Hotelfilme zeichnen sich in der Regel nicht durch überbordende Individualität aus. Aber es gibt auch Ausnahmen von der Regel: Mitten in den Bergen und mit hoher Kuschel-Kompetenz – Das Bergland in Sölden. Wer auf das Designhotel aufmerksam gemacht werden möchte, trifft im Hotelfilm auf einen Star: ein Schaf. Es geht um viel Wolle, Wellness und das Wohlfühlen von Kelly, dem Lamm, das gerne im Bett aber nicht auf dem Teller landen möchte.
Nach 10 Milliarden Reisenden im Jahr 2012 und der immer noch ungeschlagenen Urlaubslust der deutschen Reise-Weltmeister gilt es dieses Jahr, erneut die Bestmarke zu reißen. Wichtigster wirtschaftlicher Etappenschritt auf diesem Weg ist wieder einmal im März in Berlin die ITB – die größte Messe der Welt, wenn es um Reisen und Ferien geht. Selbst tituliert man sich gerne auch als das größte Reisebüro der Welt. Und deshalb gibt es gerade massiven Streit. Nicht etwa, weil irgendwo sonst auf dem Globus ein Messeveranstalter den Superlativ anzweifeln möchte. Es geht um den Grundgedanken eines Reisebüros. Der besteht nämlich tatsächlich darin, dem End-Kunden auch etwas zu verkaufen.
Dafür war sich die ITB bisher zu vornehm. Innerhalb der Branche wurde zwar immer schon geschachert und verhandelt, aber der Urlauber musste sich am Publikums-Wochenende mit Folklore und Faltblättern begnügen. Appetit holen ja, aber gegessen wird im Reisebüro um die Ecke.
Dieses Jahr will die Messe auch den Reiseverkauf erlauben. Wie das genau aussehen soll, weiß noch keiner, aber angeblich wollen die ITB-Manager nur den geäußerten Mehrheitswunsch der Aussteller umsetzen. Auch eine Befragung des Travel Industry Clubs brachte ein ähnliches Votum „Pro Ticketverkauf“. Lediglich der mächtige Dachverband DRV hält frontal dagegen. Hinter den Kulissen kracht es bis heute mächtig. Die Branchenvertreter befürchten einen Dammbruch, wenn es erst mal Sonderpreise gibt. Denn für Reisen gibt es immer noch eine nahezu uneingeschränkte und damit für die Branche sehr kommode Preisbindung in Deutschland.
Warum die Interessen da so aufeinanderprallen, dazu habe ich die beiden Haupt-Kontrahenten befragt: Dr. Martin Buck, den für die ITB zuständigen Messe-Manager und Hans-Gustav Koch, den DRV-Hauptgeschäftsführer. Beide, das kann ich schon jetzt verraten, haben gute Argumente für ihre Position.
Und dann gibt es in diesem Reiseradio auch noch einige verbale Kalorien zum Festtags-Ausklang. Leckeres zum Zuhören. Zwei Interviews zur akustischen Sättigung, aber gleichzeitig auch zum Appetit-Holen bei einem der nächsten Urlaube. Ort der Völlerei: Österreich. Genauer: Oberösterreich. Dort dreht sich die kulinarische Verführung vor allem um zwei Produkte: Knödel und Bier. Passen übrigens auch hervorragend zusammen. Ich traf die Knödelexpertin, Fernsehköchin und Buchautorin Ingrid Pernkopf in Gmunden am Traunsee (http://www.gruenberg.at). Sie ist die absolute Knödel-Queen des Landes. Ich hätte gefühlt nach mehreren Tagen bestimmt einige Kilo zugenommen, aber es wären die glücklichsten Kalorien-Kilo, die man sich anfuttern könnte.
Von da führte mich meine Diät-verachtende Recherche in den Böhmerwald, nach Aigen, wo der erste Bier-Sommelier-Weltmeister Karl Schiffner sein Restaurant und kleines Hotel betreibt (http://www.biergasthaus.at). Mehrere hundert Biersorten führt er im Ausschank. Das hat einen Weintrinker wie mich erst mal verunsichert, aber nach kurzer Zeit begeistert. Ein Bier-Menü zum Beispiel dürfte so eines der Reiseerlebnisse sein, mit dem man viele Menschen auf der Suche nach dem Urlaubs-Kick begeistern könnte. Die kreativen Angebote sind es schließlich, die die Branche derzeit händeringend sucht, um Zielgruppen-spezifische Pakete zu schnüren. Ich verspreche Ihnen: trotzdem verursachen beide Gespräche kein Sättigungs-Gefühl, sondern sind einfach lecker.
