Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio Sendung 189

  • Markenkerne von A-ja und A-rosa
  • H12 – von Gerlitzen in die Welt
  • Mein Schiff wird mächtig kommen
  • Bayern: Aber bitte mit Adel

In der heutigen Ausgabe von „Was mit Reisen“ wollen wir versuchen, abseits des Lautsprecher-Kommentars, die schrecklichen Gedanken rund um die Germanwings-Tragödie auszublenden. Nicht, weil wir uns in einer Art Fluchtreflex lieber mit den angenehmen Seiten des Reisens beschäftigen würden. Aber ich habe das Gefühl, beim heutigen Kenntnisstand ist bereits alles gesagt und berichtet worden. Aus Respekt auch vor den Hinterbliebenen sollten die Fachleute jetzt in Ruhe alles analysieren und auf belastbare Erkenntnisse stellen können. Und dann kommt auch wieder die Zeit der kritischen Nachfrage.
Unser erstes Thema gilt dem Phänomen Volkshotel a-ja. So haben die Macher es ja selbst positioniert. Guter Gegenwert ohne Schnickschnack zum Kampfpreis. Das Motel-One-Prinzip für die Ferienhotellerie sozusagen. A-ja ist die kleine Schwester von A-rosa. Und wie das bei jüngeren Geschwistern anscheinend so ist: sie erreichen es durch lautes Auftreten immer, die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch Richard Vogel, der neue Mitinhaber an der Seite von Konsul Rahe, muss sich konzeptionell um beide Produkte kümmern, um ihren Erfolg zu gewährleisten. Geht es dabei bei a-ja eher um politische Überzeugungsarbeit für neue Standorte – denn man kann sich vorstellen, wie die heimische Hotellerie reagiert, wenn so ein Konkurrent auf den Markt kommen will – muss beim Premium-Produkt A-rosa feingetunt werden, um den Markenkern neu zu definieren. Wie das funktionieren soll, das wird uns gleich Richard Vogel erläutern.
Sein Hoteliers-Kollege Walter Junger hat da eine vergleichsweise kommode Position: ihm gehört nur ein kleines, feines Design-Wohlfühlhotel in Österreich: das H12 auf der Gerlitzen. Und nun soll es eine Keimzelle sein für ein neues Hotelkonzept eines chinesischen Hotelkonzerns, den hierzulande nur die wenigsten kennen dürften: Plateno. Diese Gruppe führt sage und schreibe 2500 Hotels mit 12 verschiednen Brands und ist auf dem besten Wege, zu den weltweiten Top 10 aufzusteigen. Warum die Chinesen in ein Berghotel so vernarrt sind, dass sie es als Blaupause für die erste chinesische Hotelgruppe in Europa auserkoren haben, verrät uns gleich Walter Junger.
Nachdem Richard Vogel, der früher ja so wunderbar über das Konzept der „TUI Mein Schiff-Flotte“ plaudern konnte, in dieser Sendung landgestützte Ferienfreuden beschreiben durfte, kommt für die maritime Komponente seine Nachfolgerin bei TUI-Cruises, Wybcke Meier, zu Wort. Sie verantwortet auch ein Produkt mit traumhafter Auslastung. Gestartet 2009 mit etwa 37.000 Passagieren, müssen es dieses Jahr schon 345000 sein. Und bereits jetzt, wo die TUI Mein Schiff 4 noch gar nicht unterwegs ist, beträgt die Auslastung für dieses Jahr Flottenweit schon über 70 Prozent. Hört sich nach einem Job zum Ausruhen an. Aber mitnichten. Jetzt müssen wichtige Strategie-Entscheidungen gefällt werden, wie man weiter wächst. Und ob die beiden ersten Schiffe ausgemustert gehören, oder nicht. Darüber unterhalte ich mich gleich mit Wybcke Meier.
Die letzte Gesprächspartnerin für heute hat einen durchaus beeindruckenden Namen: Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel. Den nicht so versierten Kennern der deutschen Adelsfamilien oder Konsumenten der Regenbogenpresse dürfte sie trotzdem ein Begriff sein. Da gab es mal für eine krönende Kaffeesorte Werbespots im Fernsehen mit den jungen, attraktiven Gräfin als Testimonial für den Imagetransfer. Heute steht sie mit ihrem guten Namen nicht nur für ein Heissgetränk, sondern ein touristisches Konzept, das in Großbritannien zum Beispiel schon längst praktiziert wird: die herrschaftlichen Anwesen gezielt für Besucher zu öffnen. Schließlich ist das Interesse groß, trotz lupenreiner Demokratie, mal bei Königs und Co reinzuschauen. Die bayerische Schlösserverwaltung wurde damit zur Gelddruckmaschine für die Landesfinanzen. Kein Wunder, dass Bayern Tourismus das Konzept jetzt zum Motto erweitert hat: Herrschaftliches Bayern. Die Gräfin ist dabei, neben vielen anderen, und erzählt uns, wieviel Adel man dabei erwarten kann.

