Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 106 – Ultimative Erlebnisse: TUI mit neuem High End Produkt / Wofür steht „Michael Poliza Experiences“? / Fernreisen werben mit Weltenbummler / Dr. Volker Böttcher präsentiert Online-Hybrid – Internet immer wichtiger / Wofür steht eigentlich Puravida?

Das Reiseradio ist zurück von der TUI-Programmpräsentation auf Mallorca. Die fand statt im riesigen BLAU Resort in Portopetro – das jetzt als Pura Vida für eine der neuen TUI Hotelkonzept-Projekte steht. Eine schöne, sehr weitläufige Anlage mit genug Raum für die beiden Erlebniswelten Pura und Vida. Wird auch noch Thema sein in dieser Sendung, was hinter diesen Kunstworten steckt. Ein Beruhigendes war jedenfalls zu sehen: es gibt  anscheinend genügend Liegen – was ja nicht unwichtig ist angesichts der internationalen Zusammensetzung der Gäste. Denn wie durften wir gerade lesen dank der bahnbrechenden Forschung der Universität Oxford? Deutsche und Engländer könnten gar nicht anders, als um die Sonnenbetten zu kämpfen. Die Deutschen, weil sie einen Freud’schen Zwang haben, Territorialmarken zu setzen, und die Briten aus Frust darüber, dass sie es einfach nicht schaffen, so früh aufzustehen wie die Krauts. Der Tipp aus der Universität: jeder Nation ihren eigenen Pool geben. Nun gibt es an dieser Südwestecke von Malle Pools genug, und gefühlt empirisch liegen die Brits auch lieber am Aktiv-Plantschbecken und die Fritz-Fraktion am Erwachsenen-Ruhepool. Und alle sind Pura Vida glücklich J

Für Wassergenuss gab es angesichts strammer Termine rund um die TUI Programmpräsentation zwar kaum Gelegenheit, dafür aber für neue Lifestyle-Erkenntnisse. Der Marktführer baut noch konsequenter um – weg vom austauschbaren Ferien-Immobilien-Vermittler hin zum Erlebnis-Produzenten. Und andere Schranken zur Lebenswirklichkeit eines großen Teils der Gesellschaft sind auch endgültig gefallen: Online wird der Vertriebskanal der Zukunft. Allen beruhigenden Signalen zum Trotz, dass natürlich weiter der stationäre Vertrieb die Stütze des Geschäfts sei.

Online und Multimedialität gehören einfach immer mehr zum Lifestyle der künftigen TUI Gäste. Die bisher technisch und taktisch gebotene Zurückhaltung, ja, Angst, den Kunden dort abzuholen, wo er sich am liebsten aufhält – und wenn es am Computer ist – gilt nicht mehr. Selbst Reisen für 20.000 Euro werden in einem Bilder- und Filmrausch online beworben; wohl wissend, dass auch sie – vielleicht noch mit Hilfe des spezialisierten, hochprofessionellen Callcenters – von IT, Medien und Finanzwelt-Profiteuren am Ende durchaus online gebucht werden.

Die Kataloge bekommen QR-Codes für einstimmende Filme, Hotels werden über denselben Weg online ausführlicher präsentiert, neue Angebote kümmern sich nicht mehr um die starre Jahreseinteilung in zwei Katalogwelten.

Was auf Mallorca vom Marktführer, und zum letzten Mal vom scheidenden Geschäftsführer Dr. Volker Böttcher,  präsentiert wurde, ist fast schon eine Revolution für den Vertrieb der Zukunft, wenn man die Zwischentöne richtig interpretiert: ein letzter Aufruf an die Reisebüros: Macht mir, oder Ihr macht Euch bald überflüssig.

Im Brot und Butter Geschäft gab es keine spektakulären Neuigkeiten bei der TUI. Etwa vier Prozent Umsatz-Steigerung durch starken Zuwachs auf der Fernstrecke als Kompensation für das weggebrochene Griechenland-Geschäft. Das ist wahrlich keine sexy Neuigkeit. Aber dafür das neue Top-Produkt, das deutlich macht, dass die Luft ganz oben nie zu dünn wird für Konsumangebote an die Besserverdienenden.

„Michael Poliza Experiences“ ist seit Mallorca die exklusivste Reisemarke, die es auf dem etablierten deutschen Veranstaltermarkt gibt. Reiseerlebnisse mit Wow!-Effekt, die inklusive Flug bei etwa 15.000 Euro beginnen. Das könnte man als PR-Gag abtun. Aber die TUI hat tatsächlich Jogi Löw auf den Fußballplatz zurückgeschickt und setzt nun auf den Globetrotter und Naturfotografen Michael Poliza als Testimonial für einzigartigen Urlaub. Das ist bemerkenswert. Denn zum ersten Mal wird bei ca 600 Veranstaltermarken konsequent auf einen Namen gesetzt. Darüber mehr in dieser Sendung von Michael Poliza selbst, der uns erklärt, welche Reisen er für die TUI ausgearbeitet hat, und die sich wahrscheinlich kein Reiseradio Hörer wird leisten können… Aber wir werden von ihnen träumen.

