Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 094 – Branche und BBB gegen Brähmig: Ägypten-Äußerung erzürnt / Dr. Michael Frenzel sucht die Rendite / TUI auch in Nordafrika vorsichtig optimistisch / Studie über Kreuzfahrer / Reinhold Messner mal touristisch unterwegs

Dem Reiseradio geht es wahrscheinlich am heutigen späten Sonntagabend so, wie den meisten von Ihnen in der „Woche Eins“ danach… irgendwie tot vom ITB Marathon. Körperlich und geistig ausgepowert, leer geredet… – na ja, ich noch nicht ganz zum Glück -… und sich, wie jedes Jahr, die Sinnfrage stellend: Warum tut man sich diese Mammutmesse eigentlich freiwillig an…? Und ziemlich sicher werden wir uns 2013 dann doch wieder freuen, im März unter dem Funkturm dabei zu sein, wenn sich die ganze touristische Welt trifft.

Ein Teil dieser Welt, vor allem das Partnerland Ägypten, war zu Beginn der Messe überhaupt nicht amused: das lag nicht an der ITB, sondern an der verbalen Diarrhoe eines gewissen Vorsitzenden des Tourismusausschusses des Deutschen Bundestages. Sein Name: Klaus Brähmig. Nie gehört? Auch nicht schlimm. Nach dem, was man an Empörung in den obersten Hierarchien der touristischen Industrie im kleinen Kreis mitbekam, wird es diesen Herrn in dieser Position vielleicht nicht mehr lange geben.

Was war denn der Aufreger des Elektrohandwerksmeisters aus Pirna? Er riet ab von Reisen nach Ägypten. Ausgerechnet. Angesichts der Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückungen von Minderheiten sei es ethisch nicht verantwortbar, dieses Land auch noch zu unterstützen…

Ja mei, da hat der Gute wegen der Gier nach einigen Tage Ruhm als  ansonsten völlig unbedeutender Hinterbänkler wohl einen kapitalen Kurzschluss in der Gehirnrinde gehabt. Mehr zu den Reaktionen der Branche gleich in Originaltönen und wieder mal bissig bemerkt von meinem Lieblingsprofessor Karl Born.

Wenn Sie schon immer mal wissen wollten, was so jeden Tag im Kopf des mächtigsten Tourismus-Chefs im europäischen Veranstaltergeschäft vorgeht, sobald er vor dem riesigen Globus im Arbeitszimmer steht, auf dem Millionen TUI Fähnchen stecken, überall dort, wo im Angesicht  des Smileys Urlaub gemacht wird, dann können Sie gleich Dr. Michael Frenzel zuhören, der, wie alle anderen die Rendite der Zukunft sucht.

Gleich danach äußert sich derjenige im Hannoveraner Haus, der das meiste Geld verdient für den Konzern: Dr. Volker Böttcher. Kein einfaches Jahr für die Urlaubs-Landverschicker. Einerseits ist die Lust an Ferien da, andererseits verhageln gerade Nordafrika, Kreuzfahrt und Griechenland die gute Laune, die Pflichtprogramm ist auf der ITB.

Vor allem die Kreuzfahrt ist gerade ein Spaßbremser. Und keiner weiß so genau,  warum? Wenn so ein Pott wegen Konstruktionsfehlern auf Offener See auseinandergebrochen wäre, die Schiffe reihenweise vor Madagaskar lägen, mit der Pest an Bord… Es war eher die Kongenialität der Ereignisse, dass Touristik Aktuell zusammen mit der Hochschule Worms in diesen unruhigen Zeiten die Reisebüros nach der Seele ihrer Kreuzfahrtkunden befragte. Dr. Adrian von Dörnberg erläutert die Erkenntnisse.

Können Sie sich vorstellen, dass der berühmte Extrembergsteiger und Abenteurer Reinhold Messner organisierten Familienurlaub mit einem Veranstalter macht? Ich traf ihn auf der wirklich sehr guten Tourismuskonferenz der Wochenzeitung „Die Zeit“, die schon am Vortag der ITB quasi ein kleines Davos der touristischen Industrie zusammentrommelte. Die Antwort auf die Frage finden Sie gleich im Gespräch mit dem sympathischen Südtiroler.

