Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 100 – Pow Wow in Los Angeles – USA bitten zu Gast / Sommerglücks-Momente – Österreichs neue Kampagne / Parken JWD – wie man am Airport richtig Geld spart / Chur – die kleine Vatikanstadt in Graubünden

Im Reiseradio gönnen wir uns heute zur Feier des Tages eine schöne Flasche Rotwein bei der Produktion dieser Ausgabe von WASMITREISEN. Sie trägt nämlich die Nummer 100. Und wer hätte das gedacht, dass sich aus der verrückten Idee zur ITB vor zwei Jahren – um einfach mal als Vorsitzender des Berufsverbandes der Reisejournalisten in Deutschland zu schauen, ob es neue mediale Möglichkeiten gibt im Bereich Tourismus – so eine ausdauernde Fachsendung entwickelt, die montags mittlerweile für viele einfach dazugehört. 100 Sendungen mit Klatsch und Tratsch aus der Welt des Reisens, mit Interviews der Topleute und der Macher, oft akustisch bissig mit Karl Born und reisephilosophisch mit Rolf Nöckel und einigen anderen, die genau so selbstausbeuterisch mitgeholfen haben, dieses Projekt mit Tönen und Leben zu füllen. Ganz herzlichen Dank an alle. Und auch an Sie, an Euch als Hörer. Denn wenn ich nicht sehen würde, wie toll die Zugriffszahlen sind und sich weiter entwickeln, dann würde ich mir das am Sonntagnachmittag sicher nicht antun. So, genug Jubiläum.

Ich vermute mal, Sie haben im Geheimen damit gerechnet, dass heute Dr. Volker Böttcher von der TUI hier den Strategiewechsel erläutert, der mit einem Paukenschlag letzte Woche verkündet wurde, und der nicht nur die Reisebüros zittern lässt, ob der Böttcher-Nachfolger und ausgewiesene Online-Experte Christian Clemens skandinavische Vertriebsstrukturen pushen könnte. Aber Aufsichtsrat Dr. Böttcher möchte diese neue Struktur persönlich und öffentlich nicht diskutieren und kommentieren. Und diese Aussage ist irgendwie deutlicher, als es jedes Gespräch zu diesem Zeitpunkt wohl hätte sein können… Also beobachten wir die Sache weiter.

Was wir von Christian Clemens wissen, ist, dass er eine gewisse kindliche Prägung im schönen Österreich erleben durfte. Und damit vielleicht automatisch etwas vom Fast-Weltkulturerbe Charme abbekam. Warum ich das sage? Ich muss irgendwie eine krachende Überleitung finden zum Topthema der heutigen Sendung: der Österreich Kampagne für die kommende Saison: Sommerglücksmomente. Na, da juchzt der Urlauber und hat seine sehr individuellen Vorstellungen, wie so ein emotionaler Kick beschaffen sein könnte. Vielleicht ist das aber auch das Geniale an der neuen Kampagne. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Und die kleinen Dinge, die nicht neu erfunden werden müssen, werden ganz groß. Ich sprach mit Österreichs Deutschland-Chef Oskar Hinteregger über das Austria-Glück.

Traditionell fahren die meisten Urlauber mit dem Wagen nach Österreich. Die wird das folgende Gespräch also nicht so interessieren. Aber die Flugreisenden. Die sind häufig am Airport konfrontiert mit einer Parksituation, die dem überzeugtesten Autofreund die Zornesröte ins Gesicht treibt: nämlich der Blick auf die Gebührentafel. Das Stückchen Nacktbeton hat einen Quadratmeterpreis, der Toplagen im Zentrum von Weltmetropolen mitunter übertrifft. Oder man hoppelt sich mit dem Rollkoffer einen Wolf. Dass es auch anders geht, beweist der Bundesverband der unabhängigen Flughafen-Parkplatzbetreiber. Und mit Kai Rixrath vom Vorstand des BUF erfahren wir auch, wie.

Ein touristischer Nachbar im deutschsprachigen Nahbereich hat momentan wirklich mediale Unterstützung verdient. Unsere Schweizer Freunde mit ihrem starken Fränkli. Ich bin dort viel unterwegs und will versuchen, in den kommenden Wochen einige nette Begegnungen vor Ort ins Fachprogramm einzubauen. Es ist nicht alles Bahnhofsstrasse in der Schweiz, und man muss auch nicht immer über Los gehen, um schöne Erlebnisse zu haben. Heute verschlägt es uns in die Ostschweiz, nach Chur. Ein Städtchen, das schöner ist, als viele andere, und doch von vielen ungerechtfertigt auf der Autobahn umfahren wird. Lassen Sie sich überraschen von der Vatikanstadt im Kleinen.

