Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 116 – Die neue Celebrity Reflection mit Außendusche und Rollrasen / BTW-Innovationspreis an AIDA – spät aber richtig / Top Adresse an der Küste: Hotel Neptun Warnemünde / Die Last mit der Landlust / Mecklenburger Meute

Dieses Mal haben wir eine relativ maritime Ausgabe vom Reiseradio. Celebrity Cruises, sozusagen die etwas luxuriösere Dampferlinie von Royal Caribbean, hat Zuwachs bekommen: die Reflection. So, wie die Vorgängerschiffe zusammengeklöppelt in Papenburg bei der Meyer-Werft, die weltweit einen exzellenten Ruf genießt, so hochwertig, wie kaum eine andere Werft zu arbeiten. Ich war an Bord noch vor der Einführungskreuzfahrt und gehörte mit anderen Journalisten und Touristikern zu den allerersten Gästen auf diesem Signaturschiff von Celebrity.

Das höchste Lob, zu dem ein Berliner fähig ist: da konnte man nicht meckern… Wer weiß, wie sehr bei Schiffsneubauten noch bis unmittelbar, bevor die ersten Passagiere an Bord kommen, mit heißer Nadel herumgestrickt wird, konnte die Perfektion schätzen, mit der sich die Reflection dem Markt stellte. Ein modernes Schiff für eine klassische Kreuzfahrt, die auch – und das möchte man bei all den AIDAs und Meinen Schiffen der TUI gar nicht mehr vermuten – eine wieder wachsende Zahl von Anhängern hat. Wer Deutsch als Muttersprache braucht, um sich wohlzufühlen, wird zwar bei Celebrity nicht so glücklich, aber wer Spaß auf internationale Planken auf See hat, bekommt ein neues Schiff auf den Urlaubs-Radar. Was es da zu entdecken gibt, darüber unterhalte ich mich gleich bei einem Rasen-Picknick mit Tom Fecke, dem deutschen Geschäftsführer von Royal Caribbean.

Eben habe ich sie kurz angesprochen, die AIDA Flotte. Benchmark im deutschen Kreuzfahrtgeschäft. Seit 17 Jahren auf den Weltmeeren unterwegs. Und nun hat auch der Bundesverband der Tourismus-Wirtschaft entdeckt, dass da ein ziemlich innovatives Konzept den Markt für Urlaub auf dem Wasser geradezu revolutioniert hat. Dafür gab es auf dem Tourismusgipfel in Berlin den Innovationspreis. Spät, aber wohl verdient.

Ein Pflaster auf die lädierte Schiffswand der AIDA Cara, die sich ausgerechnet in der Woche der ersten Anhörung des Mutterhaus-Desasters mit der Costa Concordia beim Ablege-Manöver in Hamburg einen 20cm-Riss an einem Fender holte.  So nah liegen Jubel- und Krisenkommunikation beieinander. Noch in blendender Stimmung traf ich auf dem Tourismusgipfel Hansjörg Kunze, den PR-Chef der Rostocker Kussmundflotte und unterhielt mich mit ihm über ein Konzept, das sich immer wieder neu erfinden muss.

Wir bleiben in der Nähe zu AIDA in Rostock Warnemünde. Wenn man ein Zimmer zur richtigen Seite hat – also zum Städtchen hin, zum Meer darf eh jeder gucken –  dann kann man aus dem Neptun-Hotel perfekt die Schiffe beobachten, wie sie zwischen Hansestadt und Meer – oder umgekehrt – unterwegs sind. Das Schauen vom Balkon ist übrigens der beste USP dieses Hotelturms. Denn wenn man rausschaut, muss man sich dieses architektonische Kleinod der 70er Jahre nicht wegdenken aus einem perfekten Küstenblick eines der schönsten deutschen Seebäder.