Reiseradio 081 – REWE-Pauschal: mit stabilen Preisen stabiles Wachstum generieren / FTI: Kapitän Dietmar schippert nach Nordzypern / Marco Polo Reisen: Studien-Erlebnisse ins junge Glück / Young by FTI: Unfallfreies Twittern für den Reisenachwuchs

Die Pressekonferenzen in diesen Wochen von den großen Reiseveranstaltern sind geprägt von der Nicht-Schlagzeile. Und es ist ja schon bestechend, dass die ganze Branche eigentlich nur über den Vorstoß von Peter Fankhauser debattiert über eine geprüfte Mindestqualifikation für Reiseveranstalter. Das wäre eigentlich auch noch ein DRV Thema, auch wenn es auf der Thomas Cook PK bewusst als Highlight lanciert wurde.

Aber dass es keine fetten Schlagzeilen gibt, muss ja nicht schlecht sein für die Branche. Die hat sich unisono wacker geschlagen im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz aller Malaisen und innoviert jetzt behutsam das Produkt und hofft endlich auf Synergien durch optimierte Klempnereien im System.

Sören Hartmann von Rewe Pauschal möchte sogar kräftiger wachsen nach einem Jahr der Konsolidierung, wie er es nennt. Und da wird denn auch das Preiszückerchen herausgeholt und das Angebot mächtig aufgestockt. Dazu gibt es dann noch einige Girlanden, die allesamt nicht atemlos machen. Interessant für den journalistischen Beobachter und Sie als Hörer gleich speziell dieser Ausgabe: alle Großen entdecken – Hosianna – das Internet mit den Sozialen Netzen als neue Herausforderung Nummer 1. Und alle bekennen mit einer sympathischen Naivität, dass sie da nur eines sicher wissen: dass sie nämlich so gut wie nichts wissen. Da wird sich also so einiges tun.

Dietmar Gunz von FTI hatte zumindest zwei interessante Bröckchen im Präsentkorb: real zu erlebenden, rührenden Herzschmerz auf dem alten Traumschiff, das bald wieder als FTI-Berlin an die nostalgischen Fernwehträume mit Decksteward Sascha Hehn anknüpfen möchte für die, die sich trotz Viagra nicht mehr so fit für die 2Sam-Hotels für verliebte Paare fühlen… und Nordzypern, das letzte touristische Abenteuer in Europa. Da erweist sich Gunz wieder mal als der Macher, der Visionen umsetzt, von denen die Konkurrenz noch nicht mal ahnt, dass sie bestehen könnten.

Neben Studiosus für die reiselustigen Bildungsbürger gibt es im Münchener Haus auch noch die Marke Marco Polo Reisen. Deren Klientel ist zwar auch mit Sicherheit weit oberhalb des Baumschulen-Niveaus, aber viel lebenslustiger im Amüsemang-Anspruch solcher Reisen. Da dürfen denn auch mal ohne schlechtes Gewissen Badetage angehängt werden, oder eine steinige Trümmerlandschaft am Wegesrand liegen bleiben. Vor allem junge Leute scheint das Konzept sehr anzusprechen. Und auch, wenn Chef Holger Baldus es nie so sagen würde, Marco Polo ist so etwas wie die Elite-Partnervermittlung für angehende Akademiker und junge Singles mit Niveau im Reisemarkt geworden. Spannend.

Persönliche Bandeleien sind gar nicht das Ziel von Young by FTI, und es ist auch nicht ein neuer Jugendreise-Veranstalter. Aber auch in München merkt das Management, dass es immer größere Verständigungsprobleme hat mit seinen blutjungen Azubis und den ebenso jungen Expis am Counter. Bei guter Kommunikation sollten Sender und Empfänger irgendwie synchron getaktet sein, aber wenn die Chefs eine unfallfreie Twittermeldung schon als Erfolg feiern, dann tut ein radikales Umdenken not. Auch da spielen die Frösche wieder Vorreiter, wie Managing Director Richard Reindl (über 40) gleich beredt erläutert.

