Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

Touristik Talk

Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio Sendung 177

  • DRV verurteilt scharf die Streiks
  • Reiner Meutsch – Fliegender Helfer
  • Airtours geht mit „Finest“ neue Wege
  • 150 Jahre Schweizer Winterfreude

Atempause im Streikirrsinn von GDL und Vereinigung Cockpit. Was die Arbeitsnniederlegungen für Auswirkungen haben für die Reiseindustrie als der Branche, die am meisten durch Arbeitsniederlegungen im Mobilitäts-Sektor zu leiden hat, darüber unterhalte ich mich im Top-Thema der Sendung auch mit dem Präsidenten des DRV, Norbert Fiebig. Er hat das Verhalten von GDL und VC ungewöhnlich scharf kritisiert und zeigt auch im Gespräch seine mittlerweile Null-Toleranz gegenüber den Streikzielen, die auf dem Rücken und auf Kosten zehntausender Touristiker ausgetragen werden.
Und noch ein Kampf ist Thema meines Interviews mit dem Hobbypiloten Reiner Meutsch. Aber dieses Mal ist es ein Kampf, dem man nur Erfolg wünschen möchte, mit jeder Faser des Herzens. Reiner Meutsch war mal sehr erfolgreich Inhaber von Berge & Meer, einem gnadenlos-günstig Veranstalter für Hardcore-Pauschaltouristen. Irgendwann hatte er das Geschäft satt, verkaufte an die TUI und wollte abenteuerlustig um die Welt fliegen und aussteigen. Daraus ist nichts geworden. Heute ist die fly&help-Stiftung von ihm eine der vorbildlichsten sozialen Aktivitäten, die aus der Touristik kommen. Reiner Meutsch kümmert sich um die Bildung der Ärmsten der Armen – oft auch in Ländern, die am Strand in den quasi exterritorialen Luxusresorts heile Welt vorgaukeln. Wie das funktioniert mit seiner Stiftung, darüber unterhalte ich mich mit dem eloquenten Menschenfänger und Columbus-Ehrenpreisträger der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten, VDRJ.
Ein quasi Kontrastprogramm, aber ohne schlechtes Gewissen, gibt es danach: das Thema Luxusreisen, und noch ein Sahnehäubchen drauf, ist Anlass für den Talk mit Airtours Chef Stefan Krämer. Es geht um den neuen Katalog Airtours Finest, der ja kein Katalog ist, sondern ein Preis-befreites Coffeetable-Buch. Und diese papierene Verführung zu den exklusivsten Herbergen der Welt bekommt man auch im Regelfall nicht im Reisebüro, sondern zu Lesen im Privat-Wartezimmer des Zahnarztes, beim Golfclub, in der Beautyfarm oder im Flagship-Store eines Star-Designers. Warum der Stationäre Reisevertrieb trotzdem nicht aufheult bei dieser innovativen Kundenansprache, erläutert uns gleich Stefan Krämer.
Ja, und die Schweiz hat wieder mal ein Jubiläum. Aber dieses Mal ein wirklich bedeutendes für den Wintertourismus. Der begann nämlich vor 150 Jahren im damals noch ziemlich verschlafenen St. Moritz mit einer Zufriedenheits-Garantie für englische Langzeit-Touristen. Einer anscheinend äußerst erfolgreichen, wie uns gleich Jörg-Peter Krebs von Schweiz Tourismus erzählt.

Airtours geht mit „Finest“ neue Wege

Reiseradio-Gespräch mit Stefan Krämer

Wenn man davon ausgeht, dass die Gattung der Coffeetable-Books – also all der Bildbände, die lustvolles Blättern in Schönheit als Selbstzweck haben – prädestiniert ist für die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, dann ist die Entscheidung der TUI richtig, ihr Topprodukt aus der Exklusivmarke Airtours, nämlich den „Finest“ Band nur noch handverlesen und frei jeglichen Preisteils eben als Coffeetable-Book unter das wohlhabende Publikum zu bringen. (mehr …)

Reiseradio 170 – Mit der TUI-App wird Urlaub peppiger / Magalog: Hybrid zwischen Papier und Netz / Neuer Airtours-Luxus: Gefühl statt Immobilie / Kroatien: endlich durchstarten

