Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 110 – Fankhauser sagt Internet-Paketierern weiter Kampf an / Tenzer, Technik und Touristik: neue Denke braucht Thomas Cook / DERTour: Der Unterschied zwischen dynamisch X und Baustein / Bernstein auf der Kurischen Nehrung/ Geheimtipp Saaremaa

Das Reiseradio ist wieder sesshaft in Berlin nach der Tournee der Programm-Pressekonferenzen der großen Veranstalter. Last but not least bekommen in dieser Sendung die Macher von Thomas Cook / Neckermann und der REWE Bausteintouristik ihr Forum. Und es sind sehr interessante Hintergrundgespräche geworden mit Dr. Peter Fankhauser, Michael Tenzer und Michael Frese.

Im letzten Jahr hat der Thomas Cook Chef in Oberursel, Peter Fankhauser, ja mächtig Wirbel verursacht in der Branche mit seiner Provokation, die Internet-Reiseverkäufer sollten erst mal eine persönliche, aber die Firmen auch eine inhaltliche Qualifikation nachweisen, bevor man sie an die Kunden lasse. Da fühlte sich so mancher virtuelle Touristiker mächtig auf den Schlips oder die High-Heels getreten. Nicht wenige vermuteten, es war nur mal so eine Art Versuchsballon des Schweizers, um von einer ansonsten ereignislosen Pressekonferenz abzulenken. Doch mitnichten: Peter Fankhauser dreht das Thema weiter, und konkreter, damit auch klar wird, wen er im Visier hat. Jetzt, wo auch Thomas Cook mächtiger mitmischt im Internet-Verkauf, werden die Waffenarsenale zur Einschüchterung vorgezeigt. Die Lobbyisten wollen die Politik mit ins Boot bekommen – Stichwort Verbraucherschutz – gegen die Klitschen, die nur Datenbanken anzapfen, um dann mit Pseudo-Eigenprodukten den Reisenden ein X für ein U vorzumachen. Der Schweizer ist sanft, aber knallhart in der Sache im Interview.

Mächtig Internetsprech muss in dieser Zeit auch Michael Tenzer als oberster Touristiker für Thomas Cook und Neckermann beherrschen. Es sind die elektronischen Handelsplätze, derer sich auch seine Marken zunehmend bedienen wollen. Folge: zum ersten Mal wird es mehr Hotels geben, die nicht im Katalog, sondern nur über Computer angeboten werden zu tagesaktuellen Preisen. Das ist für einen klassischen Veranstalter schon ein Paradigmenwechsel. Den Kunden sollte es erst mal freuen mit der neuen Vielfalt; die Reisebüros sehen die normative Kraft des Faktischen – also die zunehmende Bedeutungslosigkeit des Katalogs – immer noch mit Skepsis. Sie brauchen neue Beratungs-Kompetenz, um ihre Kunden zu binden, damit sie nicht auf die Kauf-mich, Billig-Tour des Internets hereinfallen.

Fast schon bescheiden trat dieses Mal Michael Frese für die Frankfurter REWE-Touristiker in den Wettbewerb um Deutungshoheiten ein, den die Veranstalter sich zweimal im Jahr mit statistisch zumindest geschönten Zahlen liefern. Bestes Ergebnis aller Zeiten, aber die Zuwächse blieben hinter den Erwartungen zurück. Das schien wie bei Apple: man erwartet immer noch ein bisschen mehr. Gut ist nicht gut genug. Im Gespräch mit dem Reiseradio erläutert Michael Frese die Hintergründe und gibt gleichzeitig auch ein Seminar für Praktiker, worin die Begriffsverwirrung zwischen dynamisch paketierten X-Produkten und Bausteinreisen liegt. Sehr hörenswert.

Nach so viel Hintergrundgesprächen zur Entspannung auch noch ein wenig Produktwissen. DERTour lud ein zur Pressekonferenz ins litauische Vilnius. Das Reiseradio nutzte die Gelegenheit, danach noch für einen Abstecher auf die Kurische Nehrung. Und dort stolpert man geradezu über ein Naturprodukt, dass seit Jahrtausenden geradezu mythisch begehrt wird: den Bernstein. Was Sie schon immer über das Gold des Nordens wissen wollen, im Reiseradio klärt eine litauische Expertin auf.

