Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 103 – MeckPomm sucht junge „Gastgeber“ / Bayern sucht neuen Wein für alte Schläuche / Gesundheit als Nachfolgethema für Wellness / Bayerischer Innovationspreis für kulinarisches Kino / ZDF-Bühne wirbt für Usedom

Das Reiseradio war letzte Woche anlässlich eines putzigen Events unterwegs, der sich „Saisonauftakt von Bayern und Mecklenburg Vorpommern“ nennt. Wie könnte man das erklären? Fischkopf und Lederhose präsentieren sich Seite an Seite, was angesichts der unterschiedlichen Heimat-Topografie und dem damit einhergehenden Urlauber-Beuteraster gerade noch ganz gut klappt. Trotzdem blieb der journalistische Nutzwert des auf Kompatibilität mehrfach Staatskanzlei-überprüften Programms überschaubar. Aber dazu mehr später.

Die Kernveranstaltung fand übrigens im ehrwürdigen Bad Wörichshofen statt, dem Mutterort aller Kneipp’schen Anwendungen. Trotz meiner Phobie geradezu gegenüber kaltem Wasser traute ich mich, Ja!, an eine Gesichtsspülung. Was soll ich sagen? Gegenüber dem, was Ernst Bromeis, der schwimmende Held unserer letzten Sendung, auf den ersten 400 Kilometern seiner Rhein-Expedition ertragen musste, war diese Minuten-kurze eiskalte Wellnessdusche ein Fliegenpippi im Ozean. Mir hat es trotz der unbestritten belebenden Wirkung gereicht. Und deshalb nochmals Respekt vor der Leistung des Extremsportlers. Selbst wenn das Blaue Wunder wegen des zwischenzeitlich blau gefrorenen Schwimmers abgebrochen werden musste.

Für Schweiz Tourismus ist das natürlich suboptimal gelaufen, weil so die Festivitäten im wichtigsten Markt Deutschland buchstäblich ins Wasser fielen. Und trotzdem wird jeder begriffen haben, dass man in der Schweiz nicht nur Bergwandern kann, sondern ebenso seine müden Füße in etlichen Gewässern wieder – sagen wir es mal freundlich – erfrischt bekommt. Als Trostpreis gibt es deshalb diese Woche auf der Website des Reiseradios den seit langem witzigsten touristischen Werbespot einer Nation: nämlich dem zum Wasserland Schweiz vor dem Sommer. Und als Berliner muss ich für abgesagte Feierlichkeiten momentan eh zwangsläufig mehr als Verständnis haben..

Zurück zum Saisonauftakt: Klammerthema der beiden Feriendestinationen war die Gesundheit. Also all das, was etwas oberhalb von Wellness angesiedelt ist. Ein gerade hochaktueller Komplex, auch medial befeuert. Auszeiten vom Alltag, bewusste Vorsorge aus Eigenverantwortung und aus eigener Tasche. Bayern und Mecklenburg Vorpommern nähern sich diesem Trend von ganz gegensätzlichen Seiten. Im Süden hat man eine extrem hohe Dichte von alt-ehrwürdigen, etwas verschnarchten, Bädern, die nach aktueller Verwendung dürsten. Da geht es also für den Tourismus eher darum, neuen Wein in alte Schläuche zu füllen und Kurorte zu reanimieren. An der Küste dagegen ist alles, was unterhalb einer ärztlichen Kur rangiert, noch Urlaubsneuland. Da gilt es, aus dem nicht selten anzutreffendem Wellness-Schnickschnack qualifizierte, wirksame Anwendungen zu basteln, die auch noch Spaß machen. Ich habe die beiden Tourismus-Geschäftsführer Jens Huwald aus Bayern und Bernd Fischer aus Mecklenburg Vorpommern zu einem kleinen Streitgespräch vor das Mikro geladen. Dickschiffe auf liebevollem Kollisionskurs.

 

Für die Pirouetten auf politischer Bühne waren vorher die Staatssekretäre verantwortlich. Katja Hessel im Zeichen des Löwen, Stefan Rudolf im Namen der Robbe. Nun liegt es in der Natur der Sache, dass die Politik eh alles schön findet im eigenen Land, aber wer genau hinhört, vernimmt in den beiden Interviews mit dem Reiseradio auch durchaus viele selbstkritische Zwischentöne. Denn nötige Qualifikation und schlechte Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verlangen nach politischen Rahmenbedingungen, die sich eben nicht so leicht erfüllen lassen mit Gute-Laune-Botschaften auf feierlichen Anlässen.