Und mein lieber Kollege Rolf Nöckel, der das Teenager-Alter ebenfalls vor einigen Dekaden hinter sich ließ, wollte es noch mal wissen. Etwas über 100 Kilo Lebendgewicht in einen Neoprenanzug und dann Canyoning in Frankreich. Uups 🙂

Reiseradio 036 – Trotz Asche Asche gemacht – TUI im Plus / Exklusive Hotelmarken als Gewinnbringer / Frösche quaken für Millionen – 24 Prozent mehr FTI-Gäste / Bundesregierung brandmarkt Bettensteuer als Wegelagerei / DTV bejubelt Deutschlandtourismus / Touristikpreis für RUF und Kindermusik-Camp / Karl Born und die Mythen der Marktforschung

Seit zwei Tagen sieht man kaum noch die Hand vor Augen. Das liebreizende Istanbul versteckt sich in einer nebligen Suppe. Ein bisschen bösartig könnte man sagen, das Wetter ist kongenial zum Inhalt der Programmpräsentation der TUI… Nein, natürlich nicht. Alles schön, alles gut, Zahlen gibt es natürlich keine, die bösen Börsenvorschriften der PLC Mutter. Aber man gibt sich happy in Hannover. Alles andere hätte nach den Vorgaben der Mitbewerber auch arg verwundert.

Der Marktführer ist natürlich auch optimistisch für die Zukunft, nachdem der Sommer trotz Asche und Fußball doch 5 Prozent mehr Urlauber und 3 Prozent mehr Umsatz in die TUI-Bücher spülte. 10 Prozent liegt man schon im Plus bei den Buchungen für den laufenden Winter. Da müsste schon einiges passieren, wenn der kommende Sommer nicht wieder durchstartet mit der Reiselust. Dazu gleich mehr im Gespräch mit Dr. Volker Böttcher hier in Istanbul.

Sein Kollege Dietmar Gunz, der seine FTI-Touristik ohne lästige PLC führt, reportierte diese Woche gar unglaubliche24 Prozent mehr Gäste im abgelaufenen Geschäftsjahr und endlich eine konkrete Zahl: etwa 10 Millionen Reingewinn als Lohn der Last. Das ist zwar nur eine erst mal magere Umsatzrendite von einem Prozent, aber seit dem 124 Millionen Finanzloch bei der TUI ist man ja auch etwas vorsichtiger geworden, wenn die Großen mit Umsatzrenditen von etwa 3 Prozent prahlen. Etwas abgewandelt könnte man sagen, ich glaube nur der Bilanz, die ich selbst gefälscht habe..

Die Ferne läuft gut, die Nähe läuft gut, und deshalb gab es diese Woche noch ein Happy Happy Erlebnis: den Deutschen Tourismustag in Essen. Auch DTV Präsident Reinhard Meyer konnte sich elegant von Traumzahl zu Traumzahl schwingen. Deutschland schreibt Rekorde bei den Besuchern. Die Flugstrafsteuer kratzt ihn logischerweise nicht so sehr, wie die neuen Begehrlichkeiten der Stadtkämmerer, die nur allzu gerne eine Bettensteuer durchsetzen würden, nachdem Hotelleistungen nun mit 12 Prozent weniger das Finanzamt alimentieren müssen. Und oh Wunder: es gab eine knallharte Absage an die „Wegelagerei“ durch ein Mitglied der Bundesregierung. Der Tourismusbeauftragte,Staatssekretär Ernst Burgbacher, geißelte ohne Interpretationsraum die Abgabe was ihm wahrscheinlich auch leichter fiel, weil die Bundesregierung in dieser Frage auch nicht so recht involviert ist.

Während alle großen Veranstalter in diesen Tagen ausgefeilte Familienurlaubs-Projekte präsentierten, vorwiegend rund ums Mittemeer, konnte ein kleiner Spezialist aus Bielefeld die Jury des Deutschen Tourismuspreises überzeugen: völlig überraschend gewann der Jugendreise-Veranstalter RUF die begehrte Trophäe mit der originellen Idee einesMusik-Festival-Camps für 12 bis 15 Jährige – auf Rügen. Ganz ohne Dieter Bohlen, aber mit viel Spaß für die Kiddies und als Beweis, dass auch Urlaub in Deutschland keineswegs schnarchig sein muss für Jugendliche – wenn sie denn ohne Eltern reisen dürfen.

Und mit meinem Lieblingsprofessor Karl Born musste ich nach überwältigendem Hineinschnuppern in die Hexenküche der touristischen Marktforschung doch einfach ein bisschen Ablästern über Cosmo Spa Naturalists und Regulated Families als die neuen Zielgruppen für das Glück der Reiseveranstalter.