Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 163 – Christian Clemens TUI-Strategie / Filmkulisse als Bayern-Werbung / Ein Kessel buntes Kärnten

Das Reiseradio muss sich immer noch ein bisschen am NPS, dem Net Promoter Score, abarbeiten. Dies ist ein Index, der aussagt, wie viele Kunden eines Unternehmens so zufrieden sind, dass sie es ihren guten Freunden weiterempfehlen würden. Wahrscheinlich ist es der wichtigste Index überhaupt; denn ohne Kundenbindung und Flüsterpropaganda gibt es kein Wachstum. Gerade im Tourismus, wo vielerorts immer noch das Denken herrscht, du musst nur laut genug den billigsten Preis herausschreien in der Werbung, dann wird schon bei dir gebucht.
Wie schön, denkt man sich da, wenn sich einer aufmacht, die guten alten Werte einer geschäftlichen Beziehung wieder mit Bedeutung aufzuladen. Dieser eine ist Christian Clemens, der CEO der TUI Deutschland, der das seit seinem Amtsantritt wie ein Mantra vor sich herträgt. Ein Schelm, wer vermutet, die TUI macht das nur, weil sie sich eh schon auf dem Spitzen NPS innerhalb der touristischen Unternehmen in Deutschland eingerichtet hat. Aber der Ansatz ist aus Verbrauchersicht natürlich nur zu begrüßen. Alle Anstrengungen, die ein Unternehmen macht, um seine Kunden oder Gäste zufrieden zu stellen, könnte man kaum kritisieren. Vielleicht sollte die TUI dem BGH wegen ihres gerade dort verlorenen Prozesses bezüglich des fast schon zum Gewohnheitsrecht mutierten Veränderns von zugesagten Flugzeiten deshalb auch lieber dankbar sein: Die obersten Richter haben ihnen quasi einen Weg gezeigt, den NPS weiter zu verbessern: bei einem Qualitätsveranstalter könnte der nun richterliche Zwang doch zu einem Markenzeichen werden, seinen Kunden nicht nur verbindliche, sondern oben drauf noch angenehme Flugzeiten zu garantieren. Als USP quasi gegenüber Billigheimern, die die Leute plötzlich und unerwartet morgens um 6 oder noch früher auf den Runway schicken… Dann klappt es auch mit der Weiterempfehlen-Rate… Über die Anstrengungen mit dem Net Promoter Score, Wachstums-Strategien, den Ausbau der differenzierten Produkte und das neue Verhältnis zum Vertrieb spreche ich in dieser Ausgabe von „Was mit Reisen“ mit Christian Clemens.
Jeder, der schon mal in Thailand mit dem Ausflugsboot durch die Phang Nga Bucht schipperte, vorbei an all den skurrilen Napfkuchen-Inseln, kennt das eigentliche Ziel der Exkursion: das Inselchen Khao Phing Kan. Es ist nett anzuschauen mit seinem vorgelagerten Nadelfelsen, keine Frage. Auch wenn der Anblick etwas getrübt wird durch die Hinterlassenschaften im smaragdgrünen Wasser, die viele tumbe Touristen hinterlassen, aber durchaus auch die nicht gerade Umwelt-sensiblen Thais selbst. Was ist nun so besonders an diesem Punkt, dass alle dort ankern müssen? Drumherum gibt es nämlich viel schönere grün-bewachsene Grottenfelsen, und man wäre fast allein. Die Antwort besteht, wie die meisten Hörer des Reiseradios wissen, aus nur drei Ziffern: 007. James Bond, aka Roger Moore hat sich hier mit dem Bösewicht 1972 gezofft. Mit dem Mann mit dem Goldenen Colt. Über 40 Jahre ist das her. Aber die Strahlkraft als touristische Attraktion ist immer noch ungebrochen. Warum ich das erzähle: Weit weg vom Geheimdienst ihrer Majestät hat jetzt auch Bayern Tourismus entdeckt, dass Filmkulissen und Drehorte wunderbare Blaupausen sind für touristisches Marketing. Und deshalb soll das Filmland Bayern ab der kommenden Saison glänzen. Da muss es auch gar nicht der Hollywood-Blockbuster sein. Die Bayern denken volksnah und in Kategorien von TV-Dramoletten. Wer nachmittags vor der Flimmerkiste nur häufig genug bayerisches Bühnenbild zu sehen bekommt, der will auch in seinen Ferien an den Originalschauplatz. Über dieses kreative Marketing, dass nachgerade genial wäre, wenn die bayerische Filmförderung dezidiert Beautyshots in den Drehbüchern der TV-Serien vorschreibt für die Zukunft, spreche ich im Reiseradio mit Jens Huwald, dem Chef von Bayern Tourismus.
Von Bayern ist es nicht mehr allzu weit nach Kärnten, südlich der Alpen. Diesen Winter mehr als gesegnet mit Schnee. Aber der nächste Sommer kommt bestimmt, und deshalb habe ich mich mit Ute Zaworka von der Kärnten Werbung getroffen. Die kam natürlich mit 100 Prospekten und 1000 Urlaubsideen. Ich hatte eine halbe Stunde Zeit zum Querlesen und vergnügtem Kopfschütteln über manche absurde Idee von Urlaubswerbern – und für Sie haben wir das jetzt noch mal als Beratungs-Essenz in wenigen Minuten zusammengefasst, warum Kärnten ganz schön sein dürfte, wenn bald wieder die sprichwörtlich südliche Sonne dort scheint.

