich mal ganz unbescheiden. Denn an diesem Alpensee gibt es einen der nettesten Adventmärkte, die ich bisher kennengelernt habe.
Die Website lohnt sich überhaupt. Denn dort finden Sie zu dieser Sendung auch den Originalfilm vom Weissen Rössl. Sie wissen schon, den mit Peter Alexander. Und den Trailer zum ziemlich duchgeknallten Remake, das gerade neu in den Kinos läuft. Echtes Kontrastprogramm. Und hier im Reiseradio, und da schließt sich der Kreis, endlich mal was, was Sie in dieser Sendung hören können, habe ich ein Interview mit der gerade amtierenden Rössl-Wirtin. Denn das gleichnamige Hotel, Touristiker wissen das, gibt es tatsächlich. Und ähnlich, wie bei der Schwarzwaldklinik, ist es Segen und Fluch zugleich, wenn man einen filmischen Sehnsuchtsort dann im realen Leben bespielen muss. Ich unterhalte mich mit Gudrun Peter also über Film-PR und die Herausforderung, den Gästen trotzdem ein hochwertiges Hotel-Produkt liefern zu müssen.
Und wenn wir schon mal in Feststimmung sind in dieser Sendung: Es gib ein sehr liebenswertes Gespräch mit der Gralshüterin des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes der Welt. Nee, nicht White Christmas. Es geht um ein echtes Weihnachtslied. Eines der wirklich Stimmungsvollsten: Stille Nacht, Heilige Nacht. In einem kleinen Ort bei Salzburg erblickte es das Licht der Welt. Und die Geschichte der Entstehung ist so rührend, dass man sie konservieren muss. Das tut Brigitte Gstöttner im Heimatmuseum von Oberndorf. Und mir und Ihnen erzählt sie gleich, wie es zu der Stillen Nacht kam, die heute in zig Sprachen gesungen wird.
Aber natürlich haben wir auch ganz fachtouristische Themen in dieser 153. Ausgabe von „Was mit Reisen“. Vorigen Montag gab es traditionell im Berliner Adlon den Tourismusgipfel. Dieses Jahr extrem spät, weil man vom BTW, also dem Bundesverband der Deutschen Tourismus-Wirtschaft, irgendwie noch hoffte, den künftigen, verantwortlichen Wirtschaftsminister präsentieren zu können. Tja, war wohl nix. Stattdessen hatte man 185 Seiten Koalitionsvertrag mit 14, darüber hinaus völlig nichts sagenden, Zeilen Tourismus. BTW-Chef Michael Frenzel war, wie seine Kollegen von den Fachverbänden, not amused, um es diplomatisch auszudrücken. Aber da er ja der geborene Diplomat ist, nimmt er den schwurbeligen Vertrag als Auftrag, hinten den Kulissen weiter Überzeugungsarbeit zu leisten. Wie er das versteht, verrät er vor den Kulissen dem Reiseradio.
Und es gibt noch ein Gespräch mit einem bemerkenswerten Chef eines Reiseveranstalters. Ein feiner Mann, der schon seit Jahrzehnten im Tourismusgeschäft ist, quasi den Vorgänger von Öger leitete und jetzt von der Schweiz aus mit Bentour der Türkei-Liebling der Reisebüros ist. Kein Wunder. Das Programm ist wirklich gut – vor allem abseits der üblichen All-Inclusive Bettenburgen – es wird anständige Provision gezahlt, und die sprichwörtliche Schweizer Exaktheit bürgt auch für eine Qualität, die nach den jüngsten Türkei-Pleiten gerne gesehen wird. Wie man aus einem Volumenziel Türkei die Perlen herausfischt und als Nischenprodukt mit ungeheuren Zuwachsraten in Deutschland verkauft, erzählt uns gleich Kadir Ugur.