Markenkerne von A-ja und A-rosa

Reiseradio-Gespräch mit Richard Vogel

Wer Richard Vogel erlebt hat bei der Taufe der TUI Mein Schiff 3 und den Standing Ovations, mit denen er überhäuft wurde für den erfolgreichen Aufbau des zweiten, wichtigen deutschen Kreuzfahrtprodukts neben AIDA, der grübelte schon  bei dem Gedanken, warum er gerade zu diesem Zeitpunkt sich entschloss, eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen: (mehr …)

Reiseradio 168 – Die Taufe der TUI Mein Schiff 3 / L’Tur: 2014 wird Last Minute Jahr / Reisen-extrem: zu Fuss durch Feuerland

Das Reiseradio ist wieder zurück von der Taufe der TUI Mein Schiff 3 in Hamburg. Eine gelungene Veranstaltung mit einem wirklich spektakulär-akrobatischen Taufakt durch die Entertainerin Helene Fischer für einen, auch das sollte man sagen, wirklich gelungenen Schiffsneubau, der in der Realität viel schöner wirkte, als in der visuellen Berichterstattung im Vorfeld. Nun wäre es sicher vermessen, zu behaupten, Platzhirsch AIDA müsse sich wegen der wachsenden TUI-Wohlfühlschiff-Flotte nun sorgenvolle Gedanken machen. TUI erreicht gerade mal ein Drittel der Kapazität. Aber eines wurde sehr deutlich spürbar beim Erfühlen des neuen Spirits dieses ersten maßgeschneiderten TUI-Schiffs: die fröhlich verspielte Alleinstellung der AIDA für den Begriff modern-legere deutschsprachige Kreuzfahrt hat nun ein Ende. Das Segment wird sich künftig auf zwei wichtige Player aufteilen – je nach Geschmack der Kreuzfahrtgäste, ob sie es etwas gefühlt-edler oder gelebt-fröhlicher bevorzugen. Mein Schiff oder meine AIDA. Mittelfristig bedeutungslos für den deutschen Markt im gehobenen Mainstream-Segment dürften die Me-too-Flotten von Costa oder MSC oder wem auch immer werden. Ihnen, und das wurde bei der Taufe diese Woche klar, fehlt der nationale Markenkern für den heimischen Wohlfühleffekt. Und der ist bei Schiffen für den Volumenmarkt noch wichtiger vielleicht, als für Urlaubshotels.
Spannend war die Taufe aber auch wegen der sie umrankenden Personalia. Richard Vogel, the brain behind the brand, wird TUI Cruises jetzt verlassen. Ein Umstand, der seit etwa einem halben Jahr feststeht, aber der wegen der durchgesickerten Information ausgerechnet zur Taufe bekannt gegeben werden musste (natürlich gab es auch süffisante Champagner-Kommentare, dass  Richard Vogel, der alte Show-Fuchs, vielleicht selbst am Indiskretions-Drehbuch nicht ganz unbeteiligt war – bekam er doch so den fulminantesten Rote-Teppich-Abschied, den sich ein Manager wünschen kann…). Und sein Nachfolger wird eine Nachfolgerin, grub die gut vernetzte fvw aus: Wybcke Meier, unter anderem als Chefin des Luxusreiseveranstalters Windrose zwar schon nomen est omen Kompass-erprobt, wenn auch sonst ohne explizite Kreuzfahrt-Erfahrung, soll vor allem als Vertriebs- und Marketingexpertin den Wohlfühl-Spirit in die Reisebüros tragen. Das macht Sinn, denn beim TUI Cruises Management sind in den nächsten Jahren vor allem Soft Skills gefragt, um die Marke in den Herzen der Verbraucher zu etablieren. An Bord hatte ich natürlich Gelegenheit, mit Richard Vogel ein letztes Reiseradio-Gespräch zu führen. Ein letztes in seiner Funktion als CEO.
