Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Akademiker: Emirates Saftschubse?

Immer schön freundlich bleiben, das ist die Devise für die angehenden Flugbegleiter. Die Kunden von Emirates zahlen viel Geld und sind anspruchsvoll. Jetzt rekrutierte die Airline in Berlin Flugbegleiter. Und lockt mit ihrem Luxus-Image Akademiker. Doch die Auswahlkriterien der arabischen Fluggesellschaft bleiben undurchsichtig. Der Berliner Tagesspiegel beobachtet das Casting für den Job über den Wolken.

Reiseradio 138 – Marketing 1: Gay Travel lässt die Kassen klingeln / Marketing 2: Agenturen als Scouts – wie ticken die Deutschen? / Marketing 3: Graswurzel – ein Kaiserwinkl für König Gast

Das Reiseradio muss, wie viele von uns, ziemlich fassungslos gerade miterleben durch die Nachrichtenbilder, wie Erdogans islamistische AKP die Türkei wieder ins Obrigkeits-hörige Mittelalter zurückprügeln möchte. Noch, so hört man, und es hört sich schrecklich zynisch an, angesichts der erschütternden Szenen vor allem aus Istanbul, ist die Lage ruhig an den Urlauber-Küsten. Aber kann, darf, die touristische Industrie, die einen Großteil des Wohlstands erwirtschaftet in der Türkei, sich hier vornehm, neutral zurückhalten? Hauptsache, die Sonne scheint und die All Inclusive Büffets bleiben gut gefüllt? Diese Frage werden sich TUI und Co in den kommenden Wochen anhören müssen auf den Programm-Pressekonferenzen. Denn touristische Nachhaltigkeit hat schon längst nicht mehr nur etwas mit dem eingeschränkten Handtuchwechsel zu tun. Organisiertes Reisen soll auch helfen, die Lebensqualität vor Ort zu verbessern. Je höherwertiger ein Veranstalter sich da positionieren möchte, desto politischer wird er werden müssen. Vielleicht entwickelt sich doch noch ein griechischer Sommer…

Meiden Sie Menschenansammlungen, heißt es in einer Warnung des Außenministeriums für die Türkei. Suchen Sie Menschenansammlungen lautet dagegen das Motto der größten Reisewelle einer touristischen Zielgruppe, die man sich vorstellen kann, in diesen Wochen. Es geht wieder um Toleranz und Flagge zeigen – aber auch um hedonistische Partyfreude. Schwerpunkt des heutigen Reiseradios ist das Segment Gay Travel. Jetzt, wo die Tournee der Christopher Street Day Paraden weltweit schwulen Städtetourismus befeuert.

Gay Travel ist in der Mitte des organisierten Reisens angekommen. Selbst die alte Tante DERTour feiert Erfolge mit ihrem Spezialkatalog. Allein in Berlin erwartet man am kommenden Wochenende fast 100.000 zusätzliche schwul-lesbische Touristen. Durchschnittliche Ausgaben eines Gastes für diese Tage: 1.400 Euro. Da bekommen auch Verkehrsamtsdirektoren leuchtende Augen in Regionen, die mit dieser Klientel sonst eher fremdeln.

Wir berichten im Reiseradio heute über eine Studie der Stadt Wien, die ganz wirtschaftlich-pragmatisch und ohne Rücksicht auf moralinsaures Unwohlsein nicht ganz überraschend ergab, das vor allem schwule Reisende die beste Zielgruppe sind, die sich ein Stadtmarketing erträumen kann. Die Donau-Metropole hatte gerade am Samstag ihre Regenbogen-Parade, und Nikolaus Gräser von „Wien-Tourismus“ ist, wen wundert es, zufrieden.

Wir berichten – logischerweise – aus Berlin, wo nicht nur der offen schwule Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit – auch hier im Reiseradio natürlich – gleichgeschlechtlich liebende Besucher mit offenen Armen empfängt, sondern sich auch einer der größten CSDs der Welt zum Millionengeschäft über eine ganze Woche entwickelt. Hintergründe dazu von Cheforganisator Robert Kastl.