Das Reiseradio ist gerade zurück von einigen entspannten Tagen auf Hiddensee, der kleineren, ruhigen Schwester von Rügen. Was es von dort „Neues“ zu berichten gibt, darüber mehr in der nächsten Sendung. Aber der Besuch dieses nahen, unkomplizierten Ziels passt ganz gut als gefühlter Kontrapunkt zu den Schwerpunkten dieses Reiseradios: Menschenrechte im Tourismus, Krise beim größten deutschen Studienreise-Veranstalter, Innovationsdruck bei Kurorten, Wandel einer Strategie bei Gesundheitsreisen. Von all dem scheint Hiddensee weit entfernt. Obwohl so weit im Norden, passt ausgerechnet ein bayerischer Spruch perfekt zur Gefühlslage in der Ostsee: Mir san mir. Noch ist das größte Problem die Verteilung der Zimmer in der Saison und das Bewältigen der Tagesgäste, die auf das scheinbar Sorgen-, und Autofreie Eiland wollen – und das in großer Zahl. Natürlich braucht es auch hier neuer Strategien – darüber, wie schon gesagt, mehr in der nächsten Sendung. Aber verglichen mit den Herausforderungen, über die wir heute berichten, ist Hiddensee immer noch eine Insel der Seligen…
„Menschenrechte im Tourismus“! Diese zu wahren, ist ein Riesenanspruch, der vor allem die großen Veranstalter mit ihrem Volumengeschäft grübeln lässt. Hat man sich gerade erst doch mit dem dicken Brocken Umwelt im Bereich Nachhaltigkeit arrangiert, warten nun Herausforderungen auf eine Geschäftsführung, die noch schwerer zu bewältigen sind; die aber bei Ignoranz mit einem kaum noch kontrollierbaren Krisen-Pendel zurückschwingen. Marktführer TUI hat es unsanft erleben müssen, als der ARD-Markencheck die Arbeitsbedingungen in der Türkei anprangerte. Durchaus zu Recht, wie man auch im Konzern einräumen musste; stellvertretend für die gesamte Branche. Beim Thema Menschenrechte geht es nicht mehr „nur“ um Müllvermeidung, Energiesparen und einige Ökogirlanden für das gute Gewissen. Vor allem die Arbeitsbedingungen in den Zielländern, die oft an rechtlose Situationen in der Dritten Welt erinnern, lassen sich schlecht mit dem unbeschwerten Sonnenschein-Image der Reiseindustrie verbinden. Problem erkannt, aber noch lange nicht gebannt. Denn hier müssen wirklich alle an einen Tisch. Auch die Umwelt-Ignoranten bei den Veranstaltern, die es durchaus auch heute noch gibt, und die billig im Windschatten der anderen mitsegeln. Erste Leitlinien sind das Ergebnis eines Runden Tischs. Welche Schwierigkeiten es gibt, diese überhaupt zu erkennen und zu formulieren, darüber spreche ich gleich mit Matthias Leisinger, der sich beim Schweizer Veranstalter Kuoni um Nachhaltigkeit kümmert.
Übrigens: wer mehr über die Problematik Menschenrechte im Tourismus, und was sie für die Industrie bedeuten, wissen möchte…: auf der Reiseradio-Webseite finden Sie auch im original die Keynote, die ich vor den Initiatoren des Runden Tischs gehalten habe.
Einer der Unterzeichner der Leitlinien ist Peter Mario Kubsch von Studiosus. Klar, seine Klientel dürfte sehr affin zu diesem Thema sein. Wer ein Land intensiv kennenlernen und begreifen will, der macht vor den real existierenden Problemen nicht die Augen zu. Und würde auch kritisch nachfragen, wenn der Veranstalter seines Vertrauens da nicht vorbildlich agiert. Studienreisen sind eine exklusive Nische. Da würde man meinen, sie ist auch immuner gegen Krisen im Tagesgeschäft. Weit gefehlt: der schwache Euro Mitte 2012, als man die Reisen für dieses Jahr einkaufen musste, und die negativen Schlagzeilen gerade über die Länder, die Stammziele für wissbegierige Entdeckergruppen sind, machten Studiosus im langsam zu Ende gehenden Geschäftsjahr richtig Sorgen. Der Umsatz konnte zwar gehalten werden; aber nur, weil die Reisen massiv verteuert waren. Ob die rückläufigen Teilnehmerzahlen 2013 ein düsterer Vorbote sind für eine generelle Krise bei hochwertigen und gar nicht preiswerten Studienreisen, darüber unterhalte ich mich gleich mit Peter-Mario Kubsch.
