Touristik Talk

Wasmitreisen - Das erste Reiseradio für Profis im Internet

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 118 – Erstes grosses Radiointerview von TUI Chef Christian Clemens / Die neuen sieben Reisewelten der TUI / Willi Verhuven und das hybride Alltours / Atlantis Dubai: der teuerste Tauchgang der Welt

Das Reiseradio ist mit vielen Eindrücken zurück nach einer weiteren Woche Programm-Pressekonferenzen. Höhepunkte in dieser Sendung: Firmenchef Willi Verhuven von Alltours und Christian Clemens, der neue Topmanager bei TUI Deutschland, geben ausführliche Interviews. Damit kann das Reiseradio in dieser Ausgabe von „Was mit Reisen“ seine Stärke voll ausspielen: Im Originalton können schließlich nur die wenigsten aus der Branche den Big Bossen zuhören. Vor allem bei Christian Clemens, dem Neuimport aus Schweden, werden die Touristiker dankbar sein, seine Visionen für die alte Tante TUI endlich mal aus erster Hand zu erfahren: nicht zusammengekürzt in Print-Interviews, sondern in erstaunlich flüssigem und sympathischem  Deutsch direkt aus seinem Mund. Und auch Willi Verhuven, dem sein knorriger Ruf nicht nur als Managerschreck vorauseilt, erweist sich beim ausführlichen Gespräch auf einmal als witziger, nachdenklicher Mover und Shaker.

Höhepunkt diese Woche war natürlich der erste Auftritt von Christian Clemens vor ca. 80 Journalisten – und erstmals auch Bloggern – in Dubai. Nach 12 Jahren Dr. Volker Böttcher gab es eine gewisse Premierenspannung, denn bisher konnte man ja nur mediale Bruchstücke über die neue Nummer Eins der deutschen TUI erfahren. Würde er Deutsch sprechen, obwohl er es gerade erst lernt? Was für ein Typ Manager ist er? Der, vor dem die Reisebüros zittern müssten, wie unter der Hand von Interessensvertretern kolportiert wurde? Oder der nette Onkel Christian aus dem Ikea-Land, der mit Motivations-Elan den manchmal etwas Behörden-haften Marktführer aufmischen möchte? Sie dürfen gespannt sein, auf das große Reiseradio-Interview gleich am Anfang der Sendung.

Inhaltlich bot die TUI in Dubai keine neue Sensation mehr. Das Topthema wurde nämlich aus Anzeigen-Gründen schon vor der Pressekonferenz in den Fachmedien publiziert: eine neue Struktur für die exklusiven Angebote aus Hannover. Man nennt es Reisewelten, und es hört sich nach viel tiefenpsycholgischer Vorarbeit an. Im Kern dreht sich der gar nicht mal so neue Beratungs-Ansatz nun um soziale Cluster und Vorlieben der Urlauber. Erst werden die Wünsche definiert, und dann soll man wie aus Wunderhand perfekt in eine der sieben Reisewelten passen – und idealtypisch auch in einem der zugeordneten Konzepthotels sein Ferienglück finden. Ob und wie das passiert, darüber unterhalte ich mich gleich mit Dr. Oliver Dörschuck, dem TUI-Cheftouristiker.

Mit solchen feinziselierten Überlegungen, wie denen aus Hannover, kann Willi Verhuven für sein Alltours-Reich naturgemäß weniger anfangen. Und trotzdem fährt er mit seiner Wadenbeißer-Strategie gegen die Großen äußerst erfolgreich und hat sich einen erklecklichen Marktanteil bei den Veranstalterreisen sichern können. Alltours und Bye Bye bedienen eher den preissensiblen Markt. Da ist immer noch die Kalkulation das Maß aller Dinge – und natürlich ein ordentliches Produkt, das sein angespartes Geld wert ist. Neuestes Kind im Programm: das, was man früher mal „Autoreisen“ genannt hätte; jetzt aber „Mitteleuropa mit individueller Anreise“ heißt. Denn auch im Günstig-Segment wird Flexibilität immer mehr verlangt. Genau wie bei der klassischen Flugpauschalreise in die Sonne. Wo andere ixxen, nennt Verhuven es Hybrid. Was dahinter steckt bei Bye Bye, das verrät er uns auch gleich im Gespräch.

Ein bisschen Zeit blieb auch noch in Dubai für Entdeckungen. Ich habe für Sie einmal den teuersten Tauchgang der Welt ausprobiert: den ultimate dive im Fantasie-Hotelresort Atlantis auf der Palme. Dahinter verbirgt sich ein Abtauchen in dem legendären Aquarium namens Ambassador Lagoon, das ja das Herzstück ist der märchenhaften Unterwasserwelt des Themenhotels. Auf etwa 12 Meter Tiefe ist man umgeben von tausenden von Fischen und Hunderten Haien und großen Rochen. Fütterung inbegriffen. Die Hand ist zum Glück noch dran und konnte hinterher gut das Mikrophon halten hinterher für ein interessantes Gespräch mit dem Herrn der Atlantis-Unterwasserwelt, Robert Bennett.

