Wenn man Radfahren mag, und gerne fremde Länder besucht, liegt es doch nah, das gemeinsam in der Gruppe zu tun. Nicht einfach nur in einem blöden Bus sitzen, und die Gegend klimatisiert hinter der Glasscheibe an sich vorüberflitzen zu lassen, sondern ein Land langsamer, aber dafür mit allen Sinnen zu erfahren. Der Teufel steckt natürlich im Detail. Wie soll so etwas ablaufen, wenn die radlerischen Qualitäten der rollenden Reisegruppe sehr unterschiedlich sind? Wenn schöne Wege nicht ausgeschildert sind und man in einem Land unterwegs ist, wo man nicht einfach Einheimische fragen kann, wenn die schnellere Gruppe im Laufe der Kilometer schon außer Sichtweite ist? (mehr …)
In dieser Ausgabe 205 des Reiseradios für die Profi-Touristiker beschäftigen wir uns ausgiebig mit dem zu erkennenden Trend zur Entschleunigung. Martin Lohmann, der wissenschaftliche Leiter der Reiseanalyse, hat die aktuellen Befragungszahlen für uns einmal gefiltert unter dem Begriff Glück und Wohlbefinden. Was muss im Urlaub passieren, damit die Zurückkommenden zufrieden sind, sich „erholt“ fühlen? Sind die klassischen Angebote noch ausreichend? Wie viele Glücksmomente braucht es, und welche, damit der Urlaub insgesamt als „voller Erfolg“ gilt? Im Reiseradio-Gespräch, so viel sei schon gesagt, zeichnet sich ein Plädoyer an die Branche ab, sich wieder mehr um die Motivation der Gäste zu kümmern, als um die digitale Mobilmachung der Buchungsprozesse.
Auch die Bayern knüpfen viele Girlanden um die Besinnung auf das Nichts. Man möchte die erste Region in Europa sein für die Stille. Das hört sich einigermaßen putzig an bei 88 Millionen Übernachtungen in der stärksten Ferienregion Deutschlands. Aber die neue Kampagne mit dem Titel „Stade Zeiten“ – für Nicht-Bayern also Stille Zeiten über die Adventstage hinaus – visualisiert sehr ansprechend, dass Nichtstun äußerst kreativ gefüllt werden kann. Ich unterhalte mich darüber mit Martin Spantig, dem Geschäftsführer von Bayern Tourismus, wie er das vermutete hohe Stresslevel seiner Gäste sedieren will, ohne Bayern zum Langeweiler-Ziel zu machen.
Wenn es um Entschleunigung geht und Entspannung, dann ist ein Wort immer mit drin im touristischen Lösungs-Mantra: Wellness. Aber auch kein Angebot ist unschärfer in seiner Wirkung. (mehr …)
Auf der ITB wurde dieses Jahr sehr viel über neue Technologie debattiert, über Vertriebsfragen, Digitalisierung der Buchung, effektive Geschäftsabläufe und Preisstrategien. Klar, wenn man sich die bescheidenen Zahlen der Veranstalter zum Stichtag der Messe anschaut, und auch die Verschiebungen ins Internet, dann geht es der Branche um Verteilungskämpfe. Wie kann man noch besser konfektionieren und noch wettbewerbsfähiger kalkulieren? In so einem Moment kommt die Sinnfrage etwas kurz, und Strategen und Trendforscher müssen in die zweite Reihe zurück. (mehr …)
Wenn man sich die Urlaubsmotive anschaut bei der Reiseanalyse, dann gehören bei den Top 10 die Hälfte zur Kategorie Ruhe, Erholung, Auftanken, Seele baumeln lassen. Ok, Sonne ist nicht zu toppen, aber die Sinne werden immer wichtiger. Stille scheint der neue Luxus zu sein. Dem Stress des Lebens etwas entgegenzusetzen. Auch, wenn das Stressempfinden sicher nur subjektiv ist und angesichts unseres Wohlstands in der Welt Jammern auf hohem Niveau sein dürfte. (mehr …)
Lautsprecher 205 – der „Was mit Reisen“-Standpunkt
Auch wenn sich die Manager der Urlaubsindustrie momentan eher die Frage stellen, warum die Deutschen immer noch so etwas muffelig sind beim Buchen, zögerlicher als andere Quellmärkte, obschon doch so reiseerfahren…, muss man die Antwort vielleicht auf eine ganz andere Metaebene hieven. Es ist eben nicht nur eine latente Angst. Oder nennen wir es etwas neutraler, das Unwohlsein. Die unsichere Weltlage ist vielleicht lediglich ein Katalysator, der grundsätzliche Gedanken deutlich sichtbarer werden lässt. Die großen Wirtschaftsverbände fokussieren sich natürlich auf das Naheliegende und geben die Losung aus: Die Reiselust ist ungebrochen. Die Wirtschaftslage der Deutschen sei gut, persönlich schauten die meisten optimistisch in die Zukunft, und die Industrie habe genügend Ersatzziele, um Krisengebiete zu umgehen.