Das Reiseradio meldet sich immer noch aus Kroatien, von der Winterprogramm-Präsentation der TUI. Nun bekam das Drehbuch, wie Sie als Touristiker natürlich schon wissen, am Freitag seinen unerwartet ersten Plotpoint. Zur Erklärung: In einem Movie-Skript ist das die Stelle, nach Hollywood-Regeln meistens nach einem Drittel der Filmzeit, wo etwas Dramatisches passiert, das der gesamten Handlung eine völlig neue Wendung gibt. In diesem touristischen Dramolette hieß die Textzeile „TUI is coming home“, oder, etwas pointierter formuliert und auf der Insel sicher für Zornesfalten gut: Die AG schluckt wieder die plc. Das bedeutete für die Pressestelle der GmbH, erst mal Teile der Medien-Unterlagen schreddern und alles entfernen, was irgendwie nach Zahlen, Prognosen oder Pegelständen aussah. Präsentationen umbasteln, und das aus den Reden zu eliminieren, was Journalisten dummerweise interessiert, und was schon in den letzten Jahren eh – angeblich wegen des britischen Aktienrechts – nur noch in homöopathischen Dosen vermittelt wurde: Fakten, Fakten, Fakten, und immer an den Leser denken. London wäre es sogar am liebsten gewesen, die deutschen Journalisten hätten sich verpflichten lassen, sich wegen des sensiblen Merging-Verfahrens jeglichen Kommentars und Prognose zu enthalten. Ätsch, machen wir aber nicht. Also hier meine Einschätzung als langjähriger Beobachter: Der größte Fehler der deutschen TUI, sich 2007 nach dem Kauf der kleinen First Choice davon überzeugen zu lassen, dass es sinnvoller sei, wenn der Schwanz künftig mit dem Hund wedelt, und nicht umgekehrt, wird nun endlich rückabgewickelt. Die Aktionäre der deutschen AG hat es viel Geld gekostet, die Mitarbeiter in Hannover, deren Erfolg im Markt den Laden jahrelang zusammengehalten hat, viel Nerven. Das britische Pokern ging dabei nach EU-Vorbild übrigens bis zur letzten Minute weiter. Peter Long, der sich selbst so fühlende Fritz Joussen der Insel, ließ sich die finale Zustimmung royal vergolden. Gleichberechtigter Vorstandsvorsitzender und ab 2016 dann Aufsichtsratschef. Also Boss von Fritz Joussen und damit derjenige, der maßgeblichen Einfluss hat, ob dessen Vertrag verlängert wird. Diese Kröte muss man erst mal schlucken. Die Börsen waren jedenfalls entzückt. Kursprünge bis über 5 Prozent. Und das trotz Zahlen für die laufende Saison, die, wenn sie denn erzählt hätten werden dürfen (müssen) hier in Kroatien, das wahrscheinlich nicht ausgelöst hätten. Deshalb sahen die Journalisten denn auch überwiegend entspannte TUI-Manager beim abendlichen Empfang auf dem Rasen des Falkensteiner Hotels. Und nicht nur der perfekte Sonnenuntergang tauchte alles in ein goldenes Licht. Just zur selben Zeit dürften viel mehr Londoner Touristiker etwas trübe in ihr schales After Work Beer geschaut haben. Denn analog zu Thomas Cook, wo Peter Fankhauser in den letzten Monaten konsequent Sachverstand vom Kontinent in die marode Londoner Konzernzentrale geholt hat, wird es voraussichtlich auch bei der TUI nun ein Roll-Back der Kompetenz nach Hannover geben. Ein Beispiel, und eines der wenigen Dinge, die noch auf der Pressekonferenz vermittelt wurden, ist die wiederentdeckte Tugend „Service, Service, Service – und immer an den Kunden denken“. Eine internationale Task Force unter der Leitung des Hannoveraner COO Dr. Oliver Dörschuck soll die Customer-Journey optimieren. Zu Deutsch: der Gast soll mehr Wohlfühlmomente bekommen von der Buchung bis zur Heimkehr. Und Dienste genießen, die früher in der analogen, vor-Cloud und Vor-App-Welt kaum realisierbar gewesen wären. Was man sich darunter vorstellen kann, dazu erste Hinweise gleich von Oliver Dörschuck. Apropos Internet und Kunden-Ansprache. Auch da will TUI zusammenführen, was mittlerweile im Lifestyle vieler zusammengehört: gedrucktes Katalogpapier und multimediale Website. Geredet wird schon seit langem darüber, nun gibt es erste Beispiele für Magaloge, die emotional mehr sind, als Immobilienkataloge mit gruseligem Design, und die parallel im Netz mit visuellen Inspirationen noch weiter aufgeladen werden können. Im Butter-und-Brot-Geschäft versucht sich die TUI mit den Beach-Welten und den exotischen Rundreisen als gefühliger Verführer. Bei Airtours muss es natürlich luxuriöser sein: da darf man im Top-Produkt für die Viel-Besser-Verdienenden, dem neuen „Finest“ Coffetable-Reisebuch, auch mal die Internet-Dimension genießen. Stefanie Schulze zur Wiesch und Stefan Krämer sind gleich unsere akustischen Reiseführer in digitale Welten. Und in die ganz stoffliche kroatische Ferienwelt versucht uns gleich zu entführen der Mitgastgeber der Veranstaltung, Mato Radic von der Kroatischen Zentrale für Tourismus. Die dalmatische Küste mit ihrem beeindruckenden Hinterland hat das Zeug, zum neuen Trendziel des Mittelmeers zu werden. Wenn es denn jetzt endlich losgeht mit dem schon Jahre erhofften Ausbau der Infrastruktur. Mehr dazu gleich im Gespräch.