Von der großen Messe zum heidnischen Pow Wow. So heissen bei den Indianern die früher mal spirituellen Zusammenkünfte, die mittlerweile eher etwas von folkloristischem Volksfest haben. Und die amerikanische Reiseindustrie denkt sich, was die Indianer können, das machen wir schon lange. Zusammenkommen, gemeinsam essen, tanzen, singen, Kontakte knüpfen, stark sein für das Big Business. Einmal im Jahr mentale Einschwörung auf den Touristen, das zu umwerbende Objekt der Begierde. Zum Glück will man nicht den Skalp der Urlauber, sondern nur ihr Geld. Mein Kollege Rüdiger Edelmann ist gerade in Los Angeles vor Ort. Mit ihm spreche ich gleich.

Reiseradio 063 – Dehoga Präsident Fischer: keine Gnade für dreckige Restaurants / Umwelt war gestern – Nachhaltigkeit ist heute: TUI geht mal wieder voran / Das Schweizer Bergdorf Vnà mag kein Hotel sein: vom Scheitern einer klugen Idee / Eintrittsgebühr in die USA für Behörde statt Werbung?

Wir haben eigentlich zwei Schwerpunkte heute im Reise Radio. Zum einen kümmern wir uns um die Lage der Hoteliers und Gastronomen in Deutschland. Dazu gleich ein Gespräch mit Dehoga Präsident Ernst Fischer. Aber es geht auch um den Begriff Nachhaltigkeit im Tourismus, Jetzt höre ich schon Ihr Aufstöhnen. Oh je, Reiseradio macht heute eine Gutmenschen-Sendung. Als ob die Branche nicht andere Probleme hätte. Aber seien Sie gespannt, wie konkret Bemühungen um nachhaltigeres Reisen auch im Volumen-Tourismus erfolgsversprechend sein können, wenn privatwirtschaftliche Konzerne und Entwicklungshilfe gemeinsame Sache machen. Und wie sehr Hilfe auch scheitern kann, wenn man Betroffene ohne böse Absicht zu ihrem Glück ein wenig zwingen möchte…

(ab 07:35) Wenn Interessensverbände zur Lage der Branche laden, dann ahnt man als Journalist in der Regel den Inhalt schon voraus: die Lage ist hoffnungslos, aber zum Glück nicht ernst. Klagen gehört zum Geschäft. Das haben die Bauernverbände beispielgebend so vorgeführt. Auch Dehoga Präsident Fischer wollte trotz Steuerersparnis und Rekord-Übernachtungszahlen nicht nur Hosianna murmeln. Er möchte die reduzierten Steuersätze nun auch in Schritt Zwei für die Gastronomie durchsetzen. Man muss sich eben noch Ziele setzen. Aber eben nicht für alle Betriebe: selten hat ein Verbandschef so massiv die Schließung von Restaurants und Futterbuden gefordert, die ekelig bei den Kontrolluntersuchungen auffallen. No mercy. Keine Gnade. Nun bleibt die Frage, ob Fischer den Rächer der Sauberen gibt, der ob er nur ein verbal schlauer Fuchs ist, um die ungeliebte Hygiene Ampel zu vermeiden. Urteilen Sie selbst nach dem Interview.

(ab 24:30) Bei Nachhaltigkeit im Tourismus hat man ungerechterweise immer so das Bild der Sandalenträger vor Augen, die etwas unbequem in den Strandhütten einer Wasserindianer-Kollektive sinngebend auf Kurzzeit leben wollen, wie die Einheimischen und ganz gestresst sind vom permanenten Versuch, sich höflichst zu assimilieren. Sozusagen der Gegenentwurf zum rülpsenden Ballermann. Von den nachdenklich durch die Welt Stolpernden profitieren Veranstalter, wie die von Anders Reisen. Von den anderen die Volumenveranstalter. Einer, und sogar der volumigste, hat aber jetzt auch die Nachhaltigkeit für den Massentourismus entdeckt. So dezent, dass es den Urlaubern nicht weh tut und als Spaßbremse missverstanden wird, aber so wirksam, weil eben Millionen kleiner Schritte in der Regel weiter führen, als beherztes Auftreten einer Mini-Elite. Es erwartet Sie ein sehr interessantes Gespräch mit dem Nachhaltigkeits-Beauftragten der TUI, Professor Harald Zeiss und Klaus Lengefeld von der GIZ, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.