Das Reiseradio meldet sich mitten aus dem Winter Wonderland Berlin, das heute am Sonntag noch ganz idyllisch und romantisch immer weißer wird, aber, weil keine faule Socke schippt, spätestens morgen im Berufsverkehr etliches von seinem Liebreiz verlieren dürfte.. Das ist in Werfenweng (www.werfenweng.eu) , wo ich gerade herkomme, natürlich ganz anders. Erstens gibt es dort im 900 Seelen Dorf nahe Salzburg in einem Sackgassen-Hochtal fast keinen Berufsverkehr, und zweitens ist es ja geradezu Tourismus-Konzept, das eigene Auto während des Aufenthaltes schön wegzusperren und die Angebote der SAMO, also der Sanften Mobilität des Ortes kostenlos zu genießen. Shuttle, Pferdekutsche und Langlaufski inklusive. Was sich hinter diesem ganzheitlichen Ganzjahresangebot verbirgt, erklärt uns nachher der Bürgermeister und Initiator Dr. Peter Brandauer.
Überhaupt ist Werfenweng ein Nabel dieser Reiseradio-Ausgabe 120. Da war letzte Woche einmal das neue Travel Charme Hotel Bergresort (www.travelcharme.com) Anlass für den Trip ins Salzburger Land. Für viele Hörer dürfte diese Hotelgruppe eher Synonym für hochwertiges Logieren an der Ostseeküste sein. Kein Wunder, denn in den ersten Jahren nach der Wende konnte die Gesellschaft der Treuhand über 20 der Muffelhotels des „Reisebüros der DDR“ abluchsen. Viele davon in absoluter Toplage, wenn auch dringend sanierungsbedürftig. Es wurde viel Geld hineingepumpt. Mit Erfolg. Die Travel Charme Hotels haben Spitzenwerte bei der Gästezufriedenheit. Nun will die Schweizer Muttergesellschaft raus aus der Regionalität und expandiert in andere Länder. Werfenweng ist, jetzt neueröffnet, das dritte österreichische Haus. Ganz in modernem Design und durch seine Größe der unbestrittene Platzhirsch am Ort. Über die weiteren Pläne der Gruppe sprach ich mit dem Travel Charme Geschäftsführer Thomas Haas.
Und weil ich nun schon mal vor Ort war, schaute ich als notorischer Nicht-Skifahrer auch gleich mal ins Salzburger Landes-Ski-Museum (www.skimuseum.at) hinein, das mitten im Dorf die Bretterl-Geschichte aufarbeitet. Sogar Großes wurde in Werfenweng entwickelt: Die Stahl-Kante am Ski, oh ja. Und es ist überdies der Beweis zu besichtigen, dass es mitnichten die Amis waren, die das Snowboard erfunden haben, sondern die Burschen aus der Region, schon hunderte Jahre zuvor. Diese und mehr Geschichten erfahren Sie gleich von Wolfgang Popp, der jeden Ski mit Namen kennt.
Kontrastprogramm im Reiseradio ist dann unser Topthema heute: das große Interview mit Dr. Berndt Schmidt, dem Intendanten des Friedrichstadt Palastes www.show-palace.eu) in Berlin. Gerade hat man für über neun Millionen eine neue Show auf die größte Bühne der Welt gebracht. Unverzichtbarer Bestandteil natürlich: die mit 32 Tänzerinnen längste Girlreihe der Welt, die so genannte Kickline, bei der absolut synchron die längsten Beine in kürzesten Höschen durch die Gegend wirbeln. Die Show mit ihrer spektakulären Bühnentechnik ist eigentlich ein Muss für jeden Berlin-Besucher. Sie hat absolut Las Vegas Format – aber ist interessanterweise vor allem für viele Westdeutsche und ausländische Besucher ein immer noch verborgener Schatz. Das könnte sich nach diesem Reiseradio-Gespräch und den Filmen auf der „Was mit Reisen“-Website ändern. Vor allem bei den Touristikern, die mit Städtereise-Programmen zu tun haben.
Heute ist es zum letzten Mal in meinem Amt als Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten, dass ich dieses Reiseradio produziere und moderiere. 12 Jahre sind es jetzt. Uff. Diese Woche ist Schluss bei unserer Hauptversammlung im schönen Hotel Neptun in Warnemünde. Ich trete nicht mehr an zur Wiederwahl. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das bekommt sonst Kohl’sche Ausmaße bei der Vorstandszeit. Da habe ich zumindest etwas gemein mit dem BTW-Präsidenten Klaus Laepple, der ja auch Anfang nächster Woche leise, nee, wahrscheinlich gar nicht leise, Servus sagt Beide hatten wir 12 Jahre unsere Funktionen. Und beide kommen wir aus Aachen. Tja, Karl der Große verpflichtet halt… 🙂
Das Reiseradio geht natürlich weiter. Ehrensache. Danke für den tollen Response bisher und die vielen lieben Wünsche diese Woche, dass Ihr die Sendung vermisst habt. Na, dann steigen wir doch gleich wieder ein.
