Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 063 – Dehoga Präsident Fischer: keine Gnade für dreckige Restaurants / Umwelt war gestern – Nachhaltigkeit ist heute: TUI geht mal wieder voran / Das Schweizer Bergdorf Vnà mag kein Hotel sein: vom Scheitern einer klugen Idee / Eintrittsgebühr in die USA für Behörde statt Werbung?

Wir haben eigentlich zwei Schwerpunkte heute im Reise Radio. Zum einen kümmern wir uns um die Lage der Hoteliers und Gastronomen in Deutschland. Dazu gleich ein Gespräch mit Dehoga Präsident Ernst Fischer. Aber es geht auch um den Begriff Nachhaltigkeit im Tourismus, Jetzt höre ich schon Ihr Aufstöhnen. Oh je, Reiseradio macht heute eine Gutmenschen-Sendung. Als ob die Branche nicht andere Probleme hätte. Aber seien Sie gespannt, wie konkret Bemühungen um nachhaltigeres Reisen auch im Volumen-Tourismus erfolgsversprechend sein können, wenn privatwirtschaftliche Konzerne und Entwicklungshilfe gemeinsame Sache machen. Und wie sehr Hilfe auch scheitern kann, wenn man Betroffene ohne böse Absicht zu ihrem Glück ein wenig zwingen möchte…

(ab 07:35) Wenn Interessensverbände zur Lage der Branche laden, dann ahnt man als Journalist in der Regel den Inhalt schon voraus: die Lage ist hoffnungslos, aber zum Glück nicht ernst. Klagen gehört zum Geschäft. Das haben die Bauernverbände beispielgebend so vorgeführt. Auch Dehoga Präsident Fischer wollte trotz Steuerersparnis und Rekord-Übernachtungszahlen nicht nur Hosianna murmeln. Er möchte die reduzierten Steuersätze nun auch in Schritt Zwei für die Gastronomie durchsetzen. Man muss sich eben noch Ziele setzen. Aber eben nicht für alle Betriebe: selten hat ein Verbandschef so massiv die Schließung von Restaurants und Futterbuden gefordert, die ekelig bei den Kontrolluntersuchungen auffallen. No mercy. Keine Gnade. Nun bleibt die Frage, ob Fischer den Rächer der Sauberen gibt, der ob er nur ein verbal schlauer Fuchs ist, um die ungeliebte Hygiene Ampel zu vermeiden. Urteilen Sie selbst nach dem Interview.

(ab 24:30) Bei Nachhaltigkeit im Tourismus hat man ungerechterweise immer so das Bild der Sandalenträger vor Augen, die etwas unbequem in den Strandhütten einer Wasserindianer-Kollektive sinngebend auf Kurzzeit leben wollen, wie die Einheimischen und ganz gestresst sind vom permanenten Versuch, sich höflichst zu assimilieren. Sozusagen der Gegenentwurf zum rülpsenden Ballermann. Von den nachdenklich durch die Welt Stolpernden profitieren Veranstalter, wie die von Anders Reisen. Von den anderen die Volumenveranstalter. Einer, und sogar der volumigste, hat aber jetzt auch die Nachhaltigkeit für den Massentourismus entdeckt. So dezent, dass es den Urlaubern nicht weh tut und als Spaßbremse missverstanden wird, aber so wirksam, weil eben Millionen kleiner Schritte in der Regel weiter führen, als beherztes Auftreten einer Mini-Elite. Es erwartet Sie ein sehr interessantes Gespräch mit dem Nachhaltigkeits-Beauftragten der TUI, Professor Harald Zeiss und Klaus Lengefeld von der GIZ, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.

(ab 40:30) Aber…: dass Gutes wollen, Gutes machen nicht unbedingt zum nachhaltigen Erfolgserlebnis wird, wenn man es versäumt, die Seelen der Betroffenen rechtzeitig mitzunehmen auf den neuen Weg, das zeigen wir im folgenden Gespräch. Ein Dorf wird Hotel. Das war so ein Musterprojekt. Über so etwas berichten Journalisten gerne. Da wird anscheinend alles richtig gemacht. Win-win-Situation für alle. Das ist Tourismus, wie wir ihn lieben… wollen. Aber im Engadiner 70-Seelen-Bergbauern-Dorf Vná waren die Bauern stur. Städter würden arrogant murmeln, sie waren etwas beschränkt und haben die Chancen nicht gesehen. Auf jeden Fall wollen sie lieber, das alles so bleibt wie früher. Und bauernschlau haben sie erkannt, dass durch die weltweite Aufmerksamkeit auf das Bergdorf Vná die Maklerpreise für wackelige Hütten astronomisch in die Höhe geschossen sind. Auch so kann man scheinbare Armut bekämpfen. Wenn auch nicht in touristisch gewünschter Weise. Wir sprechen mit einer der Initiatorinnen, Urezza Famos.