Am Abend der Taufe gab es das Eröffnungsspiel in Brasilien. Und in der Halbzeit flimmerte das Heute Journal über die Großbild-Leinwand. Mit der Meldung der Einigung der Kultusminister zum Thema Verlängerung des Sommerferien-Korridors. Sogar die bemerkenswerte Begründung schaffte es in die TV-Nachrichten: Unterstützung der touristischen Industrie für zusätzliche Umsatzmilliarden. Entsprechend plumpsten auch die Jubel-Eigen-PR-Mails am Folgetag ins Journalisten-Postfach: von Regierungsfraktionen, über DRV bis Dehoga. Alles fein. Bis Zwanzig vor Drei: da entlud sich die Wut des Deutschen Tourismusverbandes über diese „Schönfärberei“. Oha! Die Meldung entlarvte die üblichen Taschenspieler-Tricks der Politiker, die einfach die bayerischen und baden-württembergischen Pfingstferien als gefühlte Pre-Sommerferien hinzuaddierten, um eine gefällige Durchschnitts-Tage-Zahl künstlich hochzuhübschen. Das klingt hart nach Betrug. Und alle anderen Lobbyisten sind drauf reingefallen? Das Reiseradio hätte heute gern zur Aufklärung beigetragen, ob eine vermeintliche Erfolgsmeldung bei professioneller Betrachtung nicht doch eher ein Rohrkrepierer ist. Aber leider hatte sich der DTV zum Zeitpunkt der Pressemeldung schon ins Wochenende verabschiedet. Mit Ruhetagen nimmt man es sehr genau bei den Kümmerern um das Wohl des Deutschland-Tourismus. Wir bleiben dran.
Ein Unternehmen freut sich naturgemäß über Entzerrung von Ferienzeiten: L’Tur, der Spezialist für kurzfristige Buchung. Je weniger zwangsweise Nachfrage zu einem bestimmten Ferien-Termin, desto größer die Chance für die Experten im Last Minute Packetierens, noch eine leicht verderbliche Urlaubsware zu finden, die man spontan verkaufen kann. Dieses Jahr scheint das wider Erwarten sogar ganz gut zu funktionieren. Trotz Versicherung der Veranstalter, dass nur das frühzeitige Buchen Geld sparen soll, und der Warnung, man werde keine Überkapazitäten haben, glaubt L’Tur, dass 2014 ein richtiges Last-Minute-Jahr werden wird. Warum, das versucht mir gleich Markus Orth im Reiseradio-Gespräch zu erklären.
Weit entfernt vom beschaulichen Aufenthalten auf einem Schiff mit Landexkursionen, die allenfalls Erkenntnisse in homöopathischen Dosen ermöglichen, und auch weit entfernt von kurzfristigen Spontanplanungen für Auslandsaufenthalte reist mein dritter Gesprächspartner heute, Norman Bücher. Wenn er unterwegs ist, dann wird es extrem und immer sehr weit weg von touristischen Trampelpfaden. Das jüngste Projekt des unruhigen Schwarzwälders: mit dem Kinderwagen zu Fuß durch Feuerland. Das ist nirgendwo buchbar. Aber ich vermute auch, die Nachfrage dürfte relativ bescheiden sein. Vor allem, wenn Sie gleich hören, mit welchen Widrigkeiten so wahrhaft Reisende wie Norman Bücher zu kämpfen haben.