Einen feierlichen Anlass gab es sehr wohl beim Saisonauftakt in Bad Wörichshofen: die Verleihung des Bayerischen Innovationspreises für touristische Ideen, die sich von der Masse abheben. Wie man so hören konnte, war es für die Jury nicht gerade leicht, aus dem, was die Einreicher Ihnen an Urlaubsknallern vorlegten, das wirklich Zukunftsweisende herauszuschnüffeln… und der Preisträger ernte erst einmal ein verwundertes Raunen… Aber je länger man sich mit dem kleinen Projekt „Kulinarische Filmtage in Bad Feilnbach“ auseinandersetzt, umso mehr merkt man das Potenzial für künftige Vernetzungen auf der Grassroot-Ebene.

Der zweite Teil des Saisonauftaktes zog mich dann noch ganz in den Nordosten, auf die Insel Usedom. Dort sind gerade die Handwerker im Auftrage des ZDF dabei, die große Wasserbühne für die Sendungen zur Fußball-Europameisterschaft direkt neben die Seebrücke im Kaiserbad Heringsdorf zu zimmern. Wenn alles gut geht, und das Wetter wieder ein Fußball-Sommermärchen begleitet, dann werden die Insulaner TV-Bilder für Deutschland produzieren, die Marketing-Gold wert sind. Auch ein Weg, den Tourismus-Regionen immer stärker gehen müssen, um mit dem Angebot noch ins Wohnzimmer der Konsumenten zu dringen. Bloss: gar nicht auszudenken, wenn es im Juni regnen sollte und vor jeder abgesoffenenen ZDF-EM-Bühne der Werbetrailer von der Sonneninsel Usedom läuft. Aber daran denken wir nicht. Touristiker sind schließlich qua Profession Optimisten

Reiseradio 059 – Hering trifft Haxe: Meck-Pomm und Bayern zelebrieren den Saisonauftakt / Gemeinsame Strategie für Wasserurlaub in Deutschland / My Home, my Castle – ein Schlossherr berichtet / Die besten Alphörner kommen von der Küste

„Was mit Reisen“ war die letzten Tage unterwegs auf einer Veranstaltung der findigen Tourismusbranche, die man verkürzt so nennen könnte: Hering trifft Haxe. Die gemeinhin vor Kraft kaum laufen könnenden Bayern haben den Weißwurst-Äquator mutig überschritten und läuten zusammen mit den Fischköppen von Mecklenburg Vorpommern die Saison 2011 ein. Zum ersten Mal machen die beiden Dickschiffe des Deutschland-Tourismus gemeinsame Sache. Das dürfte bei den politisch Verantwortlichen in Schwerin oder München auch nicht zu Panikattacken geführt haben, denn auch weniger oberflächlich betrachtet gibt es aus Urlaubersicht eine nur überschaubare Verwechslungsgefahr zwischen Nord und Süd.

Offiziell betont man natürlich die Gemeinsamkeiten – und wie sich das anhört, darauf dürfen Sie sich gleich freuen bei den Gesprächen mit Sybille Wiedenmann, der Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing und Mecklenburg-Vorpommerns verantwortlichem Tourismusminister Jürgen Seidel.

Im Deutschland-Tourismus gibt es ja ein großes – zugegeben – Luxus-Problem: das Angebot ist riesig und fast perfekt für jede Zielgruppe. Aber der Kunde findet es nicht, oder nur mit großen Mühen. Im amtlich verwalteten Tourismus gibt es immer noch die schwindelerregende Kleinststaaterei, die Millionen Tonnen Prospekt-Papier produziert. Bunt, manchmal Augenkrebs-fördernd und allzu oft unübersichtlich. Zumindest beim Trend-Thema Wasser möchten die deutschen Tourismus-Regionen jetzt endlich zeitgemäß werben. Das heißt in Phase 1 erst mal: einer macht. Und das ist im Fall Wassertourismus: Mecklenburg Vorpommern. Welche Ideen man dort für alle Wasserflächen Deutschlands entwickelt, darüber gleich im Gespräch Bernd Fischer, der Geschäftsführer des Tourismusverbandes MV.