(ab 40:30) Aber…: dass Gutes wollen, Gutes machen nicht unbedingt zum nachhaltigen Erfolgserlebnis wird, wenn man es versäumt, die Seelen der Betroffenen rechtzeitig mitzunehmen auf den neuen Weg, das zeigen wir im folgenden Gespräch. Ein Dorf wird Hotel. Das war so ein Musterprojekt. Über so etwas berichten Journalisten gerne. Da wird anscheinend alles richtig gemacht. Win-win-Situation für alle. Das ist Tourismus, wie wir ihn lieben… wollen. Aber im Engadiner 70-Seelen-Bergbauern-Dorf Vná waren die Bauern stur. Städter würden arrogant murmeln, sie waren etwas beschränkt und haben die Chancen nicht gesehen. Auf jeden Fall wollen sie lieber, das alles so bleibt wie früher. Und bauernschlau haben sie erkannt, dass durch die weltweite Aufmerksamkeit auf das Bergdorf Vná die Maklerpreise für wackelige Hütten astronomisch in die Höhe geschossen sind. Auch so kann man scheinbare Armut bekämpfen. Wenn auch nicht in touristisch gewünschter Weise. Wir sprechen mit einer der Initiatorinnen, Urezza Famos.

http://www.hotelvna.ch/

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,593384,00.html

(ab 54:55) Irgendwie wird auch Amerika-Reisenden seit Anfang des Jahres vorgegaukelt, die neue Einreisegebühr in die USA würde nachhaltig für etwas Gutes verwendet. Nämlich die Tourismuswerbung für das großartige Land. Leider bekam mein Kollege Rüdiger Edelmann auf dem Pow Wow in San Francisco den Eindruck, hier entsteht eine gefräßige, sich selbst ernährende neue Behörde, die vor allem sich selbst verwaltet und alimentiert – mit einem Behördenleiter, dessen Fachkompetenz nur Spurenelemente von Tourismusmarketing enthält.

(ab 01:02:45) Vielleicht sollten wir nur noch virtuell nach Amerika reisen. Nein, so viel Online und Digital möchte selbst der Fachverband des Internet-Reisevertriebs nicht. So lange Gedankenreisen à la Total Recall nur Hollywood-Phantasien mit Arnold Schwarzenegger sind, sollte am Ende des Beratungs-Prozesses auf durchschnittlich 13 Webseiten auch irgendwann eine Buchung stehen. Darüber – unter anderem – unterhalte ich mich mit meinem Lieblingsprofessor Karl Born, dessen Liebe zum Internet legendär ist.

Reiseradio 012 – Pow Wow Orlando: Ölpest und Tourismus / Radfahren als Megatrend? / Interviews mit DTV-Präsident Meyer und MdEP Michael Cramer / Intersky piekst die Großen / Karl Born und der Security-Schuh

Ab heute wird in Orlando beim Pow Wow der USA-Urlaub eingekauft. Ölpest, Dollarkurs und Sicherheits-Kontroversen überschatten die Reisemesse. Rüdiger Edelmann ist vor Ort. Neben dem Wandern wird auch das Radfahren zumTourismus-Trend der kommenden Jahre ausgerufen. Zu Recht? Das Projekt Fernweg D3 ist eine politische Kopfgeburt. Jetzt schaut man, ob die Radler die Strecke auch annehmen – und wenn ja, wie und wo. Dazu DTV-Präsident Reinhard Meyer. Ganz in die Genussecke will DERTour mit seinem Radprogramm. Kleine Gruppen, Reiseleitung, viel Erlebnis, ohne Gepäck. Sabine Gerhard erläutert. Der Europa-Parlamentarier von den Grünen, Michael Cramer, will mal wieder die Mobilität einschränken. Hört sich revoluzzerhaft an, aber es ist eher ein Plädoyer gegen den so normal angesehenen Flugurlaub und für die Radtour – wenn die Deutsche Bahn nur mitziehen würde…Vom Verzicht aufs Fliegen mag er naturgemäß gar nichts hören: Claus Bernatzik der Chef der Fluglinie Intersky. Er ist froh, dass er sich als kleiner Regionaler eine Nische geschaffen hat und genießt die Rolle David gegen Goliath. Ein Schuh mit orthopädischer Einlage, schwatzende Russen oder Massage-Sohlen führen zu Alarmen – im Flugverkehr grenzt die Sicherheit mittlerweile an Hysterie. Gedanken mit Karl Born über die Menschenwürde, die auf der Strecke bleibt.