Letzte Woche tagte mein Berufsverband, die Vereinigung Deutscher Reisejournalisten, in Bad Kissingen. Ein hübsches, kleines Städtchen mit großer Vergangenheit, immer noch angeblich der bekannteste Kurort der Republik, aber trotzdem in die Jahre gekommen. Nicht baulich. Das meiste in den Kuranlagen ist wunderbar gepflegt. Aber inhaltlich. Wie lange kann man noch mit der Kur Kasse machen? Und was muss man konkret tun, um andere Gäste zu interessieren für seine Angebote? Das Trinkwasser aus den berühmten Quellen ist zwar nach wie vor so gut wie zu Kaisers Zeiten, aber läuft Gefahr, marketingmäßig zu versickern, wenn man die Nostalgie nicht mit frischen Ideen aufpeppt. Frank Oette ist der neue Kurdirektor von Bad Kissingen. Mit ihm sprach ich über sein Konzept.
Natürlich muss man sich im Reiseradio für die Touristik-Profis auch über das Große, Ganze, unterhalten. Dafür ist Georg Overs vom Bayerischen Heilbäderverband zuständig. Denn Bad Kissingen ist fast überall, wo der Zusatz Bad den Ortsnamen schmückt. Die Kur ist zwar nicht so tot, wie ihr fälschlicherweise oft angedichtet wird, aber sie muss mit neuer Emotionalität aufgeladen werden. Aber bitteschön mit medizinischem Sachverstand und ohne Wellness-Chi-Chi. Welche Herausforderungen das sind, berichtet uns gleich Georg Overs als Funktionär und Praktiker.
Das Reiseradio ist, ähnlich wie unser Lieblingsprofessor Karl Born, versucht, zu sagen, ätsch, seht Ihr, wir haben es doch richtig geahnt in unserer Prognose über die Seriosität des warnenden Reisehinweises unserer Diplomaten bezüglich der Badezentren am Roten Meer. Die Halbwertzeit des Verfalls dieser Vorsichts-Hysterie war so schnell nach der Wahl mit bekanntem Ergebnis erreicht, dass man vermuten muss, die Profis im Auswärtigen Amt konnten es gar nicht mehr abwarten, die von ihnen wahltaktisch erzwungene Position so rasch wie möglich aufzugeben, um ihre Reputation nicht noch weiter zu gefährden…
Und was bleibt? Ein schales Gefühl… Hier bei uns, dass man erleben musste, wie nah den beiden Branchenverbänden und manchen Veranstaltern das Berliner Hemd, und wie schnuppe die ägyptische Jacke war… Lieber sich anbiedern bei der Politik, als mutig Position zu beziehen. Bis auf FTI als gewichtigem Player in Ägypten, keinen Arsch in der Hose zu haben, dem Auswärtigen Amt die Rote Karte zu zeigen, obwohl alle wussten, dass es keinen Anlass für die Warnung gab. Da wurde lieber weiter gekuschelt und gekungelt mit der Politik, weil es sich ja nur um ein unbedeutendes Ziel handelte in dieser Nebensaison. Das mag vielleicht sogar vordergründig taktisch klug gewesen sein.. Aber gleichzeitig Solidaritätsadressen an die lieben Partner und Hoteliers und arbeitslosen Beschäftigten am Roten Meer zu schicken, mit denen eine doch so freundschaftliche Historie verbinde, das war leider nur billig und unwürdig. Da wurde Vertrauen verspielt bei denen, mit denen man wirklich zusammen arbeiten muss. Und ob die Politik sich nach diesem Branchengeschenk vor der Wahl tatsächlich erkenntlich zeigen wird bei wenigstens manchen der BTW-Prüfsteine nach der Wahl, das wage ich zu bezweifeln… Übrigens zweifele ich auch, dass der manchmal etwas poltrige Klaus Läpple die Causa Ägypten in seiner damaligen Doppelfunktion so geschmeidig und gefügig gegenüber dem Politikbetrieb durchgezogen hätte…
