Reiseradio 146 – Bad Herrenalb: Schwarzwald-Probleme hautnah / Schlosshotel Bühlerhöhe: Dornröschen wacht kurz auf / Visperterminen: Walliser Wein, Käse und Schwarznasenschafe
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Das Reiseradio ist, ähnlich wie unser Lieblingsprofessor Karl Born, versucht, zu sagen, ätsch, seht Ihr, wir haben es doch richtig geahnt in unserer Prognose über die Seriosität des warnenden Reisehinweises unserer Diplomaten bezüglich der Badezentren am Roten Meer. Die Halbwertzeit des Verfalls dieser Vorsichts-Hysterie war so schnell nach der Wahl mit bekanntem Ergebnis erreicht, dass man vermuten muss, die Profis im Auswärtigen Amt konnten es gar nicht mehr abwarten, die von ihnen wahltaktisch erzwungene Position so rasch wie möglich aufzugeben, um ihre Reputation nicht noch weiter zu gefährden…
Und was bleibt? Ein schales Gefühl… Hier bei uns, dass man erleben musste, wie nah den beiden Branchenverbänden und manchen Veranstaltern das Berliner Hemd, und wie schnuppe die ägyptische Jacke war… Lieber sich anbiedern bei der Politik, als mutig Position zu beziehen. Bis auf FTI als gewichtigem Player in Ägypten, keinen Arsch in der Hose zu haben, dem Auswärtigen Amt die Rote Karte zu zeigen, obwohl alle wussten, dass es keinen Anlass für die Warnung gab. Da wurde lieber weiter gekuschelt und gekungelt mit der Politik, weil es sich ja nur um ein unbedeutendes Ziel handelte in dieser Nebensaison. Das mag vielleicht sogar vordergründig taktisch klug gewesen sein.. Aber gleichzeitig Solidaritätsadressen an die lieben Partner und Hoteliers und arbeitslosen Beschäftigten am Roten Meer zu schicken, mit denen eine doch so freundschaftliche Historie verbinde, das war leider nur billig und unwürdig. Da wurde Vertrauen verspielt bei denen, mit denen man wirklich zusammen arbeiten muss. Und ob die Politik sich nach diesem Branchengeschenk vor der Wahl tatsächlich erkenntlich zeigen wird bei wenigstens manchen der BTW-Prüfsteine nach der Wahl, das wage ich zu bezweifeln… Übrigens zweifele ich auch, dass der manchmal etwas poltrige Klaus Läpple die Causa Ägypten in seiner damaligen Doppelfunktion so geschmeidig und gefügig gegenüber dem Politikbetrieb durchgezogen hätte…
Anyway. Diese Ausgabe von „Was mit Reisen“ hat zugegeben nur einen sehr mittelbaren Ägypten-Bezug… Wir berichten über das legendäre Schlosshotel Bühlerhöhe im Schwarzwald. Und jetzt kommt’s: dieses entstand eigentlich nur deshalb, weil der Bauherrin kurz zuvor ihr militärisch hoch dekorierter Gatte in Ägypten verstarb. In Assuan, um genau zu sein, im Old Cataract Hotel… Ihm zu Ehren, und wohl auch, um sich den Arzt zu angeln, der ziemlich erfolglos das Sterben des Ehemanns begleitete, ließ sie das historisierende Schlösschen an der Schwarzwaldhochstrasse errichten: als Offiziers-Genesungsheim.. Eine Seifenoper bis in die heutigen Tage. Ein bisschen wollen wir hinter das Drehbuch kommen im Gespräch mit Hoteldirektor Reto Schumacher, der gerade nach drei Jahren, in denen die Luxusherberge wegen eines geplatzten Deals mit einem russischen Investor eingemottet und vernagelt werden musste, nun noch für wenige Wochen die Türen wieder aufhalten darf für Gäste. Eine schöne Hotelgeschichte wie aus dem Märchenbuch.. mit hoffentlich adäquatem Ausgang.
Überhaupt der Schwarzwald. Auch eine deutsche Ferienregion mit wechselvoller Geschichte. Der Bommelhut und Kirschtorten-Charme ist zugegeben etwas verblasst; alle Mittelgebirge leiden als Urlaubsregion, weil Küste im Norden und Berge im Süden die touristische Agenda so erfolgreich besetzen. Gerade der Nordschwarzwald ist dabei ein gutes Anschauungsobjekt, wenn man angehenden Fremdenverkehrs-Experten demonstrieren möchte, was denn passiert, wenn man denkt, es geht auch weiter ohne Investition und frische Ideen. Mit der Touristik-Chefin von Bad Herrenalb – einem früher mal bedeutenden Kurort zwischen Karlsruhe und Baden-Baden – Christa Sagawe, habe ich eine Gesprächspartnerin gefunden, die schonungslos selbstkritisch erklärt, warum es so nicht weitergehen kann.
Vom Schwarzwald zu den Schwarznasenschafen… Ich weiß, das ist eine Brachialüberleitung, aber wie soll ich sonst ins Schweizer Wallis kommen…? Da war ich nämlich in Visperterminen, wo sich nicht nur der höchste Weinberg Europas befindet – über dessen Produkt, wie auch vieles andere Leckere ich mit dem Winzer Lukas Stoffel plaudere gleich – sondern auch eine Herde dieser ulkig ausschauenden Persianer-Wollknäuel auf Hufen. Die habe ich natürlich nicht interviewt, sondern deren Besitzer. Und das Gespräch brachte mich, das sei schon hier verraten, an meine Grenzen. Deutsches Stadtkind trifft auf Waliser Naturmenschen. Mit einem Thema, von dem ich überdies keinen blassen Schimmer habe… Was Sie schon immer über Schwarznasenschafe wissen wollten, aber keine Gelegenheit hatten, es zu erfragen – Viktor Zeiter verrät es Ihnen im O-Ton Süd.