Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 165 – Dubai will 20 Mio Gäste pro Jahr bis 2020 / Tauchen für Abenteurer auf Yucatan / Usedom: Sand, Sonne, Strandkorb

Das Reiseradio ist endlich mal wieder in Berlin nach mehreren Wochen Unterwegs-Sein. Ab und zu muss das mal sein, als Journalist im sogenannten Zielgebiet, und nicht nur immer mit dem Mikro in den Konferenzräumen dieser Welt. Mexiko und Dubai standen auf dem Programm; auch wegen einiger Filme, die bald hier zu sehen sein werden.
Unterwegs lernt man dann die Segnungen der neuen Kommunikations-Möglichkeiten schätzen und kann nur zu gut nachvollziehen, warum freies Internet heute zu den Hauptforderungen auch der Urlauber gehört. Ein – ansonsten durchaus nettes – Hotel auf Cozumel wollte 10 Dollar… pro Stunde, weil man noch im Knebelvertrag mit einem gierig-teuren Hotel-Internetprovider frührerer Jahre war. Da bekommt man als jemand, der beruflich unterwegs ist, schon Schnappatmung angesichts von schätzungsweise 200 Mails, die pro Tag auflaufen…
Nun könnte man einwenden, ist doch eigentlich psychologisch wertvoll, wenn Urlauber mal eine echte Auszeit nehmen und zwangs-ruhiggestellt werden. Aber dieser vermeintliche Lebensfreude-Zug ist wahrscheinlich schon abgefahren angesichts der Selbstverständlichkeit, mit der wir heute im Netz verwurzelt sind.
Und als professionell Reisender ist es eh unmöglich, sich einfach auszuklinken. Dank „Reise vor 9“ , fvw, Travel One und Co blieb ich also gut informiert mit den vielen nur bedingt guten Neuigkeiten der letzten Wochen. Branchen-intern, aber auch bezogen auf viele Reiseregionen.
Trotz oder gerade wegen der extrem guten Buchungen bereitet die Türkei den Veranstaltern derzeit hinter vorgehaltener Hand Riesensorgen. Das Pulverfass der unzufriedenen, gebildeten Schichten im Land scheint kurz vor der Explosion, weil ein egozentrischer Despot aus dem geistigen Mittelalter mit unerträglicher religiöser Frömmelei und einer Ignoranz gegenüber demokratischen Grundwerten nur auf den Rückhalt der überwiegend tumben Landbevölkerung setzt und sich dem gesellschaftlichen Disput verschließt. Noch sind es die Städte, in denen es knallt, aber wenn es an die Küsten schwappt, hat die touristische Industrie das größte Problem ihrer jüngsten Geschichte.
Und auch auf kleinem Niveau gibt es derzeit Stirnrunzeln über ein zwar landschaftlich unbedeutendes, aber infrastrukturelles Übermorgenland: die Vereinigten Arabischen Emirate. Hier irritiert derzeit Abu Dhabi durch einen eigentlich läppischen Vorfall, der aber symptomatisch ist für den schmuddeligen geistigen Müllberg, der hinter der glitzernden Fassade versteckt wird. Ein offiziell zu einer Tagung eingeladener Schriftsteller fotografiert naiv mit dem IPad – dem bevorzugten unauffälligen Fotoapparat der Elite-Spionage – Botschaftsgebäude im Umfeld des Hotels und wird für Tage in willkürliche Haft genommen. In einem Emirat, das durch seine Hardware seine Weltgewandtheit demonstrieren möchte, aber im weltläufigen Denken noch so seine Probleme zeigt. Oder in der Organisations-Verbindlichkeit, die beim DRV, wie man hört, angesichts der schwierigen Vorbereitungen für die Tagung im Dezember derzeit viele graue Haare produziert.
Ach ja, DRV, die persönlich betrüblichste Meldung der letzten Tage: ausgerechnet Jürgen Büchy wirft hin. Der letztendlich von allen geschätzte sympathische Fels in der Brandung zwischen den Säulen. Das Unwohlsein wird nur durch ein Gerücht ein wenig gemildert: die größten Chancen für die Nachfolge hat Norbert Fiebig, ebenso geschätzt, der nach seinem überraschenden Ausscheiden bei der REWE nun viel Zeit und ein gutes Übergangsgeld für den ehrenamtlichen Job des Branchen-Dresseurs hätte. Es bleibt spannend.
Auch in dieser Ausgabe 165 von „Was mit Reisen“, Ihrem Profi-Reiseradio: Ein bisschen Tourismus-Planung, ein wenig Fachwissen über ein Spezial-Segment und ein wenig Hintergrund über ein beliebtes Ferienziel in Deutschland.
Fangen wir mit der Planung an und bleiben in den Emiraten. Dort fand der Arabian Travel Market statt und verlieh dem Gastgeber Dubai Flügel. 20 Millionen Touristen möchte man in weniger als sechs Jahren als jährliche Benchmark begrüßen. Als sehr selbstbewusste, und fast schon an Hybris grenzende „wichtigste Tourismus-Destination der Welt“. Das lässt einen als fachkundigen Beobachter erst mal atemlos werden. Ist das Power-Motivation für die Mitarbeiter oder ernstgemeint..? Wenn Sie gleich mein Gespräch mit dem obersten Tourismus-Werber Dubais, Issam Kazim, hören, merken Sie: der Mann meint es tatsächlich ernst.
Eine halbe Weltumdrehung weiter kümmern wir uns dann um das Gegenteil von künstlichem Attraktions-Amüsemang: nämlich um die atemraubende Natur unter Wasser. Ich war in Yucatan unterwegs und habe einige der interessantesten Tauchspots der Welt ausprobiert. Sowohl im Meer vor Cozumel, wie aber auch unter dem Boden des Urwaldes, in den geheimnisvollen Cenoten. Mit Markus Fleischmann, dessen Pro Dive Mexico Tauchbasen eigentlich auch mit allen deutschen Veranstaltern zusammenarbeiten, unterhalte ich mich über Tauchen in Mexiko. Viele Informationen für Expedienten und ihre Beratung.
Das gilt auch für das etwas weniger exotische Ziel Usedom. Für die Berliner die Badewanne, für den westlichen und südlichen Part Deutschlands immer noch ein etwas ungefähres Eiland irgendwo oben an der Küste. Was man dort machen kann, wo die Sonne übrigens am längsten scheint in Deutschland, erfahren Sie gleich im Gespräch mit Usedoms Touristik-Chefin Dörthe Hausmann.