Ist die Lust am Reisen aber wirklich ungebrochen? Also zumindest an der konfektionierten Landverschickung Marke Sonne, Sand und Spaß? Trendforscher beobachten seit Jahren eine leise Verschiebung bei der Motivation. Sie ist noch nicht signifikant, wenn man sich den Volumenmarkt anschaut, aber sie könnte ein Zeichen sein für einen Paradigmenwechsel, was der Urlauber von seinen Ferien erwartet. Die kluge Reiseanalyse mit ihren zahlreichen Befragungen formuliert es noch etwas grob: die Reisenden suchen vermehrt angenehme Gefühle, schöne Erlebnisse und positive Effekte. Glücksmomente eben.
Das hört sich nicht sonderlich revolutionär an. Erholung vom Alltag war immer schon ein starkes Motiv. Nur jetzt wird der Alltag anscheinend immer umfassender wahrgenommen. Es ist nicht mehr reduziert der Arbeitsalltag, der als Antipode zur Glückseligkeit der Ferientage steht. (mehr …)
In der Hotellerie ist der Wellnessbereich das Epizentrum des gepflegten Nichtstuns. Und in gerade mal zehn Jahren wurde da mächtig aufgerüstet. Früher konnte man es als Hotelier fast noch als USP verkaufen, wenn man mehr anbot als Sauna, Pool und Massageliege. Kleine Fluchten aus dem Alltag, perfekt inszeniert von der Sanitär-Industrie, die von römisch-dekadent bis meditativ durchdesignt alle Spielarten der Wohlfühl-Bühnen am Reissbrett entwarf. Heute kann es sich kein Hotel von Rang und Namen mehr leisten, hier zu schwächeln. Die Besonderheit ist zum Standard geworden. (mehr …)
Wer mit dem Glacier Express unterwegs ist zwischen St. Moritz und Zermatt, der bemerkt vielleicht einen besonderen Haltepunkt: Dissentis. Da wird die Lokomotive gewechselt zwischen der Rhätischen und der Matterhorn-Gotthard Bahn. Nicht nur Pufferküsser finden das toll. Oberhalb des Bahnhofs thront das grosse Kloster. Ein beeindruckender Sakralbau der Benediktiner. Von dort kommt mein Gesprächspartner, der emeritierte Abt Daniel Schönbächler. Wo wir doch gerade über die Werte Stille und innere Einkehr als Megatrends für den künftigen Tourismus nachdenken, hat er vielleicht den natürlichen Ansatz für die Frage nach dem Sinn des Reisens.
Diese Woche am Freitag ist wieder der Tag des Streiche Spielens, der 1. April. Vielleicht ist es nur mein persönlicher Eindruck, aber die Kreativität der kleinen Schwindeleien hat in den letzten Jahren ziemlich nachgelassen. Da wurden früher ganz andere Kaliber aufgefahren. Vielleicht waren die Menschen aber auch nur leichtgläubiger. An eine der größten Schwachsinnsmeldungen erinnert jetzt mein Kollege Rolf Nöckel. Ein grandios von der BBC inszenierter Streich aus der Welt des Reisens und der Kulinarik… Und wer nach dem Hörstück Lust bekommen hat, wie der Film damals die Zuschauer foppte, kann ihn hier sehen und laut lachen…
Die Nachlese der 50. ITB. Was bleibt? 14 interessante Gespräche konnte ich führen für Ihr Reiseradio. Heute präsentiere ich Ihnen den ersten Schwung, in dem es mehr um das Grundsätzliche geht. Die großen Herausforderungen. Norbert Fiebig, der Präsident des Deutschen Reiseverbandes, versucht in unserem Gespräch das Gute im Komplizierten zu finden. Das Komplizierte sind die Player im Internet, die immer mehr das wohl geordnete Gefüge im Vertrieb durcheinanderbringen. Immer mehr Menschen nutzen den Computer für ihre Reiseplanung. Das Gute im Thema: Es sind vor allem die, die schon früher um jedes Reisebüro einen Bogen gemacht haben. Damals allerdings organisierten sie ihren Urlaub ganz old-school – mit Telefonaten, Briefen und Faxen ins Ferienland. Oder noch verwegener, durch spontane Buchungsentscheidungen vor Ort. Man klammert sich beim DRV also an den Silberstreif, dass zumindest die Planung immer mehr in Richtung voraus organisierende Industrie geht. Ob aus Bequemlichkeit oder aus einem stärkeren Sicherheitsbedürfnis heraus. dazu befrage ich gleich Norbert Fiebig.
Auch Michael Frenzel, der Präsident des Bundesverbandes der Tourismus-Wirtschaft BTW möchte ITB-gerecht Optimismus verbreiten. (mehr …)
Norbert Fiebig, der Präsident des Deutschen Reiseverbandes DRV, und ich sind in etwa gleich alt. Und wenn man sich zurückerinnert, damals, so nach dem Abi in den späten Siebzigern, war es für viele Schulfreunde geradezu zwingend, erst mal auf große Tour zu gehen. Selbst organisiert natürlich. Am Anfang gab es zwar ein Interrail-Ticket oder einen Flugschein vornehmlich nach Fernost, und je nach Begeisterung der Eltern für das abenteuerliche Vorhaben auch eine Anzahl von Traveller-Checks für den Brustbeutel. (mehr …)