Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

Touristik Talk

Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 076 – Weites Land – weite Kommunikation: Kanadas PR-Strategie / Glückliches Schweizer Zug: Touristen schönste Nebensache der Welt / Ski-Ab! mit App – Ski Amadé rüstet technisch auf / Attersee gemalt und gegessen: auf den Spuren von Klimt

Womit beschäftigt sich WASMITREISEN nun heute? Ich komme gerade aus Kanada zurück. Unter anderem war ich auf einer Medienkonferenz in Edmonton. Die CTC, also die Canadian Tourist Commission – quasi das Gegenstück der DZT – ist, was die Akzeptanz Neuer Medien, des Web 2.0 und der sozialen Netze angeht, schon viel weiter, als die meisten Tourismusverbände hierzulande. Wie erreicht man den Endkunden? Das ist heute die große Frage im medialen Umbruch, den wir gerade erleben. Wie das Riesenland Kanada das anstellt mit all seinen so unterschiedlichen touristischen Angeboten, darüber unterhielt ich mich am Rande der Go!Media mit Gloria Loree, verantwortlich für die weltweite Kommunikation der CTC.

Wenn man sich nun all die Anstrengungen vor Augen führt, auch noch den letzten potenziellen Urlauber zu ködern im Riesenangebot des weltweiten Tourismus, dann lässt einen die Begegnung, die ich gerade in der Schweiz hatte, erst mal verblüfft zurück. Nahe Zürich gibt es die Gemeinde Zug. Idyllisch am See gelegen, und damit eigentlich prädestiniert für die übliche PR-Klaviatur. Aber, und jetzt kommt das Wunder, den Geschäftsführer von Zug Tourismus, Urs Raschle, lässt das komplett kalt. Sein Auftrag ist es nicht unbedingt, Touristen in den Ort zu bekommen, sondern eher, dafür zu sorgen, dass die Sachwalter der unzähligen Briefkastenfirmen in der Steueroase es hübsch haben am See. Und dabei ist mit ihm wirklich gut Kirschen essen, wie Sie gleich hören können.

So einfach hat es Dr. Christoph Eisinger mitnichten. Er hat zwar ein gutes Produkt, aber man kann es nicht auf der Landkarte finden. Suboptimal, würde ich mal sagen, für einen Touristiker. Es geht um Ski Amadé, die größte Schneeschaukel der österreichischen Alpen. Und da wird eifersüchtig darauf geachtet in all den beteiligten Gemeinden zwischen Schladming, dem Salzburger Land, der Region Hochkönig, dem Großarltal und Gastein, dass da keiner einen Marketing-Vorteil hat. Nun hat Ski Amadé etwas ganz Pfiffiges ausgearbeitet. Eine Ski-App für das Smartphone, auf dass niemand sich mehr verfährt auf den vielen hundert Pistenkilometern und jeder genau das findet, was er sich wünscht. Und damit das Ganze auch gut funktioniert, wurden alle Pisten mit kostenlosem WLAN Internettauglich gemacht. Spannende Sache. Gleich dazu mehr.

Ganz ohne App und Internet kam ich am österreichischen Attersee aus. So richtig old-fashioned. Auf den Spuren von Gustav Klimt. Der berühmte Maler des Jugendstil hat damals auch nur gesessen und geschaut. Und dabei sind 50 Bilder eines Sees entstanden, der landschaftlich nicht unbedingt zu den spektakulärsten zählen dürfte. Trotzdem macht es Spaß, auf seinen Spuren rund um den See zu wandern und die Standorte zu finden, wo seine Bilder entstanden. Zumal, wenn man einen sachkundigen Führer, wie Alwis Wiener dabei hat. Und belohnt habe ich mich danach mit den spektakulären Klimt-Pralinen der Konditorei Ottet aus Schörfling. Und mir von Waltraut Ottet genau erklären lassen, warum ich Gold esse.

