Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 095 – Brähmigs Büro beschimpft die Branche: „Sonnenbank-gebräunte Drückerkolonne“ / Holiday Check und die Fakes / Senator Rahes neue Schnäpchen-Wellness / Südtirol ganz energetisch / Das Lebensfeuer im Kleinwalsertal

Das Reiseradio war eigentlich in wunderbarer Stimmung. Das Wetter noch bis zum Mittag frühlingshaft in Berlin, ein toller neuer Bundespräsident, der auch die Begriffe Freiheit und Reisen vielleicht irgendwann in einer schönen Rede verknüpft; aber anders als sein Vorgänger…, ja, aber dann mussten Karl Born und ich uns in die Niederungen des deutschen Abgeordneten-Wesens begeben. Brähmig und kein Ende.

Nach dem gezielten, provokanten Ägypten-Bashing kurz vor der ITB, bei dem er die volle Breitseite der Ablehnung nicht nur der touristischen Branche, sondern auch des Wirtschaftsministers zu spüren bekam, hätte man doch vermuten können, jetzt setzt beim sächsischen Elektromeister und Hobby-Tourismus-Experten ein zaghafter Denkprozess ein.

Aber mitnichten. Professor Born und ich bekamen noch tief in der Nacht eine unglaubliche Rechtfertigungsmail seines Büroleiters Strabel, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eng mit Brähmig abgestimmt war. Kernaussage: für ihn sind die Touristiker, die ihn kritisieren, lediglich „sonnenbankgebräunte Drückerkolonnen im Einreiher, die nur Reisen verkaufen wollen“. Er spricht ihnen wegen des Gewinnstrebens jede Ethik ab und rückt sie in die Nähe von Alkoholikern, weil die ITB ja bekanntlich eher eine Internationale Trinkerbörse sei.

So weit das Büro des obersten Abgeordneten-Repräsentanten dieses Landes, der den Wirtschaftszweig Tourismus fördern soll. Aber damit nicht genug. Jetzt fingen wir an, ein wenig zu recherchieren, was aus dem Hause Brähmig denn sonst noch herausgekübelt wird. Und das ist bemerkenswert. Denn neben Ägypten hatte er sich auch die Malediven vorgeknöpft. Eigentlich noch haarsträubender. Ging nur unter in dem einen Aufreger-Thema.

Und es geht noch weiter… Aber ich will jetzt zu Beginn nicht zu viel verraten. Gleich nach der Musik folgen statt des üblichen Topthemas wieder die Bissigen Bemerkungen. Danach klingen Ihnen die Ohren… Und so manche Touristiker werden laut rufen: Büchy und Laepple – übernehmen Sie!

Aber es gibt auch klassische Reisethemen in dieser Ausgabe. Zum Beispiel das Dauerthema Hotelbewertungen. Die manchmal ulkigen Ergebnisse, die bei Tests von Holiday-Check und Co auftreten. Sind sie der Beweis, dass man diese Portale nicht so ernst nehmen kann – oder nur Skurrilitäten, die sich nicht vermeiden lassen, die aber an der Wertigkeit der Aussagen nichts ändern. Ich sprach darüber mit Ulrich Cramer von Holiday-Check – gerade wieder vorgeführt von einer Verbraucher-Sendung im Fernsehen.

In den Städten sind sie quasi zum Begriff geworden für eine ganze Hotelgattung: die Motel Ones. In gewisser Weise schnörkellos gut und günstig. Aber niemand sucht so eine Herberge in einer idyllischen Ferienumgebung. Das ist eine Lücke, dachte sich Senator Horst Rahe, der bereits mit der AIDA, den Arosa-Flussschiffen und den feinen Arosa Resorts Tourismus-Geschichte geschrieben hat. Er entwickelt gerade eine neue Hotelkette namens aja. Kuschelige Wellness ab 39 Euro die Nacht. Alles nicht inklusive. Ob so ein Modulkonzept bei Ferienbuchungen aufgehen kann, darüber unterhielt ich mich mit dem Visionär und hanseatischen Kaufmann.

Nachhaltigkeit war eines der großen Themen auf der ITB. Und nun sagt sich eine ganze Region, bei der Energie und dem CO2 Stempel müssen wir in vorderster Reihe mitmarschieren. Und wir reden jetzt nicht etwa von einer kleinen Insel, wie dem Futouris-Projekt Juist. Es geht um Südtirol. Da hat man zum Glück Sonnenenergie und Wasserkraft en masse. Jetzt geht es darum, die Ressourcenschonung dem Urlauber schmackhaft zu machen, ohne ihn in seiner allzu bekannten Sorglosigkeit zu nerven. Oberster Punkt auf der Prioritätenliste ist ein ökologisches Verkehrskonzept. Ich sprach darüber mit Christoph Engel, dem Chefvermarkter des Landes.

