Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 108 – Aldiana punktet mit VIP und Würze / Alltours rekordet im Brot und Butter Markt / FTI will mit Ägypten durchstarten / Robinson bespasst die Alpen

Im Reiseradio-Studio herrscht während dieser Produktion eine leicht nostalgische Stimmung… Vor genau zwanzig Jahren saß ich auch in der Nacht vor dem Computer und bastelte an meinen Moderationen, denn vor 20 Jahren durfte/musste  ich als erster Moderator der ARD die Premierensendung des Frühstücksfernsehens eröffnen. „Hier stehen wir uns können nicht anders“ waren, glaube ich, meine ersten Worte zu Sonnenaufgang. Himmel, die Zeit verrennt. War eigentlich schon toll damals – bis auf das Nachts arbeiten und um 6 Uhr morgens verknautscht vor der Kamera stehen. Trotzdem: die Reisethemen heute in meinen Filmproduktionen oder hier im Reiseradio machen eindeutig mehr Lust…

Selbst in dieser Ausgabe, die uns weniger in Urlaubsträume entführt, sondern mehr in den Maschinenraum der Touristik. Wie wird Reise verkauft im kommenden Winter, wie lief es bisher im Sommer, und welche Neuigkeiten sind zu erwarten, wenn denn überhaupt?

In den letzten Tagen ging es Schlag auf Schlag. Deshalb WAS MIT REISEN Nummer 108 ausnahmsweise mal am Ende der Woche, kurz bevor ich an Bord der TUI Mein Schiff 1 gehe, damit Sie auf die Originaltöne der Mover und Shaker nicht zu lange warten müssen.

Um uns in keinen diplomatischen Fallstricken zu verheddern, berichten wir in dieser Ausgabe streng alphabetisch – und so hat der Kleinste die Gnade des ersten Interviews. Aldiana, der zweite urdeutsche (also vom Publikum her) Premiumanbieter für Cluburlaub, ist wieder auf Erfolgskurs. Mit Robinson liefert man sich ja seit Anbeginn an ein munteres Scharmützel, wer denn nun schöner sei im Land. Ja, selbst bei den Fans mutet die Treue manchmal so an, wie bei den Apple Jüngern gegen die Windows Welt. Robinson ist allein schon wegen der Größe der Platzhirsch. Ansonsten hinkt der Vergleich natürlich. In Hannover ist alles trotz der Größe noch ein bisschen teurer, exklusiver, versnobter. Aber Fremdgeher, und die soll es durchaus geben, berichten Erstaunliches: der gefühlte Abstand wird immer kleiner. Vor allem kulinarisch punktet Aldiana. Nun hat Chef-Manager Peter Wennel auch dem Katalog-Image eine Frischzellenkur verpasst. Klar, alles schon mal gesehen, mosert der verwöhnte Reisejournalist in seligem Andenken an die „Zeit für Gefühle“ Geburt. Den Urlauber stört’s nicht. Er bekommt fast Robinson-Feeling, aber gut 50 Euro günstiger am Tag. Und das zählt heute auch in Premiumkreisen.

Weit vom Aldiana-Durchschnittspreis entfernt macht der Alltours-Kunde seinen Badeurlaub. Und ist am Ende anscheinend auch nicht unglücklicher. Denn sonst könnte Willi Verhuven nicht Jahr für Jahr Rekordzahlen melden. Er steht für das Brot-und-Butter-Geschäft im Tourismus; für den Volumen-Markt, wie es so schön heißt. Gar nicht so unsmart in Zeiten, wo man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, die Großen setzen nur noch auf konzern-exklusive Konzepthotels. Exklusives gibt es zwar auch bei Alltours, aber eben mehr in der Hinsicht, dass keine andere deutsche Reiseleitermappe am Servicetisch in der Lobby ausliegt. Bei feinem Sandsturm auf Gran Canaria durfte der „dienstälteste Geschäftsführer“ – nämlich Dieter Zümpel – die positiven Zahlen verkünden.  Kleine Metapher für die stark wehenden Schlagzeilen, die mit Unterhaltungswert immer wieder, auch aktuell, in Duisburg produziert werden.

Fast schon stürmische See in manchen Geschäftsfeldern musste auch der Dritte im Bunde erleiden: so hatten die ersten Kreuzfahrten mit der FTI Berlin, dem alten und mehr als verstaubten Traumschiff, anscheinend nur einen begrenzten Unterhaltungswert. Das war eine ungewohnte Erfahrung für die Erfolgstouristiker um Dietmar Gunz. Zu allem Überfluss moserten auch die Reisebüros vernehmlich über schlecht erreichbare Service-Mitarbeiter in der FTI Zentrale. Dem Wachstum hat es zwar bisher nicht geschadet, aber Ralph Schiller, der neue Marketing- und Vertriebschef in München, findet erstaunlich ehrliche Worte im Kommentieren der PK-Jubelmeldungen.

