Dieses Reiseradio ist das letzte.. für das Jahr 2014. Da liegt es nahe, einen Jahresrückblick zu machen. Passiert ist schließlich genug, und das Personal-Karussell drehte sich so schnell, dass einem ganz schwindelig wurde. Und mit wem könnte man so ein Gespräch am besten führen? Na logisch, mit meinem Lieblings-Ex-Professor und Ex-Veranstalter-Boss Karl Born. Freuen Sie sich auf eine bissige Tour d’Horizon nach der nächsten Musik.
Die Türkei ist immer noch eines der beliebtesten Urlaubsländer am Mittelmeer. All inclusive, praktisch, gut. Doch spätestens seit den Studentenprotesten und den immer schrilleren Tönen des frömmelnden, nationalistischen Autokraten Erdogan beschleicht auch Touristiker die Sorge, es könnte hakelig werden bei der pauschalen Landverschickung. Mein Kollege Gerald Drißner ist in die Türkei gezogen, hat versucht, die Sprache zu lernen, um sich im Land umzuschauen. Daraus ist ein tolles Buch geworden im Dumont Verlag: „ Schwarzer Tee und Blaue Augen“. Er ist bei mir im Studio und erzählt, wie die Gemütslage tatsächlich ist zwischen Bosporus, Anatolien und Ostgrenze – da, wo kein Tourist sich hin verirrt.
Bei der Hotellerie gibt es vor allem in einem Segment ein starkes Wachstum: der günstigen Herberge, die trotzdem alles hat, was man braucht. Dazu noch ein modernes Design und natürlich kostenfreies WLan. Motel One ist ein Synonym dafür. Sie spriessen gerade , wie Pilze auf schattigem Waldboden. Daneben gibt es den Markt für diejenigen, die etwas länger vor Ort bleiben müssen in einer Stadt. Die brauchen zumindest eine Küchenzeile, also ein kleines Apartment. Diesen Wunsch will zum Beispiel Citadines erfüllen. Was hinter der Idee Aparthotel steckt, darüber unterhalte ich mich mit Josiane Kuehn-Trost, der Deutschland-Chefin von Citadines.
Gerald Drißner ist ein Reisejournalist der neuen Generation. Aber wahrscheinlich würde er mich jetzt schon korrigieren, er sei gar kein Reisejournalist, sondern einfach nur ein Reporter, der gute Geschichten sucht. Egal, ob er nun schon bei den wichtigsten Reisejournalisten-Preisen ausgezeichnet wurde. (mehr …)
Krise ist das Kernthema der letzten Ausgabe von „Was mit Reisen“ für 2013. Aber keine Sorge, es geht eher um Krisenbewältigung, und um spannende Aufenthalte in Regionen, die touristisch eher in die Kategorie Krisengebiet passen.
Melanie Gerhardt ist nicht nur für ihren Arbeitgeber, die DERTouristik, die personifizierte Feuerwehr, wenn es ungemütlich wird an Urlaubsorten. Sie leitet auch den Krisenstab des DRV. Ihre und die Arbeit ihres Teams beginnt immer dann, wenn der Traum vom Urlaub droht, zum Alptraum zu werden. Und zumindest im Bauchgefühl hat man den Eindruck, dass das organisierte Reisen in den letzten Jahren viel häufiger durch Naturkatastrophen oder politisches Unbill auf die Probe gestellt wurde, als früher. Durchschnittlich einmal pro Woche, erzählte mir Melanie Gerhardt bei unserem Gespräch, verwandelt sich ein grüner Fleck auf ihrer Krisenweltkarte in etwas farblich Bedrohlicheres. Vielleicht wäre das mal eine dankbare Aufgabe für ein studentisches Seminar, in der Historie zu forschen, wie scheinbar robust das Urlaub machen in den Anfängen von Neckermann und Co war; ob es tatsächlich weniger Störungen gab, oder man früher einfach leidensfähiger und schicksalsergebener war.
Heute jedoch gilt die Maxime, zwei Stunden nach Meldung eines Vorfalls muss die Krisenmaschinerie angelaufen sein. Zumindest bei den Qualitäts-Reiseveranstaltern, die gelernt haben, dass auch in jeder Krise die Chance steckt, sich von den Billigheimern und Portal-Krautern abzusetzen, die bei Krisen nicht mehr oder nur geradezu ärmlich erreichbar sind. Wie der Ablauf einer Krisenbewältigung dann ausschaut, das versuche ich gleich im Reiseradio-Gespräch mit Melanie Gerhardt herauszufinden.
Äthiopien ist ein Land, das wahrscheinlich nur in den wenigsten Reisekatalogen auftaucht. Eine Region allenfalls für Spezialisten. Es gibt zwar keine Reisewarnung, aber der quasi Kriegszustand mit dem Nachbar Sudan und die Nähe zum Fail-State Somalia dürften auch bei den meisten Studienreise-Willigen – denn andere Urlaubsgründe kann es nicht geben – kein beruhigendes Gefühl auslösen. Und es gibt Addis Abeba, die schnell wachsende, chaotische Metropole, die ebenfalls nicht gerade eine Perle des afrikanischen Kontinents ist. Warum also kümmert sich das Reiseradio ausgerechnet um Äthiopien?
Ein Buch ist schuld. Philipp Hedemann, einer der jungen Autoren in Deutschland, die wunderbare Reiseberichte schreiben, ohne selbst Reisejournalist sein zu wollen – genau wie Gerald Drissner, auf den ich gleich noch zu sprechen komme – hat über drei Jahre als freier Korrespondent in Äthiopien gelebt und versucht, das Land wenigstens ansatzweise zu begreifen. Herausgekommen ist ein Büchlein der hervorragenden Dumont Reiseabenteuer-Reihe mit dem Titel „Der Mann, der den Tod auslacht“. Welche Story sich dahinter verbirgt, und noch mehr erfahren Sie gleich im Gespräch mit Philipp Hedemann.
Gerald Drissner, auch gerade mal Mitte 30, geboren in einem Bergdorf in Vorarlberg, ist ebenfalls ein junger Autor mit Hummeln im Po. Ihn trieb es nicht ganz so weit südlich, aber immerhin nach Ägypten. Auch er richtete sich in diesem Land, das wie kaum ein zweites die Touristiker in Atem hält und zu einem dauernden Wechselbad der Gefühle führt in diesen Monaten, für über fünf Jahre ein. Genug Zeit, um sehr intensiv hinter die Kulissen der heilen Urlaubswelt zu schauen und ein Ägypten beschreiben zu können, das eine absolute Parallelwelt darstellt zu dem Dreiklang Gizeh, Luxor und Rotes Meer. Gerald spricht zwar fließend Arabisch, was erst die Expeditionen per Bus überhaupt möglich machte. Aber der Autor machte sich als weißer Europäer dadurch auch mehr als verdächtig. Weshalb sein Büchlein in der Dumont-reihe auch sinnigerweise heisst „Als Spion am Nil“. Spannendes abseits der Sonnenziele und prächtigen Altertümer erfahren Sie gleich im Skype Gespräch mit Gerald Drissner, der sich schon wieder entfernt der Heimat eingenistet hat – dieses Mal in der Türkei.
Zwei Kollegen-Gespräche über Bücher in einer Sendung… Aber wenn nicht vor Weihnachten, wann dann? Endlich mal Zeit, zu lesen.