Aber das Hotel Neptun hat durchaus mehr zu bieten, als Aussicht. Innerlich hat sich das einstige Vorzeigehotel der DDR mehrfach gehäutet und darf sich heute rühmen, das am besten gebuchte Hotel des Landes zu sein. Wie praktisch, wenn der Hoteldirektor gleichzeitig Vorsitzender des DEHOGA in Mecklenburg Vorpommern ist. Im 19 Stock in der Sky Bar unterhielt ich mich mit Guido Zöllick.

Wenn alles so gut laufen würde, wie das Neptun Hotel, dann könnte Jürgen Seidel der glücklichste Präsident eines Landesfremdenverkehrsverbandes sein. Aber so warten auf den früheren Wirtschaftsminister von Mecklenburg Vorpommern noch etliche Herausforderungen. Zwar ist man an der Küste nach Bayern Deutschlands Urlaubsregion Nummer zwei, aber eben vor allem an der Küste. Bei aller deutscher Landlust muss die Urlaubslust auf das eher platte Land noch kräftig angekurbelt werden – wegen einer noch kürzeren Saisonzeit. Wie diese Evolution passieren könnte, darüber unterhielt ich mich mit Jürgen Seidel im brandneuen Darwineum des Rostocker Zoos.

Ein Beispiel von Landlust schildert Ihnen übrigens abschließend mein Kollege Rüdiger Edelmann vom Hessischen Rundfunk. Er hat sich auf Schlössertour begeben durch Mecklenburg Vorpommern und blieb fasziniert gleich beim ersten adligen Gutsherrn sitzen. Eine Meute süßer Hunde war schuld…

Schlossherr kommt auf den Hund

Schlösser-Hopping in MV. Rüdiger Edelmann trifft auf Gut Dalwitz nicht nur die Mecklenburger Meute, sondern auch Heinrich Graf von Bassewitz

Reiseradio 100 – Pow Wow in Los Angeles – USA bitten zu Gast / Sommerglücks-Momente – Österreichs neue Kampagne / Parken JWD – wie man am Airport richtig Geld spart / Chur – die kleine Vatikanstadt in Graubünden

Im Reiseradio gönnen wir uns heute zur Feier des Tages eine schöne Flasche Rotwein bei der Produktion dieser Ausgabe von WASMITREISEN. Sie trägt nämlich die Nummer 100. Und wer hätte das gedacht, dass sich aus der verrückten Idee zur ITB vor zwei Jahren – um einfach mal als Vorsitzender des Berufsverbandes der Reisejournalisten in Deutschland zu schauen, ob es neue mediale Möglichkeiten gibt im Bereich Tourismus – so eine ausdauernde Fachsendung entwickelt, die montags mittlerweile für viele einfach dazugehört. 100 Sendungen mit Klatsch und Tratsch aus der Welt des Reisens, mit Interviews der Topleute und der Macher, oft akustisch bissig mit Karl Born und reisephilosophisch mit Rolf Nöckel und einigen anderen, die genau so selbstausbeuterisch mitgeholfen haben, dieses Projekt mit Tönen und Leben zu füllen. Ganz herzlichen Dank an alle. Und auch an Sie, an Euch als Hörer. Denn wenn ich nicht sehen würde, wie toll die Zugriffszahlen sind und sich weiter entwickeln, dann würde ich mir das am Sonntagnachmittag sicher nicht antun. So, genug Jubiläum.

Ich vermute mal, Sie haben im Geheimen damit gerechnet, dass heute Dr. Volker Böttcher von der TUI hier den Strategiewechsel erläutert, der mit einem Paukenschlag letzte Woche verkündet wurde, und der nicht nur die Reisebüros zittern lässt, ob der Böttcher-Nachfolger und ausgewiesene Online-Experte Christian Clemens skandinavische Vertriebsstrukturen pushen könnte. Aber Aufsichtsrat Dr. Böttcher möchte diese neue Struktur persönlich und öffentlich nicht diskutieren und kommentieren. Und diese Aussage ist irgendwie deutlicher, als es jedes Gespräch zu diesem Zeitpunkt wohl hätte sein können… Also beobachten wir die Sache weiter.