Reiseradio 097 – Mit Willy will BER wohlig werden – neue Werbekampagne für Berlins Flughafen / Alpe-Adria-Trail – Kärntens neuer Weitwanderweg / Der langsamste Schnellzug der Welt – unterwegs im Glacier Express

Das Reiseradio ist wirklich gespannt, wie hoch die Gier am Montag bei einigen Schnäppchenjägern ist, einen Flug für 2 Euro nach London zu ergattern. Natürlich inklusive Steuern und Gebühren. Kleiner Nachteil: man muss stehen. Da die Meldung am Sonntag von Ryanair verschickt wurde, hatte sie sogar einen homöopathischen Wahrheitsgehalt. Denn einem O’Leary traut man ja mittlerweile alles zu. Und auch die Condor wusste zu amüsieren mit ihrer Ankündigung von Raucherflügen unter anderem nach Kuba. Leider war nicht zu erfahren, ob es  zumindest in der Comfort Class dann auch edlen 12jährigen Rum und handgerollte Havannas gibt, oder ob man sich gleich umtauft in Schmidt-Airways… Es damit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung nachmacht, die auf Seite 1 als Aufmacher vermeldete, die Milchstrasse werde in Schmidt-Straße umbenannt.

Kein Aprilscherz ist, dass es in etwas mehr als 60 Tagen nur noch einen einzigen Flughafen in Berlin gibt. In der Hauptstadt ist das wegen Fluglärm, Taxipreisen und Aufgabe liebgewonnener Gewohnheiten immer noch eine hochemotionale Angelegenheit. Und man muss kein Pessimist sein, um zu erkennen: von Liebe noch keine Spur. Das soll sich jetzt ändern. Willy wird’s richten. Der gerade in Berlin verehrte Altbundeskanzler und Namensgeber des neuen Airports wird massiv als Werbeikone nun für die den 3-Letter-Code BER werben. Janz viel Jefühl aus der historischen Mottenkiste. Das gibt schon zu denken, dass der angeblich so supertolle neue Airport nicht für sich selbst werblich überzeugen kann in der Gegenwart. Anlässlich der Vorstellung der Kampagne sprach ich mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit und dem Airport-Chef Dr. Rainer Schwarz.

Der Frühling kommt massiv, trotz kurzer Hagelschauer in Berlin am Wochenende, und spätestens Ostern wird in den Familien wieder zwangsmarschiert. Bei politische Bewegten sowieso, und alpine Lustwanderer können es kaum erwarten, dass der Schnee endlich verschwindet aus den Bergen. Da sind sie allerdings noch in Konfliktstellung mit den Schneehasen der Osterferien. Anyway: dieses Jahr gibt es für diejenigen, die Wandern nicht mit Spazierengehen verwechseln, eine neue Route in Kärnten, die sich eher an die Ausdauernden richtet: den Alpe-Adria-Trail. Vom Großglockner bis nach Triest. Schlappe 690 Kilometer für 38 Etappen, bis die Sohlen qualmen. Für einen fußkranken Flachländler wie mich hört sich das erst mal nach begrenztem Vergnügen an, aber im Gespräch mit dem Kärntner Bergführer Toni Sauper werden auch die schönen Momente hörbar.

Wer Berge nicht unbedingt zu Fuß erleben muss, aber sich trotzdem nicht sattsehen kann an Panavisions-Panoramen, der nimmt vielleicht besser den Zug. Und wenn Berge und Zug in einem Satz vorkommen, dann gehört auch die Schweiz dazu. Ihr berühmtester Zug ist der Glacier-Express zwischen Zermatt und St Moritz – oder anders herum. Er hat sich weltweilt als absoluter Marketing-Mythos auf Rädern entwickelt, mutet manchmal an, wie die Tokioter U-Bahn, sieht kaum noch einen Gletscher, ist aber trotzdem eine der schönsten Panorama-Bahnreisen, die man unternehmen kann. Ich bin unterwegs mit diesem langsamsten Schnellzug der Welt, und mit mir reist Peider Härtli von der Rhätischen Bahn.

Kärntner Start: 38 Tage Wandern durch den „Garten Eden“

Nur wenige werden vielleicht die Ausdauer haben, alle 38 Tagesetappen des neuen Alpe-Adria-Trails zu erlaufen. Aber zumindest virtuell kann man sich jetzt schon inspirieren lassen, was die 690 Kilometer vom Großglockner bis nach Triest so alles bieten