Auch das Reiseradio kann sich natürlich nicht ganz freimachen von der royalen Pracht, die Ende der Woche unsere Wohnstuben flutete. Einmal Schlossherr spielen. Das wär es doch. Domestiken ohne Ende. Distinguierte Gespräche am Kamin und zum High Tea schneit schon mal die Queen rein, so lange sie ihre hässlichen Corgies im Palast lässt. Und da ist es doch schön, wenn man in einem Bundesland unterwegs ist, das flächendeckend Schlösschen und Herrenhäuser vorrätig hat und sogar für einen Euro verscherbeln will, so lange man dumm genug ist, nicht rechtzeitig aus seinen Träumen aufzuwachen. Im Reiseradio treffen wir gleich einen, der nicht nein sagen konnte und nun ein Schloss – natürlich das seiner Familie – an der Backe hat: Helmuth Freiherr von Maltzahn.

Bei der Saisoneröffnung gab es übrigens typische Klänge von der Küste: Alphörner. Wirklich. Und die Mannen, die da wacker in die langen Holzröhren pusteten, waren beileibe nicht musikaffine Mecklenburger, die beim Schweizurlaub mal eben ein außergewöhnliches Souvenir mitbrachten… Im Reiseradio erleben Sie gleich einen Alphorn-Besessenen, der im Westmecklenburgischen Alphörner zusammenleimt, die selbst die Schweizer verstummen lassen, so gut klingen sie.

Lästerhafte Wohlklänge natürlich auch wieder von meinem Lieblingsprofessor Karl Born. Die unendliche Flüssigkeitssaga, die unzufriedenen Reisebüro-Untertanen im DRV, die vergebliche Mühe, ein wirklich völlig sicheres Urlaubsziel zu finden, und die klammheimliche Freude von Alltours-Willi, mit Gratifikationen seine Mitbewerber zu ärgern, werden auf unserer Agenda stehen.

Reiseradio 024 – Warum Deutschlands Regionen sich wieder selbst vermarkten / Warum Golfbälle zu Instrumenten mutieren / Warum ewige Schönheit Gäste nach Dublin lockt / Warum Karl Born Gebühren in Hotels nicht mag

Das Bergfest der Sommersaison haben wir ja schon überschritten. Für die Profis ist alles schon gelaufen; bis auf den Rest, der noch irgendwie verramscht wird. Gewinner und Verlierer des Sommers stehen fest.

Ein Gewinner, auch gerade wegen des tollen Wetters, das wir hatten, ist Deutschland als Destination. Und im Sommer vor allem die Küste, und da die boomende Ferienregion Mecklenburg Vorpommern. Bernd Fischer als Geschäftsführer des Tourismusverbandes ist einer der erfolgreichsten Urlaubsmanager Deutschlands. Mit ihm habe ich mich unterhalten über die Herausforderungen, für eine Region gutes Marketing zu machen – aber auch über die Hintergründe, warum man der DZT nicht mehr zutraut, auch in Deutschland für das Zielgebiet Deutschland werben zu können.

Es müssen ja nicht immer die großen Attraktionen sein. Sommerzeit bedeutet Kultursaison auf dem Land. Da werden die Bretter, die die Welt bedeuten, auf allen möglichen Dorfangern für Shakespeare und Co. gezimmert und in Scheunen, auf Wiesen und vor Schlössern wird munter musiziert. Wir haben uns für das Reiseradio mal etwas Ungewöhnliches herausgepickt, was letztes Jahr übrigens Weltpremiere hatte. Ein Klassikkonzert auf einer Golf-Driving-Range, bei dem die Golfspieler Teil der Musik sind. Was da genau passiert am 11. September im Land Fleesensee, wenn das Ereignis noch einmal stattfindet, das verrät uns Daniel Bojahr der Hotelchef des Radisson Blu Schlosshotels Fleesensee.

Musik ist für viele ein Reisegrund, Kultur allgemein, und deshalb beleuchten wir stellvertretend noch ein zweites Ereignis. Dieses Mal geht es um einen Schriftsteller, Oskar Wilde, mit vor allem einem Roman. Oskar Wilde wurde in Dublingeboren. Der irische Botschafter in Berlin, Dan Mulhall, ist ein Fan von ihm. Er liest nicht nur für das Reiseradio die Schlüsselszene aus eben diesem Roman, sondern wirbt auch dafür, im Sommer auf den Spuren von Oskar Wilde durch Dublin zu wandeln.

Auch mein Lieblingsprofessor ist jetzt urlaubsreif. Aber bevor es ihn in sein Domizil auf Lanzarote zieht, werden wir uns noch unterhalten über die neue Unsitte von Hotels vor allem in Amerika und der Karibik, ähnlich wie die BilligfliegerGebühren für alle möglichen Dienstleistungen zu verlangen. Ob sich hier ein unseliger Trend etabliert?