Reiseradio 089 – Schöner Wohnen ohne Hotel : Housetrip, der neue Trend Ferienapartment / Ankommen und Aufleben – die Wiederentdeckung der „baumelnden Seele“ in Österreich / Klage der Donau: der ganze Tourismus bleibt am Fluss
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Das Reiseradio war diese Woche in Wien bei der österreichischen Tourismusmesse ACTB. Verglichen mit der ITB natürlich eine niedliche Veranstaltung – aber deshalb auch entspannt mit mehr Zeit für Gespräche. Nach wie vor ist es ja so, dass die österreichische Tourismuswirtschaft Fieberschübe bekommt, wenn der deutsche Urlauber hüstelt. Doch der mag unsere Nachbarn derzeit wieder ganz gerne – vielleicht auch, weil das andere Bergvolk im Süden preislich gerade etwas unattraktiv ist. Oberschwester Petra Stolba von der Österreich Werbung hatte jedenfalls nach den schon chronisch anmutenden Schwächephasen der letzten Jahre wieder ein Patientenblatt der Rekonvaleszenz vorzuweisen. Mit ihr sprach ich auch über das Ankommen und Aufleben – den neuen Slogan der Österreicher, der mit Wellness fürs Gemüt begeistern möchte.
Nicht nur Wien liegt an der Donau – die touristische Mutter aller europäischen Flüsse ist nach wie vor eines der attraktivsten Ziele für die boomende Fluss-Schifffahrt. Passau – Budapest ist der klassische Renner. Vielleicht mittlerweile ein bisschen zu klassisch, denn die Mini-Trampelpfade, die die Gäste auf ihren Landausflügen rechts und links weg vom Ufer wagen, lassen ein Großteil des landschaftlichen und kulturellen Potentials der Region völlig ungenutzt. Da möchte man jetzt gerne mit neuen Programmen ein bisschen mehr Donau erschließen. Ein schweres Geschäft, wie Professor Gerhard Skoff mir gleich im Gespräch verrät. Denn der Präsident der Donau Tourist Commission weiß, wie träge Hafen-Agenturen sein können, wenn eingespielte Abläufe durchbrochen werden sollen.
Was vor Jahren noch eine Domäne des Landurlaubs war – das Ferienapartment – ist seit dem unglaublichen Erfolg des Städtetourismus nun ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor geworden, der der angestammten Hotellerie richtig Sorgen bereitet. Vor allem der im mittleren und Niedrigpreissegment. Kaum ein Ritz Carlton Kunde wird seinen Luxus und Service eintauschen wollen gegen ein noch so nettes Apartment in einer Szene-Gegend. Aber die Motel Ones dieser Welt, oder noch mehr die in die Jahre gekommenen Schrubbelabsteigen der drei und vier Sterne Klasse haben nun eine Konkurrenz, gegen die sie in der Regel unmöglich bestehen können. Für weniger Geld bekommen die Kunden eine viel schönere und größere Herberge. Wen kümmert es da schon am Wochenende, dass kein Zimmermädchen mal eben zehn Minuten durchfeudelt? Und das langweilige Frühstücksbüffet hat eh keine Chance gegen all die leckeren Kaffee und Croissant Angebote, die eine Stadt mal eben so bereithält. Kein Wunder, dass Vermittlungsplattformen im Internet gerade den Nerv der Zeit treffen und bereits ein Drittel der Hotelkapazität durch private Apartments ersetzt wurden. Über diesen Megatrend sprach ich mit Stephan Wiesener, einen der Gründer der Internetseite Housetrip – einen Alptraum für gestandene Hoteliers…
Und weil ich ja in Wien war, gibt es in diesem Reiseradio und auf der Website auch natürlich einige Wienimpressionen. Mein Kollege Rolf Nöckel hat zwei wunderbar gegensätzliche Eindrücke in dieser tollen Stadt gehabt.