Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 130 – ITB Nachlese: Jürgen Büchy wagt die Prognose für 2013 / TUI-Deutschland Chef Christian Clemens: Trennung von Reisebüros / Deutschland-Tourismus weiter auf Rekord-Niveau / Reiseanalyse sieht stabiles Wachstum / Karl Born beißt BER-Chef Mehdorn

Das Reiseradio, meine Stimme lässt es erahnen, ist auch ein gesundheitliches ITB Opfer. Trotzdem heute ein erster akustischer Nachschlag. Themen von der Touristikmesse, aber natürlich auch Bemerkungen über das weltwichtigste Ereignis dieser Tage, zumindest aus Berliner Sicht: Der sympathische, verbindliche und hochgeschätzte Hartmut Mehdorn wird mit seiner Altersweisheit der 70 Jahre den schnuckeligen Hauptstadtflughafen endlich retten. Wie gut, dass die ITB schon seit Dienstag lief, denn nach dieser Breaking News des Freitagmorgens war das gigantische Reisebüro unter dem Funkturm medial nur noch bedingt interessant.

Seitdem die BILD morgens die Meldung abschoss, gab es bei Twitter und Co geradezu einen Witz-Tsunami zur Personalie. Angesichts der bisherigen Verzögerungen vermutete man, dass M. mit seiner Bahn-Chef-Erfahrung eigentlich immer schon die Fäden im Hintergrund zog, und in Zukunft die Losung gilt, alles unter drei Jahren weiterem Aufschub wird per oberster Order als „pünktlich“ erklärt. Viele dachten an kalendarische Verwirrung und einen vorgezogenen Aprilscherz, oder ein Verrechnen der Mayas um drei Monate bezüglich des Weltuntergangs. Es gab Bedauern, dass der Papst bei seiner vielen freien Zeit jetzt nicht segensreich als Geschäftsführer wirken könne – wo der Vorgänger doch so viel Kusserfahrung mit Flughafen-Asphalt hatte. Und spätestens am Wochenende mit Schnee ahnten viele Pessimisten, künftig würde BER wie die Bahn reagieren: sobald es schneit, fallen die Flugzeuge vom Himmel…

Klar ist diese Personalie denn auch Hauptthema bei den Bissigen Bemerkungen meines Lieblingsprofessors Karl Born, mit dem ich mich eigentlich über die ITB als solches unterhalten wollte.

Aber es gibt in diesem Reiseradio natürlich auch Trends von der Messe. Logischerweise aus berufenem Mund, denn alle touristischen Mover und Shaker waren in den letzten Tagen in der Hauptstadt. Jürgen Büchy, der Präsident des DRV wagt stellvertretend für die gesamte Veranstalter-Branche den Blick ins Reisejahr 2013. Sein Kollege vom DTV, Reinhard Meyer fokussiert logischerweise auf Deutschland als Reiseziel mit neuer Rekordmarke in Europa. Und für das Große und Ganze ist wieder einmal der Meister der Statistiken zuständig: Professor Martin Lohmann für die Forschungsgemeinschaft „Urlaub und Reisen“ mit der Studie über das Reiseverhalten und die Reisemotive der Deutschen, besser gesagt, deutschsprachigen Urlauber – Interessante Details aus der Reiseanalyse hier im Reiseradio.

Von der TUI liefen auch ohne Stand so viele Top-Shots durch die Messehallen, dass viele Geschäftspartner richtig in Stress gerieten, wem sie eigentlich ihre Aufwartung machen sollten. Von Fritz Joussen, über Peter Long, Johan Lundgren bis zu Christian Clemens war das rote Kleeblatt komplett. Im Reiseradio erläutert nun der Chef von TUI Deutschland, Christian Clemens, sehr ausführlich, warum er sich letztendlich doch von etlichen Reisebüros trennen wird, den Direktvertrieb massiv ausbauen will, aber trotzdem Marktanteile und Kundenzufriedenheit mit neuen Messlatten versieht. Das alles vor dem Hintergrund des Vorpreschens der neuen Nummer 1, Fritz Joussen, der beim Stationären Vertrieb mit seinen Gedankenspielen leichte Irritation verursacht hatte. Hier nun die Korrektur von Christian Clemens, die mehr eine Korrektur seiner Korrektur von vor zwei Wochen ist und als ungeschnittener Originalton – sozusagen als akustischer, pikanter Schwedenhappen – eigentlich Pflichtprogramm für den Reisevertrieb sein sollte.