http://www.hotelvna.ch/

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,593384,00.html

(ab 54:55) Irgendwie wird auch Amerika-Reisenden seit Anfang des Jahres vorgegaukelt, die neue Einreisegebühr in die USA würde nachhaltig für etwas Gutes verwendet. Nämlich die Tourismuswerbung für das großartige Land. Leider bekam mein Kollege Rüdiger Edelmann auf dem Pow Wow in San Francisco den Eindruck, hier entsteht eine gefräßige, sich selbst ernährende neue Behörde, die vor allem sich selbst verwaltet und alimentiert – mit einem Behördenleiter, dessen Fachkompetenz nur Spurenelemente von Tourismusmarketing enthält.

(ab 01:02:45) Vielleicht sollten wir nur noch virtuell nach Amerika reisen. Nein, so viel Online und Digital möchte selbst der Fachverband des Internet-Reisevertriebs nicht. So lange Gedankenreisen à la Total Recall nur Hollywood-Phantasien mit Arnold Schwarzenegger sind, sollte am Ende des Beratungs-Prozesses auf durchschnittlich 13 Webseiten auch irgendwann eine Buchung stehen. Darüber – unter anderem – unterhalte ich mich mit meinem Lieblingsprofessor Karl Born, dessen Liebe zum Internet legendär ist.

Reiseradio 048 – Club und Kuckucksuhr – warum uns die Ausländer lieben: Wirtschaftsminister Brüderle und DZT Chefin Hedorfer zum Rekord im Deutschlandtourismus / Ackern im Urlaub: STA-Travel will jungen Menschen Ferien mit Verantwortung bieten / TUI Murmeltiertag: Karl Born aus der Höhle des Löwen

Das Reiseradio ist auch ziemlich erleichtert, dass die Dinge in Ägypten sich anscheinend zum Guten wenden. Wobei „gut“ natürlich eine etwas hilflose Formulierung ist und den im Tourismus Beschäftigten vor allem am Roten Meer, aber auch entlang des Nils, die Sorge nicht wegnimmt, von was sie in den kommenden Wochen oder Monaten leben sollen. Ein Problem, das ähnlich auch in Tunesien akut bleibt. Nun hat die Reiseindustrie erst einmal schnell umgebucht, das musste sie auch, aber es wäre zu wünschen, dass die beiden Länder schnell wieder eine Chance bekommen. Auch dafür wird die ITB gut sein Anfang März – sofern bis dahin überhaupt wieder jemand das Sagen hat im Tourismus bei den beiden Ländern.

Vielleicht noch ein Satz dazu, wie Marktwirtschaft funktioniert: Die Ausweich-Zielgebiete, glücklich überrascht von den Umbuchungen, entdeckten auch schnell die Notlage und drehten an der Preisschraube. So kann man auch weit entfernt von Revolutionen profitieren

Zum Thema Ägypten und einer, nennen wie es mal vorsichtig „merkwürdigen“, Stellungnahme des Tourismus-Ausschuss-Vorsitzenden Brähmig unterhalte ich mich gleich noch mit Klaus Laepple, dem Boss des Bundesverbandes der Tourismus-Industrie. He was not amused. So viel sei schon gesagt.

Topthema in diesem Reiseradio ist der Deutschland-Tourismus. Denn das alte Schnarchziel ist munterer als je zuvor. Gerade die ausländischen Gäste lieben uns – Rekord 20 Jahre nach der Wiedervereinigung: über 60 Millionen Übernachtungen von Menschen ohne deutschen Personalausweis. Was sie hier suchen, die Kuckucksuhren oder die Clubszene von Berlin – darüber spreche ich mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle – dem obersten Touristiker in der Regierung. Und mit der DZT-Chefin Petra Hedorfer wollen wir das auch erkunden. Sie verantwortet ja die tägliche Arbeit, Deutschland sexy zu machen für den Urlaub. Mit Themen, die für manchen manchmal leicht unsexy wirken.

In den letzten Ausgaben des Reiseradios haben wir uns intensiv mit dem Familienurlaub beschäftigt und auch mit den Reisewünschen von Jugendlichen, die irgendwann mal keinen Bock mehr darauf haben, gemeinsam mit den Eltern unterwegs zu sein, sondern lieber mit Gleichaltrigen – Stichwort RUF Jugendreisen als Beispiel für darauf spezialisierte Veranstalter. In dieser Sendung wird unsere Zielgruppe etwas älter: Schule vorbei, volljährig, Student, wenig Geld, große Neugierde und auch große Ideale. Da bucht man vielleicht nicht unbedingt bei den großen Veranstaltern, sondern will individuell unterwegs sein. Und da holt sie STA-Travel ab. Was aus dem Selbsthilfeprojekt australischer Studenten geworden ist, erfahren Sie im Gespräch mit dem Geschäftsführer Andreas Siegmann.