Und mein lieber Kollege Rolf Nöckel hat auch wieder eine kleine Geschichte beigesteuert aus dem Salzburger Land. Von einem, der auszog, etwas wiederzufinden, das ihm seit seiner Kindheit in der Erinnerung ist.

Reiseradio 075 – Konzernumbau zum Kundenversteher: Dr. Volker Böttcher zu GET15 bei der TUI / Kultur als touristisches Förderprogramm – Berlin boomt wegen der Kunst / Welttreffen der Königinnen: Blaue und Rote Mauritius gleich 18fach / Trekking für Abenteurer – das neue Buch von Michael Vogeley

Das Reiseradio nach einer K-Woche sozusagen. Ich hatte an einem Ort der Kommunikation mit Königinnen zu tun. Gleich mit 18 wertvollen Damen sogar. Ich habe erfahren, dass Kunst und Kultur es durchaus mit Kommerz im Tourismus zu tun haben, und dass ein Konzern trotz Klagen sich neu erfinden muss, um weiter seinen Kunden konkurrenzfähige Kaufangebote machen zu können.

Dr. Volker Böttcher hatte sich nach boulevardesken Kahlschlag-Schlagzeilen ausgerechnet die ehrbare Zunft der Berliner Kaufleute ausgewählt, um über das Umbauprogramm GET15 zu referieren, das die TUI fit machen soll für die neuen Herausforderungen an Touristikunternehmen. Angesichts der Überkapazitäten kann man die Preise kaum noch kontrollieren. Der Markt zerfällt in zwei Kontingente oder Cluster. Auf der einen Seite „billig will ich“, auf der anderen „was lacostet die Welt?“, aber bitte mit Erlebnisgarantie. Das könnte eine erbauliche Stunde für Marketinggeschwurbel über modernen Mainstream werden, aber leider hat die um sich greifende Unlust an der standardisierten Katalogbuchung auch die Schattenseite, dass die TUI die Kosten herunterschrauben muss. Und das heißt nichts anderes, als Kick-Off beim Personal. Im Reiseradio versucht Dr. Volker Böttcher, das Ganze in kommode Worte zu verpacken.

Wenn es um Kunst und Kultur geht in der Politik, dann versuchen Volksvertreter der eher robusten Art gerne die Konkurrenz herauszustellen zwischen den Nöten einer Kindertagesstätte und dem schwelgerischen Luxus irgendwelcher hochsubventionierter Opernsessel für die Klientel der Besserverdienenden. Kultur sei so etwas wie ein Fass ohne Boden für den Kämmerer. Aber jetzt schlagen die Künstler zurück. Die, denen man nachsagt, sie könnten nicht rechnen. Können Sie wohl, denn eine Stadt wie Berlin zum Beispiel zieht Kulturinteressierte an, wie ein saftiger Kuhfladen den Käfer auf der Almwiese. Selbst, wenn es dreistellige Millionenbeträge sind, die für Orchester, Bühne und Museen ausgegeben würden – mehr als doppelt so hoch ist die Summe, die die Besucher der Stadt wieder zurückbringen. Das ist eine interessante Rechnung: der Tourismus als Kulturförderungsgrund Nummer Eins. Berlins Staatssekretär André Schmitz zückt den Abacus.

Ebenfalls in Berlin, im Museum für Kommunikation, findet in diesen Wochen ein Königinnentreffen auf höchstem Niveau statt. Selbst, wenn die Damen weder besonders hübsch noch farbig schillernd, noch dreidimensional sind. Sie erscheinen sogar etwas würdelos, weil sie sich widerspruchsfrei von Kreti und Pleti die rechte Wange lecken ließen. Aber was kümmert schon die sabbernde Zunge des einmaligen Benutzers, wenn man als Schmerzensausgleich mittlerweile viele Millionen schwer ist? Die royale Apanage gebührt 18 blauen und roten Mauritius hinter Panzerglas. Sie werden nirgendwo auf der Welt Minidrucke finden, die mehr Geld wert sind. Auch ein Kulturereignis, das wieder Kohle bringt in die Hauptstadt. Ein Gespräch über den Mikrokosmos der Philatelisten konnte ich ausgerechnet mit dem Kollegen Wolfgang Windel führen, der zu seinen beruflichen Hochzeiten vor allem für die ganz großen Buchstaben im Briefmarken-Fachorgan Bild am Sonntag zuständig war. Reisen auf Marken. Auch ein touristisches Thema.