Und das Reiseradio bleibt heute beim Schwerpunkt Tourismus-Marketing. Nun mal von der anderen Seite des Schreibtisches gesehen. Es geht darum, wie Agenturen, die in Deutschland die Aufgabe haben, weltweite Ziele für deutsche Urlauber attraktiv zu machen, dem fremden Auftraggeber erst mal erklären müssen, wie die Deutschen überhaupt so ticken. Wer sich viele Werbekampagnen aus dem Ausland für den deutschen Markt so anschaut, hat das Gefühl, in fast keinem anderen Wirtschaftszweig werden so viele Werbemillionen unsinnig verbrannt, wie im Tourismus. Oft ist ein Clash of Cultures die Ursache. Das, was den Verantwortlichen gefällt, denken sie, müsste auch den Deutschen zusagen. Bei einem so geschmäcklerischen Produkt wie Urlaub kann das jedoch fatale Folgen haben. Hier kommen spezialisierte Agenturen ins Spiel, mit Sitz in Deutschland, die nicht nur als Geschmacks-Scout filtern sollen. Eine von vielen und guten ist Grafenstein in Berlin. Daniel Menzel tingelt durch die touristische Welt mit einem Vortrag nach dem Motto „Was Sie schon immer über die Deutschen wissen wollten, aber bislang sich nicht zu fragen trauten“. Mehr gleich im Gespräch.

Und zum guten Schluss machen wir gedanklich-akustisch Rast in einer Region, die auch von Marketing-Experten künstlich erfunden wurde: dem Kaiserwinkl in Tirol, direkt hinter der deutschen Grenze. Grass-Root-Marketing als schöner Kontrast zu all den theoretischen Erörterungen. Und am Ende wissen wir: das Glück liegt beim frischen Käse auf der Alm.

Berliner CSD startet mit großer Gala

Ok, es ist noch nicht der Wiener Lifeball, aber mit dem Friedrichstadt-Palast die größte Showbühne Europas. Glanzvoller Auftakt mit „Show Me!“für die Berliner CSD Woche. Und dies sind keine Damen-Darsteller, sondern Tänzerinnen einer der großten Girls-Reihen der Welt.

Reiseradio 135 – Wöhrl kritisiert Lufthansa-Sparkurs zu Lasten der Passagiere / BDL Imagefilm zum Traum vom Fliegen / TIC will Lobby-Schnellboot sein / Asisis Mauer-Panorama in Berlin

Das Reiseradio begibt sich in dieser Sendung mal ein bisschen auf Traumreise… Viele Reisen werden ja auch erst im Kopf vollkommen, in der Phantasie. Da geht es dann nicht so sehr um Destinationen, um die konkreten Ziele einer Fahrt, sondern um den Weg dahin; und wenn er „nur“ zu sich selbst führt.

Davon profitiert die Reiseindustrie natürlich im Sympathiewert, dass sie eher mit lustvollen Gefühlen verbunden ist – und nicht, dass das Unterwegs-sein immer noch als latente Gefahr gesehen wird. Als eine permanente Unsicherheit fern der geschützten Heimat. Aber es ist auch gleichzeitig ihr Fluch. Denn trotz der wirtschaftlichen Bedeutung, die viel höher ist, auch in Deutschland, als die klassische Schwerindustrie, haftet ihr der Ruf des etwas Flatterhaften, nicht so Seriösen, des nicht unbedingt Erforderlichen an. Für Politiker ist die Branche jedenfalls kein Feld, für das man sich kämpfend ins Zeug legt.

Gerade am Beispiel Flugverkehr lässt sich die Berührungsangst besonders gut festmachen. Da mag der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, der gute Ernst Burgbacher, ein noch so verständnisvoller Zuhörer sein. Sein Chef, der Wirtschaftsminister, FDP-Vorsitzender Rösler, hat ganz aktuell wieder deutlich gemacht, dass er von Tourismus und seinen Rahmenbedingungen keine Ahnung hat; sie auch gar nicht haben will. Hauptsache, seine Frau bucht verlässlich den alljährlichen Urlaub und der Steuerzahler finanziert seine Dienstreisen. Es ist unglaublich: Noch nicht mal der für den Tourismus zuständige Fachminister setzt sich mehr für die Abschaffung der Luftverkehrssteuer ein, für das Ende der Ungleichbehandlung bei der Emissionsabgabe, für konkurrenzfähige Flugpläne auf deutschen Drehkreuzen und eine Infrastruktur, die dem Reiseweltmeister Deutschland würdig wäre. Aus der Traum.