Reiseradio 127 – In den Tiefen des Historischen Archivs zum Tourismus / Uruguay: mehr als „Haus in Montevideo“ / Dänischer Ferien-Bungalow auf Tour / Costa Rica als wahres Dschungelcamp / Flandern ist mehr als Fritten

Hier beim Reiseradio wundern wir uns gerade beim Blättern durch die Meldungen der Woche  ein bisschen über Tourismusanalysen. Da wurde die Branche höchstamtlich vom Institut für Zukunftsfragen beruhigt: die Reiselust der Deutschen 2013 sei ungebrochen. Zwar etwas kürzer, aber häufiger und auch durchaus spendabel. Aufatmen allerorten. Und auch die Quartalszahlen der beiden führenden Veranstalter sind ja passend positiv.

Dass weitaus die meisten deutschen Urlauber im Jahr 2013, nämlich über 37%, im eigenen Land bleiben wollen, ist jetzt auch keine brandneue Erkenntnis. Doch jetzt muss man sich die weitere Analysen der Analyse auf der Zunge zergehen lassen. Erkennt doch die FVW ein „knappes Match zwischen Bayern und der Ostsee als beliebteste Destination“, denn beide lagen angeblich 2012 „mit 8,6 % der Reisenden gleichauf“. Da staunt beim flüchtigen Lesen der Laie und der Fachmann wundert sich. Bayern und Ostsee gleichauf?

Kramen im Archiv: war es nicht so, dass Bayern mindestens dreimal so viele Besucher hat, wie Mecklenburg Vorpommern? Tja; Auflösung – es geht um den Unterschied zwischen Wollen und tatsächlichem Tun. Zwischen grundsätzlicher Sympathie und wirklich gebuchter Reise. Denn mehr kann eine Zukunftsprognose heute noch nicht sein, als wissenschaftliche Kaffeesatz-Leserei. Also die Bayern können aufatmen, und die Griechen oder Ägypter auch, zu denen angeblich nur 0,8% der Deutschen reisen wollen. Wirkliche Zahlen gibt es dann am Ende des Jahres.