Reiseradio 123 – ITB-Krach um Reiseverkauf: Positionen von Dr. Martin Buck (ITB) und Hans-Gustav Koch (DRV) /Essen auf Reisen: Ingrid Pernkopf – die Königin der Knödel aus Österreich / Karl Schiffner, der erste Bier-Sommelier-Weltmeister

Nach 10 Milliarden Reisenden im Jahr 2012 und der immer noch ungeschlagenen Urlaubslust der deutschen Reise-Weltmeister gilt es dieses Jahr, erneut die Bestmarke zu reißen. Wichtigster wirtschaftlicher Etappenschritt auf diesem Weg ist wieder einmal im März in Berlin die ITB – die größte Messe der Welt, wenn es um Reisen und Ferien geht. Selbst tituliert man sich gerne auch als das größte Reisebüro der Welt. Und deshalb gibt es gerade massiven Streit. Nicht etwa, weil irgendwo sonst auf dem Globus ein Messeveranstalter den Superlativ anzweifeln möchte. Es geht um den Grundgedanken eines Reisebüros. Der besteht nämlich tatsächlich darin, dem End-Kunden auch etwas zu verkaufen.

Dafür war sich die ITB bisher zu vornehm. Innerhalb der Branche wurde zwar immer schon geschachert und verhandelt, aber der Urlauber musste sich am Publikums-Wochenende mit Folklore und Faltblättern begnügen. Appetit holen ja, aber gegessen wird im Reisebüro um die Ecke.

Dieses Jahr will die Messe auch den Reiseverkauf erlauben. Wie das genau aussehen soll, weiß noch keiner, aber angeblich wollen die ITB-Manager nur den geäußerten Mehrheitswunsch der Aussteller umsetzen. Auch eine Befragung des Travel Industry Clubs brachte ein ähnliches Votum „Pro Ticketverkauf“. Lediglich der mächtige Dachverband DRV hält frontal dagegen. Hinter den Kulissen kracht es bis heute mächtig. Die Branchenvertreter befürchten einen Dammbruch, wenn es erst mal Sonderpreise gibt. Denn für Reisen gibt es immer noch eine nahezu uneingeschränkte und damit für die Branche sehr kommode Preisbindung in Deutschland.

Warum die Interessen da so aufeinanderprallen, dazu habe ich die beiden Haupt-Kontrahenten befragt: Dr. Martin Buck, den für die ITB zuständigen Messe-Manager und Hans-Gustav Koch, den DRV-Hauptgeschäftsführer. Beide, das kann ich schon jetzt verraten, haben gute Argumente für ihre Position.

Und dann gibt es in diesem Reiseradio auch noch einige verbale Kalorien zum Festtags-Ausklang. Leckeres zum Zuhören. Zwei Interviews zur akustischen Sättigung, aber gleichzeitig auch zum Appetit-Holen bei einem der nächsten Urlaube. Ort der Völlerei: Österreich. Genauer: Oberösterreich. Dort dreht sich die kulinarische Verführung vor allem um zwei Produkte: Knödel und Bier. Passen übrigens auch hervorragend zusammen. Ich traf die Knödelexpertin, Fernsehköchin und Buchautorin Ingrid Pernkopf in Gmunden am Traunsee (http://www.gruenberg.at). Sie ist die absolute Knödel-Queen des Landes. Ich hätte gefühlt nach mehreren Tagen bestimmt einige Kilo zugenommen, aber es wären die glücklichsten Kalorien-Kilo, die man sich anfuttern könnte.

Von da führte mich meine Diät-verachtende Recherche in den Böhmerwald, nach Aigen, wo der erste Bier-Sommelier-Weltmeister Karl Schiffner sein Restaurant und kleines Hotel betreibt (http://www.biergasthaus.at). Mehrere hundert Biersorten führt er im Ausschank. Das hat einen Weintrinker wie mich erst mal verunsichert, aber nach kurzer Zeit begeistert. Ein Bier-Menü zum Beispiel  dürfte so eines der Reiseerlebnisse sein, mit dem man viele Menschen auf der Suche nach dem Urlaubs-Kick begeistern könnte. Die kreativen Angebote sind es schließlich, die die Branche derzeit händeringend sucht, um Zielgruppen-spezifische Pakete zu schnüren. Ich verspreche Ihnen: trotzdem verursachen beide Gespräche kein Sättigungs-Gefühl, sondern sind einfach lecker.

