Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 162 – TUI: no Voucher, der Ausweis genügt / Schweiz: bestes Verkehrsbüro des Jahres / Österreich wirbt nur mit sich selbst / Noble Kommunikation: beste Agentur des Jahres

Das Reiseradio wundert sich, wie viele in diesen Tagen etwas über die Geheimdienste dieser Welt. Da hat man sich gerade mit der Faust in der Tasche dem anscheinend Unvermeidlichen gebeugt, dass unser Privatleben keinen Pfifferling mehr wert ist und die Kameraden von Horch und Guck jede unserer Bewegungen in ihrer unersättlichen Datenkrake speichern. Und nun verfolgen wir ungläubig – und die Angehörigen verzweifelt – seit Tagen, dass mal eben so ein komplettes Großraumflugzeug trotz kleinteiligster Satellitenüberwachung verloren gehen kann…
Auf der anderen Seite haben die Mitarbeiter des zweifellos anerkannt effizienten und absolut qualifizierten deutschen Geheimdienstes anscheinend – oder doch vielleicht nur scheinbar – ein Telefonat abgefangen, in dem ägyptische Terroristen ansatzweise irgendwas planen würden in Bezug auf touristische Einrichtungen. Das wäre natürlich die größte anzunehmende Katastrophe für das Land. Nur: komischerweise haben die befreundeten und nicht gerade als amateurhaft geltenden Dienste in Paris und London – und auch Moskau – wohl nichts dergleichen gehört. Ja, selbst, nachdem die Deutschen ihnen großzügig ihre Auswertung übermittelten, sahen sie offensichtlich noch keinen Grund zum Eingreifen…
Womit wir jetzt eine etwas absurde Situation haben: die deutschen Veranstalter mussten auf ausdrücklichen Wunsch des Auswärtigen Amtes den Sinai sogar bis Ende April aus dem Programm nehmen – ergo, diese Destination ist bis zum Spätherbst quasi touristisch tot – wogegen eben erwähnte Nationen die Sinai-Strandhotels weiter zum Sonnen und Tauchen freigegeben haben. Irgendwie fällt es mir schwer, zu glauben, andere Geheimdienste wären robuster in der Sorge um ihre Landsleute.
Anyway, in diesem Reiseradio habe ich auch Oliver Dörschuck, den touristischen Chef der TUI Deutschland, gefragt, wie er die Entwicklung für Ägypten einschätzt. Er bleibt optimistisch; kein Wunder angesichts der höchsten Gästezufriedenheit von allen Destinationen, die vom großen Veranstalter abgedeckt werden. Stellvertretend für die Branche, denn Urlaubstrends kümmern sich nicht um Markennamen, habe ich mit Oliver Dörschuck auch über seine Prognosen geredet, wie das Veranstalter-Geschäft sich entwickeln wird in den nächsten Monaten. Bis hin zum komplett ticketlosen Reisen. Mit interessanten Erkenntnissen.
Unsere beiden südlichen Nachbarn Österreich und Schweiz kommen in diesem Reiseradio ausführlich zu Wort. Für beide sind wir Deutschen der wichtigste Quellmarkt. Kein Wunder, dass die touristischen Vertretungen sehr viel Aufwand treiben, die Deutschen als Gäste für ihre schönen Länder zu überzeugen. Nach den jüngsten politischen Aufgeregtheiten bei den Eidgenossen haben die Österreicher da momentan etwas bessere Karten. Dabei ist man sich in Wien in der Zentrale der Österreich-Werbung durchaus seiner Stärken bewusst. Wie sonst könnte Petra Stolba, die Chefin, sonst den Mut haben, auf der ITB im Kern zu verkünden, eigentlich brauche man derzeit gar kein Motto: Österreich in sich selbst sei Argument genug. Das ruft doch danach, in einem Reiseradio-Gespräch hinterfragt zu werden.
Die Schweizer, obschon landschaftlich mindestens ebenso gesegnet, haben es deutlich schwerer in Deutschland – dem teuren Franken sei’s gedankt. Da muss man seine Besonderheiten schon filigraner und mit mehr Aufwand herausarbeiten, damit der Preis keine so große Rolle mehr spielt gegenüber all den konkurrierenden Destinationen. Die Mannschaft um Jörg Krebs scheint das nicht schlecht hin zu bekommen. Zumindest aus Reise-Journalisten-Sicht. Einmal im Jahr fragt der srt-Verlag in der Medienbranche rund, welche Ländervertretung denn wohl den besten und professionellsten Job macht. Sie ahnen es nach der Vorrede: die Schweizer. Wie sie das tun, darüber unterhalte ich mich mit Jörg Krebs.
Aber es gibt ja nicht nur Ländervertretungen, so genannte NTOs, sondern auch eine Unmenge von Agenturen, die sich allesamt bemühen, für ihre touristischen Kunden einen Krumen Aufmerksamkeit zu erhaschen. Auch da gibt es, wen wundert es, große Unterschiede in der Qualität als Dienstleister für die Journalisten, die vom srt-Verlag abgefragt werden. Es ist ja eine durchaus offen angesprochene Herausforderung im Tourismus, dass sich Journalisten und die Industrie nahe kommen müssen, weil ohne Unterstützung der Branche fast keine Recherchereisen mehr möglich wären. Da muss das Verhältnis zwischen PR und Journalisten sehr sensibel austariert sein, um noch ein nötiges Maß an Unabhängigkeit zu garantieren. Besonders geschätzt wird in diesem Zusammenhang die Arbeit von Noble Kommunikation. Mit der Chefin Marina Noble unterhalte ich mich über die Arbeit einer Agentur heute, und wie man die Balance zwischen Auftraggeber und Journalisten hält.