Was wir von Christian Clemens wissen, ist, dass er eine gewisse kindliche Prägung im schönen Österreich erleben durfte. Und damit vielleicht automatisch etwas vom Fast-Weltkulturerbe Charme abbekam. Warum ich das sage? Ich muss irgendwie eine krachende Überleitung finden zum Topthema der heutigen Sendung: der Österreich Kampagne für die kommende Saison: Sommerglücksmomente. Na, da juchzt der Urlauber und hat seine sehr individuellen Vorstellungen, wie so ein emotionaler Kick beschaffen sein könnte. Vielleicht ist das aber auch das Geniale an der neuen Kampagne. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Und die kleinen Dinge, die nicht neu erfunden werden müssen, werden ganz groß. Ich sprach mit Österreichs Deutschland-Chef Oskar Hinteregger über das Austria-Glück.

Traditionell fahren die meisten Urlauber mit dem Wagen nach Österreich. Die wird das folgende Gespräch also nicht so interessieren. Aber die Flugreisenden. Die sind häufig am Airport konfrontiert mit einer Parksituation, die dem überzeugtesten Autofreund die Zornesröte ins Gesicht treibt: nämlich der Blick auf die Gebührentafel. Das Stückchen Nacktbeton hat einen Quadratmeterpreis, der Toplagen im Zentrum von Weltmetropolen mitunter übertrifft. Oder man hoppelt sich mit dem Rollkoffer einen Wolf. Dass es auch anders geht, beweist der Bundesverband der unabhängigen Flughafen-Parkplatzbetreiber. Und mit Kai Rixrath vom Vorstand des BUF erfahren wir auch, wie.

Ein touristischer Nachbar im deutschsprachigen Nahbereich hat momentan wirklich mediale Unterstützung verdient. Unsere Schweizer Freunde mit ihrem starken Fränkli. Ich bin dort viel unterwegs und will versuchen, in den kommenden Wochen einige nette Begegnungen vor Ort ins Fachprogramm einzubauen. Es ist nicht alles Bahnhofsstrasse in der Schweiz, und man muss auch nicht immer über Los gehen, um schöne Erlebnisse zu haben. Heute verschlägt es uns in die Ostschweiz, nach Chur. Ein Städtchen, das schöner ist, als viele andere, und doch von vielen ungerechtfertigt auf der Autobahn umfahren wird. Lassen Sie sich überraschen von der Vatikanstadt im Kleinen.

Von der großen Messe zum heidnischen Pow Wow. So heissen bei den Indianern die früher mal spirituellen Zusammenkünfte, die mittlerweile eher etwas von folkloristischem Volksfest haben. Und die amerikanische Reiseindustrie denkt sich, was die Indianer können, das machen wir schon lange. Zusammenkommen, gemeinsam essen, tanzen, singen, Kontakte knüpfen, stark sein für das Big Business. Einmal im Jahr mentale Einschwörung auf den Touristen, das zu umwerbende Objekt der Begierde. Zum Glück will man nicht den Skalp der Urlauber, sondern nur ihr Geld. Mein Kollege Rüdiger Edelmann ist gerade in Los Angeles vor Ort. Mit ihm spreche ich gleich.

Reiseradio 096 – Steuerbonus, Matratzen-Maut und HRS: Hotelverband zeigt die manikürten Krallen / Mario Adorf auf Reisen – der Schauspieler erzählt / Trends im Wellness-Wunderland / Spirit-Hotel: Ungarn lockt mit einem Europäischen Super-Spa

Jetzt im Moment der Moderation weiß ich noch gar nicht so recht, wann Sie dieses Programm hören können. Seit Samstagnacht ist die Gegend rund ums Studio in Berlin vom Internet abgeschnitten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, aber dem IPhone sei Dank – irgendwie werden wir die Sendung und die Mailgruppe übers Handy schon raufbekommen auf den Server.