40 Jahre alt wird der Club Aldiana. Der war sogar noch ein bisschen eher auf dem deutschen Markt als Robinson. Erfahrene Touristiker wissen auch etwas wehmütig, wo alles angefangen hat. An Afrikas Westküste, im Senegal. Damals, ach damals, wo es noch die Plastikperlen gab zum Bezahlen und der Schwanentanz beleibter älterer Herren in Tütü der sichere, wöchentliche Hit war bei der Gästeshow. Klingt heute, wie Urlaub vom anderen Stern. Hardcore-Animation mit Trillerpfeife wird in diesen Tagen höchstens noch von angeramschten Billighotels praktiziert. Aldiana hat bewegte 40 Jahre hinter sich. Mit Stand von heute eine Erfolgsgeschichte mit Achterbahn-Phasen. Gesund geschrumpft und wieder bereit, zu wachsen. Gleich spreche ich darüber mit Aldiana Chef Peter Wennel.
Cluburlaub bleibt ein Schwerpunkt in dieser Sendung. War früher mal der Sport im Wesentlichen konzentriert auf Tennis und Surfen – wenn man mal die sportlichen Mannschaftsbelustigungen außen vor lässt – müssen die Premiumclubs seit Jahren mächtig aufrüsten. Trendsport wird verlangt, perfekte Ausrüstung und Anleitung. Und da die Tagesrate in diesen Clubs einen gewissen monetären Auswahlprozess bedingt, verwundert es nicht, dass gerade ein Sport besonders erfolgreich ist, der in diesen Kreisen gewissermaßen zum guten Ton gehört: das Golfen. Robinson, der unantastbare Marktführer in Deutschland, setzt ganz auf den kleinen weißen Ball. Der Master über die Greens ist Dieter Hoffmann. Ihn traf ich im Club Landskron.
Wer schon einmal in einem Souvenirladen stöberte und nicht völlig immun ist für Stil und Design, wird das Etablissement nach kurzer Zeit schreiend und mit Augenkrebs verlassen… Für Menschen mit einem Grundgefühl für Ästhetik sind diese Little Shops of Horror der Vorhof zur Hölle. Warum müssen Souvenirs in der Regel so hässlich sein. Eine der großen Fragen im Tourismus, die noch nach Erleuchtung rufen. Zumindest die Wiener – ausgerechnet die, die die Schneekugel erfunden haben – wollen nun gegen rudern. Und weil heute ja keine Entscheidung geht ohne Wettbewerb und internationales Marketing-Geklingel, haben die Wiener internationale Designer gebeten, „das“ Wien-Souvinir mit Hippness-Faktor zu entwickeln. Ich sprach mit Wiens Oberwerber Norbert Kettner über die Entwürfe.
Für Ralph Beisel gibt es in Städten gewisse No-Go-Areas. Zumindest, wenn er nicht anonym unterwegs ist. Man könnte sagen, immer da, wo man den Tower eines Airports erahnen kann, ist der Cheflobbyist der deutschen Flughäfen Persona non grata bei den in der Regel Lärm-geplagten Anwohnern. Er hat da die gleiche undankbare Rolle, wie der Interessensvertreter der deutschen LKWs, also des Güterfernverkehrs. Kein mag Brummis auf der Autobahn, aber alle wollen die perfekte Transportlogistik. Keiner mag Flugzeuge über seinem Garten, aber jeder ist froh, wenn der Urlaubs- oder sonstige Flug in der eigenen Stadt beginnt. Diese Woche lud der ADV zur Lounge. Direkt unter den Bahngleisen, auf denen mal auch die Züge zum Berliner Flughafen fahren werden, sollen, würden. Aber das ist ja eine andere Baustelle. Ein kleines Gespräch über die getrübte Lust am Fliegen mit Ralph Beisel.
Und mein lieber Kollege Rolf Nöckel macht sich in dieser Sendung sogar gleich zweimal kluge Gedanken über die Themenschwerpunkte. Er hat sich beim Golfen versucht und den Charakter seiner Mitreisenden im Flughafen beobachtet, wenn es an den Jagdinstinkt am Gepäckband geht.