Dr. Volker Böttcher gibt sein letztes Interview in alter Funktion. Fernreise-Chef Steffen Boehnke zeigte zum ersten Mal Andrucke der neuen Fernreise-Kataloge, die auch mächtig von den hyper-exklusiven Erlebnissen des Michael Poliza profitieren. Und Stefanie Schulze zur Wiesch, bei der TUI verantwortlich für all die neuen Konzepthotels, versucht, am lebenden Objekt Pura Vida auf Mallorca, zu erklären, wo denn der Unterschied liegt zu anderen Hotelmarken. Eine Frage, die auch die meisten Expedienten sicher noch nicht sattelfest beantworten können.

Reiseradio 072 – L’Tur Chef Markus Orth macht morgens den Regentanz / TUI’s Mann fürs Ferne Steffen Böhnke lockt mit Sommer-Garantie / Tessins Werber Patrick Lardi hütet nicht nur die Villen der deutschen Arbeiter-Klasse / Karl Born beißt die Krise

Das Reiseradio war die letzten zwei Wochen auf Tour zwar nicht gerade vom Winde verweht, aber vom Wasser gepeinigt, wie fast alle Urlauber im nicht fernen, erdgebundenen Umfeld. Ansichtskarten von Freunden vom Mittelmeer lösen zugegeben momentan leichte Neidgefühle aus bei den zu Hause Gebliebenen… Anyway. Es gibt auch Menschen, die sich gar nicht mehr einkriegen können vor Freude beim Blick derzeit in den Himmel. Markus Orth gehört dazu, der Chef des Last Minute Veranstalters L’Tur. Dem pinken Unternehmen geht es rosig, wenn es regnet. Denn dann wollen alle nur noch weit weg. Und die Ostsee ist keine wirkliche Option. Wie das Geschäft wo wie läuft und wer was bucht, darüber unterhielt ich mich mit ihm in Baden Baden am Firmensitz. Logisch, bei Regen.

Nur weg, möglichst ganz weit weg, denken gerade viele. Vielleicht sogar auf Fernreise. Denn die soll ja derzeit boomen, wie alle Veranstalter versichern; trotz der seit Jahre entflammten Liebe zu den Erdgebundenen Zielen. Und das ist ja einigermaßen ulkig, gerade im Sommer. Denn in den meisten Fernreise-Destinationen ist dann das Wetter auch nicht besser. Aber wenigstens ist der Regen warm. Bisher war die Fernreise bei der TUI zwar gut vertreten im Portfolio, aber Marktführer war der Markführer in dem Bereich sicher nicht. Jetzt wird nachgerüstet mit allerlei Garantien und viel Marketingdruck. Zuständig für das Exotische bei der TUI ist Steffen Böhnke. Und er erklärt uns gleich, was eine Sommergarantie ist. Keine Vorfreude bitte: sie gilt nicht für Deutschland-Urlaub.

Aber man muss zum Glück nicht ganz so weit weg, wenn man mediterranes Feeling spüren möchte. Die Schweiz zum Beispiel hat einen wunderbaren Kanton namens Tessin. Da ist man schon fast in Italien, aber irgendwie noch beim heimischen Nachbarn. Zugegeben, zur Zeit schmerzt das, wenn Sie auf der Piazza in Ascona eine Pizza essen oder ein Risotto und mit einem Glas Wein eine, dem teuren Franken sei’s geschuldet, astronomische Rechnung verdauen müssen als Dessert. Aber schön ist’s schon. Wer könnte das besser in Worte kleiden, als Patrick Lardi, der als Topmanager des Tessin-Tourismus nicht müde wird, zu betonen, dass nicht nur die Villen im Tessin entzücken, sondern auch die wilde Natur zum Fast-Nulltarif.

Was kann man an einem regnerischen Sonntagabend besseres zur Aufmunterung tun, als mit seinem Lieblingsprofessor zu skypen..? Na eben. Die Themen schwammen uns nur so zu… vom Deutschland-Regen und seinen möglichen Auswirkungen auf nächstes Jahr, den kalten Duschen im Thomas Cook Management, dem Wassereinbruch in der TUI-eigenen Containerschifffahrt, dem nassen Lappen im Gesicht des Airberlin-Chefs Hunold bis hin zu den Tränen des Lachens über die Berliner, die freiwillig Flughafen-Chaos spielen.

Karl Born beißt die Krise

Das Sommermärchen Deutschland wurde zumindest dieses Jahr eine touristische Regenballade. Ob das der Urlauber der Heimat übel nimmt, dazu hole ich mir gleich professoralen Rat. Aber Karl Born hat natürlich auch wie immer gute Ideen für die Urlaubs-Zufriedenheit von Peter Fankhauser, die Schiffs-Allergie von Michael Frenzel, die Flugangst eines Joachim Hunold, den Masochismus von Berliner Flughafen-Testern und der vermuteten und erhofften Magersucht weiblicher All-Inklusive Urlauberinnen. Bissige Bemerkungen, wie Sie sie jede Woche im Reiseradio erhoffen.