Anyway. Diese Ausgabe von „Was mit Reisen“ hat zugegeben nur einen sehr mittelbaren Ägypten-Bezug… Wir berichten über das legendäre Schlosshotel Bühlerhöhe im Schwarzwald. Und jetzt kommt’s: dieses entstand eigentlich nur deshalb, weil der Bauherrin kurz zuvor ihr militärisch hoch dekorierter Gatte in Ägypten verstarb. In Assuan, um genau zu sein, im Old Cataract Hotel… Ihm zu Ehren, und wohl auch, um sich den Arzt zu angeln, der ziemlich erfolglos das Sterben des Ehemanns begleitete, ließ sie das historisierende Schlösschen an der Schwarzwaldhochstrasse errichten: als Offiziers-Genesungsheim.. Eine Seifenoper bis in die heutigen Tage. Ein bisschen wollen wir hinter das Drehbuch kommen im Gespräch mit Hoteldirektor Reto Schumacher, der gerade nach drei Jahren, in denen die Luxusherberge wegen eines geplatzten Deals mit einem russischen Investor eingemottet und vernagelt werden musste, nun noch für wenige Wochen die Türen wieder aufhalten darf für Gäste. Eine schöne Hotelgeschichte wie aus dem Märchenbuch.. mit hoffentlich adäquatem Ausgang.
Überhaupt der Schwarzwald. Auch eine deutsche Ferienregion mit wechselvoller Geschichte. Der Bommelhut und Kirschtorten-Charme ist zugegeben etwas verblasst; alle Mittelgebirge leiden als Urlaubsregion, weil Küste im Norden und Berge im Süden die touristische Agenda so erfolgreich besetzen. Gerade der Nordschwarzwald ist dabei ein gutes Anschauungsobjekt, wenn man angehenden Fremdenverkehrs-Experten demonstrieren möchte, was denn passiert, wenn man denkt, es geht auch weiter ohne Investition und frische Ideen. Mit der Touristik-Chefin von Bad Herrenalb – einem früher mal bedeutenden Kurort zwischen Karlsruhe und Baden-Baden – Christa Sagawe, habe ich eine Gesprächspartnerin gefunden, die schonungslos selbstkritisch erklärt, warum es so nicht weitergehen kann.
Vom Schwarzwald zu den Schwarznasenschafen… Ich weiß, das ist eine Brachialüberleitung, aber wie soll ich sonst ins Schweizer Wallis kommen…? Da war ich nämlich in Visperterminen, wo sich nicht nur der höchste Weinberg Europas befindet – über dessen Produkt, wie auch vieles andere Leckere ich mit dem Winzer Lukas Stoffel plaudere gleich – sondern auch eine Herde dieser ulkig ausschauenden Persianer-Wollknäuel auf Hufen. Die habe ich natürlich nicht interviewt, sondern deren Besitzer. Und das Gespräch brachte mich, das sei schon hier verraten, an meine Grenzen. Deutsches Stadtkind trifft auf Waliser Naturmenschen. Mit einem Thema, von dem ich überdies keinen blassen Schimmer habe… Was Sie schon immer über Schwarznasenschafe wissen wollten, aber keine Gelegenheit hatten, es zu erfragen – Viktor Zeiter verrät es Ihnen im O-Ton Süd.
Was aussieht, wie das in einem Hollywood-Computer entstandene, romantische Setting für einen kitschigen Heimatfilm, ist tatsächlich ein reales Hüttenhotel im Appenzeller Land: das Berggasthaus Aescher. Einfach nur sitzen und schauen. Oder einbuchen.