Die Highlights von der TUI Mein Schiff 3 Taufe

Schiffstaufen entwickeln sich immer mehr zur Eigeninszenierung, bei dem der eigentliche Akt des Taufspruchs und der zerschellenden Champagnerflasche eher in den Hintergrund tritt. Eine Show als gesellschaftlicher Event. Und damit dieser nicht nur den geladenen Gästen vorbehalten bleibt, schenkte TUI Cruises den Hamburgern dieses Mal sogar ein Konzert mit Helene Fischer, der Taufpatin. Die Highlights des Tages hier im Film

Reiseradio 133 – Luftfahrtindustrie trommelt gegen Sturzflug / Neues aja-Hotelkonzept in Warnemünde / Kreuzfahrt wächst weiter / Wasser Trendthema im Buchhandel / Schaf Kelly wirbt für Bergland Designhotel

Das Reiseradio fühlt sich gerade etwas überfordert von der ganzen „WIRologie“ in unserem Land. Nicht nur, dass die SPD das WIR entscheiden lassen möchte, wie gut wir es in Zukunft haben; auch in der Touristik gibt es die neue Lust am WIR. Beides Mal ist sie knallrot, womit denn aber auch die Gemeinsamkeiten zwischen der REWE beziehungsweise der DER Touristik  und den Sozialdemokraten schon fast erschöpft sein dürften. Seit letzter Woche gibt es endlich eine Dachmarke mehr auf der Veranstalterseite, die den von der Produktseite so erfolgreichen REWE Gemischtwarenladen von Köln und Frankfurt auch in der Außenwirkung greifbarer machen soll. Mit stilisiertem Koffergriff und eben rotem Logo. Nach außen mag das ein kleiner Schritt für die reisende Menschheit sein, nach innen müssen es dem Vernehmen nach gewaltige mentale Spagate gewesen sein, um das neue Wir zu erreichen. Ein bisschen spürt man das auch beim aktuellen „WIRalen“ Marketing, dem Videoclip in den Social Media – und natürlich auch auf der Reiseradio-Website. Da wird das WIR so extrem beschworen innerhalb der glücklichen neuen Veranstalter-Familie, dass man als Reisender – um den sich doch eigentlich alles dreht – nur hoffen kann, auch ein bisschen am WIR teilhaben zu dürfen und nicht Zaungast von außen zu bleiben. Denn nur das WIR gewinnt. Das weiß schon lange die Aktion Mensch. Früher war es mal die Aktion Sorgenkind. Was hoffentlich kein böses Omen ist..

Wir gönnen uns für vermeintlich wenig Geld in diesem Reiseradio den Jedermann-Urlaub im neuen aja-Volkshotel. Das Konzept vom AIDA und Arosa Gründer Horst Rahe mit seinem ersten Haus in Warnemünde möchte in Deutschland die Ferienhotellerie in gewisser Weise demokratisieren. Nette Zimmer und Wellness für alle, die mindestens 39 Euro Basispreis pro Nacht und Person fürs Schlafen hinlegen. Denn Rest kann man dann munter dazubuchen, je nach Geldbeutel, Lust und Laune. Für zwei- und Drei-Sterne-Herbergen mit Modernisierungsbedarf in Ferienorten könnte diese Franchise Idee die absolute Kampfansage sein; ähnlich, wie Müllers Motel One Kette die Stadtpensionen gehörig aufgerüttelt hat. Was genau hinter dem aja-Konzept steckt, darüber unterhalte ich mich mit Geschäftsführer Holger Hutmacher. Und auf der Reiseradio-Website können Sie einen Film sehen über meinen ersten Rundgang.