Aldiana hat in der Pressekonferenz die Vorlage geliefert, Robinson kann es bestätigen: die Clubs in den Alpen laufen mehr als gut. Und wer sich im Sommer einmal in so einer Anlage umgeschaut hat, der bekommt ein ganz neues Clubfeeling, das Lichtjahre entfernt ist vom unkaputtbaren Kasperle-Klischee der Gründerzeit. Ich habe deshalb den neuen, alten Club Landskron besucht mit seiner genialen Lage direkt am Ufer des Ossiacher Sees in Kärnten und mich mit den Robinsöhnen Toni Weibel, dem zuständigen Regional-Manager, und Pepi Krempl, dem neuen Robinson-Herbergsvater am See, über diesen Trend zu den erdgebundenen Zielen unterhalten.

Reiseradio 072 – L’Tur Chef Markus Orth macht morgens den Regentanz / TUI’s Mann fürs Ferne Steffen Böhnke lockt mit Sommer-Garantie / Tessins Werber Patrick Lardi hütet nicht nur die Villen der deutschen Arbeiter-Klasse / Karl Born beißt die Krise

Das Reiseradio war die letzten zwei Wochen auf Tour zwar nicht gerade vom Winde verweht, aber vom Wasser gepeinigt, wie fast alle Urlauber im nicht fernen, erdgebundenen Umfeld. Ansichtskarten von Freunden vom Mittelmeer lösen zugegeben momentan leichte Neidgefühle aus bei den zu Hause Gebliebenen… Anyway. Es gibt auch Menschen, die sich gar nicht mehr einkriegen können vor Freude beim Blick derzeit in den Himmel. Markus Orth gehört dazu, der Chef des Last Minute Veranstalters L’Tur. Dem pinken Unternehmen geht es rosig, wenn es regnet. Denn dann wollen alle nur noch weit weg. Und die Ostsee ist keine wirkliche Option. Wie das Geschäft wo wie läuft und wer was bucht, darüber unterhielt ich mich mit ihm in Baden Baden am Firmensitz. Logisch, bei Regen.

Nur weg, möglichst ganz weit weg, denken gerade viele. Vielleicht sogar auf Fernreise. Denn die soll ja derzeit boomen, wie alle Veranstalter versichern; trotz der seit Jahre entflammten Liebe zu den Erdgebundenen Zielen. Und das ist ja einigermaßen ulkig, gerade im Sommer. Denn in den meisten Fernreise-Destinationen ist dann das Wetter auch nicht besser. Aber wenigstens ist der Regen warm. Bisher war die Fernreise bei der TUI zwar gut vertreten im Portfolio, aber Marktführer war der Markführer in dem Bereich sicher nicht. Jetzt wird nachgerüstet mit allerlei Garantien und viel Marketingdruck. Zuständig für das Exotische bei der TUI ist Steffen Böhnke. Und er erklärt uns gleich, was eine Sommergarantie ist. Keine Vorfreude bitte: sie gilt nicht für Deutschland-Urlaub.

Aber man muss zum Glück nicht ganz so weit weg, wenn man mediterranes Feeling spüren möchte. Die Schweiz zum Beispiel hat einen wunderbaren Kanton namens Tessin. Da ist man schon fast in Italien, aber irgendwie noch beim heimischen Nachbarn. Zugegeben, zur Zeit schmerzt das, wenn Sie auf der Piazza in Ascona eine Pizza essen oder ein Risotto und mit einem Glas Wein eine, dem teuren Franken sei’s geschuldet, astronomische Rechnung verdauen müssen als Dessert. Aber schön ist’s schon. Wer könnte das besser in Worte kleiden, als Patrick Lardi, der als Topmanager des Tessin-Tourismus nicht müde wird, zu betonen, dass nicht nur die Villen im Tessin entzücken, sondern auch die wilde Natur zum Fast-Nulltarif.

Was kann man an einem regnerischen Sonntagabend besseres zur Aufmunterung tun, als mit seinem Lieblingsprofessor zu skypen..? Na eben. Die Themen schwammen uns nur so zu… vom Deutschland-Regen und seinen möglichen Auswirkungen auf nächstes Jahr, den kalten Duschen im Thomas Cook Management, dem Wassereinbruch in der TUI-eigenen Containerschifffahrt, dem nassen Lappen im Gesicht des Airberlin-Chefs Hunold bis hin zu den Tränen des Lachens über die Berliner, die freiwillig Flughafen-Chaos spielen.