Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 136 – Was macht eine Zielgebietsagentur heute? Beispiel Iberoservice / Lieben die Deutschen das Fliegen? / Mit Boomerang-Book und GPS durch Australien / 265 km nonstop laufend durch Bhutan

Das Reiseradio hat nur mal schnell die Meldungen der Woche quergelesen, die das Fliegen betreffen. Da gab es Skurriles wie den indischen Piloten zusammen mit seinem Co, die einfach mal auf die Technik vertrauten und sich in der Business Class beide zum Schlafen legten, Nachdenkliches, wie das Brüsten des fliegenden Maulhelden O’Leary, der bei seiner Ryanair, gemessen an den Passagieren, mit einem Zehntel des Personals der Alitalia auskommt – und nun sind die Italiener in Punkto Service und Qualität wahrlich kein Vorbild. Es gab die Schrecksekunde durch das brennende Triebwerk bei der Lufthansa, Unverschämtes, wie eine angekündigte Handgepäckgebühr von bis zu 100 $ bei einem amerikanischen Billigflieger und bemüht Verzweifeltes, wie die Petition von über 90.000 Menschen gegen die Luftverkehrssteuer, die, so kann man jetzt schon vermuten, die Regierung so aufrüttelt, als wenn ein Papierdrachen in China abstürzt. Es gab Verwirrendes, wie die unwürdige Besetzung des Aufsichtsratsvorsitzenden bei der Lufthansa, und fast schon Demütigendes, wie den Vorschlag von Emirates an eben diese Lufthansa in punkto Kooperation – und dass dies ein Angebot ist, das Deutschlands starker Vorzeige-Carrier für seine Zukunftsfähigkeit kaum ausschlagen können wird…

Etwas wenig Traum und Faszination Fliegen, nicht wahr? Da könnte man doch, neben all den unsäglichen Streiks der letzten Monate, neben dem permanenten Ärger über ausufernde Sicherheitsprozeduren und Milliardenkosten wegen dilettantischer Flugplatz-Planung oder Rollfeld-Provinzpossen den Eindruck bekommen: Uii, der Flugverkehr wird von den Deutschen als eine ziemliche Zumutung empfunden. Dass dem mitnichten so ist, hat jetzt eine repräsentative Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen ergeben. Mehr dazu gleich im Gespräch mit einem erleichterten BDL-Präsidenten Klaus Peter Siegloch.

Ein bisschen hat man manchmal den Eindruck in letzter Zeit, die Diskussionen im Tourismus drehen sich vornehmlich um neue Vertriebswege, um Technik, um Angebotsvermehrung und Kosteneffizienz. Und ob all die Innovation enden darf, wenn der Reisende endlich sein hoffentlich elektronisches Ticket bekommt. Dabei liegt der größte Schatz der klassischen Veranstalter – neben der guten Beratung vor der Reise – doch vor allem bei der perfekten Betreuung vor Ort. Gerade die Zielgebietsagenturen stehen vor dem größten Häutungsprozess – weg von Transfer und Willkommenscocktail; hin zum Fullsortimenter für jeden spontanen Urlaubswunsch. Am Beispiel von Iberoservice auf Mallorca, der Thomas Cook Agentur, möchte ich im Gespräch mit Robert Ostermaier mal wissen, wohin die Reise gehen wird im Epizentrum des organisierten Reisens.

Und wir sprechen über noch ein Beispiel für perfekte Betreuung während eines Urlaubs. Auch, wenn der Reisende in diesem Fall den Eindruck hat, er bleibt der individuelle, selbstbestimmte Eroberer. Den Luxus des Alleinseins zu genießen, nicht auf dem Ameisentrail mit allen anderen zu wandeln, und trotzdem perfekt geführt zu werden, das ist das Erfolgsrezept von Boomerang Reisen, einem Spezialisten vor allem für Australien und Neuseeland. Jeder Gast bekommt ein eigens für ihn gedrucktes Buch mit tausenden von Tipps für seine speziell gebuchte Reise, die über Jahrzehnte gesammelt wurden. Und er bekommt ein GPS-Gerät für den Mietwagen, wo all diese Tipps und Points of Interest schon einprogrammiert sind. Eine geniale Idee. Wie genau das funktioniert, und wie Boomerang sich nun weiterentwickeln will aus dieser Nische heraus, nachdem die TUI die Firma und ihr Know How eingekauft hat, darüber spreche ich mit Geschäftsführer Thomas Wiedau.