Und noch ein Reisetipp, für den wir in den Baltischen Staaten bleiben: die estnische Insel Saaremaa. Nur für Menschen, die wirklich die Natur suchen. Aber die bekommen davon fast mehr, als man ertragen kann. Zwischen Stränden und Vogelschwärmen hat mein Kollege Andreas Jacobsen Eindrücke und Stimmen mit dem Mikrophon gesammelt.

Reiseradio 065 – Witziges Wohnen auf dem Wasser – Trendurlaub auf den Seen rund um die Müritz / Amorphes Hotel im Farbenrausch – das neue nhow in Berlin / Shooting-Star im Hoteldesign: Karim Rashid aus New York

Das Reiseradio ist zurück von der Mecklenburgischen Seenplatte, wo es die letzten Tage viel Wasser von unten und auch von oben gab. Urlaub auf dem Wasser ist ja derzeit eines der Trendthemen in Deutschland. Mecklenburg Vorpommern möchte da ganz vorne mitspielen. Schließlich hat man nicht nur die äußerst erfolgreiche Ostesseküste, sondern mit der Müritz auch noch den größten See Deutschlands zu bieten.

Womit man auf den über 1000 Seen und Flüssen und Kanälen alles so unterwegs sein kann, dazu erfahren Sie einiges im Reiseradio. Oder wussten Sie schon, was ein BunBo ist, oder ein Freecamper oder ein Lütt Hütt? Neue Trendgefährte für Jedermann, also auch die, die keinen Bootsführerschein besitzen, haben wir angetestet. Ziemlich sicher haben sie Potenzial, Urlaubs-Renner der kommenden Jahre zu werden.

Auch, wenn das Wohnen auf dem Wasser ja überwiegend eine leicht rustikal-einfache Note hat – in der Hotellerie kann man heute nur Aufmerksamkeit erregen, wenn das Design und das Konzept für Überraschung sorgen. Eine der vielbeachteten Neueröffnungen im an Hotels wirklich nicht armen Berlin liegt etwas außerhalb an der Spree – zwischen Universal Music und MTV jenseits noch der Oberbaumbrücke. Das Musikhotel nhow. Für die spektakuläre Innenarchitektur zeichnet Karim Rashid verantwortlich. Das Multitalent aus New York, das Designpreise und Awards im Dutzend sammelt, hat mit dem nhow ein kunterbuntes Kinderparadies für Erwachsene geschaffen. Im Reiseradio philosophiert Karim Rashid über die Anforderungen an gelungenes Hoteldesign, und warum er den Gestaltungsbarock amerikanischer Hotelketten so vorgestrig findet.

Mit Karl Born betrachten wir wieder die Skurrilitäten der vergangenen Woche über Berggipfel, die fast zum Verkauf standen, Welterbe-Orte, die von den Chinesen kopiert werden sollen bis hin zu rollenden Fahrkarten-Wohnwägen der Bahn, mit denen man auf dem platten Land so etwas wie das Mobilitäts-Eismännchen spielen möchte…

Karl Born und das Abstellgleis

Warum darf man keinen Schotterstein-Berggipfel für viel Geld verscherbeln, ohne die Ehre einer Nation zu besudeln? Warum könnten sich die Pleite-Griechen sich noch nicht mal gewinnbringend von manchen ihrer Inseln trennen, weil kein Interessent da wäre? Warum ist es gut, wenn die Chinesen lieber berühmte Orte auf der ganzen Welt kopieren und daheim nachbasteln? Warum heißt Grube jetzt schon wieder Mehdorn? Warum kauft die von den Bürgern so ungeliebte Bahn für über eine Milliarde neue Züge, die nun auf dem Abstellgleis stehen? Und warum will man im wilden Osten jetzt Bahntickets aus dem Eismännchen-Wohnwagen verkaufen? Die touristische Welt ist jede Woche voller Absurditäten, so dass Karl Born und mir die Themen zum Glück nie ausgehen werden.