Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 139 – Clemens will die TUI radikal umbauen / 1 Million Reisende in „grüneren“ Hotels / Aldiana lockt mit Provision und Günstigpreisen / Erste Eindrücke vom neuen Club auf Kreta

Das Reiseradio ist zurück aus den Schweizer Bergen, wo die TUI in Arosa ihre höchstgelegene Programm-Pressekonferenz aller Zeiten veranstaltete. Ok, knapp 2000 Meter sind noch keine alpine Lage, wo Sauerstoff-Knappheit zum Höhenrausch führt. So blieb man denn auch bei den Inhalten durchaus erdverbunden und frei von Blutdruck-animierenden PR-Stratosphären. Die wesentlichen Facts konnten und können Sie noch immer kurz und knapp im Reiseradio-Lifestream aus der Eishalle lesen unter dem berühmten Hashtag #tuipkarosa. Da behalten sicher auch die Mitwettbewerber einen kühlen Kopf.

Viel interessanter, und auch emsig online in der Konzernzentrale in Hannover verfolgt, waren die Einlassungen von Christian Clemens zum geplanten und auch schon teilweise realisierten Umbau des Marktführers. Da fürchten momentan schließlich etliche Häuptlinge um ihren Federschmuck. Und wenn das Mantra auch immer lautet: „Service, Service, Service – und immer an den Urlauber denken…“ – ist allen klar, dass den schwedischen CEO vor allem eine Baustelle drückt: die hochkomplizierten Prozesse innerhalb des TUI Dinosauriers, die einfach zu lange dauern, um wendig zu werden auch gegenüber den lästigen Internet- Konkurrenten.

Wenn diese Mammutaufgabe gelingen sollte, gepaart mit neuer Technik, die heute schon Kundenansprache revolutionieren kann, dann dürften sich nicht nur die Partner freuen, sondern auch die Aktionäre.

Was Christian Clemens plant, erfahren Sie wieder – und nur hier – aus erster Hand im Originalton. Ungeschnitten im Reiseradio.

Eine Schlagzeile gab es aus Arosa, die erst mal irritierte wegen ihrer vermeintlichen Prominenz angesichts einer ausführlichen Programm-Präsentation eines nicht-Nischen-Veranstalters. Nächstes Jahr will die TUI eine Million Gäste in „grünen Hotels“ unterbringen. Das wäre, angesichts von 7 bis 8 Millionen Gästen, schon ein ambitioniertes Ziel und lässt an den grünen Aufbruch unter Wolf Michael Iwand in den 80ern zurückdenken, als Hannover weit vor aller anderen Konkurrenz das Thema Umweltschutz und Veranstalterreise besetzte.

Natürlich muss man diese Aussage mit Fakten unterfüttern. Und wer könnte das besser, als der Nachhaltigkeits-Beauftragte Professor Harald Zeiss? Dann relativiert sich zwar einiges im Sinn der Reinen Lehre, aber es bleibt noch genügend übrig, das Vorbild sein könnte für die anderen Player am Markt. Wie TUI mit der Einstiegsdroge Travelife Hoteliers zur Umwelt-Verantwortung erziehen möchte, hören Sie gleich im Gespräch.

Getagt haben wir zwar im gemütlichen Robinson Arosa, und ich glaube, alle haben sich im herzlichen und Playmate-freien Ambiente des angejahrten Clubs sehr wohlgefühlt, aber die Termine im PK-Kalender bringen es nun mal mit sich, dass ausgerechnet in dieser Woche die zweite deutsche Premiummarke Aldiana das Forum im Reiseradio bekommt. Allein schon wegen des Größenvergleichs der beiden Clubveranstalter ist es natürlich ein hartes Brot für Aldiana, zum ewigen Zweiten abgestempelt zu sein – aber dafür machen sie ihre Arbeit in den zehn (beziehungsweise acht Winterclubs) sehr professionell und auf durchaus vergleichbarem Niveau. Wie Aldiana sich in diesem Jahr aufstellen will, dazu gleich Geschäftsführer Peter Wennel im Gespräch.

Und wir haben ein ganz aktuelles Beispiel im Reiseradio und sogar filmisch auf der Homepage. Der wiedereröffnete und runderneuerte Aldiana Kreta. Es ist ein spezieller Service von „was mit Reisen“ für den Counter. Denn nirgendwo anders bekommen Sie jetzt schon so detaillierte Einblicke in den Inselclub. Ich selbst habe vor wenigen Tagen einen Testfilm dort gedreht, und Clubchef André Schönemann – vielen noch aus seiner langen Zeit in Tunesien ein Begriff – spricht offen über die Stärken, aber auch die vielleicht suboptimalen Aspekte des Neuzugangs im Mittelmeer.

