Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 096 – Steuerbonus, Matratzen-Maut und HRS: Hotelverband zeigt die manikürten Krallen / Mario Adorf auf Reisen – der Schauspieler erzählt / Trends im Wellness-Wunderland / Spirit-Hotel: Ungarn lockt mit einem Europäischen Super-Spa

Jetzt im Moment der Moderation weiß ich noch gar nicht so recht, wann Sie dieses Programm hören können. Seit Samstagnacht ist die Gegend rund ums Studio in Berlin vom Internet abgeschnitten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, aber dem IPhone sei Dank – irgendwie werden wir die Sendung und die Mailgruppe übers Handy schon raufbekommen auf den Server.

Technisch fiel dem warum-auch-immer-Totalausfall aber leider auch das angedachte Skype-Gespräch zum Opfer, wo Karl Born und ich noch einmal munter Resümee ziehen wollten zum Solariums-Gate des edlen Büros Brähmig. Zunächst einmal müssen wir dem Herrn Tourismus-Ausschuss-Vorsitzenden und seinem eloquenten Büroleiter Strabel natürlich herzlich danken. Die Schmäh-Mail über die ethische Qualifikation der Reisebranche bescherte Karl und mir absolute Traumquoten für die letzten Montagsausgabe. Der Server brach regelrecht zusammen angesichts tausender Anfragen, um das Reiseradio zu hören. Von daher freuen wir uns natürlich schon auf die nächste wortgewaltige Sottise von Brähmigs Wissenschaftlichem Mitarbeiter, der erkennbar nicht den Tourismus wissenschaftlich erfasst hat.

Die Branche darf sich freuen über einen Kotau von Brähmig gegenüber Büchy. Der DRV hat, nett, wie er nun mal ist, das Ganze diplomatisch liebevoller umschrieben, aber Brähmig musste erstens seinen Strabel öffentlich ohrfeigen und dann der Industrie gegenüber zu Kreuze kriechen und geloben, künftig vielleicht doch eher denken zu lassen, bevor verlautbart wird.

Also hat der verbale Ausrutscher letztendlich vielleicht doch Gutes bewirkt. Wobei ich mein Mailprogramm schon angewiesen habe, E-Mails aus dem Hause Brähmig künftig knallrot zu markieren. Man weiß ja nie, ob nicht eine schöne neue Geschichte wartet…

Heute gibt es mal ein Reiseradio zum Entspannen. Die Kuschelindustrie Hotelwesen hat Bilanz gezogen ihrer Bemühungen an der politischen Lobby-Linie. Da gibt es zwar immer noch etliche Baustellen – ich sag mal nur die Stichworte Mehrwert- oder Bettensteuer, Internet-Ärger mit Buchungsportalen oder Konkurrenz durch Privat-Apartments – aber Fritz Dreesen vom Hotelverband hatte beim Gespräch fast schon wieder seinen rheinisch-gemütlichen Normalzustand angesichts sehr guter Wirtschaftszahlen im Reiseboomland Deutschland.

Filmfans unter den Touristikern werden entzückt sein über meinen nächsten Gesprächspartner: Mario Adorf, einen der immer noch besten deutschen Schauspieler, traf ich in Berlin am Rande der Zeit-Konferenz. Ein Mann wie er, der international vor den Kamera steht, ist ja auch ein ganz besonderer Geschäfts-Reisender. Nur, dass er keine Konferenzräume sieht, sondern Filmsets. Und trotz der Käseglocke, unter der Stars normalerweise abgeschirmt gehalten werden von den zahllosen Produktions- Aufnahme oder sonstigen Assistenz-Assistenten auf einem Set, gelingt ihm immer wieder, die Seele anderer Mentalitäten zu erspüren. Ein schönes Gespräch zum Thema Reisen und Sehen.

Es gibt da ein kleines ungarisches Dörfchen unweit der Österreichischen Grenze mit dem Namen Bad Sárvár. das dürfte – abgesehen von einer blutigen Splatter-Orgie im späten Mittelalter – nur sehr spezialisierten Touristikern ein Begriff sein. Und das liegt dann an einem Hotel im selbigen Ort namens Spirit. Ein Wellnesshotel. Aber nicht irgendeines. Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen liegt eines der angeblich besten Wellnesshotels Europas. Gerade eben wieder mal ausgezeichnet mit dem Travellers’ Choice Award von TripAdvisor. Warum es so etwas Besonderes ist, seine siechen Knochen ausgerechnet dort in den warmen Thermalquellen zu pflegen, verrät uns gleich der Generaldirektor des Spirit, Alfred Hackl.