Das Wandern ist bekanntermaßen des Urlaubers höchste Lust. Gerne auch mit dem Zusatz Genuss versehen. Eine Ferienaktivität, die auf der nach oben offenen Skala der Brotzeit-Glücksgefühle gemessen wird. Damit hat Trekking ungefähr so viel zu tun, wie das All Inclusive Bändchen einer DomRep Ferienanlage mit dem Kibuzz-Aufenthalt am Toten Meer. Trekker fangen in der Regel da an, wo Urlauber schon das erste Blasenpflaster kleben. Ich spreche per Skype mit einem, der das Wandern abseits der Pfade zu seinem journalistischen Lebensinhalt gemacht hat: Michael Vogeley, Bergführer, Polarforscher, Entdecker und Extremsportler aus Leidenschaft. Gerade hat er ein Reisebuch herausgegeben über Traumziele für Trekker. Der Gegenentwurf sozusagen zum Last-Minute-Schnäppchen auf Malle.

Reiseradio 074 – Ist „All Inclusive“ doch ein Segen für das Urlaubsland? / Mandarin Oriental will außerhalb Asiens wachsen / Aufwachsen in Hotellegenden: Elisabeth Gürtler vom Sacher und Andrea Kracht vom Baur Au Lac erzählen / Warum Venedig trotz Bettensteuer magisch bleibt

Das Reiseradio mag sich nach den Fernsehbildern von Irene auf einmal gar nicht mehr so echauffieren über die gelegentlichen Regengüsse der letzten Tage. Bei solchen Wettergewalten sind wir ja doch noch in unseren Breitengeraden quasi auf einer Insel der Seeligen. Flugstreichungen an die Ostküste der Vereinigten Staaten, Kreuzfahrtschiffe, die panikartig verfrüht aus den Häfen flüchteten und lieber hunderte Passagiere an Land zurückließen, als sich auf das Wagnis „Sturm am Kai“ einzulassen. Und was geschieht eigentlich mit all den Flugzeugen, die auf den Rollfeldern herumstehen? Angesichts herumfliegender Hausteile keine sehr beruhigende Vorstellung, nach Abzug der Sturmwolken so einen durchgerüttelten Flieger einzusteigen…

Wir bleiben heute lieber ganz fest auf dem Boden. Es geht um Menschen und Hotels im weiteren Sinne. Erstes Thema wird sein „All Inclusive“. Für manche Tourismuskritiker stellen diese Anlagen ja das Übel schlechthin dar des modernen Volumen-Tourismus. Doch wenn man die Argumente gegen diese Urlaubsform mal genau hinterfragt und konsequent weiterdenkt, dann entpuppt sich so manches als sozialromantischer Kitsch – wie die Mär vom armen Strandbarbetreiber Juan, der wegen All Inclusive seine Existenz verliert. Über die Wertschöpfung der All-Inclusive-Hotels unterhalte ich mich mit Professor Harald Zeiss von der Hochschule Harz, dem Leiter Nachhaltigkeitsmanagement der TUI.

