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Reiseradio 150 – Thomas Cook goes digital / SunConnect: Hotel für die virtuellen Momente / Südafrika – so günstig wie lange nicht mehr

Das Reiseradio ist gerade wieder zurück aus Südafrika, von der Programm-Pressekonferenz von Thomas Cook. Zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten gab es mal wieder von den Neckermännern eine Präsentation in einer fernen Destination – mit anschließenden Exkursionen und vielen neuen Erkenntnissen. Südafrika konnte sich bei blendendem Wetter perfekt darstellen, und ausgerechnet das immer noch bei vielen mit Sicherheits-Bedenken belegte Johannesburg überraschte positiv. Die schon verloren geglaubte Stadt faszinierte durch neue Lebendigkeit und einfühlsame Aufarbeitung der Apartheid. Und dank der perfekten Inszenierung der langjährigen Thomas Cook Agentur Thompsons fanden selbst Südafrika-Kenner unter den Reisejournalisten bei den Post-Touren interessante Themen.

So, genug mit dem Lob. Aber das sollte auch mal sein bei der medialen Begleitung einer solchen Veranstaltung, die natürlich die Frage im Kopf aufkeimen lässt, warum die überschaubaren Sensationen im Thomas-Cook-Reisesommer 2014 elf Flugstunden entfernt der Heimat präsentiert werden. Südafrika hat auf jeden Fall profitiert.

Neben den üblichen Preisgirlanden aus Oberursel war beim Vortrag im ehrwürdig alten Rathaussaal von Johannesburg schon das Überthema Internet und digitale Vernetzung omnipräsent. Ob es nun um die Erforschung von Kundenwünschen ging, dem Monitoring der Urlauber-Zufriedenheit, dem digitalen, direkten Kontakt vor, während und nach der Reise, um eigene Hotelkonzepte für die Jünger von Smartphone und Tablet – all diese virtuellen Mosaiksteinchen wurden sehr bewusst zu einem Internetbild der Reise von morgen zusammengesetzt.

Und wie das bei Puzzeln so ist: am Ende fehlen immer noch einige Plättchen, die man unter dem Sofa sucht. In diesem Fall war es das Thema Reisebuchung, was aus diplomatischen Gründen noch etwas unscharf blieb. Aber es ist natürlich die zwingende Konsequenz – nicht nur bei Thomas Cook. Je digitaler man wird, je näher man zum Gast kommt – vom ersten Reisewunsch und seiner Recherche, bis zum freudvollen Nachbearbeiten des hoffentlich gelungenen Urlaubs – desto naheliegender wird es werden, dass der Buchungsklick auf der kuscheligen Couch daheim erfolgt.

Man braucht kein Prophet zu sein, um zu ahnen, dass dieses Thema auf der DRV-Tagung durchaus kontrovers diskutiert wird; allen beruhigenden Solidaritätsadressen zum Trotz. Aber bewegen muss sich jetzt vor allem der Stationäre Vertrieb, der sich momentan noch immer zu sehr in die Rolle des Kutschers manövriert, der nicht wahrhaben will, dass Automobile irgendwie cooler werden könnten.

Das Reiseradio, das ganz persönlich eine große Liebe hat zum guten alten Reisebüro, wenn dort erfahrene Fachmenschen sitzen, auf die man sich verlassen kann, wird das Thema in den weiteren Wochen intensiv verfolgen.

Heute im Gespräch mit Michael Tenzer, dem neuen Manager des Goldenen Herzens, der auch das größte Thomas Cook Hotelangebot aller Zeiten nur deshalb im Bauchladen hat, weil die Technik kaum noch Grenzen kennt, und auch kein Herrschaftswissen.

Stefanie Berk erläutert einem ganz analog Reisenden wie mir, dass es einen großen Zukunftsmarkt gibt für Hotels, die die digitalen Nomaden vor allem mit Internet-Freuden sesshaft werden lässt für eine Urlaubszeit.. Das neue Sun Connect Hotelkonzept, in dem sich spannend fast alles um Smartphones, Tablets und andere Gadgets dreht, die anscheinend heute unverzichtbar sind, wenn es um erfolgreiche Feriengestaltung geht. Seien Sie gespannt.

Aber auch ganz klassische Urlaubsmotive, wie das Kennenlernen eines Zielgebiets, analog und mit offenen Augen und einem offenen Herz, gehören zum Reiseradio-Themenbereich. Heute geht es naheliegend um Südafrika – aus der Sicht eines langjährigen Urlaubsmachers und Kenners des Landes: dem zuständigen Produktmanager von Thomas Cook, Roland Junker.

