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Das Reiseradio war letzte Woche anlässlich eines putzigen Events unterwegs, der sich „Saisonauftakt von Bayern und Mecklenburg Vorpommern“ nennt. Wie könnte man das erklären? Fischkopf und Lederhose präsentieren sich Seite an Seite, was angesichts der unterschiedlichen Heimat-Topografie und dem damit einhergehenden Urlauber-Beuteraster gerade noch ganz gut klappt. Trotzdem blieb der journalistische Nutzwert des auf Kompatibilität mehrfach Staatskanzlei-überprüften Programms überschaubar. Aber dazu mehr später.
Die Kernveranstaltung fand übrigens im ehrwürdigen Bad Wörichshofen statt, dem Mutterort aller Kneipp’schen Anwendungen. Trotz meiner Phobie geradezu gegenüber kaltem Wasser traute ich mich, Ja!, an eine Gesichtsspülung. Was soll ich sagen? Gegenüber dem, was Ernst Bromeis, der schwimmende Held unserer letzten Sendung, auf den ersten 400 Kilometern seiner Rhein-Expedition ertragen musste, war diese Minuten-kurze eiskalte Wellnessdusche ein Fliegenpippi im Ozean. Mir hat es trotz der unbestritten belebenden Wirkung gereicht. Und deshalb nochmals Respekt vor der Leistung des Extremsportlers. Selbst wenn das Blaue Wunder wegen des zwischenzeitlich blau gefrorenen Schwimmers abgebrochen werden musste.
Für Schweiz Tourismus ist das natürlich suboptimal gelaufen, weil so die Festivitäten im wichtigsten Markt Deutschland buchstäblich ins Wasser fielen. Und trotzdem wird jeder begriffen haben, dass man in der Schweiz nicht nur Bergwandern kann, sondern ebenso seine müden Füße in etlichen Gewässern wieder – sagen wir es mal freundlich – erfrischt bekommt. Als Trostpreis gibt es deshalb diese Woche auf der Website des Reiseradios den seit langem witzigsten touristischen Werbespot einer Nation: nämlich dem zum Wasserland Schweiz vor dem Sommer. Und als Berliner muss ich für abgesagte Feierlichkeiten momentan eh zwangsläufig mehr als Verständnis haben..
Zurück zum Saisonauftakt: Klammerthema der beiden Feriendestinationen war die Gesundheit. Also all das, was etwas oberhalb von Wellness angesiedelt ist. Ein gerade hochaktueller Komplex, auch medial befeuert. Auszeiten vom Alltag, bewusste Vorsorge aus Eigenverantwortung und aus eigener Tasche. Bayern und Mecklenburg Vorpommern nähern sich diesem Trend von ganz gegensätzlichen Seiten. Im Süden hat man eine extrem hohe Dichte von alt-ehrwürdigen, etwas verschnarchten, Bädern, die nach aktueller Verwendung dürsten. Da geht es also für den Tourismus eher darum, neuen Wein in alte Schläuche zu füllen und Kurorte zu reanimieren. An der Küste dagegen ist alles, was unterhalb einer ärztlichen Kur rangiert, noch Urlaubsneuland. Da gilt es, aus dem nicht selten anzutreffendem Wellness-Schnickschnack qualifizierte, wirksame Anwendungen zu basteln, die auch noch Spaß machen. Ich habe die beiden Tourismus-Geschäftsführer Jens Huwald aus Bayern und Bernd Fischer aus Mecklenburg Vorpommern zu einem kleinen Streitgespräch vor das Mikro geladen. Dickschiffe auf liebevollem Kollisionskurs.
Für die Pirouetten auf politischer Bühne waren vorher die Staatssekretäre verantwortlich. Katja Hessel im Zeichen des Löwen, Stefan Rudolf im Namen der Robbe. Nun liegt es in der Natur der Sache, dass die Politik eh alles schön findet im eigenen Land, aber wer genau hinhört, vernimmt in den beiden Interviews mit dem Reiseradio auch durchaus viele selbstkritische Zwischentöne. Denn nötige Qualifikation und schlechte Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verlangen nach politischen Rahmenbedingungen, die sich eben nicht so leicht erfüllen lassen mit Gute-Laune-Botschaften auf feierlichen Anlässen.
Einen feierlichen Anlass gab es sehr wohl beim Saisonauftakt in Bad Wörichshofen: die Verleihung des Bayerischen Innovationspreises für touristische Ideen, die sich von der Masse abheben. Wie man so hören konnte, war es für die Jury nicht gerade leicht, aus dem, was die Einreicher Ihnen an Urlaubsknallern vorlegten, das wirklich Zukunftsweisende herauszuschnüffeln… und der Preisträger ernte erst einmal ein verwundertes Raunen… Aber je länger man sich mit dem kleinen Projekt „Kulinarische Filmtage in Bad Feilnbach“ auseinandersetzt, umso mehr merkt man das Potenzial für künftige Vernetzungen auf der Grassroot-Ebene.