In Berlin fand diese Woche fast unbemerkt ein nationaler Fluggipfel statt. Da trafen sich die Airline-Chefs, Flughafenbetreiber, Topgewerkschafter und Branchen-Lobbyisten bei Verdi zu einem historischen Schulterschluss gegen die Regierung. Die armen Fotografen-Kollegen wussten gar nicht, wie sie alle Topshots so drapieren sollten, dass es kein Panorama-Weitwinkelbild wird. Natürlich war man diplomatisch nicht gegen die Regierung, sondern nur gegen die Politik derselben. Und eingedenk der Weisheit, dass man eh nur in einem Wahljahr Chance hat, politisch wahrgenommen zu werden, gab es auch einen mehrseitigen Forderungskatalog. Was genau drinsteht und sie schon ahnen können, erläutert mir und uns gleich Klaus-Peter Siegloch, der Präsident des Bundesverbands der Luftverkehrswirtschaft.

Ich sprach eben schon von AIDA und Arosa. Im nächsten Gespräch geht es um die Situation der Kreuzfahrtbranche. Die ist allen Unkenrufen nach dem Costa-Debakel zum Trotz stabiler als erwartet. Über 7 Prozent Steigerung bei Gästen und Umsatz. Da mag man nicht meckern auf den schwankenden Planken. Zumal sich der Anteil am Gesamtumsatz des Veranstaltermarktes in 10 Jahren mehr als verdoppelt hat und noch viel weitere Traumschiff-Lust drin ist. Der DRV wirft seit 20 Jahren im Kielwasser der Spaßdampfer seine Netze aus und sammelt eifrig Zahlen. Richard Vogel, der Vorsitzende des DRV-Ausschusses, erläutert sie gleich im Reiseradio-Gespräch.

Übrigens: wer Lust am Urlaub auf dem Wasser hat, kann sich mittlerweile auch lesender weise perfekt vorbereiten und einstimmen. Reiseführer für Kreuzfahrer. Das hört sich erst mal etwas absurd an, wo man einfach mal vermuten möchte, die geführte Bustour ist das höchste Gut an Entdeckungsfreude bei einem Landgang. Aber Travelhouse Media, vor allem durch Merian bekannt, wildert mächtig auf dem Wasser und lanciert Neuerscheinungen in einem Takt, wie manche Reedereien neue Schiffe. Verónica Reisenegger von Travelhouse Media erläutert uns gleich die neue Lust am Kreuzfahrt-Leser.

Und noch ein Hotel am Schluss der Sendung. Klassischer Gegenentwurf zum aja. Mitten in den Bergen und mit hoher Kuschel-Kompetenz. Das Bergland in Sölden. Aufmerksam wurde ich auf das Designhotel durch einen Werbefilm. Star: ein Schaf. Es geht um viel Wolle, Wellness und einen Weltmeister im Tiefschneefahren. Freuen Sie sich auf Sigi Grüner und Kelly. Das ist das Schaf. Aber nicht im Interview.

Reiseradio 090 – Dieter Müller-Elmau Hotelier des Jahres / Robinson bekommt Special Award für Innovation / Mein Schiff 3 – erste Einzelheiten von Richard Vogel / TUI Fly und die Lust am Emissionshandel

Diese Woche wurde der Hotelier des Jahres ausgezeichnet in Berlin auf einer großen Gala. Und dieses Mal steckt der Deutsche Fachverlag dahinter mit seiner AGHZ, der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung. Sozusagen dem Börsenblatt für die Branche.