Luxusherbergen der Fünf-Sterne-Plus-Klasse sind so der gefühlte Gegenentwurf zu den All-you-can-eat-Büffets und der Pinacolada aus dem Plastikbecher. Eine asiatische Kette mischt da ganz oben mit: Mandarin-Oriental. Und wie ein Bestandteil des Doppelnamens schon vermuten lässt: Mit dem Stammhaus in Bangkok, eben dem Oriental, hat man das schon zigfach als bestes Hotel der Welt ausgezeichnete Haus im Portfolio. Nun will sich die Gruppe stark auf dem nicht-asiatischen Markt ausdehnen. Ob das klappen kann, darüber unterhielt ich mich beim Frühstück mit dem Verkaufsdirektor Joachim Weber in Barcelona.

Wie ist es eigentlich, wenn man in Luxushotels quasi aufwächst, weil das Haus mit der Familie so eng verknüpft ist? Zum Beispiel in den beiden Signaturhotels in Österreich und der Schweiz? Die Rede ist vom legendären Sacher in Wien und dem schönen Baur Au Lac in Zürich. Ich hatte die Chance, Elisabeth Gürtler und Andrea Kracht gemeinsam zu sprechen. Eine kleine Philosophie auch über den Begriff Luxus.

Gerade erst hat Venedig beschlossen, auch eine Bettensteuer einzuführen. So Pi mal Daumen einen Euro pro Tag und Hotelstern. Kleine Prognose: das wird die Menschen nicht davon abhalten, die magische Lagunenstadt weiter tot zu lieben. Gloria Beggiato ist auch Tochter einer Hoteliersfamilie, nämlich die des Metropole. Sie würde lieber eine Eintrittsgebühr für Tagesgäste sehen. Denn die vor allem sind es, die entlang der Kanäle und Brücken das Schauen und Verweilen fast unmöglich machen. Trotzdem ist es eine Liebeserklärung an ihre Geburtsstadt.

Reiseradio 073 – Keine Panik vor dem Internet: das FTI Reisebüro der Zukunft / Religion auf Reisen – Mega-Events als touristisches Spektakel / Land unter im Norden: der verregnete Sommer an der Küste / Der Hafen von Berlin: Rostock ist beliebtester Kreuzfahrt-Ankerplatz Deutschlands / Museum fürs Morgen: Die Ars Electronica in Linz

Das Reiseradio am Ende einer turbulenten Woche. Ein Pionier tritt ab, eine Reizfigur tritt an. Nach Thomas Cook Manny ist Joachim Hunold nun schon der zweite, der gegen den nervösen Aktienmarkt mit seinen ganz anderen Regeln nicht mehr ankommt. Air Berlin braucht ein Sparprogramm, dass es kracht. Das wollte sich der Patriarch wohl nicht selber antun. Aber ob ausgerechnet der Feingeist und Charmebolzen Mehdorn es richten kann? Touristiker werden genau beobachten, ob der einstige Bahn-Raufbold nun Air Berlins Service und Kundenorientiertheit kaputtsaniert. Nur eine Strecke wird wohl auch für ihn sakrosankt bleiben: die Direktverbindung Berlin – Sylt. Denn im Kultrestaurant Sansibar ist schließlich immer ein Platz reserviert für das Airberlin Urgestein.

Auch die TUI sorgte mit Schlagzeilen von massivem Stellenabbau für Aufregung nicht nur in und um Hannover. Nun ja, dass das Strategie- und Wachstumsprogramm GET 2015 nicht nur Marketing-Kosmetik sein würde, war den TUIanern schon länger klar. Aber neun Prozent Umsatzplus im Sommergeschäft trotz alter Strukturen lässt beim Betriebsrat die Hoffnung keimen, dass nicht zu viele abmustern müssen vom alten Tanker.

Beides, liebe Mitreisende, wären natürlich DIE Topthemen für ein bissiges Reiseradio am Ende mit meinem Lieblingsprofessor Karl Born. Aber wir werden heute nicht skypen. Manchmal muss man auch ehrlich sein, und zu seiner persönlichen Befangenheit stehen, wenn es sie gibt. Karl ist familiär mit Airberlin verbunden, und freundschaftlich. Und dass er mal Vorstand war bei der TUI, ist ebenfalls hinlänglich bekannt. Aber zahnlos beißen, das wollten wir beide nicht. Entweder richtig oder gar nicht. Heute ist Schonzeit. Aber nur einmal. Auch als Achtung vor einem Lebenswerk.