Ein Fisch kommt selten allein

Der Moderator auf 10 Meter Tiefe inmitten von 10 Millionen Liter Wasser – Haie und Rochen inklusive. Der „ultimate dive“ in der Ambassador Lagune des Hotels Atlantis in Dubai. Beide Unterwasserfotos (c) Manuela Kirschner

Ein Haifisch, der hat Zähne…

Ein bisschen schaut es aus, wie aus einem Roman von Jules Verne: Spazieren unter Wasser mit Panoramablick. Das Haibecken im Atlantis-Hotel in Dubai – da, wo auch die Superrutscher (allerdings in einer Plexiröhre) durchflitzen – konnte ich (links) auch hautnah kennenlernen…

Reiseradio 061 – Zurück ins Übermorgen: Dubai brummt mal wieder / Mit dem Baedeker auf den Spuren Erneuerbarer Energien: neuer Deutschland-Führer / Mit dem Solarmobil einmal um die Welt: Louis Palmer begeistert

Das Reiseradio ist etwas ermattet. Über 40 Grad heute im Schatten, den es hier eh kaum gibt. Wir sind gerade in Dubai. Und bevor Sie jetzt als Touristiker kurz aufschrecken: nein, Sie haben keinen Termin für wieder mal einen neuen Superlativ am Golf verpasst. Es war eher so eine spontane Idee, jetzt, wo Air Berlin nonstop aus Berlin fliegt, und man schon nach etwa 6 Stunden im Wonderland von Scheich Al Maktum landet. Rundherum im Nahen und Mittleren Osten brodelt es – mit katastrophalen wirtschaftlichen Folgen gerade auch in den Länden, bei denen der Tourismus das Einkommen sichert – und Dubai ist wieder mal dabei, nach der Wirtschaftskrise den Phönix aus der Asche zu performen. Trotz Nebensaison. Es brummt hier, Hotels nahezu ausgebucht, und der alte Spruch gilt umso mehr: Dubai ist für Deutschland im Winterhalbjahr die naheste sichere und Sonnensichere Destination. Auch für Familien. Und deshalb gleich ein Gespräch mit dem Manager Kyp Charalambous. Er arbeitet im – immer noch – Signatur-Hotel des Golfstaats: im Atlantis-Komplex auf der Jumeirah Palme.

Wenn man in der so genannten Altstadt von Dubai das historische Museum besucht, dann mag man es angesichts des Overkills an Wolkenkratzern kaum glauben, dass noch vor 50 Jahren neben den Beduinenzelten nur ein paar ziemlich schäbige Fischerhütten am Creek standen. Damals hätte noch niemand auch nur im entferntesten gedacht, dass sich an gleicher Stelle einmal die modernste Metropole des Mittleren Ostens ausbreiten würde. Städtebaulich gesehen, wahrscheinlich sogar eine der modernsten Metropolen der Welt. Und wenn es damals schon die CBI des Niederländischen Außenministeriums gegeben hätte – eine Art Task Force mit Experten, die Entwicklungsländern Tipps und Hilfe geben, wie sie ihr Land bei uns in Europa optimal präsentieren und vermarkten können – dann wäre es zumindest denkbar gewesen, dass ein Mann, so, wie Wolfgang Coym, sich in eines der Beduinenzelte gehockt hätte, um den Scheichs Nachhilfe-Unterricht zu geben, wie man das Land präsentieren sollte, um touristisch wie aus 1001 Nacht zu wirken. Es hat, der Petrodollars sei Dank, auch so geklappt. Und Wolfgang Coym sitzt weiter nicht bei Scheichs, sondern armen Schluckern. Sie wollen alle ein Stückchen abhaben vom touristischen Kuchen, wissen aber nicht wie. Im Reiseradio erzählt der Urlaubsberater, worauf es ankommt.

Es ist schon Ironie, dass ausgerechnet ein Land wie die Vereinigten Arabischen Emirate, das geradezu prädestiniert wäre für die erneuerbare Sonnenenergie, auf einem riesigen Erdöl-See sitzt und deshalb für das Energie-Sparen in der Regel nur ein leichtes Lächeln übrig hat. Ja, es gab hier auch mal einen Preis für „Grünen Tourismus“, aber eine Zweitauflage befindet sich mangels Masse erst mal in der Warteschleife. Und so werden in der Wüste weiter die offenen Wartehäuschen der Bushaltestellen gekühlt, die riesigen Golfplätze besprenkelt, und die Fontänen und Pools der Wasserparks und Hotelresorts gaukeln paradiesische Oasen-Wollust vor.

Wenn also Martin Frey, ein Journalisten-Kollege mit Fachgebiet „Erneuerbare Energien“ den Auftrag bekommen hätte, einen Reiseführer zu schreiben für Touren zu den interessantesten Energieprojekten am Golf, dann wäre wahrscheinlich nur eine hauchdünne Broschüre herausgekommen. Aber er durfte sich am Musterland Deutschland austoben – für einen neuen Baedeker, der an Stelle von Kirchen, Klöstern und Kodak-Moments Solaranlagen, Windparks und Wärmepumpen-Attraktionen auflistet. Auch eine Art von Tourismus, sich so etwas anschauen zu wollen. Martin Frey ist vom Erfolg des Bändchens überzeugt – und deshalb unterhielt ich mich mit ihm.

Und dann haben wir noch – auch irgendwie passend zum Ort Dubai – das Gespräch mit Louis Palmer, der mit seinem Solarmobil einmal um die Welt kurvte, Rolf Nöckel denkt wehmütig an seine alte mechanische Kamera, und was er mit ihr auf seinen Reisen so alles erlebte, und zusammen mit meinem Lieblingsprofessor Karl Born versuche ich wieder, die touristische Woche zu vertiefen, die einen angesichts des immer vermeldeten Buchungsbooms doch einigermaßen ratlos zurückließ, warum die Wirtschaftszahlen der meisten Veranstalter so unendlich mau sind.