Als Journalist ist man ja mittlerweile etwas vorsichtig geworden bei all diesen Ehrungen, denn sie sind tatsächlich unüberschaubar. Fast jeder Führer durch Küchen und Betten macht alljährlich sein Ranking. Da gibt es Veranstaltungen mit so vielen Preisträgern, dass der Hausfotograf hinterher selbst mit dem schönsten Weitwinkel nicht mehr alle aufs Bild bekommt. Und oft kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, die Auszeichnung wird nicht ganz uneigennützig verliehen und muss von Seiten der Geehrten durchaus mit Geld oder Sachleistungen kompensiert werden.

Nun sind es ja durchaus nicht die Schlechten, die sicher auch wohlverdient zu Ruhm und Ehre kommen. Und wenn ein Betrieb viel Geld in die Hand nimmt, um zum Beispiel ein protziges Messingschild mit dem 6-Star-Brilliant-Award neben die Tür zu nageln, dann wird es sich in seinen Augen auch rechnen für die Marketing-Wirkung.

Der Hotelier des Jahres, um den es heute geht, hat das wirklich nicht nötig. Ganz sicher nicht. Schloss Elmau. Das ist ein Name für die A-Prominenz aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur, es ist gleichzeitig ein Familienhotel und ein Spa-5-Sterne-Superior Resort. Der Mann, dem es mehrheitlich gehört, ist Dietmar Müller-Elmau. Ein Hotelier, der sich nicht als Hotelier fühlt, wie er mir im Gespräch verriet. Freuen Sie sich auf eine hochsympathische, kluge Plauderei.

Und es wurde noch – oder besser gesagt, nur noch – ein zweiter Award vor über 1000 Hoteliers ausgelobt. Für eine Hotelgruppe, die für eine ganze Urlaubs-Philosophie steht: Eine, die sehr konträr zum vorherrschenden festlichen Outfit der geladenen Fachgäste steht: der Robinson-Club wurde geehrt für seine Innovation und internationale Strahlkraft. Wenn das kein Zeichen war, dass der permanente Kindergeburtstag für Erwachsene nach Jahrzehnten in höchst seriösen Sphären gelandet ist… Ich sprach mit Ingo Burmester über die Metamorphose des Konzepts und seine geheimen Wünsche, wenn er nicht gerade das Unternehmen führen müsste…

Richard Vogel ist, na ja, der Flotten-Admiral bei TUI Cruises und erlebt gerade ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite Vorfreude, dass endlich ein komplett neues 3. Schiff entsteht, auf der anderen Seite getrieben durch den Kollateralschaden der havarierten Concordia, der alle Kreuzfahrtunternehmen derzeit verunsichert. Und auch neben der menschlichen Tragödie Millionenverluste beschert. Ich traf Richard Vogel direkt nach seiner Landung aus Turku, wo er in der Werft die Pläne des neuen Flaggschiffs kontrollierte.

In der Luftfahrt gab es gefühlt kaum ein größeres Aufreger-Thema in den vergangenen Wochen, als den Emissionshandel. Das spielte schrill bis in die Außenpolitik der EU vor allem mit Amerika, Russland und China. Und man sah vor seinem geistigen Auge schon ausländische Fluglinien, die von Kampfjets escortiert sicherstellen wollten, dass ihnen kein Emissions-Euro berechnet wird… Ist natürlich alles Quatsch. Vor allem, wenn man mal genau nachrechnet, um welche Summen es tatsächlich geht – im Vergleich zu den horrend teurer werdenden Kerosin-Kosten für alle. Trotzdem irritierte , vorsichtig gesagt,  der TUIFly Chef Dieter Nirschl seine Airline-Kollegen mit ihrer Haltung – „wenn, dann nur, wenn alle weltweit mitmachen“ –  als er jetzt bekundete: Emissionshandel – find ich gut. Im Gespräch mit dem Reiseradio erläutert er gleich auch seinen Standpunkt.