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Reiseradio 112 – L’Tur: von der Resterampe zum dynamischen Paketierer / Ganz viel Gefühl: Österreich wirbt mit Glücksmomenten / Fettnäppchen-Wetthüpfen: Studienkreis mit Benimmregeln fürs Reisen

Ein unfreiwilliges Selbst-Zitat zu Beginn dieser Sendung. Bereits kurz vor der ITB war ich in einer ähnlichen Situation für ein bittersüßes Bonmot: „Es ist nur ein kleiner Schnitt für den Chirurgen, aber ein großer Schritt für einen Reisejournalisten, der es gewohnt ist, in der Welt herumzulaufen…“ Es ist nach wie vor die Bagatell-Fußwunde, die ich mir bei einer beruflichen Wandertour in der gänzlich unschuldigen Schweiz zugezogen hatte, und die nach erfolgreicher Ignoranz über Monate hinweg im Februar dann doch den ersten chirurgischen Eingriff erforderte. Manche von Euch werden sich noch an den formschönen, so genannten Druckentlastungsschuh erinnern, mit dem ich durch die Berliner Messehallen humpelte. Man darf sich doch von so was nicht unterkriegen lassen…

Kleiner Tipp bei aller professioneller Reiselust: Seid nicht so dumm wie ich. Gestern die kleine, aber durchaus schockierende Neuigkeit: irgendwelche gefräßige Bakterien haben in den Monaten der zweiten Ignoranz – Pflaster drauf, und gut – anscheinend die Lust an meinen Knochen entdeckt. Morgen komme ich wieder unters Messer. Unter Umständen, wenn ich danach noch zum Sarkasmus fähig bin, habe ich dann vielleicht einen oder mehrere Zehen weniger, aber eine Tapferkeitsauszeichnung für Reisejournalisten mehr. So, wie die Polarforscher mit ihren abgefrorenen Gliedmaßen…

Egal, wie hauchdünn nun die Salamitechnik auch hoffentlich wird, die nächsten Wochen wird mein touristischer Kosmos sich wahrscheinlich auf ein bedingt inspirierendes Krankenhauszimmer beschränken. Warum ich, etwas ungewöhnlich, dieses offene medizinische Bulletin an den Anfang der Sendung stelle?: diese Ausgabe Nummer 112 – skurrilerweise die Notrufnummer – wird einige Zeit keine Nachfolgesendung haben. Ich bitte da um Verständnis. Aber es geht weiter. Keine Frage. Damit keiner erschrocken glaubt, das schöne Projekt des Reiseradios wäre etwa endgültig zu Ende. Mitnichten. Wie Paulchen Panther: es ist nicht das Ende aller Tage. Ich komme wieder. Keine Frage.

So, genug des Vorgeplänkels. Heute, aus aktuellem Anlass noch drei Gespräche, die nicht in die Warteschleifen-Umlaufbahn geschickt werden sollten. Ich habe mich in Baden-Baden mit Markus Orth getroffen, Mr. L’Tur. Vor Jahren hätte man noch eine einfache Gleichung gehabt: Shit-Wetter bedeutet Bomben-Last-Minute. So einfach ist die touristische Welt heute nicht mehr. Irgendwelche nicht verkaufte, fertig konfektionierte Pakete von Veranstaltern rest zu verramschen, ist in Zeiten von dynamischer Produktion schon längst nicht mehr das Erfolgsrezept von Anbietern wie L’Tur und Co. Heute werden zunehmend selbst Komponenten zusammengemixt und in den Preisvergleich geschickt. Dann ist man entweder Veranstalter oder eben nur Vermittler für günstigere Paketierer. Mit dem neuen virtuellen Haus-Veranstalter hlx, der mittlerweile ziemlich intelligent Reise-Typen und Wünsche zu Angeboten zusammenklöppelt, haben die Baden-Badener auch endlich Tritt gefasst. Kein Wunder, dass sie auf Leipzig sauer sind. Am vernichtenden medialen Urteil „Abzockfalle“ und seiner Verunsicherung beim Verbraucher knabbert mittlerweile die gesamte Internet-Reisebranche.

In gewisser Weise virtuell ist auch das Betätigungsfeld von Petra Stolba. Die Chefin der Österreich-Werbung arbeitet nämlich mit immateriellen Werten, um Urlauber in die Alpen-Republik zu locken. Die ganz großen Gefühle kann man aber nur schlecht anfassen oder in Bilder übersetzen. Glücksmomente als Leitmotiv für eine ganze Kampagne zu wählen, ist deshalb anspruchsvoll – um nicht zu sagen, verwegen. Wie Österreich bei ebenfalls nur bedingtem Sommer-Sonnenschein in unsere Urlaubsseelen möchte, das verrät die nationale Tourismus-Verführerin Petra Stolba gleich im Reiseradio.

Fremde Länder, fremde Sitten. Das kann im Urlaub ein böses Erwachen geben – oder auch eine blutige Nase. Innerhalb kürzester Zeit ist man heute mit dem Flieger in den exotischsten Umgebungen. Nicht wenige haben aber nach wie vor Deutschland im Gedanken-Gepäck. Mag sich die Kulisse auch ändern – Mir san mir. Das kann wunderbar unfreiwillig komische, kabarettistische Situationen ergeben, aber auch echte Verwerfungen verursachen. Der Studienkreis für Tourismus, der am liebsten möchte, dass alle Deutschen verantwortlich und völkerverständigend reisen, nimmt sich in seinen Sympathiemagazinen deshalb jetzt zunehmend das Fettnäpfchen-Weithüpfen zur Brust. Klaus Betz plaudert bei uns gleich vergnügt aus dem Nähkästchen des Urlauber-Gruselns.