Reiseradio 092 – Rekorde in Berlin, aber Hotels hadern mit Preis / Waldorf Astoria – West-Berlins neue 1. Adresse / Tulpen nicht nur aus Amsterdam – Holland boomt / Schüler haben keine Angst vor Ägypten-Urlaub / Buchtipp: Terra Polaris

Als Journalist habe ich normalerweise Verständnis, wenn Beschäftigte selbst den Streik als Mittel der letzten Wahl sehen, um ihre wahrscheinlich nicht unberechtigten Interessen gegen „die da oben“ durchzusetzen. Aber was momentan am Frankfurter Flughafen passiert, ist einfach lächerlich. Da stehen geradezu absurde Forderungen im Raum von gerade mal 200 Hanseln, die mit ihrer Maßlosigkeit nicht nur Zigtausend Passagiere in Bedrängnis bringen,  sondern auch die übrigen Beschäftigten am großen Drehkreuz zu nervenaufreibender Mehrarbeit wegen der gestrandeten Menschen zwingen. 200 Menschen, die jetzt schon zu den sehr gut bezahlten Mitarbeitern gehören, nehmen die Fliegerei mit Millionenverlusten in Geiselhaft. Egal, wie dieser absurde Kleinkrieg ausgeht, hinterher dürften die Vorfeld-Arbeiter zu den meistgehassten Angestellten am Frankfurter Flughafen gehören. Auch eine Auszeichnung, die man sich hart erarbeiten muss…

Friedlicher geht es heute im Reiseradio zu. Auch wenn manche Hoteliers in Berlin trotz der Rekordzahlen bei den Übernachtungen in der Hauptstadt etwas resigniert die Faust ballen. Berlin ist nämlich vor allem auch deshalb so sexy für die Besucher, weil man hier sehr viel bekommt fürs Geld – verglichen mit anderen Metropolen. 70 Euro Durchschnittspreis für das Zimmer – da nähert sich Berlin Las Vegas an, wo die Hotelbetten auch oft fast verschenkt werden, weil man über den Casino-Umweg die Rendite erhofft. Leider ist die Auslastung in der Deutschen Hauptstadt aber weit entfernt von der der Spielermetropole. Gerade mal 50 Prozent – und wenn man nur die Innenstadthotels nimmt, 70 Prozent. Da fragt man sich, wo wird das Geld verdient? Burkhard Kieker, der Chef von Visit Berlin, ist sich des Problems bewusst, aber er muss natürlich das Große Ganze sehen. Jeder Besucher bringt Geld in die Stadt, und jetzt, wo der Senat mit Bettensteuer abkassieren will, ist jedes günstige Hotelzimmer doppelt Gold wert, wie er gleich im Gespräch erläutert.

Trotz der rechnerisch unbefriedigenden Hotelsituation in der Hauptstadt wird gebaut, dass es den Kränen schwindelig wird. Gerade in der Endphase ist das Waldorf Astoria, das nicht nur Berlins höchstes Hotel wird, sondern auch die City West am Bahnhof Zoo mächtig aufwerten soll. Die Internationalen Konzerne sehen Berlin langfristig immer noch als Goldgrube, weil man der Stadt weiter eine unglaubliche Entwicklung zutraut. Hotelinvestitionen ähneln heute einem Börsenspiel: da sind ja auch meistens Erwartungen schon in der Aktie eingepreist. Und Waldorf Astoria Direktor Friedrich Niemann, den ich zum Gespräch im 31 Stock auf der Noch-Baustelle traf, hat viele Visionen, was Auslastung und die Best Available Rate in Zukunft anzeigen.

Unser westlicher Nachbar Holland exportiert nicht nur geschmacklose Tomaten, sondern auch wunderschöne Blumen. Die wiederum, vornehmlich Tulpen in den kommenden Monaten, importieren umgekehrt Unmengen von Gästen Dieses Jahr noch mehr, weil es nicht nur den Keukenhof gibt, sondern auch noch die Floriade, eine Weltmesse der Gartenkunst. Lothar Peters, oberster Holland-Werber, peilt also den nächsten Besucherrekord im Land hinter den Deichen an. Eigentlich müsste er ein rundum zufriedener Mensch sein. Wenn der Staat ihm nicht das Budget gekürzt hätte. Um glatte 50 Prozent. Da mag in Den Haag die Tomaten-Devise gegolten haben: egal ob sie schmecken, und egal, ob wir sie bewerben – gekauft wird das Gemüse trotzdem. Warum soll das mit dem Tourismus nicht auch klappen…?

Expedienten am Reisebüro-Counter haben es momentan nicht leicht, Reisewillige für Ägypten zu überzeugen. Oft wird gerade bei den typischen Pauschalis von einer diffusen Angst berichtet – selbst in ihren sicheren All-Inclusive Anlagen am Roten Meer, die die meisten eh nicht verlassen. Diese Woche traf ich Schüler der Fichtenberg-Oberschule in Berlin. Sie hatten sich gerade von jungen Revolutionären aus erster Hand berichten lassen, wie es ist seit dem letzten Frühling. Deshalb wollte ich hinterher von Ihnen wissen, wie sie denn reagieren würden, wenn ihnen morgen jemand Urlaub anbieten würde im Land der Pharaonen. Mit einem sehr interessanten Ergebnis – nur, dass keiner von Ihnen sich vorstellen könnte, im Reisebüro klassisch zu buchen.

Und noch einen Buchtipp gibt es heute. Ein richtig schwerer Bildband über die Terra Polaris, also das Trekking in der Arktis und Antarktis. Das ist auch kein Produkt, das mal eben so über den Counter geht, aber manchmal ist Coffeetable Reisen ja auch sehr befriedigend. Ich sprach mit Michael Vogeley, der seine Lust am Abenteuer jedes Jahr ausleben muss. Ein Reisejournalist der ganz besonderen Art.