Reiseradio 130 – ITB Nachlese: Jürgen Büchy wagt die Prognose für 2013 / TUI-Deutschland Chef Christian Clemens: Trennung von Reisebüros / Deutschland-Tourismus weiter auf Rekord-Niveau / Reiseanalyse sieht stabiles Wachstum / Karl Born beißt BER-Chef Mehdorn

Das Reiseradio, meine Stimme lässt es erahnen, ist auch ein gesundheitliches ITB Opfer. Trotzdem heute ein erster akustischer Nachschlag. Themen von der Touristikmesse, aber natürlich auch Bemerkungen über das weltwichtigste Ereignis dieser Tage, zumindest aus Berliner Sicht: Der sympathische, verbindliche und hochgeschätzte Hartmut Mehdorn wird mit seiner Altersweisheit der 70 Jahre den schnuckeligen Hauptstadtflughafen endlich retten. Wie gut, dass die ITB schon seit Dienstag lief, denn nach dieser Breaking News des Freitagmorgens war das gigantische Reisebüro unter dem Funkturm medial nur noch bedingt interessant.

Seitdem die BILD morgens die Meldung abschoss, gab es bei Twitter und Co geradezu einen Witz-Tsunami zur Personalie. Angesichts der bisherigen Verzögerungen vermutete man, dass M. mit seiner Bahn-Chef-Erfahrung eigentlich immer schon die Fäden im Hintergrund zog, und in Zukunft die Losung gilt, alles unter drei Jahren weiterem Aufschub wird per oberster Order als „pünktlich“ erklärt. Viele dachten an kalendarische Verwirrung und einen vorgezogenen Aprilscherz, oder ein Verrechnen der Mayas um drei Monate bezüglich des Weltuntergangs. Es gab Bedauern, dass der Papst bei seiner vielen freien Zeit jetzt nicht segensreich als Geschäftsführer wirken könne – wo der Vorgänger doch so viel Kusserfahrung mit Flughafen-Asphalt hatte. Und spätestens am Wochenende mit Schnee ahnten viele Pessimisten, künftig würde BER wie die Bahn reagieren: sobald es schneit, fallen die Flugzeuge vom Himmel…

Klar ist diese Personalie denn auch Hauptthema bei den Bissigen Bemerkungen meines Lieblingsprofessors Karl Born, mit dem ich mich eigentlich über die ITB als solches unterhalten wollte.

Aber es gibt in diesem Reiseradio natürlich auch Trends von der Messe. Logischerweise aus berufenem Mund, denn alle touristischen Mover und Shaker waren in den letzten Tagen in der Hauptstadt. Jürgen Büchy, der Präsident des DRV wagt stellvertretend für die gesamte Veranstalter-Branche den Blick ins Reisejahr 2013. Sein Kollege vom DTV, Reinhard Meyer fokussiert logischerweise auf Deutschland als Reiseziel mit neuer Rekordmarke in Europa. Und für das Große und Ganze ist wieder einmal der Meister der Statistiken zuständig: Professor Martin Lohmann für die Forschungsgemeinschaft „Urlaub und Reisen“ mit der Studie über das Reiseverhalten und die Reisemotive der Deutschen, besser gesagt, deutschsprachigen Urlauber – Interessante Details aus der Reiseanalyse hier im Reiseradio.

Von der TUI liefen auch ohne Stand so viele Top-Shots durch die Messehallen, dass viele Geschäftspartner richtig in Stress gerieten, wem sie eigentlich ihre Aufwartung machen sollten. Von Fritz Joussen, über Peter Long, Johan Lundgren bis zu Christian Clemens war das rote Kleeblatt komplett. Im Reiseradio erläutert nun der Chef von TUI Deutschland, Christian Clemens, sehr ausführlich, warum er sich letztendlich doch von etlichen Reisebüros trennen wird, den Direktvertrieb massiv ausbauen will, aber trotzdem Marktanteile und Kundenzufriedenheit mit neuen Messlatten versieht. Das alles vor dem Hintergrund des Vorpreschens der neuen Nummer 1, Fritz Joussen, der beim Stationären Vertrieb mit seinen Gedankenspielen leichte Irritation verursacht hatte. Hier nun die Korrektur von Christian Clemens, die mehr eine Korrektur seiner Korrektur von vor zwei Wochen ist und als ungeschnittener Originalton – sozusagen als akustischer, pikanter Schwedenhappen – eigentlich Pflichtprogramm für den Reisevertrieb sein sollte.