Da mag der BDL noch so sehr den Schulterschluss suchen mit Industrie und Gewerkschaften; der frühere Duft der weiten Welt riecht mittlerweile so ranzig, wie der gesamte Berliner Politkbetrieb. Vor diesem Hintergrund wirkt die neue PR-Aktion des Bundesverbands irgendwie anrührend: Ein Imagefilm über den Traum vom Fliegen, der angeblich jung hält. Und trotzdem haben wir ihn im Reiseradio als Thema. Weil zwei junge Studenten der Filmakademie Baden Württemberg versucht haben, in 1:30 zum Kern vorzudringen, warum wir alle uns trotz allem dieser Branche verschrieben und keinen anderen Beruf gewählt haben.

Vielleicht hätten Gewerkschaftsvertreter diesen Spot auch auf sich wirken lassen sollen, bevor sie – nur als Warnung wohlbemerkt – schon mal den kompletten Flugbetrieb der Lufthansa stilllegten und wegen eines Gehaltskampfes einer partiell eher überversorgten Branche zehntausende Passagiere in Geiselhaft nahmen. Nun hat man sich Mitte dieser Woche geeinigt. Angesichts der tiefroten Quartalszahlen musste der frühere Staatsbetrieb nachgeben, um die Kunden nicht noch mehr zu verärgern. Ein großer Fehler, wie Hans Rudolf Wöhrl meint. Der Unternehmer, der bei den Fluglinien einen schillernden Ruf hat als Gründer, Käufer und erfolgreicher Verkäufer von Airlines, hätte Lufthansa-Chef Franz geraten, hart zu bleiben. Dieser hätte seinen Fokus stattdessen mehr auf den Lufthansa-Passagier richten müssen, der angesichts der – auch durch solche Tarifabschlüsse – nun noch nötiger werdenden Sparmaßnahmen von Deutschlands größer Qualitätsairline immer mehr als „selbst ladendes Frachtgut“ betrachtet wird. Wöhrl rechnet ab im Reiseradio mit dem geplanten Alptraum über den Wolken.

Ja, und wie gerade schon gesagt: Lobbyismus im Tourismus ist eine undankbare Aufgabe. Zu viele Partikular-Interessen. Wahrscheinlich auch zu viele Fachverbände, die sich nur schwer zu einem veritablen Orchester formen lassen. Da ist es mutig, wenn auch vielleicht schon etwas übermütig, dass der Travel-Industry-Club sich als vernehmbares Lobby-Schnellboot neu positionieren will. Nicht mehr nur mit Champagner-Diplomatie, sondern vermehrt durch über den Dingen schwebendes Anecken und Aufrütteln. Ich sprach mit dem einzigen „Überlebenden“ des alten Vorstandes, Dirk Bremer.

Und zum Ende des „Was mit Reisen“ dürfen sie nun wirklich das Radio zu einer Gedankenreise in die Vergangenheit nutzen. Ort ist Berlin. Da steht am quirligen und nicht sehr geschmackssicheren Checkpoint Charlie Yagedar Asisis Panometer mit einem überwältigenden Blick auf die Mauer, wie sie Ende der 8oer Jahre war. Ein fotorealistisches Mammut-Gemälde, das mehr berührt, als jeder bemalte Mauerstein, den man in der ehemals geteilten Stadt noch finden kann. Ich sprach mit dem Künstler über dieses Kopfkino, das manchmal intensiver ist, als die Realität, die man bereisen kann.

Berliner Mauer als bewegendes Erinnerungs-Panorama

Ja, es gibt noch Mauerreste in Berlin, und eine Gedenkstätte. Es gibt die künstlerisch diskussionswürdige „East Side Gallery“, die nach der Wende entstand, und historisch eher zweifelhaft in ihrer Bedeutung ist. Aber kann man in Berlin, der bis 1989 geteilten Stadt, das Lebensgefühl an der Mauer noch erleben heute? „The Wall“, das Projekt des Panorama-Künstlers Yagedar Asisi am Checkpoint Charlie ist, obwohl nur eine collagierte Projektion, im Empfinden die berührendste Erinnerung an die Vor-Wende-Zeit.

Berlin – die Symphonie einer Großstadt – das Original

Berlin, die Stadt, die niemals ist und immer wird, erfindet sich auch im Selbstportrait ständig neu. Auch in der Erwartungshaltung, die ihr entgegengebracht wird von den Millionen Besuchern jedes Jahr. War es nach der Wende noch das unmittelbare Erlebnis der überwundenen Teilung und ist sind heute vor allem das Lebensgefühl, die Szene und das Nachtleben, die locken – präsentierte sich die Hauptstadt 1927 im berühmten Film von Walther Ruttmann völlig anders… Tempi passati. Vorsicht: Künstlerisch wertvoll  🙂