Reiseradio 138 – Marketing 1: Gay Travel lässt die Kassen klingeln / Marketing 2: Agenturen als Scouts – wie ticken die Deutschen? / Marketing 3: Graswurzel – ein Kaiserwinkl für König Gast

Das Reiseradio muss, wie viele von uns, ziemlich fassungslos gerade miterleben durch die Nachrichtenbilder, wie Erdogans islamistische AKP die Türkei wieder ins Obrigkeits-hörige Mittelalter zurückprügeln möchte. Noch, so hört man, und es hört sich schrecklich zynisch an, angesichts der erschütternden Szenen vor allem aus Istanbul, ist die Lage ruhig an den Urlauber-Küsten. Aber kann, darf, die touristische Industrie, die einen Großteil des Wohlstands erwirtschaftet in der Türkei, sich hier vornehm, neutral zurückhalten? Hauptsache, die Sonne scheint und die All Inclusive Büffets bleiben gut gefüllt? Diese Frage werden sich TUI und Co in den kommenden Wochen anhören müssen auf den Programm-Pressekonferenzen. Denn touristische Nachhaltigkeit hat schon längst nicht mehr nur etwas mit dem eingeschränkten Handtuchwechsel zu tun. Organisiertes Reisen soll auch helfen, die Lebensqualität vor Ort zu verbessern. Je höherwertiger ein Veranstalter sich da positionieren möchte, desto politischer wird er werden müssen. Vielleicht entwickelt sich doch noch ein griechischer Sommer…

Meiden Sie Menschenansammlungen, heißt es in einer Warnung des Außenministeriums für die Türkei. Suchen Sie Menschenansammlungen lautet dagegen das Motto der größten Reisewelle einer touristischen Zielgruppe, die man sich vorstellen kann, in diesen Wochen. Es geht wieder um Toleranz und Flagge zeigen – aber auch um hedonistische Partyfreude. Schwerpunkt des heutigen Reiseradios ist das Segment Gay Travel. Jetzt, wo die Tournee der Christopher Street Day Paraden weltweit schwulen Städtetourismus befeuert.

Gay Travel ist in der Mitte des organisierten Reisens angekommen. Selbst die alte Tante DERTour feiert Erfolge mit ihrem Spezialkatalog. Allein in Berlin erwartet man am kommenden Wochenende fast 100.000 zusätzliche schwul-lesbische Touristen. Durchschnittliche Ausgaben eines Gastes für diese Tage: 1.400 Euro. Da bekommen auch Verkehrsamtsdirektoren leuchtende Augen in Regionen, die mit dieser Klientel sonst eher fremdeln.

Wir berichten im Reiseradio heute über eine Studie der Stadt Wien, die ganz wirtschaftlich-pragmatisch und ohne Rücksicht auf moralinsaures Unwohlsein nicht ganz überraschend ergab, das vor allem schwule Reisende die beste Zielgruppe sind, die sich ein Stadtmarketing erträumen kann. Die Donau-Metropole hatte gerade am Samstag ihre Regenbogen-Parade, und Nikolaus Gräser von „Wien-Tourismus“ ist, wen wundert es, zufrieden.

Wir berichten – logischerweise – aus Berlin, wo nicht nur der offen schwule Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit – auch hier im Reiseradio natürlich – gleichgeschlechtlich liebende Besucher mit offenen Armen empfängt, sondern sich auch einer der größten CSDs der Welt zum Millionengeschäft über eine ganze Woche entwickelt. Hintergründe dazu von Cheforganisator Robert Kastl.

Und das Reiseradio bleibt heute beim Schwerpunkt Tourismus-Marketing. Nun mal von der anderen Seite des Schreibtisches gesehen. Es geht darum, wie Agenturen, die in Deutschland die Aufgabe haben, weltweite Ziele für deutsche Urlauber attraktiv zu machen, dem fremden Auftraggeber erst mal erklären müssen, wie die Deutschen überhaupt so ticken. Wer sich viele Werbekampagnen aus dem Ausland für den deutschen Markt so anschaut, hat das Gefühl, in fast keinem anderen Wirtschaftszweig werden so viele Werbemillionen unsinnig verbrannt, wie im Tourismus. Oft ist ein Clash of Cultures die Ursache. Das, was den Verantwortlichen gefällt, denken sie, müsste auch den Deutschen zusagen. Bei einem so geschmäcklerischen Produkt wie Urlaub kann das jedoch fatale Folgen haben. Hier kommen spezialisierte Agenturen ins Spiel, mit Sitz in Deutschland, die nicht nur als Geschmacks-Scout filtern sollen. Eine von vielen und guten ist Grafenstein in Berlin. Daniel Menzel tingelt durch die touristische Welt mit einem Vortrag nach dem Motto „Was Sie schon immer über die Deutschen wissen wollten, aber bislang sich nicht zu fragen trauten“. Mehr gleich im Gespräch.

Und zum guten Schluss machen wir gedanklich-akustisch Rast in einer Region, die auch von Marketing-Experten künstlich erfunden wurde: dem Kaiserwinkl in Tirol, direkt hinter der deutschen Grenze. Grass-Root-Marketing als schöner Kontrast zu all den theoretischen Erörterungen. Und am Ende wissen wir: das Glück liegt beim frischen Käse auf der Alm.