Beim letzten Thema muss ich zugeben, dass ich vor der ITB etwas skeptisch war, als ich zur Präsentation einer Weltneuheit eingeladen war: Lebensfeuer. Und das Kleinwalsertal, allen gut bekannt, wird die erste Region weltweit, die damit dem Urlauber ungeahnte Kraftaufladung anbieten möchte. Das klang für mich leicht esoterisch, wie man das bei den naturnahen Bergbewohnern ja häufig anfindet. Aber lassen Sie sich überraschen: in diesem Konzept steckt viel medizinisch-technisches Know How und vor allem touristisches Potenzial. Der begleitende Arzt und Spiritus Rector Dr. Alfred Lohninger klärt uns auf.

Brähmigs Büro beschimpft Branche

Direktlink: Borns Bissige Bemerkungen zu Brähmig

Kommen die Branchen-Beschimpfungen nun von Brähmig selbst, oder von seinem Haussklaven Dobby (aka Gregor Strabel)…?

Reiseradio 094 – Branche und BBB gegen Brähmig: Ägypten-Äußerung erzürnt / Dr. Michael Frenzel sucht die Rendite / TUI auch in Nordafrika vorsichtig optimistisch / Studie über Kreuzfahrer / Reinhold Messner mal touristisch unterwegs

Dem Reiseradio geht es wahrscheinlich am heutigen späten Sonntagabend so, wie den meisten von Ihnen in der „Woche Eins“ danach… irgendwie tot vom ITB Marathon. Körperlich und geistig ausgepowert, leer geredet… – na ja, ich noch nicht ganz zum Glück -… und sich, wie jedes Jahr, die Sinnfrage stellend: Warum tut man sich diese Mammutmesse eigentlich freiwillig an…? Und ziemlich sicher werden wir uns 2013 dann doch wieder freuen, im März unter dem Funkturm dabei zu sein, wenn sich die ganze touristische Welt trifft.

Ein Teil dieser Welt, vor allem das Partnerland Ägypten, war zu Beginn der Messe überhaupt nicht amused: das lag nicht an der ITB, sondern an der verbalen Diarrhoe eines gewissen Vorsitzenden des Tourismusausschusses des Deutschen Bundestages. Sein Name: Klaus Brähmig. Nie gehört? Auch nicht schlimm. Nach dem, was man an Empörung in den obersten Hierarchien der touristischen Industrie im kleinen Kreis mitbekam, wird es diesen Herrn in dieser Position vielleicht nicht mehr lange geben.

Was war denn der Aufreger des Elektrohandwerksmeisters aus Pirna? Er riet ab von Reisen nach Ägypten. Ausgerechnet. Angesichts der Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückungen von Minderheiten sei es ethisch nicht verantwortbar, dieses Land auch noch zu unterstützen…

Ja mei, da hat der Gute wegen der Gier nach einigen Tage Ruhm als  ansonsten völlig unbedeutender Hinterbänkler wohl einen kapitalen Kurzschluss in der Gehirnrinde gehabt. Mehr zu den Reaktionen der Branche gleich in Originaltönen und wieder mal bissig bemerkt von meinem Lieblingsprofessor Karl Born.

Wenn Sie schon immer mal wissen wollten, was so jeden Tag im Kopf des mächtigsten Tourismus-Chefs im europäischen Veranstaltergeschäft vorgeht, sobald er vor dem riesigen Globus im Arbeitszimmer steht, auf dem Millionen TUI Fähnchen stecken, überall dort, wo im Angesicht  des Smileys Urlaub gemacht wird, dann können Sie gleich Dr. Michael Frenzel zuhören, der, wie alle anderen die Rendite der Zukunft sucht.

Gleich danach äußert sich derjenige im Hannoveraner Haus, der das meiste Geld verdient für den Konzern: Dr. Volker Böttcher. Kein einfaches Jahr für die Urlaubs-Landverschicker. Einerseits ist die Lust an Ferien da, andererseits verhageln gerade Nordafrika, Kreuzfahrt und Griechenland die gute Laune, die Pflichtprogramm ist auf der ITB.

Vor allem die Kreuzfahrt ist gerade ein Spaßbremser. Und keiner weiß so genau,  warum? Wenn so ein Pott wegen Konstruktionsfehlern auf Offener See auseinandergebrochen wäre, die Schiffe reihenweise vor Madagaskar lägen, mit der Pest an Bord… Es war eher die Kongenialität der Ereignisse, dass Touristik Aktuell zusammen mit der Hochschule Worms in diesen unruhigen Zeiten die Reisebüros nach der Seele ihrer Kreuzfahrtkunden befragte. Dr. Adrian von Dörnberg erläutert die Erkenntnisse.