Technisch fiel dem warum-auch-immer-Totalausfall aber leider auch das angedachte Skype-Gespräch zum Opfer, wo Karl Born und ich noch einmal munter Resümee ziehen wollten zum Solariums-Gate des edlen Büros Brähmig. Zunächst einmal müssen wir dem Herrn Tourismus-Ausschuss-Vorsitzenden und seinem eloquenten Büroleiter Strabel natürlich herzlich danken. Die Schmäh-Mail über die ethische Qualifikation der Reisebranche bescherte Karl und mir absolute Traumquoten für die letzten Montagsausgabe. Der Server brach regelrecht zusammen angesichts tausender Anfragen, um das Reiseradio zu hören. Von daher freuen wir uns natürlich schon auf die nächste wortgewaltige Sottise von Brähmigs Wissenschaftlichem Mitarbeiter, der erkennbar nicht den Tourismus wissenschaftlich erfasst hat.

Die Branche darf sich freuen über einen Kotau von Brähmig gegenüber Büchy. Der DRV hat, nett, wie er nun mal ist, das Ganze diplomatisch liebevoller umschrieben, aber Brähmig musste erstens seinen Strabel öffentlich ohrfeigen und dann der Industrie gegenüber zu Kreuze kriechen und geloben, künftig vielleicht doch eher denken zu lassen, bevor verlautbart wird.

Also hat der verbale Ausrutscher letztendlich vielleicht doch Gutes bewirkt. Wobei ich mein Mailprogramm schon angewiesen habe, E-Mails aus dem Hause Brähmig künftig knallrot zu markieren. Man weiß ja nie, ob nicht eine schöne neue Geschichte wartet…

Heute gibt es mal ein Reiseradio zum Entspannen. Die Kuschelindustrie Hotelwesen hat Bilanz gezogen ihrer Bemühungen an der politischen Lobby-Linie. Da gibt es zwar immer noch etliche Baustellen – ich sag mal nur die Stichworte Mehrwert- oder Bettensteuer, Internet-Ärger mit Buchungsportalen oder Konkurrenz durch Privat-Apartments – aber Fritz Dreesen vom Hotelverband hatte beim Gespräch fast schon wieder seinen rheinisch-gemütlichen Normalzustand angesichts sehr guter Wirtschaftszahlen im Reiseboomland Deutschland.

Filmfans unter den Touristikern werden entzückt sein über meinen nächsten Gesprächspartner: Mario Adorf, einen der immer noch besten deutschen Schauspieler, traf ich in Berlin am Rande der Zeit-Konferenz. Ein Mann wie er, der international vor den Kamera steht, ist ja auch ein ganz besonderer Geschäfts-Reisender. Nur, dass er keine Konferenzräume sieht, sondern Filmsets. Und trotz der Käseglocke, unter der Stars normalerweise abgeschirmt gehalten werden von den zahllosen Produktions- Aufnahme oder sonstigen Assistenz-Assistenten auf einem Set, gelingt ihm immer wieder, die Seele anderer Mentalitäten zu erspüren. Ein schönes Gespräch zum Thema Reisen und Sehen.

Es gibt da ein kleines ungarisches Dörfchen unweit der Österreichischen Grenze mit dem Namen Bad Sárvár. das dürfte – abgesehen von einer blutigen Splatter-Orgie im späten Mittelalter – nur sehr spezialisierten Touristikern ein Begriff sein. Und das liegt dann an einem Hotel im selbigen Ort namens Spirit. Ein Wellnesshotel. Aber nicht irgendeines. Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen liegt eines der angeblich besten Wellnesshotels Europas. Gerade eben wieder mal ausgezeichnet mit dem Travellers’ Choice Award von TripAdvisor. Warum es so etwas Besonderes ist, seine siechen Knochen ausgerechnet dort in den warmen Thermalquellen zu pflegen, verrät uns gleich der Generaldirektor des Spirit, Alfred Hackl.

Reiseradio 063 – Dehoga Präsident Fischer: keine Gnade für dreckige Restaurants / Umwelt war gestern – Nachhaltigkeit ist heute: TUI geht mal wieder voran / Das Schweizer Bergdorf Vnà mag kein Hotel sein: vom Scheitern einer klugen Idee / Eintrittsgebühr in die USA für Behörde statt Werbung?