Mit Grundlagen für die Wissenschaft beschäftigt sich heute das Reiseradio in seinem Topthema. Wir sind auch in ein Archiv hinuntergestiegen. Ein Archiv? Nein, in DAS Historische Archiv zum Tourismus. Tonnenweise lagert in Berlin Daten-Material aus der und über die Geschichte der schönsten Wochen des Jahres. Verantwortlich dafür, dass sich nicht zu viel Staub auf den Relikten des Reisens absetzt, ist Professor Hasso Spode. Aber das ist auch nicht zu befürchten. Denn gerade erst ist das Archiv umgezogen an die Technische Universität in Berlin. Da konnte gut durchgefeudelt werden. Und jetzt warten die wissenschaftlichen Archivare auf interessierte Menschen, die eine Reise in die Vergangenheit der Reise antreten möchten. Freuen Sie sich auf ein vergnügliches Gespräch eben mit dem Archivar und vor allem Tourismusforscher Professor Hasso Spode.

Ansonsten wollen wir Ihnen in dieser Ausgabe 127 von „Was mit Reisen“ ein bisschen Lust machen auf durchaus reale Ziele der Gegenwart. Zweimal jenseits des Großen Teichs, und zwei Nachbarländer. Allen vier gemeinsam: Sie haben keine Knallerwerte auf der „Da will ich hin“-Skala des Instituts für Zukunftsfragen. Im Reiseradio erfahren sie trotzdem, warum zum Beispiel nicht nur Heinz Rühmann letztendlich sein Herz verloren hat in der wunderbaren Klamotte von Curt Goetz „Das Haus in Montevideo“; an Uruguay nämlich. Und warum man auch heute in diesen südamerikanischen Zipfel reisen sollte, in ein Land mit viel mehr Rindern als Menschen. Näheres erläutert uns Danwart Northe von der Botschaft Uruguays.

Wir dürfen uns gleich wundern, dass die Dänen ein komplettes Ferien-Haus auf Tournee schicken. Auch zur ITB. Klein- Klein geht heute eben nicht mehr, wenn man Aufmerksamkeit erregen möchte. Das gibt im Reiseradio-Gespräch auch Maren Tamoschat zu von Visit Denmark.

Der Botschafter Costa Ricas in Berlin, José Chaverri, bringt uns die Schweiz Mittelamerikas näher. wo auf einer Fläche von der Größe Belgiens in einer Art von landesweitem Dschungelcamp mehr Tiere leben, als in den kompletten USA.

Ja, und dann sind wir noch nicht mal in Belgien, sondern „nur“ in Flandern, was – und jetzt werden mich wahrscheinlich die Wallonen steinigen – touristisch eh der interessantere Teil unseres nachbarschaftlichen Drei-Sprachen-Staates ist. Romantik-Himmel, Velo-Hölle, Kirschbier, Küste, Schoko-Wahnsinn und fettige Superfritten. All das sind für Christopher Philipp von Tourismus Flandern überzeugende Argumente. Vielleicht nach dem Gespräch auch für Sie.

Reiseradio 061 – Zurück ins Übermorgen: Dubai brummt mal wieder / Mit dem Baedeker auf den Spuren Erneuerbarer Energien: neuer Deutschland-Führer / Mit dem Solarmobil einmal um die Welt: Louis Palmer begeistert

Das Reiseradio ist etwas ermattet. Über 40 Grad heute im Schatten, den es hier eh kaum gibt. Wir sind gerade in Dubai. Und bevor Sie jetzt als Touristiker kurz aufschrecken: nein, Sie haben keinen Termin für wieder mal einen neuen Superlativ am Golf verpasst. Es war eher so eine spontane Idee, jetzt, wo Air Berlin nonstop aus Berlin fliegt, und man schon nach etwa 6 Stunden im Wonderland von Scheich Al Maktum landet. Rundherum im Nahen und Mittleren Osten brodelt es – mit katastrophalen wirtschaftlichen Folgen gerade auch in den Länden, bei denen der Tourismus das Einkommen sichert – und Dubai ist wieder mal dabei, nach der Wirtschaftskrise den Phönix aus der Asche zu performen. Trotz Nebensaison. Es brummt hier, Hotels nahezu ausgebucht, und der alte Spruch gilt umso mehr: Dubai ist für Deutschland im Winterhalbjahr die naheste sichere und Sonnensichere Destination. Auch für Familien. Und deshalb gleich ein Gespräch mit dem Manager Kyp Charalambous. Er arbeitet im – immer noch – Signatur-Hotel des Golfstaats: im Atlantis-Komplex auf der Jumeirah Palme.