Können Sie sich vorstellen, dass der berühmte Extrembergsteiger und Abenteurer Reinhold Messner organisierten Familienurlaub mit einem Veranstalter macht? Ich traf ihn auf der wirklich sehr guten Tourismuskonferenz der Wochenzeitung „Die Zeit“, die schon am Vortag der ITB quasi ein kleines Davos der touristischen Industrie zusammentrommelte. Die Antwort auf die Frage finden Sie gleich im Gespräch mit dem sympathischen Südtiroler.

Reiseradio 049 – Eine Sandkiste für den Herrn der Ringe: wie Air New Zealand sich zum Event macht / Vive le Chamapgne! Ein Kessel Buntes aus Frankreich

Es ist sicher keine große Überraschung, dass das Auswärtige Amt nun vor Reisen nach Libyen warnt – was zumindest die touristische Industrie nicht besonders berühren dürfte. Schon mehr die Diskrepanz zwischen der offiziell vom AA bestätigten Ruhe an den touristischen Orten in Tunesien und Ägypten und der quer durch die Parteien im Tourismusausschuss des Deutschen Bundestages geäußerten Meinung, auf keinen Fall jetzt nach Ägypten fahren zu wollen. Liebe Fachpolitiker, wenn ihr als privater Hans Fliegenschiss gefragt werdet, dann könnt Ihr Unsinn reden, so viel Ihr wollt. Aber die touristische Industrie hat schon einen Anspruch darauf, dass das höchste für sie zuständige politische Gremium nicht seit Wochen nur durch Dumpfbacken-Gequatsche auf sich aufmerksam macht. So, musste ich auch mal loswerden.

Diese Woche im Reiseradio geht es vordergründig um zwei touristische Produkte. Ein großes, nämlich das Urlaubsland Frankreich, und ein kleines, spezielles, die Fluglinie Air New Zealand. Nicht wirklich vergleichbar. Aber wir kümmern uns auch weniger um das Produkt, ob es schön, günstig, lohnenswert oder was auch immer ist, sondern um die Art, wie es werbend nach außen angepriesen wird.

Auf der einen Seite haben wir die klassische Sisyphos-Arbeit eines klassischen Fremdenverkehrsamtes. Und da haben es die Franzosen ähnlich schwer, wie ihre Kolleginnen und Kollegen von der DZT. Sie müssen ein ganzes Land mit zig Regionen und zigzig kleinen Highlights werbend präsentieren. Natürlich absolut neutral und gleichberechtigt, da wachen die Kleinst-Fürsten schon sehr eifersüchtig drauf. Das Ergebnis: leider ziemlich langweilig, wenn man es sehr höflich formulieren möchte. In dieser Situation befindet sich seit Jahren Thomas Schmidt, der Frankreichs PR für Deutschland verantwortet. Da braucht man unerschütterliche Zuversicht, die er im Gespräch mit dem Reiseradio auch tapfer beibehielt.

Auf der anderen Seite gibt es so eine neue Art von Guerilla-PR auch im Tourismus. Aktionen, die sich nicht mehr in Prospekten und wohl formulierten Pressemeldungen erschöpfen. Da werden Aktionen entwickelt und Events, die quasi über die Hintertür für ein Urlaubsprodukt werben. Über manches hatten wir im Reiseradio schon berichtet, wie die Frikandeljagd der Holländer, oder den Ein-Jahres-Traumjob der Queenslander. Diese Woche gibt es Sand satt in Frankfurt und Düsseldorf. Mollig warm temperiert und mit allerlei Schabbernack dekoriert im Zeichen Neuseelands. Da herrscht nämlich jetzt kuscheliger Sommer. Marina Noble muss nun mit ihrer Agentur dieses eigentliche Nicht-Ereignis zum Entertainment erklären und in die Medien bringen – auf dass auch ein Brosamen Werbung für den Initiator Air New Zealand abfällt. Das geht nicht mehr allein über klassische Kanäle, sondern nur noch zusammen mit Neuen Medien. Über die Strategie mit einem Glascontainer voller Sand gleich mehr im Gespräch.

Karl Born erholt sich gerade auf Lanzarote. Was natürlich kein Grund ist, dass wir uns nicht am Sonntagabend über die touristische Welt lästernd austauschen. Vom Tourismusausschuss mit seiner beeindruckenden Intellektualität in Punkto Ägypten, über Reiseveranstalter in absolute Krisengebiete bis hin zu Mäusen in der Flugsicherheit reicht das Spektrum. So unkonventionell, wie Sie es jede Woche erwarten können. Schön, dass Sie wieder dabei sind.