Wir haben eigentlich zwei Schwerpunkte heute im Reise Radio. Zum einen kümmern wir uns um die Lage der Hoteliers und Gastronomen in Deutschland. Dazu gleich ein Gespräch mit Dehoga Präsident Ernst Fischer. Aber es geht auch um den Begriff Nachhaltigkeit im Tourismus, Jetzt höre ich schon Ihr Aufstöhnen. Oh je, Reiseradio macht heute eine Gutmenschen-Sendung. Als ob die Branche nicht andere Probleme hätte. Aber seien Sie gespannt, wie konkret Bemühungen um nachhaltigeres Reisen auch im Volumen-Tourismus erfolgsversprechend sein können, wenn privatwirtschaftliche Konzerne und Entwicklungshilfe gemeinsame Sache machen. Und wie sehr Hilfe auch scheitern kann, wenn man Betroffene ohne böse Absicht zu ihrem Glück ein wenig zwingen möchte…

(ab 07:35) Wenn Interessensverbände zur Lage der Branche laden, dann ahnt man als Journalist in der Regel den Inhalt schon voraus: die Lage ist hoffnungslos, aber zum Glück nicht ernst. Klagen gehört zum Geschäft. Das haben die Bauernverbände beispielgebend so vorgeführt. Auch Dehoga Präsident Fischer wollte trotz Steuerersparnis und Rekord-Übernachtungszahlen nicht nur Hosianna murmeln. Er möchte die reduzierten Steuersätze nun auch in Schritt Zwei für die Gastronomie durchsetzen. Man muss sich eben noch Ziele setzen. Aber eben nicht für alle Betriebe: selten hat ein Verbandschef so massiv die Schließung von Restaurants und Futterbuden gefordert, die ekelig bei den Kontrolluntersuchungen auffallen. No mercy. Keine Gnade. Nun bleibt die Frage, ob Fischer den Rächer der Sauberen gibt, der ob er nur ein verbal schlauer Fuchs ist, um die ungeliebte Hygiene Ampel zu vermeiden. Urteilen Sie selbst nach dem Interview.

(ab 24:30) Bei Nachhaltigkeit im Tourismus hat man ungerechterweise immer so das Bild der Sandalenträger vor Augen, die etwas unbequem in den Strandhütten einer Wasserindianer-Kollektive sinngebend auf Kurzzeit leben wollen, wie die Einheimischen und ganz gestresst sind vom permanenten Versuch, sich höflichst zu assimilieren. Sozusagen der Gegenentwurf zum rülpsenden Ballermann. Von den nachdenklich durch die Welt Stolpernden profitieren Veranstalter, wie die von Anders Reisen. Von den anderen die Volumenveranstalter. Einer, und sogar der volumigste, hat aber jetzt auch die Nachhaltigkeit für den Massentourismus entdeckt. So dezent, dass es den Urlaubern nicht weh tut und als Spaßbremse missverstanden wird, aber so wirksam, weil eben Millionen kleiner Schritte in der Regel weiter führen, als beherztes Auftreten einer Mini-Elite. Es erwartet Sie ein sehr interessantes Gespräch mit dem Nachhaltigkeits-Beauftragten der TUI, Professor Harald Zeiss und Klaus Lengefeld von der GIZ, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.

(ab 40:30) Aber…: dass Gutes wollen, Gutes machen nicht unbedingt zum nachhaltigen Erfolgserlebnis wird, wenn man es versäumt, die Seelen der Betroffenen rechtzeitig mitzunehmen auf den neuen Weg, das zeigen wir im folgenden Gespräch. Ein Dorf wird Hotel. Das war so ein Musterprojekt. Über so etwas berichten Journalisten gerne. Da wird anscheinend alles richtig gemacht. Win-win-Situation für alle. Das ist Tourismus, wie wir ihn lieben… wollen. Aber im Engadiner 70-Seelen-Bergbauern-Dorf Vná waren die Bauern stur. Städter würden arrogant murmeln, sie waren etwas beschränkt und haben die Chancen nicht gesehen. Auf jeden Fall wollen sie lieber, das alles so bleibt wie früher. Und bauernschlau haben sie erkannt, dass durch die weltweite Aufmerksamkeit auf das Bergdorf Vná die Maklerpreise für wackelige Hütten astronomisch in die Höhe geschossen sind. Auch so kann man scheinbare Armut bekämpfen. Wenn auch nicht in touristisch gewünschter Weise. Wir sprechen mit einer der Initiatorinnen, Urezza Famos.