Reiseradio 096 – Steuerbonus, Matratzen-Maut und HRS: Hotelverband zeigt die manikürten Krallen / Mario Adorf auf Reisen – der Schauspieler erzählt / Trends im Wellness-Wunderland / Spirit-Hotel: Ungarn lockt mit einem Europäischen Super-Spa

Jetzt im Moment der Moderation weiß ich noch gar nicht so recht, wann Sie dieses Programm hören können. Seit Samstagnacht ist die Gegend rund ums Studio in Berlin vom Internet abgeschnitten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, aber dem IPhone sei Dank – irgendwie werden wir die Sendung und die Mailgruppe übers Handy schon raufbekommen auf den Server.

Technisch fiel dem warum-auch-immer-Totalausfall aber leider auch das angedachte Skype-Gespräch zum Opfer, wo Karl Born und ich noch einmal munter Resümee ziehen wollten zum Solariums-Gate des edlen Büros Brähmig. Zunächst einmal müssen wir dem Herrn Tourismus-Ausschuss-Vorsitzenden und seinem eloquenten Büroleiter Strabel natürlich herzlich danken. Die Schmäh-Mail über die ethische Qualifikation der Reisebranche bescherte Karl und mir absolute Traumquoten für die letzten Montagsausgabe. Der Server brach regelrecht zusammen angesichts tausender Anfragen, um das Reiseradio zu hören. Von daher freuen wir uns natürlich schon auf die nächste wortgewaltige Sottise von Brähmigs Wissenschaftlichem Mitarbeiter, der erkennbar nicht den Tourismus wissenschaftlich erfasst hat.

Die Branche darf sich freuen über einen Kotau von Brähmig gegenüber Büchy. Der DRV hat, nett, wie er nun mal ist, das Ganze diplomatisch liebevoller umschrieben, aber Brähmig musste erstens seinen Strabel öffentlich ohrfeigen und dann der Industrie gegenüber zu Kreuze kriechen und geloben, künftig vielleicht doch eher denken zu lassen, bevor verlautbart wird.

Also hat der verbale Ausrutscher letztendlich vielleicht doch Gutes bewirkt. Wobei ich mein Mailprogramm schon angewiesen habe, E-Mails aus dem Hause Brähmig künftig knallrot zu markieren. Man weiß ja nie, ob nicht eine schöne neue Geschichte wartet…

Heute gibt es mal ein Reiseradio zum Entspannen. Die Kuschelindustrie Hotelwesen hat Bilanz gezogen ihrer Bemühungen an der politischen Lobby-Linie. Da gibt es zwar immer noch etliche Baustellen – ich sag mal nur die Stichworte Mehrwert- oder Bettensteuer, Internet-Ärger mit Buchungsportalen oder Konkurrenz durch Privat-Apartments – aber Fritz Dreesen vom Hotelverband hatte beim Gespräch fast schon wieder seinen rheinisch-gemütlichen Normalzustand angesichts sehr guter Wirtschaftszahlen im Reiseboomland Deutschland.

Filmfans unter den Touristikern werden entzückt sein über meinen nächsten Gesprächspartner: Mario Adorf, einen der immer noch besten deutschen Schauspieler, traf ich in Berlin am Rande der Zeit-Konferenz. Ein Mann wie er, der international vor den Kamera steht, ist ja auch ein ganz besonderer Geschäfts-Reisender. Nur, dass er keine Konferenzräume sieht, sondern Filmsets. Und trotz der Käseglocke, unter der Stars normalerweise abgeschirmt gehalten werden von den zahllosen Produktions- Aufnahme oder sonstigen Assistenz-Assistenten auf einem Set, gelingt ihm immer wieder, die Seele anderer Mentalitäten zu erspüren. Ein schönes Gespräch zum Thema Reisen und Sehen.

Es gibt da ein kleines ungarisches Dörfchen unweit der Österreichischen Grenze mit dem Namen Bad Sárvár. das dürfte – abgesehen von einer blutigen Splatter-Orgie im späten Mittelalter – nur sehr spezialisierten Touristikern ein Begriff sein. Und das liegt dann an einem Hotel im selbigen Ort namens Spirit. Ein Wellnesshotel. Aber nicht irgendeines. Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen liegt eines der angeblich besten Wellnesshotels Europas. Gerade eben wieder mal ausgezeichnet mit dem Travellers’ Choice Award von TripAdvisor. Warum es so etwas Besonderes ist, seine siechen Knochen ausgerechnet dort in den warmen Thermalquellen zu pflegen, verrät uns gleich der Generaldirektor des Spirit, Alfred Hackl.