Der zweite Teil des Saisonauftaktes zog mich dann noch ganz in den Nordosten, auf die Insel Usedom. Dort sind gerade die Handwerker im Auftrage des ZDF dabei, die große Wasserbühne für die Sendungen zur Fußball-Europameisterschaft direkt neben die Seebrücke im Kaiserbad Heringsdorf zu zimmern. Wenn alles gut geht, und das Wetter wieder ein Fußball-Sommermärchen begleitet, dann werden die Insulaner TV-Bilder für Deutschland produzieren, die Marketing-Gold wert sind. Auch ein Weg, den Tourismus-Regionen immer stärker gehen müssen, um mit dem Angebot noch ins Wohnzimmer der Konsumenten zu dringen. Bloss: gar nicht auszudenken, wenn es im Juni regnen sollte und vor jeder abgesoffenenen ZDF-EM-Bühne der Werbetrailer von der Sonneninsel Usedom läuft. Aber daran denken wir nicht. Touristiker sind schließlich qua Profession Optimisten
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Das Reiseradio sendet aus dem Wallis, von einem sehr archaischen Spektakel. Jetzt am Sonntag wird hier in Aproz nämlich die Königin der Kühe gekrönt. Aber das ist nicht etwa die eidgenössische Ausgabe der Schlampen-Show von Heidi Klum. Die Bauern küren nicht the next super-cow wegen ihrer verführerischen Wimpern oder dem glänzenden Fell. Hier geht es krachend zur Sache, wenn die Eringer Kühe mit Karacho die Köpfe gegeneinander rumsen lassen. Eine Art von Kuhkampf, der in der Regel sehr Touristen-verträglich ist – weswegen es auch viele kleine Showveranstaltungen in den nächsten Wochen anlässlich der Almauftriebe gibt. Und eben hier den Destinations-Geheim-Tipp im Reiseradio.
König Ludwig II von Bayern, der Kini, erfuhr vor genau 125 Jahren im leider tragischen Selbstversuch, dass es unbedingt besser ist, sofort Schwimmbewegungen zu machen, wenn man ins tiefere Wasser geht. So, wie es heute noch fürsorglich in den Dienstanweisungen für deutsche Rekruten steht. Sein jähes Dahinscheiden, das bis heute munter kriminelle Theorien befördert, ist der Jubiläumsansatz für eine bemerkenswerte Landes-Ausstellung im Schloss Herrenchiemsee, dem bayerischen Versailles. Götterdämmerung. Allein schon der Name. Ab dem 14. Mai erfahren Besucher alles, was sie schon immer über den berühmtesten König der Deutschen wissen wollten. Das Reiseradio hatte natürlich schon vorher Zugang zu den royalen Geheimnissen.
Es sollen schon Ehen fast zerbrochen sein, weil des Beifahrers – geschlechtsneutral gesprochen – kundiges Kartenlesen während einer Autofahrt in die absolute Irre führte. Es gibt Szenen, wie die des HB-Männchens, dass Menschen in die Luft gingen, weil sich ihre riesige Karte partout nicht mehr in den kunstvoll-kleinen Ausgangszustand zurückfalten ließ. Und doch hat Dr. Volkmar Mair mit Karten sein Geld gemacht und den Grundstein für einen der bedeutendsten Verlage für Reiseführer gelegt. Und ich gehe jede Wette ein, dass jeder Hörer mindestens ein Exemplar seiner Bändchen bei sich zu Hause hat. Jetzt wurde Dr. Mair 80. Das Unternehmen wird längst von seiner Tochter geführt, und er kann sich wieder seinem liebsten Hobby, dem Wandern, widmen. Freuen Sie sich auf das Gespräch mit dem Doyen der Reiseführer-Verleger.
Heute würde man der Reise-Sendung beim NDR vielleicht nicht mehr diesen Titel geben: „Zwischen Hamburg und Haiti“. Dafür ist der westlich der Dominikanischen Republik gelegenen Staat zu wenig touristisch –aus den bekannten, traurigen Gründen. Aber inhaltlich ist die Mutter aller Reisesendungen im deutschen Radio munter wie nie zuvor. Und qualitativ ist sie überwiegend ohne Fehl und Tadel – was alleine schon dadurch bewiesen ist, dass sie bei den Columbus Awards der VDRJ jedes Jahr Preise abräumt, wie kein anderer.
60 Jahre produzieren die Macher des NDR jetzt schon akustisches Reise-Kino für den Kopf. Über das Konzept des hochwertigen Journalismus sprach ich mit dem Redaktionsleiter Wolfgang Heinemann.
Auf Karl müssen wir heute verzichten. Der dürfte jetzt gerade nach dem Halbmarathon in Berlin seine Blasen pflegen, bevor er in einen komatösen Schlaf fällt. Aber ich denke, wir haben trotzdem wieder interessante Dinge zusammengetragen, die alle was mit Reisen zu tun haben. Schön, dass sie mit von der Partie sind.