http://www.hotelvna.ch/

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,593384,00.html

(ab 54:55) Irgendwie wird auch Amerika-Reisenden seit Anfang des Jahres vorgegaukelt, die neue Einreisegebühr in die USA würde nachhaltig für etwas Gutes verwendet. Nämlich die Tourismuswerbung für das großartige Land. Leider bekam mein Kollege Rüdiger Edelmann auf dem Pow Wow in San Francisco den Eindruck, hier entsteht eine gefräßige, sich selbst ernährende neue Behörde, die vor allem sich selbst verwaltet und alimentiert – mit einem Behördenleiter, dessen Fachkompetenz nur Spurenelemente von Tourismusmarketing enthält.

(ab 01:02:45) Vielleicht sollten wir nur noch virtuell nach Amerika reisen. Nein, so viel Online und Digital möchte selbst der Fachverband des Internet-Reisevertriebs nicht. So lange Gedankenreisen à la Total Recall nur Hollywood-Phantasien mit Arnold Schwarzenegger sind, sollte am Ende des Beratungs-Prozesses auf durchschnittlich 13 Webseiten auch irgendwann eine Buchung stehen. Darüber – unter anderem – unterhalte ich mich mit meinem Lieblingsprofessor Karl Born, dessen Liebe zum Internet legendär ist.

Reiseradio 057 – Deutschlandtourismus boomt, aber: Warum meiden Ausländer den Osten? / 60 Jahre immer den Gleisen nach: Ameropa / Nicht nur für Leseratten: Dublin ist Literatur-Weltstadt

„Was mit Reisen“ mit dem touristischen Geheimtipp der Woche: Skifahren in Afghanistan. Ja, tatsächlich. Ein italienischer Alpinist will Bamian – etwa 250 Kilometer nordwestlich von Kabul gelegen – zum Wintersport-Reiseziel machen. Das war es nämlich schon mal, bevor die Taliban anfingen, ihr Unwesen zu treiben. Feinster Pulverschnee, unberührte Hänge. Nun ja, die Sicherheitslage ist noch ein kleines Problem, dass es keine Skilifte gibt oder keine Hotels oder Après Ski Kneipen – aber wer Tourismus macht, muss eben Visionen haben. Und noch gibt es wahrscheinlich günstige Investments. Wir werden an der Sache dran bleiben.

Ansonsten kümmern wir uns in dieser Sendung mehr um Naheliegendes. Den Deutschlandtourismus, der im vergangenen Jahr Rekorde feierte mit 380 Millionen Übernachtungen. Wie sind da die Trends für dieses Jahr, und woher kommen neben den Inlandsgästen denn die ausländischen Besucher – und was suchen sie?

Vor allem fragen wir uns auch, wohin gehen die ausländischen Deutschland-Touristen? Eines wissen wir sicher: sie gehen nicht nach Ostdeutschland. Das muss doch Gründe haben. Die Erklärungen liefert Professor Mathias Feige vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr an der Uni München.

Deutschlandtourismus und Ameropa, das war in den Wirtschaftswunderzeiten eine feste Kombination. Ferien mit Bahnanreise. Sonderzüge, Blaskapelle am Bahnsteigrand. 60 Jahre alt wird Ameropa in diesem Jahr. Eine Firmengeschichte mit Höhen und Tiefen – und mit der Notwendigkeit, sich in Zeiten billiger Charterziele immer neu zu erfinden.