Wenn man in der so genannten Altstadt von Dubai das historische Museum besucht, dann mag man es angesichts des Overkills an Wolkenkratzern kaum glauben, dass noch vor 50 Jahren neben den Beduinenzelten nur ein paar ziemlich schäbige Fischerhütten am Creek standen. Damals hätte noch niemand auch nur im entferntesten gedacht, dass sich an gleicher Stelle einmal die modernste Metropole des Mittleren Ostens ausbreiten würde. Städtebaulich gesehen, wahrscheinlich sogar eine der modernsten Metropolen der Welt. Und wenn es damals schon die CBI des Niederländischen Außenministeriums gegeben hätte – eine Art Task Force mit Experten, die Entwicklungsländern Tipps und Hilfe geben, wie sie ihr Land bei uns in Europa optimal präsentieren und vermarkten können – dann wäre es zumindest denkbar gewesen, dass ein Mann, so, wie Wolfgang Coym, sich in eines der Beduinenzelte gehockt hätte, um den Scheichs Nachhilfe-Unterricht zu geben, wie man das Land präsentieren sollte, um touristisch wie aus 1001 Nacht zu wirken. Es hat, der Petrodollars sei Dank, auch so geklappt. Und Wolfgang Coym sitzt weiter nicht bei Scheichs, sondern armen Schluckern. Sie wollen alle ein Stückchen abhaben vom touristischen Kuchen, wissen aber nicht wie. Im Reiseradio erzählt der Urlaubsberater, worauf es ankommt.

Es ist schon Ironie, dass ausgerechnet ein Land wie die Vereinigten Arabischen Emirate, das geradezu prädestiniert wäre für die erneuerbare Sonnenenergie, auf einem riesigen Erdöl-See sitzt und deshalb für das Energie-Sparen in der Regel nur ein leichtes Lächeln übrig hat. Ja, es gab hier auch mal einen Preis für „Grünen Tourismus“, aber eine Zweitauflage befindet sich mangels Masse erst mal in der Warteschleife. Und so werden in der Wüste weiter die offenen Wartehäuschen der Bushaltestellen gekühlt, die riesigen Golfplätze besprenkelt, und die Fontänen und Pools der Wasserparks und Hotelresorts gaukeln paradiesische Oasen-Wollust vor.

Wenn also Martin Frey, ein Journalisten-Kollege mit Fachgebiet „Erneuerbare Energien“ den Auftrag bekommen hätte, einen Reiseführer zu schreiben für Touren zu den interessantesten Energieprojekten am Golf, dann wäre wahrscheinlich nur eine hauchdünne Broschüre herausgekommen. Aber er durfte sich am Musterland Deutschland austoben – für einen neuen Baedeker, der an Stelle von Kirchen, Klöstern und Kodak-Moments Solaranlagen, Windparks und Wärmepumpen-Attraktionen auflistet. Auch eine Art von Tourismus, sich so etwas anschauen zu wollen. Martin Frey ist vom Erfolg des Bändchens überzeugt – und deshalb unterhielt ich mich mit ihm.

Und dann haben wir noch – auch irgendwie passend zum Ort Dubai – das Gespräch mit Louis Palmer, der mit seinem Solarmobil einmal um die Welt kurvte, Rolf Nöckel denkt wehmütig an seine alte mechanische Kamera, und was er mit ihr auf seinen Reisen so alles erlebte, und zusammen mit meinem Lieblingsprofessor Karl Born versuche ich wieder, die touristische Woche zu vertiefen, die einen angesichts des immer vermeldeten Buchungsbooms doch einigermaßen ratlos zurückließ, warum die Wirtschaftszahlen der meisten Veranstalter so unendlich mau sind.

Karl Born und alles wird besser

Warum muss man sich jetzt aufregen über die Dänen, die noch vor den Ferien an den Grenzen wieder Kontrollettis postieren wollen? Warum ist Strandliegen-Besitzer zu sein in Italien ein Traumjob, wenn man die richtigen Leute in der Politik kennt? Warum gibt es erst jetzt Knöllchen fürs Ballermann-Grölen? Warum gibt es in diesen Tagen so viele touristische Verlierer? Ägypten, Air Berlin, TUI, Thomas Cook….? Und das, wo es doch dem Tourismus wieder so gut geht… Das bedarf professoraler Antworten und ein Skype Gespräch mit Karl Born.