Trotzdem ist das Reiseradio natürlich voll mit interessanten Themen. Zum Beispiel stellen wir uns die Frage, wie das Reisebüro der Zukunft aussieht. Eines, das konkurrenzfähig ist gegenüber dem Internet. Wie kann ich multimediale Elemente in die Beratung einfließen lassen und mich vom simplen Katalogblättern verabschieden? Nach der TUI hat nun auch FTI einen Flagshipstore kreiert, den man seinen Reisebüros als Franchise anbieten möchte. Birgit Aust erzählt uns, wie spacig er sein wird.

Am Sonntag war großes Finale beim Weltjugendtag in Madrid. Eine Million Besucher sind auch Touristen. Die Kirche als Reisegrund. Auch die Evangelen in Deutschland basteln gerade an einem Megaevent: 500 Jahre Protestantismus mit Luther. Was man von diesen Papst-Inszenierungen lernen könnte, dazu ein vergnügliches Gespräch mit dem Fernsehpfarrer und Kabarettisten Dr. Fabian Vogt.

Regen gab es nun wirklich genug an der Küste in diesem Sommer. Alle Hoffnungen liegen nun im Herbstgeschäft. Doch warum es neben den Verlierern auch durchaus Gewinner gab bei den touristischen Anbietern, das verrät uns Tobias Woitendorf vom Tourismusverband Mecklenburg Vorpommern.

Wussten Sie, dass Berlin einen eigenen Kreuzfahrthafen hat? Oh ja. Nach amerikanischer Sicht heißt er Warnemünde. Was sind schon zweieinhalb Stunden Bahnfahrt. Uns mag das komisch erscheinen, aber nur das Ergebnis zählt: zum ersten Mal ist Rostock der größte Kreuzfahrthafen des Landes. Hintergründe über das Merkwürdige Ausflugsverhalten von Kreuzfahrern von Christian Hardt.

Ein schlechter Sommer ist eine gute Zeit für Museen. Und Besucher des oberösterreichischen Linz erwarten nicht unbedingt Traum-Badewetter. Ab übernächster Woche ist es ihnen eh egal. Denn dann findet das jährliche Ars Electronica Festival statt. Eine Spielwiese für Futuristen. Seit 1979 schon. Und das klingt ziemlich unglaublich für so ein kleines Städtchen an der Donau. Welche elektronischen Spielereien die Besucher dieses Mal erwartet, darüber schwärmt der Künstlerische Leiter Gerfried Stocker.

Und auf den Alandinseln zwischen Finnland und Schweden sind wir auch noch.. Also viele schöne Hörstücke zum akustischen Mitreisen diese Woche.

Reiseradio 072 – L’Tur Chef Markus Orth macht morgens den Regentanz / TUI’s Mann fürs Ferne Steffen Böhnke lockt mit Sommer-Garantie / Tessins Werber Patrick Lardi hütet nicht nur die Villen der deutschen Arbeiter-Klasse / Karl Born beißt die Krise

Das Reiseradio war die letzten zwei Wochen auf Tour zwar nicht gerade vom Winde verweht, aber vom Wasser gepeinigt, wie fast alle Urlauber im nicht fernen, erdgebundenen Umfeld. Ansichtskarten von Freunden vom Mittelmeer lösen zugegeben momentan leichte Neidgefühle aus bei den zu Hause Gebliebenen… Anyway. Es gibt auch Menschen, die sich gar nicht mehr einkriegen können vor Freude beim Blick derzeit in den Himmel. Markus Orth gehört dazu, der Chef des Last Minute Veranstalters L’Tur. Dem pinken Unternehmen geht es rosig, wenn es regnet. Denn dann wollen alle nur noch weit weg. Und die Ostsee ist keine wirkliche Option. Wie das Geschäft wo wie läuft und wer was bucht, darüber unterhielt ich mich mit ihm in Baden Baden am Firmensitz. Logisch, bei Regen.