Literatur und Reisen – das bedeutet für viele, sich vor der Abfahrt noch schnell einen Reiseführer zu besorgen, oder ein spannendes Hörbuch für die Anfahrt oder einen Schmöker für den Strand. Man kann aber auch literarisch auf Reisen gehen. Und welche Stadt böte sich dazu mehr an, als die, die gerade von der UNESCO zur Welt-Literaturstadt erklärt wurde: Dublin. Was dieser Titel bedeutet, und was der geneigte, des Lesens kundige Besucher in Dublin erleben kann, dazu mehr in dieser Sendung.

Und natürlich werde ich mich nach der Lektüre der merkwürdigsten Meldungen der Woche wieder ganz prosaisch mit meinem Lieblingsprofessor auseinandersetzen, was wir vom Kinderbegrabschen auf Flughäfen, vom durchgeknallten Sicherheitswahn des Innenministers, von Richard Branson als Stewardess, von waffenschmuggelnden Lufthansa-Piloten, nicht richtig handfesten Lockerungen des Flüssigkeits-Verbotes, von Marbachs Scheitern und Schillers Wechsel zu halten haben…

Wohin geht die Reise 2011?

Es ist eine der Lieblingsfragen, die man so gerne gestellt bekommt, wenn die ITB vorbei ist: na, wo geht er denn dieses Jahr hin, der Reisetrend? Tja, was soll man da sagen…? Da flüchtet man sich zwangsläufig in das Wortgeschwurbele altgedieneter Mode-Chronistinnen, die seit Jahren das „Erlaubt ist, was gefällt“ zum Credo ihrer trennunscharfen Analysen und Prognosen hervorklöppeln. So erging es auch Rüdiger Edelmann vom Hessischen Rundfunk.

Reiseradio 028 – Komfortable Holzklasse – Rainer Kröpke über Condors Premium Eco / Rosafarbener See – Gernot Riedel über „gay marketing“ am Wörthersee / Schwache Lobbyisten – Karl Born über die Flug-Straf-Steuer

Die Fliegerei ist heute ein Schwerpunkt im Reiseradio. Nachdem die Flugstrafsteuer vom Kabinett durchgepeitscht wurde und verfassungsrechtlich höchst bedenklich schon Geld in die klammen Kassen des Finanzministers spülen soll, noch bevor das Gesetz überhaupt existiert, ist es doch höchste Zeit, darüber mal mit dem Purser des Reiseradios, Professor Karl Born zu sprechen – und sich, wahrscheinlich, gehörig aufzuregen.

Während die Flugstrafsteuer nur ärgert, weil man als Passagier Null Gegenwert bekommt, sind die Flugreisenden anscheinend sehr wohl bereit, freiwillig ein wenig mehr für das Flugticket zu zahlen, wenn sie sich danach wenigstens wieder halbwegs als Mensch fühlen dürfen… Es geht um den Komfort in den fliegenden Hühner-Lege-Batterien. Eng sein, und dann für alte Zeiten neue Aufpreise zu verlangen – das liegt im Trend – und führt zu einer wunderbaren Geldvermehrung für die Airlines. Über die neuen Klassen in der klassenlosen Gesellschaft spreche ich mit Rainer Kröpke dem Condor Produktchef, der mit seiner Premium-Holzklasse auch den Ferienflieger aufwerten möchte.

Pörtschach am Wörthersee… das klingt nach deutschem Film der 60er und 70er Jahre, nach Heiterkeit und Wirtschaftswunder-Idylle. So Cote D’Azur für Arme. Draußen auf der Terrasse gibt es nur Kännchen. Und Roy Black biegt gleich um die Ecke.

Klar, das ist Klischee. Aber hätten Sie gedacht, dass dieses Wochenende der See sich rosa färbte? Pink Lake. Und wer da eine Christo-Installation à la Miami-Bech vermutet, liegt total falsch. An diesem Wochenende haben die Schwulen und Lesben den mondänsten österreichischen See erobert. Na ja. Teilweise. Darüber, und, wie attraktiv gay marketing nun ist für die Reisebranche, sprach ich mit Gernot Riedel, dem Geschäftsführer von Wörthersee Tourismus.