Reiseradio 061 – Zurück ins Übermorgen: Dubai brummt mal wieder / Mit dem Baedeker auf den Spuren Erneuerbarer Energien: neuer Deutschland-Führer / Mit dem Solarmobil einmal um die Welt: Louis Palmer begeistert

Das Reiseradio ist etwas ermattet. Über 40 Grad heute im Schatten, den es hier eh kaum gibt. Wir sind gerade in Dubai. Und bevor Sie jetzt als Touristiker kurz aufschrecken: nein, Sie haben keinen Termin für wieder mal einen neuen Superlativ am Golf verpasst. Es war eher so eine spontane Idee, jetzt, wo Air Berlin nonstop aus Berlin fliegt, und man schon nach etwa 6 Stunden im Wonderland von Scheich Al Maktum landet. Rundherum im Nahen und Mittleren Osten brodelt es – mit katastrophalen wirtschaftlichen Folgen gerade auch in den Länden, bei denen der Tourismus das Einkommen sichert – und Dubai ist wieder mal dabei, nach der Wirtschaftskrise den Phönix aus der Asche zu performen. Trotz Nebensaison. Es brummt hier, Hotels nahezu ausgebucht, und der alte Spruch gilt umso mehr: Dubai ist für Deutschland im Winterhalbjahr die naheste sichere und Sonnensichere Destination. Auch für Familien. Und deshalb gleich ein Gespräch mit dem Manager Kyp Charalambous. Er arbeitet im – immer noch – Signatur-Hotel des Golfstaats: im Atlantis-Komplex auf der Jumeirah Palme.

Wenn man in der so genannten Altstadt von Dubai das historische Museum besucht, dann mag man es angesichts des Overkills an Wolkenkratzern kaum glauben, dass noch vor 50 Jahren neben den Beduinenzelten nur ein paar ziemlich schäbige Fischerhütten am Creek standen. Damals hätte noch niemand auch nur im entferntesten gedacht, dass sich an gleicher Stelle einmal die modernste Metropole des Mittleren Ostens ausbreiten würde. Städtebaulich gesehen, wahrscheinlich sogar eine der modernsten Metropolen der Welt. Und wenn es damals schon die CBI des Niederländischen Außenministeriums gegeben hätte – eine Art Task Force mit Experten, die Entwicklungsländern Tipps und Hilfe geben, wie sie ihr Land bei uns in Europa optimal präsentieren und vermarkten können – dann wäre es zumindest denkbar gewesen, dass ein Mann, so, wie Wolfgang Coym, sich in eines der Beduinenzelte gehockt hätte, um den Scheichs Nachhilfe-Unterricht zu geben, wie man das Land präsentieren sollte, um touristisch wie aus 1001 Nacht zu wirken. Es hat, der Petrodollars sei Dank, auch so geklappt. Und Wolfgang Coym sitzt weiter nicht bei Scheichs, sondern armen Schluckern. Sie wollen alle ein Stückchen abhaben vom touristischen Kuchen, wissen aber nicht wie. Im Reiseradio erzählt der Urlaubsberater, worauf es ankommt.

Es ist schon Ironie, dass ausgerechnet ein Land wie die Vereinigten Arabischen Emirate, das geradezu prädestiniert wäre für die erneuerbare Sonnenenergie, auf einem riesigen Erdöl-See sitzt und deshalb für das Energie-Sparen in der Regel nur ein leichtes Lächeln übrig hat. Ja, es gab hier auch mal einen Preis für „Grünen Tourismus“, aber eine Zweitauflage befindet sich mangels Masse erst mal in der Warteschleife. Und so werden in der Wüste weiter die offenen Wartehäuschen der Bushaltestellen gekühlt, die riesigen Golfplätze besprenkelt, und die Fontänen und Pools der Wasserparks und Hotelresorts gaukeln paradiesische Oasen-Wollust vor.

Wenn also Martin Frey, ein Journalisten-Kollege mit Fachgebiet „Erneuerbare Energien“ den Auftrag bekommen hätte, einen Reiseführer zu schreiben für Touren zu den interessantesten Energieprojekten am Golf, dann wäre wahrscheinlich nur eine hauchdünne Broschüre herausgekommen. Aber er durfte sich am Musterland Deutschland austoben – für einen neuen Baedeker, der an Stelle von Kirchen, Klöstern und Kodak-Moments Solaranlagen, Windparks und Wärmepumpen-Attraktionen auflistet. Auch eine Art von Tourismus, sich so etwas anschauen zu wollen. Martin Frey ist vom Erfolg des Bändchens überzeugt – und deshalb unterhielt ich mich mit ihm.

Und dann haben wir noch – auch irgendwie passend zum Ort Dubai – das Gespräch mit Louis Palmer, der mit seinem Solarmobil einmal um die Welt kurvte, Rolf Nöckel denkt wehmütig an seine alte mechanische Kamera, und was er mit ihr auf seinen Reisen so alles erlebte, und zusammen mit meinem Lieblingsprofessor Karl Born versuche ich wieder, die touristische Woche zu vertiefen, die einen angesichts des immer vermeldeten Buchungsbooms doch einigermaßen ratlos zurückließ, warum die Wirtschaftszahlen der meisten Veranstalter so unendlich mau sind.