Reiseradio 088 – Rosa Reisen – DERTour bringt einen eigenen Katalog für Gay Travel auf den Markt / Lasset die Kranken zu uns kommen: Medizintourismus als Boom / Spa und Wellness gut: Deutsche fahren gern ins Ausland

Schlimmes Wochenende für die Kreuzfahrt. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch mehr Fragen als Antworten. Aber es scheint sich immer mehr zu verdichten, dass der festgenommene Kapitän wahrscheinlich galant gegenüber den Bewohnern der Insel Giglio sein wollte und näher als geboten entlang der Küste fuhr, um mit Schiffshorn bella figura zu machen. Nun ist das Gegenteil der Fall: der Kreuzfahrtriese ist Schrott, es gibt Tote und tausende Verunsicherte, ob eine Cruise tatsächlich so harmlos ist, wie Busfahren auf dem Wasser. Costa,

Tochter des weltgrößten Vergnügungsdampfer-Konzerns  Carnival aus Miami, ist die Mutter der AIDA. Und man kann nur hoffen, dass die Italiener sich völlig raushalten aus der Operation. Denn das, was die vielen betroffenen Passagiere angsterfüllt in die Kameras erzählen, zeugt von Chaos pur in der Notfallbewältigung. Jeder, der schon mal auf der AIDA unterwegs war, weiß, wie überpenibel die Sicherheitsübung am ersten Seetag durchgezogen wird. Eben nicht nur als Termin für etwas dämliche Bilder für den Bordfotografen, sondern mit Druck. Das können die berichten, die als teuer zahlende Passagiere bei fauler Abwesenheit ihre deutliche Standpauke bekamen beim Staff-Captain.

Es ist auch schwer vorstellbar, dass die Nautiker der AIDAs in felsenverseuchten Küstengewässern Kapriolen fahren. Und dass die Offiziere schnell von Bord gehen, um ihre schmucken Uniformen nicht nass zu machen, so, wie es sich jetzt verdichtet, treibt einem die Zornesröte ins Gesicht.

Es ist ein schreckliches Unglück, das die Nachrichten des Wochenendes beherrschte. Selbst, wenn zum großen Glück im Unglück nur verhältnismäßig wenig Tote zu beklagen sind. Die Kreuzfahrtindustrie mit ihrer überwiegend älteren, sicherheits-suchenden Klientel wird es zu spüren bekommen.

Unser Topthema kümmert sich heute aber um eine ganz andere Gästegruppe. Ja, sie geht auch auf Kreuzfahrtschiffe. Vor allem, wenn eine ganz spezielle Tour versprochen wird: eine Woche Remmidemmi und Spaß mit tausenden Schwulen an Bord. Gay Travel, in Amerika längst ein Riesenmarkt mit speziellen Wochenenden bei Disney oder Badeferien im Club Med, mit Katalogen, die vom Starfotografen Bruce Webber in Szene gesetzt werden, und ohne jegliche Berührungsängste. Innerhalb der schwulen Community sprechen die Veranstalter vor allem die hedonistischen Partypeople an. Kein Wunder bei den wenigen Urlaubstagen der Amerikaner, die optimalen Spaß garantieren sollen.

In Deutschland ist das immer noch ein Nischenmarkt für kleine Spezialveranstalter und vor allem über das Web. In diesem Forellenteich möchte DERTour der Hecht sein. Seit dieser Woche gibt es einen eigenen Katalog Gay Travel – und ich sprach mit dem Macher Dietmar Malcherek, welches Fremdeln es vielleicht im Haus gab.

Eigentlich haben wir zwei Topthemen heute: denn ausführlich beschäftigen wir uns auch mit dem Gesundheitstourismus. Der liegt nicht im Verantwortungsbereich von Daniel Bahr. Denn es geht zunächst einmal um ausländische Gäste, die extra nach Deutschland kommen, weil wir so ein exzellentes medizinisches System haben. Über diese Privatpatienten freuen sich natürlich der Chefarzt und die Klinik, aber ebenso die Hotellerie und der Handel. Denn viele der Gäste kommen mit Familie. Und die will etwas erleben. Gerade boomt der Gesundheitstourismus in Berlin. Der oberste Tourismus-Werber Burkhard Kieker erklärt, warum.

Berlin ist natürlich nicht alleine auf dem Markt. Mitnichten. Gesundheitstourismus ist ein wichtiger Cluster, wie es heute heißt, bei den Werbemaßnahmen der DZT für ganz Deutschland. Mit durchschlagendem Erfolg, weil diese Deutschland-Gäste nicht nur finanziell potent sind, sondern auch in der Regel mindestens 14 Tage bleiben. Petra Hedorfer, oberste DZT-Werberin, hat die Zahlen für uns.

Dr. Sigrun Lang dagegen, die Präsidentin des Europäischen Heilbäderverbandes, sieht dagegen noch einen zweiten Trend. Deutsche, die über die Grenzen fahren, um sich dort vor allem günstiger behandeln zu lassen. Wobei wir als hochmedizinisch geschätztes Land eine einigermaßen skurrile Situation haben, die nicht nur Sozialdemokraten verunsichern dürfte: die Deutschen gehen über die Grenze für Kur und medizinische Behandlung, weil sie es sich sonst nicht leisten könnten, die Ausländer kommen zu uns…


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Spa, Wellness, Kur – es lockt die Deutschen ins Ausland

Direktlink zum Gespräch mit Dr. Sigrun Lang