Karl Born und das Abenteuer Reise

Urlaub ist Abenteuer, denkt sich der Schweizer Reiseveranstalter Babel Travel und bietet Afghanistan genauso an, wie den Irak, Somalia oder den Sudan. Das sind sicher keine Rundreisen für sensible Naturen, und man sollte gut versichert sein, aber es ist so schön unsinnig, dass es ebenfalls die Hürde geschafft hat ins Reiseradio zu meinem Lieblingsprofessor Karl Born. Denn wir reden heute sehr viel über Abenteuer – bis hin zu abenteuerlichen Dummheit, die Politiker häufiger befällt, wenn sie sich zum politischen Nicht-Thema Tourismus äußern.

Reiseradio 048 – Club und Kuckucksuhr – warum uns die Ausländer lieben: Wirtschaftsminister Brüderle und DZT Chefin Hedorfer zum Rekord im Deutschlandtourismus / Ackern im Urlaub: STA-Travel will jungen Menschen Ferien mit Verantwortung bieten / TUI Murmeltiertag: Karl Born aus der Höhle des Löwen

Das Reiseradio ist auch ziemlich erleichtert, dass die Dinge in Ägypten sich anscheinend zum Guten wenden. Wobei „gut“ natürlich eine etwas hilflose Formulierung ist und den im Tourismus Beschäftigten vor allem am Roten Meer, aber auch entlang des Nils, die Sorge nicht wegnimmt, von was sie in den kommenden Wochen oder Monaten leben sollen. Ein Problem, das ähnlich auch in Tunesien akut bleibt. Nun hat die Reiseindustrie erst einmal schnell umgebucht, das musste sie auch, aber es wäre zu wünschen, dass die beiden Länder schnell wieder eine Chance bekommen. Auch dafür wird die ITB gut sein Anfang März – sofern bis dahin überhaupt wieder jemand das Sagen hat im Tourismus bei den beiden Ländern.

Vielleicht noch ein Satz dazu, wie Marktwirtschaft funktioniert: Die Ausweich-Zielgebiete, glücklich überrascht von den Umbuchungen, entdeckten auch schnell die Notlage und drehten an der Preisschraube. So kann man auch weit entfernt von Revolutionen profitieren

Zum Thema Ägypten und einer, nennen wie es mal vorsichtig „merkwürdigen“, Stellungnahme des Tourismus-Ausschuss-Vorsitzenden Brähmig unterhalte ich mich gleich noch mit Klaus Laepple, dem Boss des Bundesverbandes der Tourismus-Industrie. He was not amused. So viel sei schon gesagt.

Topthema in diesem Reiseradio ist der Deutschland-Tourismus. Denn das alte Schnarchziel ist munterer als je zuvor. Gerade die ausländischen Gäste lieben uns – Rekord 20 Jahre nach der Wiedervereinigung: über 60 Millionen Übernachtungen von Menschen ohne deutschen Personalausweis. Was sie hier suchen, die Kuckucksuhren oder die Clubszene von Berlin – darüber spreche ich mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle – dem obersten Touristiker in der Regierung. Und mit der DZT-Chefin Petra Hedorfer wollen wir das auch erkunden. Sie verantwortet ja die tägliche Arbeit, Deutschland sexy zu machen für den Urlaub. Mit Themen, die für manchen manchmal leicht unsexy wirken.

In den letzten Ausgaben des Reiseradios haben wir uns intensiv mit dem Familienurlaub beschäftigt und auch mit den Reisewünschen von Jugendlichen, die irgendwann mal keinen Bock mehr darauf haben, gemeinsam mit den Eltern unterwegs zu sein, sondern lieber mit Gleichaltrigen – Stichwort RUF Jugendreisen als Beispiel für darauf spezialisierte Veranstalter. In dieser Sendung wird unsere Zielgruppe etwas älter: Schule vorbei, volljährig, Student, wenig Geld, große Neugierde und auch große Ideale. Da bucht man vielleicht nicht unbedingt bei den großen Veranstaltern, sondern will individuell unterwegs sein. Und da holt sie STA-Travel ab. Was aus dem Selbsthilfeprojekt australischer Studenten geworden ist, erfahren Sie im Gespräch mit dem Geschäftsführer Andreas Siegmann.

Karl Born, mein Lieblingsprofessor und ehemaliger TUI-Vorstand, ist auch TUI-Kleinaktionär. Deshalb war er für das Reiseradio auf der Hauptversammlung und wird mir am Ende der Sendung, und Ihnen natürlich auch, Insiderinformationen anvertrauen, was der touristische Murmeltier-Tag in Hannover an Erkenntnissen brachte. Über Ägypten reden wir natürlich auch, über Mallorca als Sexfalle und über die schnöde Abkehr der Urlauber von Nachhaltigkeit, sobald sie Geld dafür ausgeben müssen.