Mein letzter Interviewpartner in dieser Sendung ist trotz seiner wirklich extremen Auffassung, wie man ein Land bereist, auch in gewisser Weise einer, der organisiert mit Zielgebietsagentur unterwegs ist. Gerade erst in Bhutan. Da ist Norman Bücher nonstop 265 Kilometer im Himalaya-Gebiet herumgelaufen und hat dabei fast 8000 Höhenmeter bewältigt. Dafür gibt es zwar kaum Nachmach-Kundschaft, aber viele einzigartige Erlebnisse. Über das „Abenteuer Donnerdrache“ erzählt der Extremläufer und Motivations-Coach Norman Bücher gleich im Reiseradio.

Reiseradio 076 – Weites Land – weite Kommunikation: Kanadas PR-Strategie / Glückliches Schweizer Zug: Touristen schönste Nebensache der Welt / Ski-Ab! mit App – Ski Amadé rüstet technisch auf / Attersee gemalt und gegessen: auf den Spuren von Klimt

Womit beschäftigt sich WASMITREISEN nun heute? Ich komme gerade aus Kanada zurück. Unter anderem war ich auf einer Medienkonferenz in Edmonton. Die CTC, also die Canadian Tourist Commission – quasi das Gegenstück der DZT – ist, was die Akzeptanz Neuer Medien, des Web 2.0 und der sozialen Netze angeht, schon viel weiter, als die meisten Tourismusverbände hierzulande. Wie erreicht man den Endkunden? Das ist heute die große Frage im medialen Umbruch, den wir gerade erleben. Wie das Riesenland Kanada das anstellt mit all seinen so unterschiedlichen touristischen Angeboten, darüber unterhielt ich mich am Rande der Go!Media mit Gloria Loree, verantwortlich für die weltweite Kommunikation der CTC.

Wenn man sich nun all die Anstrengungen vor Augen führt, auch noch den letzten potenziellen Urlauber zu ködern im Riesenangebot des weltweiten Tourismus, dann lässt einen die Begegnung, die ich gerade in der Schweiz hatte, erst mal verblüfft zurück. Nahe Zürich gibt es die Gemeinde Zug. Idyllisch am See gelegen, und damit eigentlich prädestiniert für die übliche PR-Klaviatur. Aber, und jetzt kommt das Wunder, den Geschäftsführer von Zug Tourismus, Urs Raschle, lässt das komplett kalt. Sein Auftrag ist es nicht unbedingt, Touristen in den Ort zu bekommen, sondern eher, dafür zu sorgen, dass die Sachwalter der unzähligen Briefkastenfirmen in der Steueroase es hübsch haben am See. Und dabei ist mit ihm wirklich gut Kirschen essen, wie Sie gleich hören können.

So einfach hat es Dr. Christoph Eisinger mitnichten. Er hat zwar ein gutes Produkt, aber man kann es nicht auf der Landkarte finden. Suboptimal, würde ich mal sagen, für einen Touristiker. Es geht um Ski Amadé, die größte Schneeschaukel der österreichischen Alpen. Und da wird eifersüchtig darauf geachtet in all den beteiligten Gemeinden zwischen Schladming, dem Salzburger Land, der Region Hochkönig, dem Großarltal und Gastein, dass da keiner einen Marketing-Vorteil hat. Nun hat Ski Amadé etwas ganz Pfiffiges ausgearbeitet. Eine Ski-App für das Smartphone, auf dass niemand sich mehr verfährt auf den vielen hundert Pistenkilometern und jeder genau das findet, was er sich wünscht. Und damit das Ganze auch gut funktioniert, wurden alle Pisten mit kostenlosem WLAN Internettauglich gemacht. Spannende Sache. Gleich dazu mehr.

Ganz ohne App und Internet kam ich am österreichischen Attersee aus. So richtig old-fashioned. Auf den Spuren von Gustav Klimt. Der berühmte Maler des Jugendstil hat damals auch nur gesessen und geschaut. Und dabei sind 50 Bilder eines Sees entstanden, der landschaftlich nicht unbedingt zu den spektakulärsten zählen dürfte. Trotzdem macht es Spaß, auf seinen Spuren rund um den See zu wandern und die Standorte zu finden, wo seine Bilder entstanden. Zumal, wenn man einen sachkundigen Führer, wie Alwis Wiener dabei hat. Und belohnt habe ich mich danach mit den spektakulären Klimt-Pralinen der Konditorei Ottet aus Schörfling. Und mir von Waltraut Ottet genau erklären lassen, warum ich Gold esse.

Und mein lieber Kollege Rolf Nöckel hat auch wieder eine kleine Geschichte beigesteuert aus dem Salzburger Land. Von einem, der auszog, etwas wiederzufinden, das ihm seit seiner Kindheit in der Erinnerung ist.