Karl Born, mein Lieblingsprofessor und ehemaliger TUI-Vorstand, ist auch TUI-Kleinaktionär. Deshalb war er für das Reiseradio auf der Hauptversammlung und wird mir am Ende der Sendung, und Ihnen natürlich auch, Insiderinformationen anvertrauen, was der touristische Murmeltier-Tag in Hannover an Erkenntnissen brachte. Über Ägypten reden wir natürlich auch, über Mallorca als Sexfalle und über die schnöde Abkehr der Urlauber von Nachhaltigkeit, sobald sie Geld dafür ausgeben müssen.

Karl Born und der TUI-Murmeltiertag

Natürlich mache ich gleich mit Karl Born eine nicht Nach-, aber Zwischenlese zum Thema Ägypten, wir reden über die Gefahr, vor der man die Rote-Meer-Badeurlauber dringend beschützen musste und der sie nun ganz anders auf Mallorca ausgesetzt sind – der gefährlichsten Insel des Mittelmeers. Aber die eigentlich Höhle des Löwen, in die sich mein Lieblingsprofessor gewagt hat, war das Congress Centrum Hannover, wo die TUI Hauptversammlung stattfand diese Woche. Die Schlachten am Büffet, die Scharmützel am Mikrophon, die Show neuer Strategien und der schöne Schein einer russischen Zukunft. Darauf einen verbalen Wodka. Nasdrowje!

Reiseradio 030 – Nachhaltigkeit und Umweltschutz – Bleiben die Urlauber ignorant? Gespräche mit Dr. Peter Zimmer und Professor Hansruedi Müller über grünes Reisen / Laufen in der grünen Hölle – die Extremreise des Norman Bücher / Fettröllchen nachgetreten: Karl Born und der Nacktscanner

Auch in diesem kleinen Reiseradio entführen wir Sie trotz des Regens nicht an sonnige Traumstrände, sondern beleuchten eine etwas trübere Seite des Tourismus: die unerträgliche Leichtigkeit des Seins der Urlauber, wenn es um Nachhaltigkeit und Umweltschutz geht.

Gerade deshalb gab es auch Panikattacken in der Branche, als die Regierung die Anfangs dreist als Öko-Abgabetitulierte Flug-Strafsteuer verhängte. Mindestens 8 Euro mehr pro Flug. Das erscheint vielen Profis als echtes Buchungs-Hindernis. Denn selbst eine viel kleinere freiwillige Summe als echte Öko-Abgabe für einen Flug sind nur die wenigsten Urlauber bereit zu zahlen.

Umweltschutz wollen alle. Aber eher solchen, der ihnen selbst den Aufenthalt angenehmer gestaltet. Alles soll hübsch sein, nicht stinken und sich müllfrei präsentieren. Aber bitte ohne eigene Einschränkung des Urlaubsglücks.

Über die sensible Aufgabe, Touristen dazu zu bewegen, für ihren Ressourcenverbrauch einen Ablass zu geben, und ob die neue Initiative Futouris da einen brauchbaren Weg geht, unterhalte ich mich gleich mit dem Umweltreferenten des Deutschen Reise Verbandes, Dr. Peter Zimmer.

Einer der renommierten Tourismuskritiker ist Professor Hansruedi Müller von der Uni Bern. Er mag den Urlaubern zwar nicht ihre schönsten Tage madig machen, ist aber schon etwas frustriert , dass die vielen Jahre des Mahnens letztendlich nur wenig im Bewusstsein bewirkten.

Einer, der sich zumindest vor Ort nachhaltig bewegt, ist Norman Bücher. Er läuft. Aber nicht irgendwo. Am 7. Oktober stellt er sich einer außergewöhnlichen sportlichen Herausforderung: dem Jungle Marathon in Brasilien. Dieser gilt als der gefährlichste Abenteuerlauf der Welt. 222 Kilometer in sechs Etappen läuft man in Eigenverpflegung durch denAmazonas-Dschungel. 35C Grad im Schatten, 100% Luftfeuchtigkeit und die feindselige Umgebung des Regenwaldes stellen eine enorme Belastung für den Läufer dar. Keine normale Pauschalreise also. Aber ungeheuer spannend. Vor seinem Abflug konnte ich noch mit ihm sprechen.

Und Karl Born , der ja auch mit viel Energie mehrere Halbmarathons lief in den letzten Monaten, kann sich immer noch nicht beruhigen, dass der Nacktscanner in Zürich bei ihm vermeintliche Fettröllchen mit Alarmsignal belohnte. Grund genug, weiter genüsslich darüber zu lästern.