Nur weg, möglichst ganz weit weg, denken gerade viele. Vielleicht sogar auf Fernreise. Denn die soll ja derzeit boomen, wie alle Veranstalter versichern; trotz der seit Jahre entflammten Liebe zu den Erdgebundenen Zielen. Und das ist ja einigermaßen ulkig, gerade im Sommer. Denn in den meisten Fernreise-Destinationen ist dann das Wetter auch nicht besser. Aber wenigstens ist der Regen warm. Bisher war die Fernreise bei der TUI zwar gut vertreten im Portfolio, aber Marktführer war der Markführer in dem Bereich sicher nicht. Jetzt wird nachgerüstet mit allerlei Garantien und viel Marketingdruck. Zuständig für das Exotische bei der TUI ist Steffen Böhnke. Und er erklärt uns gleich, was eine Sommergarantie ist. Keine Vorfreude bitte: sie gilt nicht für Deutschland-Urlaub.

Aber man muss zum Glück nicht ganz so weit weg, wenn man mediterranes Feeling spüren möchte. Die Schweiz zum Beispiel hat einen wunderbaren Kanton namens Tessin. Da ist man schon fast in Italien, aber irgendwie noch beim heimischen Nachbarn. Zugegeben, zur Zeit schmerzt das, wenn Sie auf der Piazza in Ascona eine Pizza essen oder ein Risotto und mit einem Glas Wein eine, dem teuren Franken sei’s geschuldet, astronomische Rechnung verdauen müssen als Dessert. Aber schön ist’s schon. Wer könnte das besser in Worte kleiden, als Patrick Lardi, der als Topmanager des Tessin-Tourismus nicht müde wird, zu betonen, dass nicht nur die Villen im Tessin entzücken, sondern auch die wilde Natur zum Fast-Nulltarif.

Was kann man an einem regnerischen Sonntagabend besseres zur Aufmunterung tun, als mit seinem Lieblingsprofessor zu skypen..? Na eben. Die Themen schwammen uns nur so zu… vom Deutschland-Regen und seinen möglichen Auswirkungen auf nächstes Jahr, den kalten Duschen im Thomas Cook Management, dem Wassereinbruch in der TUI-eigenen Containerschifffahrt, dem nassen Lappen im Gesicht des Airberlin-Chefs Hunold bis hin zu den Tränen des Lachens über die Berliner, die freiwillig Flughafen-Chaos spielen.

Karl Born beißt die Krise

Das Sommermärchen Deutschland wurde zumindest dieses Jahr eine touristische Regenballade. Ob das der Urlauber der Heimat übel nimmt, dazu hole ich mir gleich professoralen Rat. Aber Karl Born hat natürlich auch wie immer gute Ideen für die Urlaubs-Zufriedenheit von Peter Fankhauser, die Schiffs-Allergie von Michael Frenzel, die Flugangst eines Joachim Hunold, den Masochismus von Berliner Flughafen-Testern und der vermuteten und erhofften Magersucht weiblicher All-Inklusive Urlauberinnen. Bissige Bemerkungen, wie Sie sie jede Woche im Reiseradio erhoffen.

Reiseradio 071 – Geheimnisse aus der Festspielstadt Salzburg / War Mozart überhaupt Österreicher? / Woran erkennt man die Original Mozartkugel? / Was ist eine Bosna? / Wie hält Kabarettist Rainer Basedow es in der Puppenstube aus? / Karl Born und die dunkle Beschwerdeseite der Urlauberseele

Das Reiseradio dieses Mal aus dem schönen Schwarzwald aus der Nähe von Baden-Baden, wo der Sonntag leider auch grau war, aber das hört sich in diesen Tagen ja schon fast an, wie ein Urlaubswohlfühl-Wetterbericht angesichts der Regenmassen anderenorts. Es ist gerade nicht einfach, den Sommer in Deutschland zu lieben.

Aber Regen ist ein gutes Überleitungs-Wort. Er wird ja gerne, und dieses Attribut mag kein Tourismus-Werber, in einem Atemzug genannt zB. mit dem schönen Salzburg. Sogar eine bestimmte Regensorte wurde kreiert: der Schnürl-Regen. Also das andauernde Nass von oben. In diesen Tagen begannen die Salzburger Festspiele. Und da wäre der weinende Himmel ja extrem kontraproduktiv für das neben der Hochkultur einfach dazugehörende Schaulaufen der Schönen oder zumindest Reichen.

Nun, laut Meteorologen-Vorhersage sieht es gerade nicht schlecht aus, zumindest dem Schnürl zu entkommen. Und als ich die Gespräche für die heutige Sendung aufgezeichnet hatte, präsentierte sich Salzburg auch von seiner lieblichsten Seite. Salzburg mit seinen gerade stattfindenden Festspielen ist in der momentanen Ferienzeit das Sonderthema des Reiseradios.

Wenn sie also schon immer wissen wollten, ob Mozart eigentlich Österreicher ist, ob Salzburg seit jeher den mondänen Touch hatte, ob man die Festspiele und ihre Gäste auch früher liebte, was sich hinter einer Bosna verbirgt, woran man echte Mozartkugeln unterscheiden kann von der zuckrigen Industrieware, und warum ein ausgesprochener Satiriker wie der langjährige Münchener Lach- und Schieß-Gesellschaftler Rainer Basedow seinen Frieden in der Puppenstube Salzburg gefunden hat… – dann werden Sie nach dieser Sendung mitreden können als touristischer Salzburg-Experte.

Und wenn Sie sich auch immer gewundert haben, warum es anscheinend in der Mentalität der Deutschen steckt, sich im Urlaub gerne und intensiv zu beschweren, dann verrät Ihnen gleich der Altmeister des Beschwerde-Managements, mein Lieblingsprofessor Karl Born, Details aus den Abgründen der teutonischen Urlauber-Seele.

Reiseradio 070 – DERTour und die neue Lust am Luxus / Erdgebundene Ziele: vom Kellerkind zum Umsatzbringer / Fischland-Darß-Zingst: eine Naturschönheit wird zu Tode geliebt? / Arbeiten an der Küste: wohnst du schon, oder haust du noch? / Opernfestspiele Savonlinna – Inszenierung mit Aussicht

Nordafrika zum Beispiel hat den Bausteinveranstaltern der REWE das Geschäft nicht schwer gemacht. Kein Wunder: diese Ziele gehören auch nicht zur Kernkompetenz. Eher Japan. Und wenn man Michael Frese zuhört, wie er kopfschüttelnd von Urlaubern berichtet, die ihren Strandurlaub auf Phuket wegen Japan storniert haben, dann ahnt man, dass auch Menschen, die sich teure Reisen leisten können, nicht intelligenter reagieren als ganz herkömmliche Pauschalis. Die Frankfurter Bausteinler haben trotzdem gute Geschäfte gemacht. Dazu gleich mehr in unserem letzten Gespräch aus der Runde der Programm-Präsentationen.

Bei allen Veranstaltern hat seit einigen Jahren ein Segment starke Zuwächse, das früher immer so ein wenig hausintern belächelt wurde, weil es so gar nicht passen wollte zum Image der großen weiten Welt, der man sich professionell verbunden fühlte. Die so genannten erdgebundenen Reisen. Sprich, all das, was man erreicht, ohne sich ins Flugzeug zu setzen. Der Run auf die nahen Ziele ist allerdings Fluch und Segen zugleich für die Veranstalter. Die Klientel neigt zur Kontinuität, wenn es ihnen irgendwo gut gefällt. Übersetzt heißt das, wenn man sich beim Seppelwirt wohlgefühlt hat, kommt so mancher auf die Idee, den nächsten Urlaub ohne zwischengeschalteten Veranstalter zu buchen. Kundenbindung im Bereich der Eigenanreise ist mehr als schwer. Wie es trotzdem funktionieren kann, wird uns gleich einer der Branchen-Experten aus diesem Bereich erläutern: Udo Schröder von Rewe Pauschal.

Bleiben wir bei der erdgebundenen Ostseeküste. Sie ist eine der Boomregionen für den Deutschland-Urlaub. Der Renner im Norden ist die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Wirklich wunderschön. Auch, wenn das Wetter in den letzten Tagen die Begeisterung etwas durchnässte. Trotzdem wird der Naturpark fast totgeliebt von den Urlaubern mit ihren Autos. Und während etwas zweifelhaft Milliarden für einen Bahnhof im Süden vergraben werden, hält die Bahn sich an der Küste vornehm zurück. Dabei würde eine schnelle Bahnanbindung allen helfen. Dazu gleich mehr mit dem Bürgermeister von Ahrenshoop, Hans Götze.

Und noch ein zweites Problem ist greifbar. So toll es die Gäste an der Küste finden, junge Leute für die Jobs im Tourismus muss man suchen. Nicht, weil sie es dort langweilig fänden: sie können sich bei den kleinen Gehältern das Wohnen dort schlicht nicht leisten. Einer der Top-Hoteliers hat das erkannt: Roland Fischer von der Fischerwiege lockt mit Vergünstigungen, die in keinem Tarifvertrag stehen. Im Reiseradio erzählt er gleich, was man heute tun muss, um in solchen Ferienregionen qualifizierten Nachwuchs zu bekommen.

Noch ein Trendthema in den Sommermonaten sind Kultur-Events. Gerade im Klassikbereich. Und da gehen wir in dieser Sendung noch ein wenig nördlicher als zu unseren Musikfestivals im eigenen Land. Mein Kollege Andreas Jacobsen war bei den Opernfestspielen im finnischen Savonlinna, die in diesen Tagen zu Ende gehen. Wettermäßig auch etwas gebeutelt, aber mit ungebrochener Begeisterung der Zuschauer.

Mein Kollege Rolf Nöckel erinnert sich an seine schöne Zeit auf Teneriffa und Karl Born ist bissig, wie wir ihn so lieben. Na ja, der Tourismus-Ausschuss-Vorsitzende Brähmig und die SPD als Traumschiff-Reeder liefern ja auch die steilsten aller Vorlagen. Und einiges andere kommt noch dazu.

Karl Born und Politikgeschwafel

Wochenlang Programm-Pressekonferenzen, und was bleibt im Gedächtnis hängen? Das haben Karl Born und ich uns auch gefragt. Es war zugegeben nicht so wahnsinnig viel. Warum sind die Veranstalter so austauschbar geworden? Warum werden, wie das Beispiel Griechenland zeigt, Prognosen nach Kaffeesatzlesen-Qualität abgegeben? Welche Auswirkungen hatte denn nun die Luftverkehrsabgabe auf den Tourismus – und warum nicht? Warum glauben Politiker im Sommer immer, mit verbalem Dünnpfiff Schlagzeilen produzieren zu müssen? Warum verursachen Stresstests eigentlich nur Stress? Wieso versucht sich die SPD an Traumschiffen, wenn sie noch nicht mal schmucke Kapitäne hat? Was unterscheidet eine geprüfte von einer echten Gästemeinung, und eine TV-Dokumentation von einer Dokusoap? Viele Fragen an Karl Born. Viele zugespitzte Antworten für Sie.